Solarenergie für Afrika

Konferenz in Düsseldorf vom 4.-6. September 2003

Interview mit Bully Camera aus Gambia

Über sein Heimatland, das Leben der Menschen dort, Hilfsprojekte für Gambia und die Einsatzmöglichkeiten von Solartechnik

Wie ist das in Gambia mit dem Holzholen?

Also, früher waren die Afrikaner immer zu Hause. Die ganze Familie blieb immer zu Hause. Die älteren Männer haben immer zu den jüngeren gesagt, sie sollen Holz vom Busch holen.
Aber jetzt gibt es nicht mehr so viele Männer. Es gibt nicht mehr so viele alte Leute. Die Familien sind fast alle jung und die jüngeren Leute, reisen jetzt alle ab. Es bleiben nur noch Frauen und Kinder zu Hause.
Deswegen holen die Frauen und die Kinder selbst Holz vom Busch.

Das war also keine Tradition?

Nein, das war keine Tradition. Es kann sein, daß es woanders Tradition ist.
Ich war im Kongo und in Nigeria, aber dort war ich nur in Großstädten. In Großstädten holt man kein Holz zum Kochen, aber in Gambia schon. Als ich klein war, haben wir nur Holz vom Busch geholt, zum Kochen. Wir waren nur Männer. Frauen machten das nicht, aber heute machen es die Frauen selbst, weil die Männer alle weg sind.

Mit den Solarkocher hätten die Frauen mehr freie Zeit, weil sie nicht mehr Holz sammeln müssen.
Warum werden die Solarkocher trotzdem nicht überall angenommen?

Wenn Solarkocher nicht angenommen werden, dann - weil die Leute es sich nicht leisten können. Es ist gut, daß die Frauen dann mehr Zeit haben.
Jeder möchte viel Zeit mit seiner Frau zusammensitzen.
Aber wenn eine Familie so groß ist - ich sage dir - die Solarkocher müssen starke Leistung haben - sonst kann man nicht in Afrika kochen. Das muß man berücksichtigen.

Für drei, vier oder fünf Leute kann man bequem mit dem Solarkocher kochen.
Aber wenn eine Familie groß ist?
Zum Beispiel in den Dörfern: Da hat eine Familie 30 Leute und die kochen alle in einem Topf. Für so eine Familie mit Solarkochern zu kochen - ich glaube das geht nicht.

Die Leistung ist größer, als man denkt: ein Papillonkocher zum Beispiel kann 20 Leute bekochen.

Den habe ich noch nie gesehen. Den muß ich mal selber sehen.
Man muß uns alles richtig erklären, sonst werden viele Leute skeptisch, ob das funktioniert oder nicht.

Du schickst doch viele Sachen in Containern nach Afrika. Würdest du dich auch für Solartechnik interessieren?

Ja, das kann ich gerne machen. Ich muß nur zuerst alles wissen, wie teuer das ist und so weiter. Wenn die Kosten nicht so hoch sind, werde ich bestimmt sowas für meine Familie besorgen.

Wer könnte das aufbauen?

Ich denke, viele könnten das machen in Gambia. Normale Elektriker bauen Solaranlagen für die Leute - von der Hauptstadt bis zu den kleinen Dörfern.
Das ist kein Problem. Die Bauanleitung kann man einfach lesen und dann zusammenbauen.

Hat du schon mal einen Parabolspiegelkocher in Afrika gesehen?

Ich glaube, ich habe schon mal einen gesehen, aber nicht richtig angeguckt.

Würdest du einen Bausatz vom K14-Kocher mit Anleitung zu deiner Familie schicken?

Ja, an die Familie von meinem Bruder. Meine Mutter ist schon zu alt, die kocht nicht mehr.
Mein Bruder ist noch im Dorf und die Frau kocht fast jeden Tag und ist allein.
Es ist sehr anstrengend für sie, weil mein Bruder nur eine Frau hat.

Er wohnt nicht zusammen mit anderen Leuten, die auch Frauen haben: Da kocht eine Frau nur ein Tag.
Aber die Frau von meinem Bruder kocht jeden Tag und das ist anstrengend. Wenn man jeden Tag alleine kocht, ist es besser mit einem Solarkocher, es ist leichter.

Wie bekannt ist Solartechnik in Gambia?

Viele Leute in Gambia wissen nur etwas über Licht - also Solarstrom.
Kocher haben wir noch nicht gesehen in Gambia.

Ihr kennt nur Photovoltaik?

Ja - das kennen wir schon ein paar Jahre. Ich habe selbst Solarmodule gekauft und nach Gambia geschickt.
Aber das funktioniert nicht so gut. Ich glaube, wir haben zuwenig Module geschickt.

