Solarenergie für Afrika

Konferenz in Düsseldorf vom 4.-6. September 2003

Im Solarinstitut Jülich

Interview am 23.6.03 mit Klemens Schwarzer, Bernd Hafner und Jochen Dessel

Warum wird die Schwarzerküche als Großkocher bezeichnet?

Klemens Schwarzer: Beim sog. Schwarzerkocher, Schwarzerküche oder Sunfire-Kocher hat es sich gezeigt, dass man mindestens eine Projektorfläche von 2 qm braucht, wenn man Systeme mit Speicher baut.
Dann erst hat man dann genügend Speicherenergie zur Verfügung, damit man auch morgens noch kochen kann.
Bei den kleineren Systemen, also 2 qm und 50 Liter-Speicher kann man nur bis abends kochen. Und auch nur, wenn man einen guten Sonnentag hatte - man muss ja auch die Energie sammeln. Die Energie ist nur einmal da.
Wenn man tagsüber kocht, dann hat man keine Energie, um noch abends zu kochen. Für Warmwasser allerdings reicht das. Wenn man in den Abendstunden kochen möchte, muss man tagsüber sozusagen die Energie aufnehmen. Die Schwarzerküche gibt es aber auch ohne Speicher.

Für wie große Familien ist die Schwarzerküche ausgelegt?

Klemens Schwarzer: Die 1 qm-Kocher sind die einfachen Systeme. Sie haben 2 Töpfe von je 5 -10 Liter. Das ist für eine kleine Familie geeignet. Ab 2 qm ist es für eine größere Familie.

Wie groß darf die Familie dann sein?

Klemens Schwarzer: Das ist nicht das Problem.
Man kann die Küche ja modular aufbauen, damit auch 100 oder 200 Personen bekocht werden können - wie das Herr Dessel gerade gemacht hat. Das ist nur eine Frage des modularen Aufbaus.
In der Regel ist es aber nicht so einfach, die in einem Entwicklungsland herzustellen - wegen dem Kollektor. Es ist wesentlich aufwendiger, als z.B. den Papillon, den Herr Dessel entwickelt hat. Oder die anderen Modelle von SEWA oder Solar Global oder BSW. Unsere Vereine arbeiten ja eng zusammen.

Die anderen Systeme sind natürlich wesentlich einfacher in Afrika herzustellen, mit einfachen Handwerkern in den Werkstätten.
Das System der Schwarzerküche ist wesentlich komplizierter im Aufbau. Es gibt Entwicklungsländer, z.B. Indien , wo man die bauen kann. In Afrika hat es sich gezeigt, dass die Kostenfrage eine große Rolle spielt. Das System ist eben teuer.

Was war der Anlass, einen Speicherofen zu bauen?

Klemens Schwarzer: Uns kam diese Idee, weil man sagte, dass in Afrika abends gekocht wird. Aber das stimmt eigentlich nicht.
Es wird durchaus tagsüber gekocht und abends gegessen. Das war eigentlich damals der Grund, den Speicherkocher zu bauen. Es hat sich aber gezeigt, dass das in der Regel nicht so ist. Es werden mehrere Gerichte tagsüber gekocht und abends werden sie gegessen. Die Gerichte müssen auch gar nicht heiß sein. Es ist ja sowieso schon sehr warm dort.

Bernd Hafner: Zum Thema Kochen abends oder tagsüber in Afrika: Die Gruppen, bei denen wir am ehesten im Moment ein Solarkocher verkaufen können, ist der Mittelstand in den Städten.
Das sind die Leute, die hohe Brennholzkosten haben - die ein eigenes Einkommen haben. Bei dieser Gruppe hat sich eigentlich eine mehr oder weniger europäische Lebensweise eingebürgert, so dass mittags gekocht wird und abends dann noch mal das Essen warm gemacht wird oder ein Abendbrot gegessen wird. Die Hauptmahlzeit dieser städtischen Bevölkerung, bei denen die Solarkocher gut ankommen, ist mittags.

