Mein Name ist Stephen Appleton. Ich bin geboren in Monrovia/Liberia in Westafrika, habe dort 10 Jahre gelebt und musste dann ausreisen wegen dem Bürgerkrieg und habe dann 4 Jahre in Deutschland verbracht.
Meine Mutter wurde nach den 4 Jahren nach Äthiopien versandt, da sie für das auswärtige Amt arbeitet. Sie ist an die deutsche Botschaft in Addis Abeba geschickt worden. Ich bin da mitgereist und habe da 3 Jahre verbracht und bin danach nach Kenia gereist, habe dort 3 Jahre an der deutschen Schule in Nairobi verbracht und habe dort mein Abi gemacht und bin seit 3 Jahren hier in Deutschland.
Also, wo ich die schon gesehen habe - was mich auch erstaunt hat - war im Sudan. Ich bin dort 3 x hingereist und wir sind ganz weit ins Landesinnere gefahren. Es war alles Wüste.
Es ist alles sehr beige gehalten und sehr kleine Häuser und sehr viel Wüste und auf einmal stehen da solche Solaranlagen. Das waren solche Solarplatten.
Es ist alles sehr experimentell, weil das noch nicht so gefördert wird in Afrika.
Aber vereinzelt sieht man das halt schon.
Ich weiß nur, daß es in in Karthum, der Hauptstadt vom Sudan, an einer Stelle ein System an der Brücke gab, das die Brücke mit Licht versorgt.
Ich kenne noch ein anderes ein System aus einem Schwimmbad. Das haben sie uns erklärt in der Schule. Es gab einen Swimmingpool, der war ungefähr 1,35 m tief, 25 m lang und 12 m breit. Der wurde aufgewärmt - und die ganzen Duschen dazu. Das waren 5 Stück. Da konnte man auch sehr lange drunterstehen.
Ich weiß nicht, wie viele Leute das unterstützen.
Eigentlich ist es eine sehr gute Idee, aber so wie die Systeme in Afrika sind und die Regierung ist, weiß ich nicht, wie man das durchsetzen könnte.
Ich habe einfach sehr viel von Korruption mitgekriegt, in den Ländern, wo ich war. Da sollten Sachen gefördert werden und die Leute sagten auch, daß sie das machen. Aber letztendlich endet das Geld sonstwo.
Man kriegt nirgends davon was zu sehen, was eigentlich gemacht werden sollte.
Als ich in Äthiopien gelebt habe, da gab es etwas, das nannte sich International Lifestock Research Institut. Das war so eine Farm mit ganz vielen Rindern und die haben halt so Versuche mit diesen Rindern gemacht.
Das heißt, die haben denen bestimmtes Essen gegeben und haben dann geschaut, wie sie das vertragen. Damit sie den Bauern erklären können, wie sie ihre Rinder zu halten haben und was sie für Futter vertragen, damit sie auch genug arbeiten können und daß sie zum Beispiel Milchkühe einsetzen können für ihre Farm. Solche Sachen habe ich da halt gelernt.
Das war auch von Europäern aufgezogen. Da war eine Russin, die mir das alles beigebracht hat. Ich habe dort eine Woche Praktikum gemacht und gearbeitet.
Das ist eine Sache, wo sie den Bauern zeigen, wie sie ihr Vieh zu halten haben. Viele Leute wissen das einfach nicht so genau und wundern sich dann, warum ihre Tiere zugrunde gehen. Das hat geholfen.
Das ist ein positives Beispiel, das ich erlebt habe.
Ja, natürlich. Die ganze Zeit, wo ich da gelebt habe.
Ich bin jetzt hier an der Schauspielschule und da komme ich nicht mehr dazu, mit Afrikanern zusammenzusein.
Also, ich wünsche meiner Mutter nichts mehr, als daß sie in Afrika bleiben kann. Sie hat da ihre Art. Sie kommt mit den Menschen so wunderbar klar, sie hat überall so viele Freunde.
Ich wünsche mir das so sehr für sie, daß sie es schafft, in Afrika zu bleiben.
Daß die dann in Rente geht, später.
Also, mein Vater ist aus der einen Kultur und meine Mutter aus der anderen Kultur und ich war zwischendrin. Ich bin ja auch immer hin- und hergereist zwischen Deutschland und Afrika.
