Solarenergie für Afrika

Konferenz in Düsseldorf vom 4.-6. September 2003

Interview mit Winfried Hoffmann

Teilnehmer am NAVGD-Werkkurs

Sie haben regelmäßig an den Werkkursen während des Vorprozesses der Solarenergiekonferenz teilgenommen. Können Sie mir davon erzählen?

Wir haben uns erst über die theoretischen Grundlagen informiert, was wichtig war. Aber, das war wahrscheinlich durch die sprachlichen Schwierigkeiten nicht für jeden verständlich. Deswegen sind wir sehr bald in die Praxis eingestiegen. Da konnte dann jeder konkret das sehen, was wir vorher besprochen hatten.

Bei dieser praktischen Arbeit hat sich herausgestellt, dass vor allem auf der afrikanischen Seite viele, als normal vorausgesetzte Fertigkeiten nicht gekonnt wurden. Das war der Umgang mit Werkzeug, das Löten, das Schneiden und ähnliches. Das hatten einige Leute noch nie gemacht. Deshalb war das für sie sehr interessant.

Es bestand in der Schulwerkstatt die Möglichkeit, das praktisch zu lernen. Jeder konnte diese Tätigkeiten dort ausprobieren.

Es waren dann einige, der Sobeh vor allem, der sich sehr interessiert an praktischer Arbeit zeigte. Das hat mich sehr beeindruckt. Aber auch bei Loum. Da hatte ich den Eindruck, dass diese Leute ganz neugierig waren, wie man das alles macht. Und sie packten immer an und waren auch sehr lernbereit. Auch für mich persönlich war es nach vieler Theorie ganz schön, das mal praktisch umzusetzen.

Unsere Organisation war allerdings nicht optimal. Es waren manchmal die Materialien nicht da, es fing nicht pünktlich an, es wurde zuviel improvisiert. Das hätte man in weniger Zeit schneller machen können. Aber es war halt einfach dieser Prozess, der da gelaufen ist.

Aber vom Prinzip hat es funktioniert, und das war für mich das Wichtigste. Und die Anlage haben wir bis zur Konferenz auch hingekriegt. Die Solarkonferenz selber fand ich ja ganz ausgezeichnet!

Hatten Sie schon Erfahrung im Solarkollektorbauen?

Theoretisch hatte ich mich zwar schon öfters damit beschäftigt, einen Solarkollektor zu bauen – hatte aber noch nie einen praktisch zusammengebaut.

Warum interessieren Sie sich für Solarenergieprojekte?

Weil ich Erfahrungen aus Kolumbien habe. Dort war ich 3 Jahre. Da haben wir eine eigene Solarenergieanlage gebaut – einfach durch einen langen schwarzen Schlauch. Wir haben zum persönlichen Gebrauch warmes Wasser zubereitet, zum Duschen, zum Spülen und Kochen.

Mein Aufenthalt in Kolumbien war im Rahmen von kirchlicher Entwicklungshilfe. Das ging aber von uns privat aus. Wir sind mit einer Schweizer Organisation hingefahren. Dort haben wir gebaut, die Wasserleitungen mit den Leuten gemacht, Telefon und alles, was so in dem Dorf gegeben war (es war ein relativ kleines Dorf), wo die Leute uns mitmachen ließen. Ich habe 3 Jahre dort verbracht.

Und jetzt bin ich in Haiti engagiert und möchte da Solarkocher einführen und eine PV-Anlage.

War das ein Wunsch, in einem solchen Land mal zu leben und zu arbeiten?

Das war ein uralter Wunsch, mal in Ländern des Südens was zu machen. Ich habe das sehr lang zurückgestuft. Irgendwann sagte ich mir: Solang die Kinder noch nicht in der Schule sind, müssen wir das machen. Später geht es dann nicht mehr. Wir sind ja als Familie dort gewesen.

Wie kam es dann zu Ihrem Engagement in Haiti?

Das ist auch eine ganz alte Sache. Ich bin 1978 zum ersten Mal in einem Land der 3. Welt gewesen. Das war Haiti. Das war sozusagen die erste Liebe.

In meiner Pfarrei in Erkrath, wo ich wohne und zugehöre, haben wir eine Partnerschaft zu einer Gemeinde im Westen Haitis. Da bin ich schon mal 2001 für zwei Wochen gewesen, und möchte jetzt mit einer ganzen Gruppe hinreisen, wenn die politischen Umstände es erlauben.

Dort möchten wir Solarkocher einführen – mit den Frauen dort zusammen, und zwar in einer Schule - damit die Kinder eine Speisung bekommen und gleichzeitig die Mütter lernen, mit dieser Technik umzugehen.

Wenn die Materialien zu bekommen sind, werden wir eine kleine PV-Anlage dort installieren und später dann eine große Anlage, die auf den Neubau der Kirche kommen soll. Das ist finanziell schon so gut wie abgesichert. Die Solaranlage wird von der Sebastianus-Schützenbruderschaft gespendet.

Ich will versuchen, möglichst alles im Land selbst zu kaufen. Zum einen, um den Transport nicht zu haben und zum anderen, um die einheimischen Unternehmer zu stärken. Wenn dann Reparaturen anfallen, ist es besser, wenn man es vor Ort gekauft hat.

Die Parabolspiegelkocher und auch die Solaranlage werden wir also vor Ort kaufen. Es wird schon von außen importiert, aber es sind haitianische Firmen, die den Import machen.

Woher kommen die Parabolspiegelkocher?