Die Landbevölkerung, die das Holz noch selber sammelt, erreicht den Solarkocher sowieso sehr viel schwieriger. Und zwar, weil ich denen nicht vorrechnen kann, was sie dabei sparen. Die gehen Holz sammeln.
Dann kann ich ihnen sagen: Gut, du sparst 12 km Weg. Aber diese 12 km, die sind für diese Leute nicht in Geldwert umzusetzen. Wenn die jetzt diese 12 km nicht laufen, haben sie in der Zeit kein Einkommen. Im Gegensatz zu der Stadtbevölkerung, die Geld ausgibt für Brennholz.

Jetzt ganz aktuell Zahlen aus Gaoa, die ich Anfang Juni bekommen habe: Eine kleinere Familie in Burkina Faso - 6 bis 8 Leute - braucht ohne Solarkocher 3000 Francs CFA monatlich für Brennholz. 650 Francs CFA sind 1 Euro. Und mit den neuen Papillon-Solarkocher, die seit letztem Jahr dort im Einsatz sind, braucht die gleiche Familie nur noch 1000 Francs CFA. Sie spart also 2/3 ein.

Jetzt kann man denen sagen: Pass auf - 2000 pro Monat gespart - sammelt das Geld und zahlt den Kocher ab - dann siehst du direkt, wann das Ding dir gehört! Und das verstehen die Leute auch. Mit Geld rechnen kann irgendwie jeder.
Dagegen die Landbevölkerung: Da ist es sehr viel schwieriger zu argumentieren. Man muss den Leuten dann sagen: Nehme den Solarkocher, damit du die Umwelt nicht zerstörst. Das ist genauso, wie wenn man versucht, hier jemandem ein 3-Liter-Auto für 10 000 Euro mehr zu verkaufen. Das ist hoffnungslos.

Wenn man damit argumentiert, dass die Kinder tagsüber dann lernen könnten?

Bernd Hafner: Bei der Landbevölkerung ist es schwierig.
Wenn ich sie zwinge, eine Ausgabe finanzieller Art zu tätigen, muss ich auch sagen: Pass auf - diese Ausgabe hier bringt dir so-und-so-viel finanzielle Ersparnis. Dass die Kinder lernen können, wird ja nicht bezahlt.

Klemens Schwarzer: Nehmen wir als Beispiel Mali: Da habe ich mit der Landbevölkerung gesprochen. Ich war vor 2 Jahren von der Regierung in Mali eingeladen worden zu einem Energieseminar bei dem es um solares Kochen ging. Wir sind dann auch in die Dörfer gefahren und haben gefragt, wie die Sache mit dem Holzsammeln so abläuft.
Man sieht ja überall die Holzstapel stehen, und sieht wie die Leute sich dann dort das Holz kaufen. Meistens ist es auch noch Holzkohle, wo ein großer Teil der Energie bei der Fertigung verloren geht.

Wir haben gefragt, wie läuft es denn?
Sie sagten, sie verdienen nicht viel am Holz. Das Holz wird gesammelt und dann mit Eselskarren aus den Wäldern rausgebracht. Ein Teil geht nach Hause und der andere Teil wird verkauft.
Die Miete der Eselskarren macht sich nur bezahlt, wenn sie Holz verkaufen und auch ihr eigenes Holz mit nach Hause nehmen. D.h., sie haben gar keinen großen Gewinn. Sie haben nur den Gewinn, dass sie Holz nach Hause bekommen und den Eselskarren bezahlen können.
Also, wenn sie es nur für sich machen würden, könnten sie das nicht bezahlen. Also verkaufen sie einen Teil des Holzes an die Stadt.

Um noch mal auf Ihre Küchen zurückzukommen: Wo sind sie zu finden?

Klemens Schwarzer: Die Küchen sind in Argentinien eingesetzt, in Brasilien, in Mali und in Südafrika. Dort z.B. in SOS-Kinderdörfern.
Ich muss dazu sagen: Ohne Weiterbetreuung geht es nicht. Es müssen bestehende Organisationen sein, die das dann übernehmen. Sonst laufen alle Projekte, nach meiner Meinung, schief. Es muss eine Institution sein, die sich drum kümmert. Dann muss gewährleistet sein, dass sie einen eigenen Profit machen. Es muss für sie auch finanziell einen Vorteil bringen.
Nur mit reinen NGO´s, wo man immer nur reingibt - bringt es das nicht. Es muss da wirklich ein ökonomischer Vorteil sein, bei Leuten, die sich vor Ort damit beschäftigen.

