Solarenergie für Afrika

Konferenz in Düsseldorf vom 4.-6. September 2003

Interview mit einem Mann vom Stamm der Igbo aus Nigeria

Woran kann es liegen, daß die Solarkocher noch nicht den durchschlagenden Erfolg haben?

Das ist zwiespältig. Entweder ihnen wurde nicht richtig beigebracht, wie man diese Technik repariert, oder die haben es nicht verstanden.
Irgendwas stimmt nicht irgendwo in der Vermittlung, zwischen diesen zwei Seiten liegt das Problem. Vielleicht sind es Traditionen das, die im Weg stehen. Man möchte da nichts verändern.
Afrika ist sehr groß. Es gibt so viele verschiedene Länder. Es gibt keine Standartentwicklung. Es gibt Teile, die schon soweit sind und es gibt Teile, die noch hinten sind.
Bei mir zu Hause ist es so. Meine Mutter will nicht mit Holz kochen - schon sehr lange. Sie kocht mit Kerosin, das ist einfacher für sie.

Möchten Afrikaner lieber Hightech oder Lowtech?

Es ist verschieden. Es ist wie hier auch. Es gibt verschiedene Leute mit verschiedenem Interesse. So ist es auch bei uns. Es gibt Leute, die dafür sind. Es gibt Leute, die dagegen sind.
Wir haben keine Statistik, die das zeigt, deshalb kann ich das nicht sagen.
Ich kenne Leute, die das wollen. Ich kenne Leute, die das nicht wollen.

Gibt es Afrikaner, die gar nichts von Europa haben wollen?

Es gibt welche, die sagen das in der heutigen Zeit, daß sie keine Kontakte zu Europa haben wollen.
Aber die Integration ist so tief, daß es nicht mehr geht. Ich kenne viele afrikanische Familien, die in der Zwischenzeit eine Familie in Europa haben.
Die können sich nicht von Europa trennen. Es gibt viele Kinder, die da beteiligt sind. Heutzutage kann man das nicht mehr machen. Das kann ich mir nicht vorstellen.

Kannst du was über die afrikanische Organisationsform sagen?

Ja, ich kann was darüber sagen. Afrikanische Organisation ist immer für mich interessant. Wie es in dieser Gesellschaft funktioniert, die Theorien und verschiedene Dinge.
In einem Staat, wo wir Monarchie gehabt haben, sind wir nicht chaotisch. Die ganze Gesellschaft ist beteiligt an der sozialen Erscheinung in meinem Dorf in Nigeria.

Wie groß ist das Dorf?

Etwas über 800 Einwohner.
Die Kolonialisten haben versucht, unsere Ordnung umzustürzen. Aber das haben sie nicht geschafft und nach ein paar Jahren haben sie das gelassen.
Das alles ist in meinem Dorf passiert.
In unserer Gesellschaft sind alle Aufgaben verteilt. Auch Kinder haben ihre Aufgabe. Die Organisation ist festgelegt.
Die Geschichte der Igbo ist auch relativ bekannt hier. Ja - unsere Geschichte ist bekannt.
Unsere Demokratie ist viel stabiler als das, was die Europäer gebracht haben.
In Europa glauben alle, die Demokratie kommt von ihnen.
Aber bei uns war es Realität und das bleibt immer noch so, bis jetzt.

Es gibt keine Regierung, die unsere Strukturen verändern kann. Wir haben Vertreter in der Regierung, aber die haben nicht viel zu sagen in unserem Dorf - was passieren wird und was nicht passieren wird.
Nur nach außen hin haben wir Vertreter. Nach innen wird das von uns selbst geregelt. Das Gerichtssystem, das die Amerikaner aufgebaut haben, haben wir schon in unserer Tradition gehabt.
Die Jury bei Gerichten meine ich. Die holen eine Jury vom Dorf und die entscheiden den bestimmten Fall. Sie machen dann das Urteil.

Die Geschworenen?

Ja, genau. Die machen das immer noch bei uns.
Die Amerikaner machen das auch. Die haben es von uns bekommen.
Wir kennen keine Zentralregierung. Jedes Dorf regiert sich selbst. Es wird ein Vertreter gewählt, der das Dorf nach außen hin vertritt.
So hat das immer in unserem Dorf funktioniert und das ist jetzt noch so.

Kennst du Mikrokreditsysteme?

Ja, das gibt es auch in unserer Kultur.
Es heißt Essusso. Essusso ist eine Gruppe von Leuten. Sie versammeln sich und jeder gibt einen bestimmten Betrag. Das nächste Mal geht es an eine andere Person. Das ist immer spontan organisiert.

Sind das Landwirte oder sind das Frauengruppen?

Das kann gemischt sein oder nur an Frauen oder nur an Männer gehen.