4 Module waren das insgesamt mit Umwandlern, aber das konnte keine Stromversorgung machen von tags bis nachts. Nachts gehen die Batterien immer aus. Ich weiß nicht, warum das so ist.
Ob die Leute zuviele Geräte auf einmal anschließen - so daß es nachts nicht mehr geht?

Wo hast du das gekauft?

Ich habe das hier bei Shell-Solar gekauft.

Wieviel hat das gekostet?

Da kann ich mich nicht mehr erinnern -aber ich glaube, das kostete insgesamt etwa 4000 DM. 2 mal 24-Volt-Batterien und 4 Module. 90 Watt ein Modul.

Das Ladegerät, das ich gekauft habe, war nicht so gut. Ich habe es extra in Frankfurt gekauft für 300 DM, damals. Und das Ganze hat über 4000 DM gekostet.

Wie viele Geräte sind denn daran angeschlossen?

Angeschlossen haben die einen Kühlschrank, Fernseher und Video und andere Kleinigkeiten, aber später konnte das nicht mehr funktionieren.
Tagsüber hat man keine Probleme, aber nachts ist das immer etwas schlechter. Vor Mitternacht hast du keinen Strom mehr.

Kann es sein, daß Afrikaner mehr an anderen Solartechniken interessiert sind als den Kochern?

Kann sein. Bei Kochern haben die Leute immer noch die Möglichkeit, was anderes zu benutzen. Zum Beispiel haben die Leute noch Kohle und Holz.
Aber zur Stromversorgung haben die Gambianer keine andere Möglichkeit.

Seid unserer Unabhängigkeit bis heute haben wir nicht genug Strom. Nur in der Hauptstadt und in großen Städten hat man Strom, aber auch nicht immer. 24 Stunden Strom gibt es nirgends.

Wer besorgt das Geld innerhalb der Familie?

Das ist uninteressant, wer für das Geld besorgt, weil es nicht genug Arbeit gibt für alle. Wenn einer in der Familie Arbeit hat, kann man froh sein.
Das ist das Problem.

Es ist manchmal so, daß eine Tochter arbeitet. Es kommt darauf an, wer Arbeit hat. In den Dörfern zum Beispiel arbeitet jeder.
Aber die arbeiten nur auf den Feldern, während der Regenzeit. Sonst nicht. Es gibt keine andere Arbeit in den Dörfern.

In den Städten ist es so: Wer die Schule besucht hat und Arbeit gefunden hat, der kann arbeiten. Das ist auch nicht an Frau oder Mann gebunden. Jeder kann arbeiten, der einen Arbeitsplatz findet.
In der Familie kann jeder was anderes machen – aber kochen tun die Frauen. Fernsehen oder Video gucken - ich glaube, das wollen nur Kinder.

Ich habe das schon erfahren, in meinem Haus in Serrakunda. Da gehen viele Nachbarskinder zu meinem Haus, um abends Fernsehen zu gucken.
Weil nicht jeder sich einen Fernseher leisten kann.
Wer kein Stom hat, kann auch keinen Fernseher besorgen - das hat keinen Sinn. Die meisten Fernseher heute haben nur Stromanschluß.

Gibt es Fernseher ohne Strom?

Ja, die blau-weiß-Fernseher. Die kann man mit Batterien anschließen und dann gucken. Aber die Batterien sind immer leer.
Die muß man zu Leuten bringen, die Batterien aufladen. Das ist auch anstrengend.

Ist das teuer?

Das ist nicht teuer, aber das dauert nicht lange, dann ist die Batterie wieder leer.
Das habe ich selber erfahren, bevor ich Stromanschluß in meinem Haus hatte. Da hatte ich auch Probleme mit Batterien - dann habe ich aufgegeben. Fast jede Woche mußt du deine Batterie wieder aufladen.

Geht es besser mit den Solarmodulen?

Mit Solarmodulen kann man das einfach machen - das ist kein Problem, aber, wie gesagt, Solarmodule sind etwas teuer und nicht jeder kann das kaufen.

Welche Wünsche haben die Männer, an die Solartechnik?

Die Männer haben anderes zu denken.
Die reden zusammen und denken: Wie soll ich meine Familie ernähren? Das ist das Hauptproblem der Männer.
Die interessieren sich nicht so sehr für Fernsehen. Nur wenn Nachrichten kommen, gucken die alle.

Wer guckt dann?

Kinder meistens - mit Frauen. Den ganzen Abend, wenn interessante Sendungen kommen.

Was ist mit Handys aufladen?

