Hallo, ich heißt Angelo Hey.
Geboren in Mombassa 1979. Vater deutsch, Mutter aus Kenia.
Ich bin in Kenia und in Deutschland aufgewachsen.
In Mombassa bin ich also geboren, dann war ich in Deutschland bis zur Grundschule und dann in Afrika, an mehreren Orten – Sambia, Tansania und Kenia.
Die meiste Zeit in Kenia, weil meine Mutter dort herkommt.
Ich habe dort meinen Abschluß gemacht, auf der englischen Schule, war aber auch in einer deutschen Schule gewesen.
Und jetzt bin ich seit 2, 3 Jahren in Köln wieder.
Ich wollte ursprünglich Solarenergie studieren.
Ich habe rausgefunden, daß es dafür in Berlin eine Fachhochschule gibt, wo man halt nur mit dem Fach Solarenergie zu tun hat.
Also in allen Bereichen. Auch alle Nebenstudiengänge haben etwas mit Solarenergie zu tun.
Die meisten Studiengänge haben Solarenergie nur als Nebenfach. Das Hauptfach ist dann Maschinenbau oder sonst etwas.
In Berlin gibt es halt diese FH, die sich darauf spezialisiert hat.
Bei Solarenergie denke ich eigentlich erst mal an Photovoltaik, eigentlich.
Das ist einfach das Bild, das in meinen Kopf kommt.
Ursprünglich wollte ich ja Solarenergie studieren, und war auch bereit, dafür Opfer zu bringen, und noch einen anderen Schulabschluß zu machen, der mir dabei besser hilft.
Das ging ja ursprünglich nicht, weil ich ein englisches Zeugnis habe.
Je mehr ich mich damit beschäftigt habe, desto mehr wurde mir klar, daß ich Solarenergie zwar unterstütze, aber nicht den Lebensstil.
Wenn ich mir vorstelle, daß alle Länder Energie zur Verfügung hätten oder industrialisiert wären, also diese geistige Verbundenheit dann haben – dann demotiviert mich das eher.
Mit dieser Lebensart will ich mich nicht identifizieren. Das sehe ich nicht als richtig an.
Der ganze materielle Überschuß und das alles – kann auch mit Solarenergie realisiert werden. Wenn diese Energie zur Verfügung steht, wird das halt auch damit geschehen. Der ganze Kommerz.
Als ich das mir so überlegt hatte, war ich eben ziemlich demotiviert.
Ich war ja eher in der Stadt. Aber auf dem Land wird mit Holz gekocht und Licht haben sie aus Petroleumlampen.
Weit entwickelt ist das nicht.
Vor 20 Jahren hat die Regierung in Kenia gesagt: Im Jahr 2000 soll ganz Kenia Licht haben und jeder Haushalt mit Strom versorgt sein.
Ja, auch auf dem Land.
Aber das waren eben nur solche Zielsetzungen. Das waren einfach so Banalitäten, die halt ausgesprochen werden.
Die meisten Haushalte auf dem Land sind heute noch ohne Strom, deshalb machten sie sich dann Feuerholz. Aber das ist nicht überall gerne gesehen.
Es gibt in Kenia ein großes Waldgebiet und da gibt es Probleme mit Feuerholz.
Es gibt auch Naturschutzgebiete.
Es gibt schon einige Institutionen in Kenia, die da hart durchgreifen: es ist schon ziemlich gefährlich für die Leute, die da in den Wald gehen und Holz abroden.
Es ist sehr gefährlich in Kenia. Diese Leute werden sehr hart bestraft.
Das habe ich nicht in Kenia gesehen, sondern auf BBC.
Aber letztendlich hat die Waldabrodung auch was mit anderen Sachen zu tun. Das war ja schon immer so, daß die Leute Feuerholz gemacht haben. Was man gebraucht hat, hat in dem Maße nicht den Wald abgeholzt.
Die müssen auf jeden Fall mit der Regierung zusammenarbeiten.
Das kenne ich, mein Vater hat für die GTZ gearbeitet.
Es kommt aber immer auf die individuellen Interessen an.
Wenn die NGO´s irgendwelchen Politikern im Wege stehen, dann können sie Probleme bekommen.
Ich habe von Kenianern erfahren, daß es Solar-NGO´s gibt, von Kenianern gegründet.
Ich war auch schon auf Solarausstellungen.
Es gibt schon Eigeninitiativen von Leuten in Kenia.
Man wird nicht unbedingt medizinisch schlechter versorgt, wenn man das nötige Kleingeld hat. Dann wird man vielleicht sogar besser versorgt als hier in Deutschland.
Oft wird das Bild gezeigt, daß es in Kenia auf 1000 Leute nur einen Doktor gibt.
Letztendlich gibt es aber auch nicht so viele Faktoren, die die Gesundheit ruinieren.
Das Essen ist einfach gesünder in Afrika als hier.
Es wird immer gesagt, daß Afrikaner sich zu einseitig ernähren.
Aber ich habe mich auf jeden Fall sehr viel gesünder ernährt in Kenia, als in Deutschland.