Besuchen Sie noch regelmäßig Afrika?

Klemens Schwarzer: Weniger. Aber der Herr Dessel war dort unten, der Herr Hafner war mal dort unten.

Machen Sie gemeinsame Projekte obwohl sie verschiedene Vereine haben?

Klemens Schwarzer: Wir sehen das nicht so eng. Unsere 3 Vereine sind meistens einfach örtliche Gruppierungen.
Wir haben hier im Solarinstitut den Vorteil, dass wir auf junge Leute zurückgreifen können, die dann teilweise im Rahmen von Diplomarbeiten hingehen und das machen.

Wie ist der Papillon eigentlich entstanden?

Klemens Schwarzer: Wir hatten damals angefangen in Burkina Faso die SK 12 zu bauen. Und da kam von Burkina Faso die Meldung zurück, sie würden die Kocher gern nachts in ihre Hütten bringen.
Da passen eben diese großen Dinger nicht rein. So wurde die Idee für den Papillon geboren.
Es gibt zwar klappbare z.B. in Nepal aus chinesischer Fertigung. Der Brennpunkt liegt da aber weit außerhalb, was die Gefahr mit sich bringt, dass die Leute sich die Augen kaputt machen oder dass die Kinder sich verbrennen.

Und da war die Idee, einen Kocher zu bauen, der fahrbar ist, der klappbar ist und bei dem auch den Brennpunkt innerhalb des Systems liegt. Herr Dessel hat dann den Auftrag gekriegt und hat das Ding auch gebaut. Das war also der Wunsch aus Burkina Faso - einen Kocher zu haben, den man nachts reinfahren kann. Weil die halt sonst nachts vielleicht beschädigt werden oder auch wegen Diebstahl.

Bernd Hafner: Zu der Entwicklung, die dann zu dem Papillon führte:
Anfang der 90ger Jahre wurde eine Initiative in Karlsruhe gegründet - aus der dann auch der Verein Sonnenenergie für Westafrika (SEWA) entstanden ist - mit Burkinabé (Leute aus Burkina) zusammen - um in Burkina Faso Solarenergie einzusetzen.

Ein Hauptschwerpunkt lag schon bei der Gründung bei den Solarkochern - eben um gegen die Umweltzerstörung anzukommen. Dann hat man in der erste Hälfte der 90ger Jahre die verschiedenen Solarkochersysteme dort gebaut und ist letztendlich bei dem SK-14-ähnlichen Typ gelandet. Wobei die Spiegelgeometrie die Gleiche ist - das Gestell ist etwas anders gemacht - es ist lokal aus Stahl geschweißt - nicht aus Aluminium.

Aber letztendlich sieht das Ding so aus wie ein SK 14.
Dann kam 1998, nach einigen Jahren Einsatz, eine Liste von Anforderungen aus Burkina von den Benutzern, wo gesagt wurde: Das Ding ist zwar ganz schön, aber wir hätten gerne..... Und dann kam eben die Forderung der Leistung, bessere Zugänglichkeit an den Topf, das Klappbare, damit das Ding durch eine 70-cm-breite Tür passt, Blendwirkung reduzieren.

Und doch auch die Sache mit dem Überkochen.

Bernd Hafner: Das war dann der positiver Nebeneffekt vom Papillon.

Jochen Dessel: Zu der Leistung: Das alte System hatte 1,4 qm Spiegelfläche - da kommt ja auch der Name her. (SK 14) Das ist die Aperturfläche, mit der man die Sonne quasi einfängt.
Den Papillon haben wir zuerst auf 1,8 qm Spiegelfläche gemacht und hinterher auf 2 qm. So wird er jetzt auch in Burkina gebaut. Die Spiegelfläche bestimmt ja maßgeblich die Leistung des Systems.

