Solarenergie für Afrika

Konferenz in Düsseldorf vom 4.-6. September 2003

Interview mit Mathias Weber

der nach seinem Studium der regenerativen Energien nach Südafrika ging, um die praktische Anwendung voranzutreiben

Könntest Du Dich kurz vorstellen?

Ich habe hier regenerative Energien studiert – wollte dann aber praktisch was machen und bin deshalb nach Südafrika gegangen. Ich habe da ein Demonstrationsobjekt mitgehabt mit Solarzellen – so ein mobiles Solarsystem – um das den Leuten vorzuführen, wie das funktioniert.

Hattest Du damit Erfolg?

Es ist halt so, dass die Technik noch relativ teuer ist. In unserer Gegend ist das noch relativ erschwinglich für die Menschen hier, aber in Afrika wird es den Leuten dann zu teuer.

Dadurch, daß einfach kein Geld da ist, ist es so schwierig, Handel zu treiben. Das Geld, das ich in Afrika zur Verfügung hatte, war das Geld, das ich aus Deutschland hatte.

Wie wird in Afrika Handel mit Produkten aus Europa betrieben?

Ich habe gesehen, daß in Afrika Jacken auf der Straße verkauft wurden, die wahrscheinlich hier verschenkt worden wären. Die werden da verkauft.

Irgendwie läuft das so, daß jemand das Geld auffängt und die Waren dann eben verkauft. Er sieht das als seinen Handel. Derjenige, der da steht und die Ware verkauft, hat eben auch kein Geld und muß sehen, daß er an welches kommt. Weiterverschenken wäre für ihn auch nicht logisch.

Was denkst Du über den Kleinhandel in Afrika?

Der Kleinhandel ist mir sympatisch. Ich finde es noch ehrenwert, daß die Leute, anstelle kriminell zu werden, versuchen, Geschäfte zu machen. Also, daß jemand die Kraft hat, sich hinzustellen und 5 Äpfel am Tag zu verkaufen. Das ist mir wirklich sympathisch. Kleinhandel -  anstatt loszuziehen und zu klauen oder jemanden zu entführen.

Ich habe Respekt vor den Leuten, die sich da hinstellen und versuchen sich so über Wasser zu halten.

Sonst, ist mir aufgefallen, daß eigentlich alle Geschäfte mittlerweile in der Hand von Chinesen sind. Hauptsächlich Chinesen.

Die Art, wie die das machen ist so: Die gucken sich ein Geschäft an, das gut läuft und von einem Afrikaner betrieben wird -  und machen nebenan genau das gleiche Geschäft auf. Dann  unterbieten sie die Preise für ein paar Monate, bis der Afrikaner nebenan platt ist. Dann machen sie weiter, bzw. kaufen direkt diesen Laden auf.

Mittlerweile sind 80 oder 90% der Geschäfte in chinesischer Hand.

Wie kann so ein System funktionieren?

Die Chinesen bringen ganz extreme Billigprodukte ins Land - chinesische Produkte. Turnschuhe sind angesagt. Jeder will Turnschuhe haben. Auch Jeans.

Die Chinesen haben einfach die besseren Connections. Die haben auch ein Netzwerk untereinander und können damit die besseren Preise machen.

Die Afrikaner sind halt nicht so organisiert untereinander - im Handel. Das ist bei denen nicht so von Interesse.

Bei Lebensmitteln ist es das Gleiche. Es werden dann schon afrikanische Lebensmittel angeboten. Die Chinesen verkaufen die vielleicht zum Selbstkostenpreis oder noch darunter. So machen sie den anderen Laden kaputt.

Wie ist das möglich?

Die Chinesen kommen einfach mit mehr Geld dahin.

Gibt es da nicht Stress zwischen den Bevölkerungsgruppen?

Natürlich. Die Leute hassen sich. Aber die Kunden kaufen trotzdem bei den Chinesen, weil sie eben die billigeren Preise haben.

Ich habe gehört, daß es viele libanesische Geschäftsleute in Afrika geben soll.

Nigerianer gibt es eine Menge, die in Südafrika verkaufen. Libanesen habe ich nicht so bemerkt.

Kennst Du Solarlampen?

Ich bin so ein paar Lampen über den Weg gelaufen - aber so gut funktioniert haben die nie. Die waren auch sehr teuer und von schlechter Qualität. Ich habe mir auch gedacht, daß ich mich hier mal umgucke nach besserer Qualität und auch besseren Preisen.

Vor allem die Solarpaneels sind extrem teuer in Afrika. Das Solarpaneel an sich ist schon so teuer - aber dann mußt du das Solarpaneel noch zusätzlich auf einen Mast setzen und mußt es verschweißen und mußt es vernieten, verkleben und mit Stacheldraht versehen, damit das nicht geklaut werden kann.

Wenn du es einfach auf das Dach legst, ist das am nächsten Tag weg. Das hat ja einen Riesenwert und das sieht auch jeder von weitem.

Die Telekom Südafrika hat schon so ein Paneel gemacht, das einen grünen Rahmen hatte, damit man es nicht erkennen kann.

Gibt es Unterstützung für Solarkocherprojekte in Südafrika?

Ich habe gehört, daß die Ministerin Wieczorek-Zeul das Solarkocherprojekt in Südafrika weiter unterstützen will. Sie war bei einer Umweltgipfelkonferenz im September letzten Jahres. Sie gibt eigentlich die Kraft dazu, daß das Projekt weitergeführt wird.

Das Projekt wurde schon als gestorben angesehen, weil in 7 Jahren nichts passiert ist. Es wurden 7 Millionen Euro aufgegeben, aber es ist nichts passiert. Ich habe gehört, daß es jetzt noch ein Jahr Verlängerung gibt. Da gibt es eine Million Euro pro Jahr.

Wann wirst Du wieder nach Südafrika gehen?

Sobald ich etwas Geld zusammenhabe, werde ich wieder hinfliegen. Anfang September bin ich sicher noch hier und Euch bei der Solarkonferenz helfen.

Danke für Deine Bereitschaft – und für das Interview!