Solarenergie für Afrika

Konferenz in Düsseldorf vom 4.-6. September 2003

SOLUX-Solarlampen-Werkstatt in einer islamischen Dorfschule auf Zanzibar

Ersatzdienstleistende leben und arbeiten in Kizimakazi mkunguni

Andrea Karsten

Völkerverständigung, Verbreitung der Nutzung von Sonnenenergie durch Dorfschulen und neue Arbeitsplätze für Jugendliche in Tansania, das sind die Ziele des neuen Projektes. Die Deutsch Tansanische Partnerschaft e.V. aus Hamburg schickt alljährlich zwei ADiAler (Anderer Dienst im Ausland ADiA § 14 ZDG) nach Kizimkazi, einem islamischen Dorf an der Südspitze Zanzibars. Sie arbeiten zusammen mit den Schüler/innen der Secondaryschool, bauen, verleihen und verkaufen Solarlampen.
Nach dem Aufbau der Werkstatt, dem ersten Kursdurchgang 2000/01 und dem Aufbau der ersten Lampen-Verleihstation folgte eine schnelle Ausweitung des Projektes. Mit der Auswahl der vierten Generation Ersatzdienstleistender aus einer großen Bewerberzahl ist die Fortführung der Arbeit auch für 2003/2004 gesichert.

So fing alles an.
Johannes und Mohammed
An der Presse
In der Werkstatt

Im November 2000 starteten wir zusammen mit unseren beiden Ersatzdienstleistenden JOHANNES KAMMER und LARS BEHRENDT das Solarlampen-Pilotprojekt in Kizimkazi mkunguni. Die beiden ADiAler (Anderer Dienst im Ausland, ADiA nach § 14 b ZDG) hatten sich dafür entschieden, 13 Monate nach Tansania zu gehen. Zuvor waren wir in Dresden, um den Zusammenbau der SOLUX I-Solarlampe bei der PRAEZIS-Werkzeugbau GmbH und den Modulbau bei der Solarwatt GmbH während eines 10-tägigen Praktikums zu erlernen.
Am Anfang der Tansaniazeit stand außerdem ein vierwöchiger Intensiv-Kisuaheli-Sprachkurs im Taasisi-Institut in Zanzibar Town, denn ohne die Landessprache gibt es im Dorf keine Verständigung.
Den Bau des Werkstattraumes führten wir gemeinsam mit Lehrern, Handwerkern aus dem Dorf und Schülern durch. Im Februar 2001 startete die Arbeit in der Werkstatt.
Die erste Auswahl der Schüler/innen für den Lampenbau erfolgte durch einen "Löttest" aus der Abschlussklasse Form II (Alter 17-21 Jahre). Fünf Mädchen und drei Jungen starteten in zwei Kursen.

Die Produktion läuft

Am 18. März 2001 wurde die Werkstatt offiziell mit Minister, Verwaltung und Politik eingeweiht. Die Schüler/innen stellten ihre Arbeit bereits selbst vor. Als 20 Lampen gebaut waren, konnte die erste Verleihstation in der Schule eingerichtet werden.
Zwei 40 Watt/Module wurden auf dem Dach der Schule installiert.

Innerhalb einer Woche waren alle Lampen ausgeliehen. Sie werden morgens gebracht, tagsüber aufgeladen und abends wieder abgeholt.
Johannes und Lars wurden Ende März vom der Television Zanzibar TVZ interviewt. Zwei halbstündige Kurzfilme, in denen sie die Lampe auf Kisuaheli vorstellten, zeigten Wirkung. Es kamen immer mehr Besucher in die Werkstatt. Insbesondere andere Schulen zeigten großes Interesse für das Projekt, da überall Licht zum Lesen/Schreiben fehlt.

Der Erfolg wird sichtbar
Die ersten Lampen sind fertig

Anfang September 2001 starteten MATTHIAS und ADAM HALABURDA ihre Arbeit in Kizimkazi Mkunguni. Die ersten Wochen dienten dem Eingewöhnen in das neue Umfeld, dem Kisuaheli-Unterricht und dem gemeinsamen Lampenbau.

Im Februar 2002 wurde die erste externe Solarlampen-Verleihstation in MATEMWE installiert. Matemwe ist eine dörfliche Region mit 5000 Einwohner/innen. Es gibt keinen Stromanschluss. Als die ersten Solarlampen aufleuchteten, nachdem sie an das neu installierte 40Watt Modul auf dem Schuldach angeschlossen waren, spiegelte sich der Widerschein in den Augen der zuschauenden Lehrer. Die Hoffnung auf Licht war Wirklichkeit geworden.