Wir haben ungefähr 4 Prototypen gebaut. Die wurden auch alle, bis auf eines, in Burkina getestet - auch bei Familien - und die ganzen Verbesserungsvorschläge flossen dann in die neuen Systeme ein.
Und so nach ungefähr 4 Prototypen hatten wir dann das System, wo wir dachten: So kann man das in Burkina bauen, so kann man es lassen.

Klemens Schwarzer: Herr Dessel war ja auch vor Ort.

Haben Sie die Leute auch interviewt?

Jochen Dessel: Nein, das hat eher der Bernd Hafner gemacht.

Bernd Hafner: Es ist immer ein bisschen schwierig, die Leute selber zu interviewen. Also, wenn da ein Weißer auftaucht und fragt: Was wollt ihr denn?
Wir arbeiten deshalb mit Organisationen zusammen.
In den letzten Jahren übrigens sehr erfolgreich mit einer Frauenorganisation, die im letzten halben Jahr immerhin 70 Kocher verkauft hat. Mit denen hatten wir auch die ersten Kontakte 1997.
Das sind Leute von lokalen Organisationen, die solche Umfragen machen. Da wird mit denen festgelegt: Ihr macht die Umfragen, ihr sollt jetzt z.B. 50 Leute, die Solarkocher benutzen, besuchen.
Man spricht mit ihnen vorher die Fragen durch, die gestellt werden sollen. Und dann wird das auch so durchgeführt. Die Leute, die diese Befragungen machen, bekommen eine kleine Bezahlung.

Über die Jahre sammeln sich dann die Antworten und die große Arbeit ist es dann, aus diesen Antworten das herauszudestillieren, was dann zu einer Verbesserung von Systemen führen kann. Das kann man eigentlich nur mit den Leuten zusammenmachen, die auch die Fragen dort gestellt haben.
Die Frage ist das Eine. Dann steht irgendeine Antwort da und man versteht die erst mal nicht. Das kann nur derjenige beantworten, der da viel Erfahrung hat, der ständig mit rausfährt. Der kann einem dann auch die Interpretation liefern, was die Leute meinten. Das ist leider ein ziemlich langwieriger Prozess.

Bieten Sie durch Ihre Vereine Ausbildungskurse für afrikanische Handwerker und Techniker an?

Klemens Schwarzer: Das muss man immer mit Begrenzung sagen. Wir haben teilweise auch im Solarinstitut Leute aus Afrika gehabt, die hier im Prinzip ausgebildet wurden, die Kocher mit gebaut haben - wobei wir unterschiedliche Erfahrungen gesammelt haben.
Wir haben auch negative Erfahrung gesammelt. Das muss man ganz deutlich sagen.

Ausbildung haben wir auch gemacht - z.B. war Herr Hafner in Burkina gewesen, auch der Herr Dessel. Meistens haben unsere 3 NGO´s das dann gemeinsam finanziert.
Dann haben wir in Argentinien drüben ein größeres Projekt laufen, wo es um Solarkocher geht, die da auch verkauft werden, für 350 Peso.
Das ist in den Anden auf der Hochebene, etwa auf 4000 m Höhe. Da gibt es keine Bäume sondern nur kleine Sträucher - und die werden dann herausgerissen, um damit kochen zu können. Es gibt schon eine sehr starke Versteppung um die Dörfer.

Das läuft eigentlich ganz gut. Was wir noch zusätzlich gemacht haben, sind solare Heizungen.
Denn dort oben ist der bolivianische Winter sehr kalt. In den Schulen haben sie Minusgrade. Dort haben wir Heizungen entwickelt mit Luftkollektoren und mit Steinspeicher. Das läuft sehr gut.
Diese Woche geht wieder ein Mitarbeiter vom Solarinstitut rüber, der auch gleichzeitig beim Verein mitmacht - und dann werden diese Heizungen gebaut.
Also, Kocherheizungen, aber auch Wassererfassung - d.h. kleine Brunnen mit Photovoltaik, um sauberes Wasser in die Dörfer zu bringen. Denn die Quellen sind oft kontaminiert von den Lamas, Ziegen oder Schafen.
Wassererfassung, um sauberes Wasser in die Dörfer zu bringen.

