Die Sahelzone ist die in Afrika liegende, recht breite und sehr langgestreckte semiaride Übergangszone vom eigentlichen, sich nördlich anschließenden Wüstengebiet der Sahara bis zur Trocken- bzw. Feuchtsavanne im Süden.
12 Staaten gehören zur Sahelzone, und viele dieser Staaten zählen zu den ärmsten der Erde. Nigerias Norden wird ebenfalls zum Sahel gezählt; in letzter Zeit dehnt sich dieser Bereich kontinuierlich südwärts aus (Desertifikation). In diesem Gebiet gibt es in Abständen von meist nur wenigen Jahren schwerwiegende Dürren mit katastrophalen Folgen und Hungersnöten. Südlich dieses Gürtels schließt sich hauptsächlich die Feuchtsavanne an, die wiederum weiter südlich in den Tropischen Regenwald übergeht.
Die wesentlichen Ursachen der Desertifikation beruhen auf menschlichen Handlungen, die Desertifikation ist also anthropogen bedingt. Neben der Überweidung und der unangepaßten ackerbaulichen Nutzung ist in Nigeria die Entwaldung als wichtigster Grund für die fortschreitende Wüstenbildung zu nennen, begleitet von einer stetigen Bevölkerungszunahme. Die Abholzung der Wälder führt zur verstärkten Ausdehnung der Wüsten, diese vernichten das Weideland mit dem fatalen Ergebnis insgesamt, dass das Wasser knapp wird. Diese Lebensumstände (fehlendes Weideland, Holzmangel und Wasserknappheit) sind der Grund für eine Völkerwanderung vom Norden in den Süden über die Landesgrenzen zwischen Niger und Nigeria hinweg.
Nachdem der Norden Nigerias inzwischen als nahezu baumfrei bezeichnet werden kann, findet die Abholzung in den südlich gelegenen Regenwäldern statt mit dem Ergebnis, dass permanent mit Holz beladene Lastwagenkolonnen Tag und Nacht in den Norden fahren, um dort die Bevölkerung mit dem wichtigsten Brennmaterial zu versorgen. Entlang der Straßen - besonders in den Städten - türmen sich Berge von Holz, doch fällt es den Bewohnern immer schwerer, bei Brennstoffkosten von 3-4 € pro Tag eine Tagesration zu erwerben, denn oftmals kostet das Brennmaterial mehr als das, was im Topf zubereitet wird.
Der Referent hat vor ca. zwei Jahren in Anbetracht der desolaten Situation in seiner Heimat einen Solarkocher als Bausatz in sein Dorf mitgebracht und zusammen mit interessierten Dorfbewohnern zusammenmontiert. Die anschließende Demonstration, dass ohne äußere Zufuhr von Strom oder Wärme sich der Brei im Topf innerhalb kurzer Zeit erwärmt, wurde anfangs als Zauber gedeutet, später dann nach weiteren Erklärungen waren die Zuschauer begeistert. Inzwischen sind die eigenen Familien sowie die Schule und der Kindergarten im Dorf mit insgesamt 10 Solarkochern, die bei jedem Besuch einzeln mitgebracht wurden, ausgestattet und der Bedarf kann auf diese Weise nicht mehr befriedigt werden.
Nach Ausführung des Vortragenden besteht in Nigeria ein riesiger Bedarf und somit ein großer Markt für Solarkocher. Die Umstände hierfür sind z.T. günstig, da die Familien tagsüber das Mittagessen zubereiten, denn die Kinder nach dem Schulbesuch sind zu versorgen als auch die Männer, die am späten Nachmittag eine warme Mahlzeit erwarten. Die Brennstoffkosten sind mit täglich 3-5 € von vielen Familien kaum noch aufzubringen, und wenn das feuchte Holz noch durch zusätzliche Starthilfen wie Benzin- oder Dieselbeigaben angefacht werden muss entstehen weitere Kosten. Zudem ist das Geschäft des Feuermachens äußerst mühsam, denn trotz des hohen Preises erwirbt der Käufer kein über zwei Jahre getrocknetes Brennholz. Vielmehr mühen sich die Frauen oft über ¼ Std. und mehr in gebückter Haltung mit einem Baby auf dem Rücken das feuchte Holz durch ständiges Anpusten zum Brennen zu bekommen mit dem Ergebnis, dass der Qualm die Augen von Mutter und Kind rötet und in die Lungen eindringt.
Ein großes Problem ist die Bezahlung eines solchen Kochers, kostet er doch schon in Deutschland nahezu 150 € (je nachdem welche Bezugsquelle gewählt wird auch wesentlich teurer), zusammen mit Transport- und Vertriebskosten erhöht sich der Preis vor Ort erheblich. Bewährt hat sich in der Praxis, dass sich Interessenten, meist sind es Frauen die in einem Dorf wohnen und sich gut kennen, zu einer Kooperative zusammenschließen und die eingesparten Brennstoffkosten in einen Solarkocherfond einzahlen. Auf diese Art wäre es möglich, dass nach spätestens drei Monaten der nächste Solarkocher bezahlt werden könnte.
Bewährt hat sich auch bei der Vertriebsstrategie die Versorgung von oben nach unten, d.h. der Dorfchef erhält als erster einen Solarkocher. Damit erkennt die Dorfbevölkerung den hohen Stellenwert eines solchen Kochers und der Nachahmungseffekt garantiert eine Nachfrage nach Solarkochern zumindest für die wohlhabenden Familien. Ganz wichtig ist, dass Reparaturen und Vertrieb gesichert sind, und zwar möglichst noch in der frühen Einführungsphase. Es sollte kein Problem sein, die Materialien für das Gestell im Lande selbst zu besorgen und zusammen zu bauen; hingegen müssen die Reflektorbleche vorerst aus Europa importiert werden. Eine gute Idee ist, die Holzverkäufer, die für ihr Brennholz den Solarkocher als Konkurrenz ansehen, auf diese neue Möglichkeit der Geschäftsausweitung anzulernen und ihnen diesen neuen Markt schmackhaft zu machen. Und wenn es dann noch gelingen sollte, die Frauen, die auf den Straßen Essen für die arbeitende Bevölkerung zubereiten, von der holzbetriebenen Feuerstelle abzuwerben und sie für die Nutzung von Solarkochern zu überzeugen, könnte die Akzeptanz für diese Technologie noch erhöht werden und die Markteinführung auf diesem Wege sehr publikumswirksam erreicht werden.