Solarenergie für Afrika

Konferenz in Düsseldorf vom 4.-6. September 2003

Interview mit Anicet Biladjetan aus Togo

über die Möglichkeiten, die Solarenergie in Togo böte, sein Engagement in seinem Heimatland und die dortige Situation

Ich heiße Anicet Biladjetan, komme aus Togo und habe hier studiert.

Kennen Sie schon solare Techniken in irgendeiner Form?

Ich kenne die Struktur über die Solarenergie.
In Afrika gibt es viel Sonne.
Ich frage mich, warum die Europäer nicht diese Energie in Afrika benutzen.
Wir haben auch viel Wind in Afrika.

Darf ich fragen, wie Ihre Familie zu Hause in Togo kocht?

Sie kochen nur mit Holz oder mit Kohle.

Wird das Holz gesammelt oder gekauft?

Es ist die Tradition, dass man in den Wald geht um Holz und Trockenpflanzen zu sammeln. Für die Familie, zum Kochen.

Kommen Sie vom Land oder von der Stadt?

Togo ist ein Land mit 3,5 Millionen Menschen, wir sind ein kleines Land – 600 km lang und 150 km breit.
Togo war mal ein großes Land, aber es wurde geteilt.
Wir sind auf französischer Seite, aber ein Teil ist englische Seite.

Glauben Sie, dass Ihre Familie Solartechniken benutzen würden?

Jeder Mensch in Afrika würde, wenn es Finanzierungsmöglichkeiten gibt, das benutzen.
Die Afrikaner brauchen viele Sachen – die man hier in Europa nicht braucht.
Das ist Solarenergie und Windenergie. Beide Sachen!

Wir brauchen das für Licht und vielleicht für Trinkwasser.
Das Problem in Afrika ist die Energie.
Wenn man die Energie hat, ist das billiger.

Was du jetzt machst – du kämpft für was für uns.
Aber keiner wird dir glauben.
Keiner wird glauben, weil eure Länder nicht so was brauchen.
Sie werden sagen: Nein, diese Länder brauchen nicht so was.
Aber wir brauchen so was.

Kannst du dir vorstellen – in meiner Heimat haben wir 6 Monate Trockenzeit.
Und dann 6 Monate Regenzeit.
6 Monate lang hat man alle Geräte und dann kann man diese Energie sparen für die 6 Monate Regenzeit.
Das wäre schön.

Also Speicherung?

Ja, genau.
Das ist eine wichtige Sache.
Diese Welt – sie können uns alles verteilen – das ist egal. Sie können uns 50:50 verteilen. Aber es geht nicht so. Es geht nur um Politik.
Es ist alles da für uns. Diese Welt ist da für uns.
Verstehst du?
Es gibt nur egoistische und arrogante Systeme. Geld muss man haben und so.

Aber ich fühle mich wohl bei Ihrer Organisation, wenn Sie so was nach Afrika stellen. Ganz Afrika würde sehr dafür sein.

Schicken Sie manchmal Pakete nach Togo?

Ich schicke manchmal Pakete nach Afrika.
Normal schicke ich ein paar gute Klamotten oder Techniksachen hin.
Weil ich Elektrotechniker bin.
Radios, Fernseher und solche Geräte schicke ich heim.

Können Sie sich vorstellen Solarenergie nach Afrika zu schicken?

Wenn ich diese Kontakte habe und mit Leuten reden kann, ja.
Weil ich viele Kontakte in meine Heimat habe. Auch auf Regierungsseite.
Die können das überlegen.
Jeder hat Interesse. Das ist auch gut für die Bevölkerung.

Alle Energie bei uns läuft über den Generator.
Die Deutschen haben ein Wasserwerk gebaut, an einem Fluss.
Dieser Fluss heißt Mono.
Aber es gibt eine Zeit, wo kein Regen kommt. Das ist das Problem.

Wenn Afrikaner eine Strategie über Solarenergie haben, wird es keine Probleme geben bei der Energieversorgung.

Gibt es viele NGO´s in Togo?

Das weiß ich nicht. Aber es gibt viele Organisationen in Togo.
Meine Philosophie ist aber: Es geht nicht über die Regierung. Es geht nur über die Bevölkerung.
In der armen Bevölkerung hat keiner eine Ausbildung. Die Leute wissen nicht, was geht. Die denken, es geht so – aber das ist falsch.

Gehe mal heute nach Afrika – überall ist Krieg. Kein Erwachsener ist da.
Nur Kinder. Man nimmt Kinder und schickt sie in den Krieg.
Keiner will nicht mehr. Wir sind so. Keiner will nicht mehr.
Das kann nicht weitergehen.
Früher war es gut.
In der Zeit des kalten Kriegs hatten wir gute Präsidenten. Aber nach dieser Zeit sind diejenigen die Diktatoren.
Es ist ein Mechanismus. Wir können nichts dagegen tun.

Wie sieht es mit den Krankenhäusern aus in Togo?

Ich kämpfe für mein Dorf.
Weil – ich komme aus einem Dorf, das ein kleines Königreich ist.
Und ich muss jeden Monat etwas Geld schicken, damit man Medikamente kaufen kann.
Seit 4 Jahren haben wir ein Embargo. Wegen Demokratie oder so, man weiß nicht.
Aber was wirklich wichtig ist, ist Gesundheit.

Leider ist mein Dorfkrankenhaus kaputt gegangen.
Sie haben unsere Bevölkerung gebeten, ein bisschen Geld zu spenden um ein neues Krankenhaus zu bauen.
Wir werden bis 2005 ein neues Krankenhaus haben.

Haben Sie einen Verein in Köln?

Ich habe keinen Verein aber viele Bekannte.
Wir wollen eine Organisation gründen über das.
Ich wohne ja hier in Köln.

Würde die Regierung in Togo ein Solartechnikprogramm unterstützen?

Wenn es gute Technik für uns in Afrika gibt, dann werden unsere Regierungen nicht nein sagen.
Jeder möchte etwas für sich selber unternehmen. Wenn man über Sonne eine Versorgung haben kann – dann ist das eine gute Sache!

Aber viele Afrikaner arbeiten nicht gerne mit ihrer Regierung zusammen.
Man muss es versuchen für sein Land etwas zu unternehmen, egal was da passiert.
Man muss etwas unternehmen.

Würden Sie also mit ihrer Regierung arbeiten?

Ich werde auf jeden Fall was unternehmen, auf jeden Fall.
Wenn es was gibt, warum kann man es dann nicht den anderen Menschen geben? Verstehst du?
Wenn die Leute nur reden, wird es immer so bleiben. Das geht nicht.
Man muss nur erklären. Man muss immer versuchen. Wer sucht findet, oder?
Wenn du da bist, werden sie dich finden.
Das Leben ist ein Kampf.
Versuche den Kampf zu gewinnen.
Es ist so im Leben.

Arbeiten Sie noch als Elektromechaniker?

Ja, ich arbeite noch. Seit 8 Jahren.

Haben Sie Ihre Ausbildung hier gemacht?

Nein, ich habe meine Ausbildung in meiner Heimat gemacht.
Mein Chef hat mich 1 Jahr getestet und gesagt: Du bist mein bester Mann.
Es ist normal gelaufen, es geht mir normal gut.