Das sind so die Projekte, die wir machen. Einmal die Ausbildung der Handwerker dort, die mittlerweile die Kocher bauen und dann die Solarheizungen.
Demnächst werden, wie gesagt, die Solarheizungen auch selbst gebaut werden. Und dann eben die Wassererfassung.
Wir arbeiten da mit NGO´s zusammen, die ortsansässig sind. Das macht man immer. Man muss immer eine Gruppe als Ansprechpartner haben.

Was haben Ihre Küchen für Vorteile? Und wo sollten sie gebaut werden?

Klemens Schwarzer: Die Schwarzerküchen müsste man in Schulen als größere Anlagen bauen. Der Vorteil ist, dass man die Kollektoren nicht der Sonne nachführen muss.
Man muss auch nicht direkt in der Sonne kochen und hätte da auch noch die Speichermöglichkeit. Das hängt allerdings auch von der Größe ab.

Aber die Materialien, die man dafür braucht, sind vor Ort in der Regel nicht vorhanden. Wir brauchen z.B. bestimmte Glassorten. Es ist nicht das Problem, das zu kaufen. Nur vor Ort ist es nicht da. Wenn man das so macht, mit 2 oder 3 Kochern, dann ist das zu teuer.

Eine andere Möglichkeit wurde als Projekt diskutiert - in Südafrika. Dort gibt es die sog. Mandela-Häuser.
Das sind einfache Häuser - und da könnte man z.B. so ein 1qm- oder 2qm-System ins Haus miteinbauen. Man hätte dann Warmwasser, man könnte kochen usw.

Gibt es Vorteile gegenüber den Schefflerkollektoren?

Klemens Schwarzer: Da sehe ich schon Vorteile:
Man muss das Ganze nicht nachfahren - man kocht im Haus drin - und man hat auch die Möglichkeit der Speicherung. Das würde gehen mit einem 2-qm-System, das im Haus ist. Das würde ausreichen. Aber man müsste das dann schon in einer größeren Serie machen. Sonst ist das einfach zu teuer.

Die anderen Systeme haben da kostenmäßig Vorteile.
Ich habe hier ein Beispiel: Das ist eine Schule, wo sie drin kochen können. Es ist ein Gymnasium und die Schüler haben solares Kochen im Unterricht. So etwa.

Da hatten wir auch geplant - das war die Diplomarbeit von Jochen Dessel - eine Großanlage zu bauen, wo die ganze Schule mit bekocht wird. Also da sind die Vorteile.
Das funktioniert schon. Nur da muss man auch das Geld in die Hand nehmen. Aber solange man draußen, im Freien oder tagsüber kocht, haben die kleinere Systeme ihre Vorteile.

Bernd Hafner: Vielleicht noch zu der Frage: Welcher Solarkocher ist denn der Bessere? Es gibt keinen Besseren. Die Leute vor Ort müssen selber entscheiden, was sie denn haben möchten.
In Burkina wurden alle Systeme aufgebaut und den Leuten zur Verfügung gestellt. Und sie haben sich dann aufgrund ihrer Strukturen in den Familien und aufgrund ihrer finanziellen Möglichkeiten für den SK 14 entschieden.
In Indien haben sich die Leute für den Sunfire-Kocher entschieden.

Weil sie gesagt haben: Wir wollen mit den blöden Spiegeln nichts zu tun haben. Unsere Wetterbedingungen, mit dem hohen diffusen Licht, den vielen Schleierwolken sind dafür nicht geeignet.
Das ist immer von den Leuten und den Wetterbedingungen abhängig. Die Leute müssen einfach wissen, welche Systeme es gibt, dann können sie sich selber eines aussuchen.

Was hat Sie bewogen, die Schwarzerküche zu bauen?

