Solarenergie für Afrika

Konferenz in Düsseldorf vom 4.-6. September 2003

Interview mit einem jungen Deutschen

über seine Erfahrungen mit der Einführung von Solartechnik in Eritrea und den dabei aufgetretenen Problemen

Darf ich Sie nach Ihrer Erfahrungen aus Eritrea fragen?

Ja, natürlich.
Erstens: Man darf nichts verschenken. Das geht in die Hose.
Das gab es zum Beispiel in Indien. Da hat die indische Regierung mal Kochkisten gekauft mit der GTZ (Garantiert totale Zerstörung) oder mit wem auch immer. Die Dinger wurden verschenkt. Und weil die verschenkt wurden, waren sie den Leuten nichts wert.

Sie haben sie einmal benutzt - und dann haben sie festgestellt, mit dem Holzfeuer geht es schneller als mit der Kochkiste - dann haben sie diese Kisten selber verbrannt und haben weiterhin mit Holz gekocht.

Das Geld ist in den Sand gesetzt worden und die ganze Solarenergietechnik ist an einem solchen falsch vorbereiteten Beispiel in Mißkredit geraten.
Wenn da jetzt jemand kommt und sagt: Komm, wir kochen mit Solarenergie, dann sagen schon alle NEIN, selbst wenn es was neues gibt.
Der erste Fehler ist also das Verschenken.

Dann, als zweites, sollte man die Leute prüfen.
Meine Erfahrung in Eritrea ist: Man erzählt den Leuten irgendetwas von Sonnenenergie - und sie denken letztendlich immer an Importieren.
Ich habe erlebt, daß ich 3 Leuten 3 Stunden ein Kurzreferat darüber gehalten habe, wie sie die Dinger selber bauen können. Am Ende sind sie eingeschlafen, weil sie immer meinten, sie können die Anlagen importieren und dann für den doppelten Preis verkaufen.
Mit anderen Worten: Ihre eigenen Landsleute bescheißen.

So. Das heißt, man muß sich die Personen aussuchen, wo man weiß, daß sie es tatsächlich herstellen wollen - mit Fangfragen oder sonst wie.
Denn es ergibt keinen Sinn, eine Schulung anzubieten, und dann kommen Leute, die sagen: Gut, dann importiere ich es aus Israel - das ist einfacher.
Ist ja auch einfacher.

Verkaufen nicht vor allem die Libanesen in Afrika?

Die Inder haben diese Dinger auch.
Man muß aber vorher unbedingt abchecken: Ist das irgendjemand, der sie herstellen will, oder interessiert er sich nur beispielsweise für die Materialpreise.
Wenn man so eine Schulung anbietet, dann muß es natürlich später auch technisch funktionieren.
Man muß vorher checken, ob die Leute das Mindestmaß an Wissen haben. Denn es ist schlimmer, irgendwas falsches oder halbes beizubringen.
Wenn man etwas baut, das nicht funktioniert, hat man den gleichen Effekt wie mit den geschenkten Sachen. Es funktioniert nicht - und die Leute sagen: Sonnenenergie - hör mir damit auf!

Dann lieber ein Jahr warten und vernünftig vorbereiten. Dazu gehört der Fragenkomplex - den habe ich mit den Eritreern auch durchgemacht: Weißt du, wo die Anlage stehen muß? Bißchen Geographiekenntnisse - Sonnenstand. Wie rechne ich aus, was ein Liter Wasser kostet, in Kilowattstunden, wenn ich das Wasser mit elekrischer Energie heiß mache? Und so weiter.
Denn er muß die Anlage später auch in Afrika verkaufen.
Also habe ich lieber am Anfang eine Selektion - wenn ich solche Kurse anbiete.
Es gibt diese Anlagen in Eritrea, aber sie funktionieren nicht.

Mit welchen Leuten hast du zusammengearbeitet?

Das ist eine Firma, die schon Waschmaschinen und LKW´s und Lothütten baut und das als Nebenprodukt jetzt macht.
Weil das seit 10 Jahren keiner macht.

Ich habe in Eritrea versucht, mit einem Düsseldorfer Eritreer da was aufzubauen. Das war halt eine Niete, der dachte nur an Import - der dachte, das gibt es alles, der hat sich da nicht bemüht.
Wir waren 2 mal 7 Wochen da. Ich bin da erst mal hingefahren. Und dann sah ich, daß es dort ja gar keine Anlagen gibt.
Und dann haben wir 5 Wochen Urlaub gemacht und in den letzten 2 Wochen irgendeinem Eritreer das beigebracht - der das dann auf eine Pension gebaut hat und ein Jahr später hat es leidlich warmes Wasser produziert - mit dem Material, das da war.
Aber das war auch keine Unternehmertype. Die hat auch nur gedacht - ein Job oder Angestellter.
Und jetzt ist es nach 10 Jahren immer noch nichts. Und das Geld liegt auf der Straße.

Die Energiekosten sind weltweit die Gleichen. Strom kostet 30 Pfennig pro Kilowattstunde, in den Entwicklungsländern vielleicht 40 Pfennig pro Kilowattstunde.
So eine Anlage amortisiert sich dann sehr schnell.