Die meisten haben Probleme, ihre Handys aufzuladen.
Ich habe vor 2 oder 3 Tagen jemanden in Gambia angerufen - mit Handy. Aber das ging schnell aus.

Er hatte über Nacht sein Handy aufgeladen - aber dann hat jemand aus Amerika angerufen und die haben länger als eine Stunde geredet und dann war sein Akku wieder leer.
M orgens hatte ich ihn angerufen. Da war nach 2 oder 3 Minuten die Leitung weg.

Kennst du Solarmokule, um Handys aufzuladen?

Ja, ich kenne jemand, der die verkauft. Aber das ist noch ein bißchen teuer.

Wäre das was für Afrika?

Ja, besonders in den Dörfern. Jeder hat ein Handy - egal wo er wohnt.
Die Leute aus Europa und Amerika schicken Handys zu ihren Verwandten nach Gambia. Leute aus Gambia können das nicht kaufen.
In Gambia kostet ein Handy 3000 oder 4000 Dalasi, das können sich die Leute nicht selber leisten.

In jedem Haus ist jemand, der ein Handy hat. Das ist ganz klar. Leute haben manchmal 2 oder 3 Handys.

Wieviele haben denn Verwandte in Europa?

Viele haben Verwandte hier.
Alle Handys kommen von Europa oder Amerika. Die schicken auch gebrauchte Handys.

Kennst du Kreditsysteme in Gambia?

Ja, das gibt es viele.

Kennst du welche, die an Frauengruppen gehen?

Ja, aber es gibt nicht so viele solcher Programme. Ich habe das mal in einem Dorf gesehen. Die leihen Geld aus, an Frauen - aber nach der Regenzeit müssen sie das Geld wieder zurückbezahlen.

Es gibt Programme nur für Frauen. Ich glaube, für Männer gibt es keine mehr.
Vorher hat die Regierung in Gambia selber das gemacht, aber die haben schlechte Erfahrungen damit.
Die haben hinterher damit Probleme gehabt, das Geld zurückzubekommen. Deswegen macht die Regierung das nicht mehr.

Aber es gibt Nichtregierungsorganisationen, die das machen. Die arbeiten mit Frauen zusammen.
Viele Frauen machen das - in meinem Dorf auch und in der Umgebung. Das ist nur für Frauen.

Was denkst du darüber?

Ich finde das okay - für die Frauen. Die haben immer Geldprobleme, zum Beispiel mit Kindern.

Es gibt so was schlechtes bei uns - das muß ich selber zugeben - weil die Familien immer zu groß sind und der Mann kann nicht alles machen.
Die Frauen arbeiten zusammen mit den Männern, um die Familie besser zu ernähren. Dafür sind die Frauen auch immer besorgt. Die machen viel für die Familie.

Ich glaube, wir sollten irgendwie eine Familienplanung in Gang bringen, sonst ist das schlecht für uns. Die Frauen sollen weniger Kinder kriegen, aber das ist auch eine strittige Frage, religiöserweise.
Das hat immer viele Auseinandersetzungen zwischen religiöser Leute und Leute, die westlich denken, gebracht. Weil religiöserweise sagt man: Frauen sollen immer so viele Kinder wie möglich haben.
Das glauben die Leute in Afrika - also wer zur Religion gehört, aber heutzutage, in modernen Zeiten, denken die Leute anders.

Wer eine große Familie hat, hat viele Probleme: Du kannst deine Kinder nicht zur Schule schicken. Du kannst deinen Kindern nicht allen Kleidung besorgen. Du kannst nicht Medikamente für alle besorgen.
Das ist ein großes Problem.
Ich finde das richtig - aber ich bin selbst religiös. Ich finde das etwas schwer, zu entscheiden.

Habt ihr auch Interesse an Trocknern in Gambia? Die Ernte ist doch nicht so einfach konservierbar.

Solartrockner? Ich kenne das nicht. Was ist das überhaupt?

Die Ernte kann doch sonst nicht haltbar gemacht werden.

Ach so! Wir sollten was haben, womit wir konservieren können. Das haben wir nicht, das ist richtig.

Was möchtet ihr konservieren?

Die meisten Probleme haben wir mit Gemüse und Obst. Da sollte man irgendwie eine Möglichkeit finden.
Bei Mais haben wir keine Probleme, den zu konservieren.

Welche Gemüsesorten sind das?

Gemüsesorten haben wir zum Beispiel Salat oder Tomaten.
Viele Frauen sind fleißig, kleine Gärten zu bauen. Hinterher haben sie jedoch Probleme, das Gemüse und das Obst zu verkaufen. Die sind nicht schnell wegzukriegen und dann hinterher sind die alle kaputt.
Das ist ein großes Problem bei uns.