Aus Japan. Ich kennen einen Haitianer, der versprochen hat, dass er diese Kocher besorgen kann. Es gab sogar ein Projekt einer deutschen Haitigruppe, die 600 oder 700 Solarkocher in Haiti herstellen lassen wollten. Die Finanzierung war schon klar, aber es scheitert jetzt daran, dass der Projektträger in Haiti einen Rückzug gemacht hat.

Es sollten die Kocher dort gebaut werden und es sollten Einführungskurse dort gemacht werden, damit die Leute, die einen kaufen oder bekommen, damit umzugehen lernen.

Ich hätte gerne einer dieser Kocher gehabt und hätte auch gerne Leute von „meinem Dorf“ dort hingeschickt, aber das hat sich im Moment zerschlagen.

Wenn man die Sachen im Land kaufen kann, ist das immer günstiger. Das hat auch mit der ganzen Verzollung zu tun. Außerdem unterstütze ich den einheimischen Mittelstand damit.

Sind das die SK 14-Kocher?

In der Art etwa. Es war für mich wichtig, vorher mal zu sehen, wie sowas gebaut wird. Das habe ich auf der Konferenz bei Herrn Seifert ganz gut sehen können.

Mit der einfachsten Technik, die es bei uns gibt, will ich mit den Leuten da drüben arbeiten. Und dann will ich erst mal Erfahrungen machen. Ich hoffe, dass wenn die Mütter sehen – das geht doch! – dann hoffe ich, dass eine gewisse Nachfrage entsteht.

Dann müssen wir überlegen, wie wir über ein Kreditsystem den Leuten ermöglichen können, den Preis abzuzahlen. Brennholz brauchen sie dann nicht mehr zu kaufen. Aber die Leute werden nicht in der Lage sein, einen Ofen zu kaufen. Das muß man mit Abzahlung machen oder leihweise. Wir werden die Kocher nicht umsonst abgeben.

Haben Sie auch schon an Boxkocher gedacht?

Ich weiß nicht, ob ich Boxkocher in Haiti bekommen kann. Ich bin ja nur 3 Wochen da. Ich weiß nicht, ob ich das in der Zeit schaffe. Ich muß ja auch noch Computer in Betrieb nehmen und andere Sachen machen.

Ich habe auch vor, aus Lehm einen Ofen zu bauen, der wesentlich effektiver mit dem Holz auskommt. Das ist eine Vorlage aus Guatemala. Das habe ich an einem Projekt in meiner Schule schon mal in Miniformat gebaut. Aber da habe ich den Lehm nicht brennen können.

Ich habe die Hoffnung, dass meine Schule noch einen Sponsorlauf macht, wo ich noch etliches an Geld kriegen kann.

Wir denken auch an Solarlampen, die man als Bausatz kaufen kann, wo die Menschen dann 6-7 Stunden Licht haben mit so einer Niedervolt-Energiesparlampe. Wir möchten diese Lampen nicht verkaufen, weil sie dann sowieso nur die Leute kaufen, die schon ein bisschen mehr Geld haben. Also, entweder auf Abzahlung oder leihweise.

Wir möchten in Haiti eine Gruppe finden, die das zusammenbaut und dann auch die Wartung übernimmt. Ich kann es ja nur initiieren.

Möchten Sie in Haiti Warmwasseranlagen bauen?

Ich sehe in Haiti nicht so die Notwendigkeit, Warmwasseranlagen zu bauen. Die Leute sind gewohnt, ohne warmes Wasser auszukommen. Für uns, damals in Kolumbien war es sehr schön, nach Sonnenuntergang noch warmes Wasser zum Duschen zu haben.

Wir haben einfach zwei ineinanderpassende Plastikbehälter genommen. Damit hatten wir eine Isolation. Zwischen den Behältern ist immer eine 2 bis 3 cm Luft. Dann haben wir 2 Deckel drauf gemacht und mittags heißes Wasser eingefüllt. Das hatte über 60 Grad, durch unseren schwarzen Schlauch. Abends war das Wasser immer noch so, dass die Kinder gesagt haben: Das Wasser ist zu heiß! Wir hatten eine Leitung in die Küche gelegt und alles mit dem heißen Wasser abgespült – und brauchten so gar kein Spülmittel.

Wir denken eher daran, Früchte oder Kaffee zu trocknen. Da war ja auch eine Modellanlage auf dem Campus, von Rüdiger Jung.

Ich halte es schon für sehr schwer, die Frauen auf Solarkocher hinzubekommen. Aber, was die mit warmem Wasser machen wollen, ist mir noch nicht so ganz klar.

Das Waschen geschieht ja meistens am Fluß. Das müssten sie das Wasser erst transportieren um dann warm zu machen. Es ist ja keine Wasserleitung da. An zwei Stellen gibt es Brunnen. Aber außer dem Pfarrer, hat keiner Wasser in Haus.

Ich denke, dass der Solarkocher günstig ist, weil sie kein Holz sammeln müssen oder kein Dieselöl kaufen müssen, zum Kochen. Wenn die Kinder die Schule aus haben und da steht dann eine Schüssel mit heißen Bohnen, fertig gekocht, dann ist das eine prima Sache. Dann kann man so eine Art Schulspeisung machen.

Kolumbien ist ja noch ärmer als Nicaragua. Es ist so das ärmste Land in der westlichen Hemisphäre.

Darf ich Sie fragen, was Sie beruflich gemacht haben, bevor Sie in Rente gingen?

Ich war mal Lehrer. Ich hatte Religion, Chemie, Physik und Wirtschaftslehre.

Ich bedanke mich für das Interview.