In der Werkstatt

Inzwischen gibt es 6 Solarlampen-Verleihstationen in Schulen, weit über die Insel verteilt; 5 weitere Schulen haben Anträge gestellt. Noch in 2003 bekommen auch sie ihre Stationen aus dem Solarlampenfonds der DTP. Die beiden Zivis CHRISTIAN WIENBERG und KOLJA BOPP werden diese Stationen gemeinsam mit JAMALI ABDALLA und SAIDI, dem Meister-Lampenbauer und Noch-Schüler von Kizimkazi aufbauen.
Die Leihgebühren für die Lampen gehen an die jeweiligen Schulen und ermöglichen den Einkauf der so dringend benötigten Lehrmaterialien. In den Dörfern sind die Lampen inzwischen so beliebt, dass es überall lange Warteliste gibt.

Die finanzielle Seite für Zivis

Im September 2003 wird nun der vierte Jahrgang von Zivi´s auf Zansibar aktiv. Für den Dienst im Ausland (ADiA), der anstelle des Zivildienstes geleistet werden kann, gibt es keinerlei staatliche Zuschüsse (nur Inlandsdienste werden entlohnt). Er muss privat finanziert werden. Der 13monatige Aufenthalt kostet einschließlich Flug, Kranken- und Haftpflichtversicherung, Kisuahlikurs, Betreuung, Unterkunft, Unterkunft und Verpflegung rund 7100 Euro pro Ersatzdienstleistenden. Jedes Jahr müssen wieder große Anstrengungen unternommen werden, dieses Geld als Spende zusammenzubekommen. Die Bewerber arbeiten dabei eng mit der DTP zusammen.

SOLUX, was ist das ?

Die SOLAR-Leuchten SOLUX-I und -II wurden unter dem Dach der Ludwig-Bölkow-Stiftung aus Ottobrunn bei München von einem ehrenamtlichen Mitarbeiter-Team speziell für den Einsatz in Entwicklungsländern entwickelt. Bisher konnten weltweit in 36 Werkstätten über 20.000 Leuchten montiert werden. Das ist bei über zwei Milliarden Menschen, die ohne Stromanschluss leben allerdings erst ein kleiner Anfang. Aus ökologischer und humanitärer Sicht ist die Gründung weiterer Werkstätten nicht nur eine Geste der Armutsbekämpfung sondern eine äußerst sinnvolle Maßnahme im Rahmen des Nord-Süd-Ausgleiches.
Mit dem Jugend NordSüd Projekt der Deutsch Tansanischen Partnerschaft e.V. werden Lampenbau und Werkstattarbeit erstmals in Schulen und durch Jugendliche ausgeführt.

Völkerverständigung

Die jungen Ersatzdienstleistenden aus Hamburg entwickeln während ihres 13monatigen Aufenthaltes sehr freundschaftliche Beziehungen zu ihrem Umfeld und das Umfeld zu ihnen. Sie haben über die Sprache und das Zusammenleben tiefe Einblicke sowohl in den Alltag wie in festliche Anlässe bekommen und werden selbst wahrgenommen. Wenn man am Ende der Zeit die Selbstverständlichkeit der Jugendlichen im Umgang miteinander, den fröhlichen Zustand der Unbefangenheit und die Befreiung aus ihrer Fremdheit wahrnimmt, wenn das Dorf mehrere Tage Abschied nimmt, dann ist ein nachhaltiges Stück Völkerverständigung wahr geworden.
Im Kennenlernen der islamischen Religion wächst einerseits das Verständnis für das Fremde und andererseits haben sich klarere Positionen für die eigene Kultur herausgebildet. Kritisch wird die Rolle der Frau im Islam, ihre große Abhängigkeit vom Mann, gesehen. Gleichwohl beeindruckt immer wieder die starke Persönlichkeit vieler Frauen, ihre Lebensstärke und die Solidarität untereinander.
Während eines vierwöchigen Besuches von drei jungen Lampenbauschülern aus Tansania in Hamburg war es ganz selbst-verständlich, dass die Gäste aus Tansania von den Familien der ehemaligen ADiAler aufgenommen, in das hiesige Umfeld eingeführt und liebevoll betreut wurden.


Zum vollständigen Text des Vortrags