Was ich denke ist, daß es einfach nicht so rumkommt, daß die Leute einfach größere Probleme haben, um sich darüber einen Kopf zu machen.
Die Aufklärung ist einfach noch nicht so weit, daß man den Leuten sagen kann: He, schaut mal her, hier habt ihr diese Technik – wenn ihr die anwendet, da könnt ihr so viel mit sparen. Das ist was, daß sich die Leute nicht vorstellen können. Die müssen das 1:1 sehen.
Sie nehmen es einfach hin, würde ich sagen. Es ist einfach schwierig für die Leute, sei es in der Stadt oder auf dem Land, dieser Entwicklung hinterherzukommen. Die sind da einfach noch nicht so weit.
Das wird ihnen so in den Schoß gelegt oder aufgezwungen – das Europäische und so. Ich will nicht sagen, daß wir schuld daran sind, wie Afrika jetzt ist. Ich habe aber das Gefühl, daß sich die Leute nicht so schnell an diese Entwicklung gewöhnen können, und nicht damit umgehen können.
Das denke ich schon. Auf jeden Fall. Falscher Stolz, Sturheit, das ist schon dabei.
Ich kann mal ein einfaches Beispiel nennen. Wenn Frauen irgendwo verkaufen oder wenn sie etwas mit Business zu tun haben, dann funktioniert das wunderbar.
Andere Beispiele kann ich jetzt nicht so nennen.
Die kenne ich nicht.
Ich kann es mir vorstellen. Aber das sagt nichts.
Ja.
Ja, überall eigentlich, auch in Äthiopien sehr viel.
Die Kinder können kaum gehen und haben schon einen Stock in der Hand und hüten Schafe oder gehen mit dem Esel los und verkaufen Sachen oder kaufen ein.
Das ist da ganz normal, ganz alltäglich.
Ja, es gibt Mädchen, die sich den Rücken schon krumm schleppen - in sehr jungem Alter. Die älteren Frauen haben schon alle einen krummen Rücken, weil sie riesige Bündel Holz tragen, während die Männer irgendwo im Schatten herumliegen und sich unterhalten.
Die Männer sind dann eher für die Tiere zuständig, für die Rinder.
Ja natürlich. Sie regt sich ständig darüber auf, aber auch wenn sie Auto fährt, regt sie sich tierisch auf. Wenn sie da fährt, und regt sich auf, dann ist es so, daß die Leute sie angucken und dann eher drüber lachen. Das ist eher eine Belustigung.
Ich glaube schon, ja.
Ich vermisse einfach sehr viele Sachen aus Afrika – die Vorzüge: Das Wetter, die Laune von all den Leuten, der Umgang. Es ist alles einfach leichter und easyer.
Aber ich kann das jetzt so sagen, weil ich eben – plump gesagt – Geld hatte, im Vergleich zu den Leuten, die da wohnen. Das ist natürlich das Schönste, das ich mir vorstellen konnte, daß ich mit meiner Mutter rumziehen kann – und sie hat das Einkommen.
Wir haben nicht schlecht gelebt. Die Lebensmittel sind da billig – für uns. Es war einfach schön und ich konnte mich immer unter das Volk mischen, weil ich nicht wirklich aufgefallen bin als Ausländer - in Äthiopien.
In Kenia hätte ich auch ein hellhäutiger Kenianer sein können, im Sudan ein Sudanese.
Deshalb hatte ich einen guten Draht zu den Einheimischen und bin da immer direkt in die Kultur mit eingestiegen. Und hatte das immer genossen.
Für viele Einheimische ist die schon schlecht – weil sie sich die nicht leisten können. Viele sterben ja auch an einer Lungenentzündung, aber für uns war es immer okay. Es gab nie Probleme.
In Liberia hatte ich 3 x Malaria. Das erste Mal mit 8 Monaten – das war ziemlich schlimm, aber die Versorgung war eigentlich immer gut.
Das ist wieder so was, wo das Geld in irgendwelchen Taschen verschwindet. Den NGO´s traue ich eigentlich nie so wirklich.
Also mein Vater hatte mit solchen Leuten zu tun. Er ist Architekt und ist auch im Rotary Club. Die machen immer so Hilfsprojekte und dadurch habe ich halt viele Leute kennengelernt. Man hat da auch rausgefunden, was die so machen und wieviel Geld die eigentlich einsacken.