Ich habe dort gesünder gelebt und sah auch gesünder aus.
Wichtig wäre es für Kenia, daß man eine regionale Stromversorgung aufbauen kann.
Auf Afrika bezogen wäre das sicher Licht.
Mit den Kochtechniken soll es ja Probleme geben, habe ich gehört.
Die Leute können sich nicht so schnell anpassen und daß es denen zu kompliziert erscheint und sie kein Verständnis dafür hätten.
Licht ist eine wichtige Sache. Daß es abends Licht gibt.
Stromausfall ist schon regelmäßig. Ich kann sagen, selbst in Nairobi gab es Stromausfälle. Das ist von den Stadtgebieten abhängig.
Aber nicht mehr als 1 Tag.
Ich habe halt auch in Tansania gelebt und Tanga und da gab es regelmäßig 2-3 Tage lang Stromausfall.
Da muß man sich einfach anpassen.
In Sambia gab es aber nicht so viele Stromausfälle.
Ich würde eher sagen, daß in Kenia die Schüler, besonders die Kleinen überfordert sind mit dem Lernstoff, den sie durchmachen müssen.
Sie sind von morgens bis abends in der Schule.
Dann haben sie Schulsachen, die wahrscheinlich so viel wiegen, wie sie selber. Deshalb tun sie mir voll leid.
Diese Sache wird einfach übertrieben von der Regierung, dieser Lernzwang.
Die kriegen Aufgaben, die sie nie bewältigen können. Das ist wirklich viel mehr als hier.
Um noch mal zurückzukommen zum Thema Solartechnik in Kenia: Was zum Durchbruch verhelfen könnte, ist die regionale Produktion von Energie.
Wenn man das überzeugend rüberbringen könnte – auch gegen den Globalisierungstrend, an die Regierung und an die Menschen selber und da das Bewusstsein fördern kann - dann wird es schon Chancen geben.
Es ist ja klar, daß Öl mehr die Globalisierung fördert.
Und Solarenergie ist die Chance für Afrika unabhängig zu werden.
Man kann ja regional produzieren.
Ich habe ein Buch gelesen von Herrmann Scheer.
Da sind Werte von Kenia angegeben. Dort müssten sie, allein um industriell produzieren zu können, schon 80% oder 90% ihres Bruttosozialproduktes ausgeben.
Fast alles, was sie produzieren müsste ausgegeben werden, um überhaupt industriell produzieren zu können.
So ergibt das wirtschaftlich keinen Sinn.
Und ich glaube, die Regierung von Kenia verstecken das einfach, weil sie halt ihre Geschäfte machen wollen.
Es geht da um Eigeninteresse.
Unter Studenten sind die schon aufgeklärt – aber auch unter der Normalbevölkerung einigermaßen.
Ich habe immer sehr viele interessante Gespräche gehabt mit Menschen auf der Straße. Ich weiß nicht, ob das in Deutschland auch so möglich ist – das kann ich jetzt nicht vergleichen.
Auf der anderen Seite ist ein gewisses öffentliches Bewusstsein hier in Deutschland vorhanden, was es halt in Kenia nicht gibt.
In Kenia gibt es verschiedene Sprachen: Suaheli, Englisch, Ikuju. Das ist ein großer Stamm in Kenia, der von meiner Mutter auch.
Ich beherrsche es aber nicht.
Ich habe halt in Nairobi gewohnt und dort gibt es eine andere Sprache.
Es gibt auch eine Jugendsprache, die heißt Sheng – das verstehen die Erwachsenen gar nicht. Das ist aus allem ein Mischmasch, ein kreuz und quer, verdrehte Wörter. Das versteht dann überhaupt niemand mehr außer den Jugendlichen selbst. Es gibt jede Woche neue Wörter. Von daher ist es schwierig Sprachen zu lernen in Nairobi.
Nochmal zu der medizinischen Versorgung: Man kann sie statistisch schlecht erfassen. Es gibt ja auch unregistrierte Doktoren, z.B. die traditionellen Heiler.
Die kennen sich zwar aus, erhalten aber keinen Schein und sind deshalb nicht in der Statistik.
Ich kenne ein Beispiel: Da war ein Freund von mir, der war krank und ist in verschiedenen Hospitälern gewesen. Die haben ihn an den Tropf gehängt, weil er nichts zu sich genommen hat.
Die Mutter hat ihn dann zu einem traditionellen Arzt geschickt.
Der hat gleich gesagt: Du hast da ein Problem! Und das war es dann auch.
Es gab jetzt zum ersten Mal eine Konferenz von diesen traditionellen Heilern – sie nennen sich herbalists.
Das ist 40 Jahre nach der Unabhängigkeit – das muß man sich mal vorstellen.
Ich denke, die Regierung möchte nicht, daß traditionelle Ansichten gefördert werden, weil sie keinen wirtschaftlichen Erfolg damit haben können.
Sie können damit keine Geschäfte machen.
Deshalb soll es die Schulmedizin sein, die auf chemische Produkte zurückgreift.
Es sind auch andere Gründe, weshalb die Traditionen unterdrückt werden.
Das hat auch politische Gründe.