Bei Obst ist es nicht so viel. Es gibt nur Orangen und Mangos. Man kriegt das alles schnell weg.

Glaubst du, daß Mikrokredite helfen könnten, Solarkocher in Gambia zu verbreiten?

Es muß billiger sein, damit sich die Frauen das leisten können. Ehrlich gesagt: Die Leute sind sehr sehr arm. Die Leute leben von der Hilfe aus Europa und Amerika - wenn sie Verwandte haben. Sonst haben die Leute viele Probleme.

Haben sie nicht Ausgaben für Brennholz?

Holz kauft man nicht. Holz holt man einfach vom Busch.

Wie lange braucht man dafür pro Tag?

Das muß man nicht jeden Tag machen.
Viele machen das so: Die haben einen Pferdewagen. Die kleinen Jungen mit 10 oder 15 Jahren, die noch mit ihrer Familie leben, gehen etwas weiter in den Busch mit Pferdewagen, um Holz zu holen. Damit können die Frauen die nächsten 2 Wochen kochen.

Gibt es denn noch Holz?

Natürlich gibt es nicht mehr viel Holz. Man muß immer weiter fahren, um Holz zu holen.

Wie lang braucht das Holzholen pro Woche?

2 oder 3 Stunden pro Woche braucht man.

Und wenn man kein Pferd hat?

Es gibt andere, die mit dem Fahrrad Holz holen. Wenn du zu Fuß gehst, brauchst du auch nur ein paar Stunden. Das ist noch nicht so weit.

Irgendwann wird doch gar kein Holz mehr da sein?

Ja klar. Das weiß jeder. Das wird immer schwieriger jetzt. Dann muß ja eine Lösung gefunden werden. Eine Lösung wäre der Solarkocher.
Aber, wie gesagt, die Leute können sich das nicht leisten. Viele sind noch arm.

Die Afrikaner lassen sich aber nicht gerne etwas schenken.

Jaja, das ist richtig, aber viele Familien haben entweder hier jemanden oder in Amerika.
Wer ein Angebot hat, so billig wie möglich einen Solarkocher zu bekommen - kann das ja zahlen. Das geht auch.

Wer die Kocher nach Gambia bringt, der muß das komplett bezahlen. Wer aber hier in Europa oder Amerika keine Verwandten hat, der kann das komplett vergessen.
Viele machen heute die ganze Familienernährung für die Verwandtschaft in Afrika. Die sind total arm.

Versucht jede Familie einen Angehörigen nach Europa oder Amerika zu schicken?

Jede Familie hat Interesse. Aber heute kann man das nicht mehr so einfach machen.
Unsere Regierungen in Afrika sind auch nicht so gut. Das ist ein großes Problem. Wir haben viele Probleme mit unserer Regierung: Bei der früheren Regierung sagte man: Die machen gar nichts. Die jetzige Regierung ist aber noch schlimmer. Die machen überhaupt nichts.

Wenn Leute nach der Regenzeit ihre Produkte verkaufen sollen, konnte die Regierung nichts kaufen. Das haben die Leute in den letzten 3 oder 4 Jahren erfahren.
Die Regierung hat kein Geld. Und es gibt keine Firmen, die zum Beispiel Erdnüssen in Gambia kaufen. Es gibt keine Firmen.
Nur die Regierung hat das seit der Unabhängigkeit bis jetzt gekauft. Aber jetzt können sie das nicht mehr.

Was machen sie dann mit der Ernte?

Ja, das ist schlecht. Die machen Öl davon. Damit man das langsam verkaufen kann. Damit kannst du deine Schulden aber auch nicht bezahlen.

Wenn man sich in Gambia selbständig macht - gibt es dann Probleme?

Wenn du in Gambia ein großes Geschäft eröffnest, dann kriegst du Probleme mit Behörden.

Zum Beispiel wollte mein Bruder aus Amerika ein Geschäft nach Gambia bringen. Die haben ein Ferryboat in Amerika gekauft, das sie nach Gambia bringen wollten. Die wollten das zwischen Gambia und Senegal pendeln lassen - um Leute zu transportieren.
Die haben Probleme mit der Regierung und allem! Auch bei dem Büro. Sie wollten ein Büro im Hafen haben und in der Stadt. Die haben Probleme. Seit 6 Monaten ist er dabei, das zu erledigen. Das konnte er bis jetzt nicht machen.

Mit kleinen Geschäften ist das kein Problem. Die kann man ohne Probleme anmelden. Einen Laden zum Beispiel.

Warum macht die Regierung Probleme?