Da bin ich immer sehr skeptisch.
Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.
Wahrscheinlich die Familie.
Vielleicht sollten sie das wirklich bei den Frauen versuchen.
Ich könnte es mir gut vorstellen. Es gibt einfach viele afrikanische Frauen, die sich für so was einsetzen – für Projekte mit Kindern oder für Frauen, die missbraucht wurden oder sonst was.
Da gibt es viel mehr Frauen als Männer, die das tun.
Ich weiß nicht. In Südafrika vielleicht.
Eher dort, wo man die europäischen Normen hat, wo sich die Leute Gedanken darüber machen können - weil sonst alles läuft.
Sonst können sich die Leute gar nicht ihren Kopf dafür verschwenden, weil sie sich ständig was zu Essen suchen müssen oder Angst um ihr Leben haben müssen. In Afrika hat man nicht die Zeit, um sich Gedanken um die Umwelt zu machen.
Die Leute wissen gar nicht, wozu das gut sein soll, wenn diese Vereine oder Organisationen ankommen und sagen: Hier haben wir das und das und das, weil sie eben das ganze Wissen dafür nicht haben.
Ich habe keine Ahnung. ....fangt bei den Kindern an.
Also, es gibt einfach viele Länder, die mit Kindersoldaten leben. Die einfach daran nichts böses sehen, wenn sie jemanden umbringen und dafür eine Coca-Cola-Dose kriegen und das muß man erst mal aus den Köpfen rauskriegen – und denen zeigen, daß das Leben schön ist und wie sie es eigentlich zu leben haben, um miteinander gut zurecht zu kommen.
Das war´s eigentlich schon.
Nee, ich bin Gott sei Dank früher rausgeflogen aus Liberia, noch mit der letzten Maschine. Das war Air Ghana, glaube ich.
Da standen die Leute im ganzen Flur der Maschine. Die war total überfüllt. Ich hatte meinen Koffer auf meinem Schoß - und dann ging es ab in die Elfenbeinküste, aber meine Mutter hat mir sehr viel erzählt von den Kindersoldaten. Ich habe es auch im Fernsehen gesehen.
Bisher ist es immer so gewesen, wenn ich in Afrika denke – ich einfach immer positiv denke. Eben an die schönen Sachen. Wenn ich an das denke, was alles so schief geht, dann sehe ich einfach den Untergang.
Es gibt einfach zu viele Sturköpfe da, die denken, sie hätten alles in der Hand und sie könnten machen, was sie wollen.
Ich sehe ja das schon an der Reaktion der Leute hier. Wenn ich sage: Ich reise in den Sudan, dann erschrecken sie schon alle und sagen: Da ist Krieg!
Oder auch wenn ich nach Äthiopien fliege.
Wenn man dann vor Ort ist, sieht man, wie es wirklich ist und meistens ist es dann in den Hauptstädten friedlich. Man merkt gar nichts davon, was am Rand abgeht.
Das Gleiche bei den Leuten im Sudan. Die Leute sind so was von freundlich.
Es ist ein muslimisches Land, total streng. Es gibt da Sittenpolizei, da muß man wirklich aufpassen aber sonst sind die Leute wirklich total zuvorkommend, immer freundlich: Haben nicht viel, geben trotzdem gern.
Das ist, was ich einfach gerne mitnehme und was ich gerne behalte von dem Ganzen.
Die sprechen mich natürlich direkt an, das ist ja klar und ich habe auch viele kennengelernt, mit denen ich super gut klarkomme.
Ich sage den Leuten immer: „Geht mal nach Afrika und schaut euch das einfach an. Das ist einfach schön“. Ich erzähle ihnen von den tollen Sachen, die ich erlebt habe. Ich sage das auch anderen Leuten.
Das ist auch mein Traum – daß ich irgendwann das Geld habe, daß ich dort leben kann und daß ich so viele Leute wie möglich einladen kann, daß sie das sehen können.
Möglicherweise dann später dann dadurch jemandem helfen kann, einfach durch solche Freundschaften.
Vermitteln kann man ja immer, das ist keine schwere Sache. Vielleicht kann ich den Leuten was vorspielen. Erst Schauspieler, dann Präsident. Ich mach´s wie Reagan.