Klemens Schwarzer: Der Grund war, dass ich mich schon immer mit den Problemen in den Entwicklungsländern beschäftigt habe.
Durch das Solarinstitut ist das auch ein Muss, sich mit Solartechniken auseinanderzusetzen, die einen unmittelbaren Bezug zu den Lebensgewohnheiten haben. Die Verbesserung der Lebensgewohnheiten war eigentlich der Grund gewesen.
Wir haben ja nicht nur Solarkocher gemacht. Wir haben auch Projekte gemacht zur solaren Trocknung, Pumpen, Photovoltaik. In Chile haben sehr viel in den Bergen gemacht und auch in Nicaragua haben wir Projekte gemacht.

Mittlerweile ist es so: Wir werden laufend angeschrieben, irgendwelche Projekte zu machen. Das können wir personell gar nicht! Man muss sich ja auf eine Struktur konzentrieren, mit der man arbeitet. Das ist auch eine Kostenfrage - soviel Geld hat man gar nicht.
Unser Ziel ist erstens, gemeinsam in Burkina Faso was zu machen und zweitens, für Solar Global Argentinien. Das sind eigentlich die beiden Projekte, die wir nur noch machen. Andere Projekte können wir personell gar nicht machen.
Die Erwartungshaltung ist teilweise viel zu groß von den Leuten. Man wird laufend angeschrieben, Solarkocherprojekte zu machen. Das können wir nicht!
Es ist wichtig, dass man 1 oder 2 funktionierende Projekte hat, wo man nachhaltig arbeiten kann - damit die Struktur nicht verhungert.

Man muss eine bestimmte Struktur aufrechterhalten und sie auch finanziell unterstützen, bei der man weiß, die trägt sich dann irgendwann selbst. Die Solarkocher müssen sich irgendwann selbst tragen.
In Burkina Faso macht das die Frauenorganisation so, dass sie die Kocher an die Mitglieder teilweise vermietet, die kleine Küchen damit betreiben.
Es ist eben in Afrika so, dass hauptsächlich die Frauen in diesem Bereich die Initiative übernehmen. Und deshalb ist die Fraueninitiative sehr gut da.

Das Andere ist, dass mittlerweile auch Handwerker ausgebildet worden sind, die einen ökonomischen Vorteil davon haben. Wenn die keinen ökonomischen Vorteil davon hätten, dann fangen sie eben wieder an, ihre Gitterfenster zu bauen oder ihre Blechtüren.
Was ja verständlich ist. Man kann sie am Anfang unterstützen - das Lernen ist ja wichtig.

Herr Dessel hat dort in Afrika gezeigt, wie die ganzen Dinger gebaut werden, Herr Hafner hat Schulungen durchgeführt, und das wurde dann übernommen.
Das Interesse ist da.
Aber das Interesse erlischt, wenn kein ökonomischer Vorteil für die Leute entsteht. Das sind normale Handwerker. Und da haben wir den Vorteil als Solarinstitut, dass wir engagierte junge Leute haben, die eben vor Ort sein können.

Der Herr Hafner hat seine Diplomarbeit hier gemacht und ist dann runtergefahren, war in Indien mit beim Aufbau. Herr Dessel war in Argentinien und in Burkina Faso. Und so haben wir sehr viele junge Leute, die irgendwas gemacht haben.
Es ist ein Vorteil, dass wir hier das Solarinstitut im Hintergrund haben.

Ich habe gelesen, dass Sie auch die Boxkocher getestet haben.

Klemens Schwarzer: Was wir hier gemacht haben, ist überhaupt mal, die Sachen zu testen - Testprozeduren zu entwickeln, um mal was über Leitungsfähigkeit und Handhabung sagen zu können. Wir haben sozusagen die Schwarzerküche mit dem Papillon und dem SK 14 (bzw. früher dem SK 12) verglichen.
Damit man überhaupt mal weiß: Wie testet man so was, welche Leistung hat der?

Haben Sie auch Boxkocher gebaut?

Klemens Schwarzer: Auch das. Wir haben die teilweise auch selbst gebaut. Das ist wichtig, damit man weiß, wenn man einen Boxkocher oder Kocher baut, um den auch beurteilen zu können.
Denn viele bauen aus Engagement, wissen aber überhaupt nichts über die Bewertung. Und dann wundern sie sich, warum das Ding nicht angenommen wird.
Es ist auch sehr wichtig, dass der Brennfleck nicht außerhalb liegt. Es gibt sehr viele Systeme, wo der Brennfleck außerhalb liegt und das ist eine unheimliche Gefahr.