Aus politischen Gründen. Die machen nämlich nichts für die Leute.
Wenn jemand was neues ins Land bringen möchte, dann denkt die Regierung, daß er hinterher ein besseres Leben hat - und dann gegen die Regierung arbeiten wird.

Hier in Europa kann jeder unabhängig von Hilfe leben, aber in Afrika sind die Leute immer noch arm und können deshalb an nichts denken. Wer Hunger hat, wird nicht gegen die Regierung arbeiten. Das ist seit unserer Unabhängigkeit so.

Wir hatten unter Präsident Jawara 30 Jahre lang kein einziges Fernsehprogramm für die Gambier.
Weil, wenn die Leute viel von der Außenwelt wissen, werden die jeden Tag gegen die Regierung arbeiten. Das ist ganz schlimm, das ist schlecht für Afrika.

Hast du Erfahrungen mit NGO´s?

Ein Freund von mir wollte eine NGO in Gambia gründen. Der konnte das aber nicht machen. Über 2 Jahre hat er mit der Regierung hin und her verhandelt. Er war auch bei Ministern.
Er konnte das nicht schaffen, jetzt hört er auf.

Für was wollte er die NGO gründen?

Für Frauen, die als Prostituierte arbeiten. Die wollten die Frauen betreuen. Das wollte er gründen - aber er konnte es nicht machen.

Er hatte auch Hilfe aus Deutschland. Die haben Computer nach Gambia geschickt und auch schon ein Büro gehabt, aber dann wollte die Regierung die Genehmigung nicht geben.
Die haben das einfach nicht gemacht. Das konnte man nicht verstehen.

Gibt es viel Prostitution in Gambia?

Ja. Aber die meisten Prostituierte in Gambia sind selbst nicht Gambianerinnen. Die kommen aus den Nachbarländern.

Im Islam sagt man: Ein Mann oder eine Frau soll nicht mit anderen Leuten ins Bett gehen ohne eine Ehe. Deshalb sollte man das nicht machen. Wenn man als Prostituierte arbeitet, ist das noch schlimmer.

Werden die Frauen gezwungen?

Nein, die Frauen nicht. Aber ich habe in einer gambischen Zeitung gelesen, daß Touristen jetzt wieder angefangen haben, Kinder nach Europa zu verschleppen. Die sollen dann als Prostituierte arbeiten. Hier in Belgien sogar. Das ist ganz traurig.
Ich habe das früher von anderen Ländern gehört - jetzt haben sie das auch in Gambia wieder angefangen. Das ist wirklich traurig.

Darf ich fragen, wie du deine Familie in Gambia unterstützst?

Ich schicke ihnen Geld. Wieviel, das weiß ich nicht genau, aber ich glaube, das sind 3000 - 4000 Euro pro Jahr.
Viele von meinen Verwandten brauchen Hilfe. Die können das nicht alles selber leisten.
Unter dieser Regierung in Gambia werden die Leute immer ärmer. Die Leute sind alle arm in Gambia, ihre landwirtschaftlichen Produkte werden nicht gekauft und es gibt immer weniger Regen. Es wird immer trockener in Gambia.

Die Ursache könnte auch dieses Holzproblem sein: Wir haben fast keine Bäume mehr im Busch. Es gibt weniger Regen wenn es keine Bäume gibt.

Weiß man in Gambia um die Ursachen?

Natürlich wissen das die Leute. Die Regierung hat das auch immer gesagt.
Wenn die Leute die Bäume nicht fällen würden, könnten die nichts machen.
Das ist ein Problem.

Für Landwirtschaft braucht man immer ein gutes Land.
Es wäre schwer in Gambia, die Bäume nicht zu fällen, weil Landwirte Felder brauchen, wo man was ernten kann am Ende der Regenzeit.
Sonst geht das nicht. Das wäre schwer.

Die meisten Felder sind seit 100 oder 200 Jahren ständig bearbeitet und die haben kein Dünger und wer kein Dünger hat, kann nicht jedes Jahr auf dem gleichen Feld arbeiten. Da kriegst du nichts mehr.
Deshalb fällen die Leute Bäume. Wenn man in den letzten 10 Jahren nicht auf den Feldern gearbeitet hat, dann ist das Land wieder okay für die nächsten 2 oder 3 Jahren.

Die Regierung kann auch nichts machen.
Solange sie keinen Dünger für die Landwirte besorgen kann - kann sie auch nichts machen. Die haben keine andere Chance. Die müssen die Bäume fällen, sonst können die nicht arbeiten.

Gibt es afrikanische Umweltschützer?

Ja, es gibt Leute, die davon reden.