Bernd Hafner: Wenn man ein konzentriertes System baut, hat man ja erst mal ein Paraboloid mit einem Brennpunkt irgendwo. Der SK 14 ist ein Dish-Paraboloid. Das heißt, der Spiegel ist symmetrisch um den Brennpunkt aufgebaut. Dann ist der Brennpunkt im System drin.

Wenn ich jetzt aber nur den ganz untersten flachen Teil des Paraboloiden nehme, dann ist beispielsweise mein Brennpunkt 4 m weit weg. Dann habe ich einen Spiegel von 2 m Durchmesser, ganz flach, kaum gekrümmt - und mein Brennpunkt ist, wie bei diesen Satellitenschüsseln ganz weit oben. Und wenn ich den Spiegel jetzt neige, dann ist mein Brennpunkt irgendwo in der Landschaft. Das ist gemeint, mit außerhalb liegen.

Es gibt einen Spiegel, der hat das zum Prinzip gemacht: Das ist der Schefflerspiegel, der Fix-Focus-Spiegel.
Der hat prinzipiell absichtlich den Focus, den Brennpunkt außerhalb des Spiegelsystems liegen. Der Spiegel ist nur ganz flach gekrümmt und projiziert einen Brennpunkt, einige Meter weit weg.
Das ist für größere Küchen kein Problem - dann lege ich, da wo der Brennpunkt ist, das Haus hin, mache einen Fenster hin, dann strahlt der Brennpunkt da rein, dann kann da mein Topf stehen. Den Bereich um den Spiegel herum kann man bei größeren Systemen ja absperren.
Wo man Probleme kriegt, ist wenn man das auf kleinere überträgt.
So einen Kocher für die Familie, den man abends ins Haus reinräumt - wenn da der Brennpunkt irgendwo außerhalb liegt, kann es gefährlich werden - wenn er nicht fest aufgestellt ist.

Bevor Herr Schwarzer gehen muss, noch die Frage: Haben Sie schon mit in Deutschland lebenden Afrikanern gearbeitet?

Klemens Schwarzer: Ja. Das war teilweise über den Solarbereich, teilweise aber auch auf freundschaftlicher Basis. Praktikanten waren in der Regel im Solarinstitut. Kontakte bestehen z.B. nach Kamerun. Wir haben ja hier auch teilweise schon Ausbildungen gemacht. Wir haben hier auch einen internationalen Studiengang.
Das Solarinstitut ist ein Forschungsinstitut der Fachhochschule Aachen, und wir machen genauso Vorlesungen im Bereich der Solartechnik oder Thermodynamik usw.

Es sind ja 3 Professoren hier im Solarinstitut tätig, die ihre normalen Vorlesungen halten. Dann haben wir hier noch die Sommerkurse für Studenten, wo die ganze Solartechnik abgehandelt wird - da sind zum Teil Afrikaner dabei. Und dann haben wir noch die Masterkurse - für die Leute, die hier studieren. Die studieren hier, machen hier den Master of science, wo eben auch Solarenergie eine Rolle spielt. Wir haben z.B. eine Vorlesung Entwicklungsländertechnologien. Die habe ich immer gemacht, aber ich bin momentan krank.

Bildet Ihr Verein Solar Global auch hier lebende Afrikaner aus?

Klemens Schwarzer: Wir als Verein bilden hier nicht aus. Das wäre auch nicht sinnvoll.
Sinnvoller ist es, die Ausbildung vor Ort zu machen. Das ist es, was wir machen. Dass die Leute runtergehen. Da haben sie einen größeren Kreis und das ist auch wesentlich billiger.
Das sind dann 20 oder 30 Leute, die ausgebildet werden. Da ist auch die Verbreitung wesentlich besser, als wenn wir Einzelpersonen nehmen. Wir können die Einzelperson die hier lebt, auch gar nicht kontrollieren. Also wie die Person das dann umgesetzt wird, wenn sie zurück in Afrika ist.

Die Erfahrung, die wir in Afrika selbst gemacht haben, ist viel besser. Herr Dessel hat z.B. einen Kurs in Burkina Faso gemacht - hat angefangen, mit einem Handwerker zusammenzuarbeiten, wo er nach 14 Tagen gesagt hat: Das ist nicht der richtige Mann. Und hat dann eine neue Gruppe aufgebaut, wo das Interesse größer war.

Funktioniert das auch noch , wenn Sie nicht mehr vor Ort sind?

Jochen Dessel: Das ist eigentlich die Schwierigkeit. Man muss da ein bisschen nachhalten, von hier aus.
Es ist ja auch immer noch ein kleiner Materialfluss, der z.B. für die Reflektorkocher benötigt wird, der aus den Industrieländern kommt.
Aus Deutschland wird das Reflektormaterial geschickt und man steht in einem ständigen Kontakt mit den Leuten, die diese Systeme bauen. Und das ist auch sehr wichtig.
Irgendwann wird das auf jeden Fall ein Selbstläufer, wenn sich das dann groß genug verbreitet hat. Dann braucht man von hier aus überhaupt nichts mehr zu tun.

Gibt es diesen Fall schon irgendwo in Afrika?

Jochen Dessel: Hab ich noch nicht gehört.

Gibt es Werkstätten für die Schwarzerküchen?

Klemens Schwarzer: Nein, die gibt es nicht. Ich erwähnte schon, dass die Schwarzerküchen vom Aufbau komplizierter sind als die Papillonkocher, die SK 14 oder die normalen Boxkocher. Es ist vom industriellen Aufwand komplizierter. Die Werkstatt müsste schon etwas besser sein als die Werkstatt, in der sie eine Fertigung mit den Papillonkochern machen.
Es gibt ja ein Spektrum von Nutzern. Für den Papillonkocher gibt es ein Spektrum und für den SK 14 gibt es ein Spektrum von Leuten. Ich würde dann eher Schulen sehen, die Schwarzerküchen einsetzen.

Wer würde diese Küchen dann in Afrika aufbauen?

Klemens Schwarzer: Dem Herr Dessel z.B. traue ich das ohne weiteres zu, das zu machen. Es ist nicht so kompliziert, das Ganze. Er hat jetzt auch in Nicaragua eine Großanlage von Schwarzerküchen aufgebaut.

Wie arbeitet das Solarinstitut mit Organisationen in Afrika zusammen?

Klemens Schwarzer: Es ist kaum ein Institut, das so stark in der Solartechnik für Entwicklungsländer tätig ist, wie dieses Institut. Durch die Kooperation mit NGO´s, die wir haben, erfahren wir auch die Bedürfnisse oder die Verbesserungsvorschläge.
Es ist ja auch nicht so, dass der Papillon oder auch die Schwarzerküche beim ersten Mal schon richtig war. Da kommen immer wieder Anforderungen, Verbesserungen usw. Das ist so. Und das geht auch so weiter. Die Entwicklung geht immer weiter.

Es kommen immer wieder Fragen: Ging das nicht einfacher? Können wir nicht das und das machen? Usw. Das sind einmal Kostenreduzierungen, aber auch Reduzierungen oder Verbesserungen in der Handhabung.

Als Beispiel: Am Anfang haben wir Holzrahmen genommen für den Kollektor. Der ist dann teilweise durchgefault.
Sie sind wahrscheinlich von der Regenzeit nicht richtig sauber gemacht worden. Die Deckel, die zur Isolierung drauf sind, waren dann auch nicht richtig gebaut worden. Die hatten wir teilweise aus Holz und Blech gemacht. Die sind verfault mit der Zeit. Das sind so Sachen, wo man drauf achten muss.

Oder in Indien: Da haben die Kinder in die Entlüftungsleitungen Sand reingekippt. Dann hat man kein Ölfluss mehr gehabt.

Ein anderes Beispiel: Teilweise sind die Schweine auf den Kollektoren geschlachtet worden. Das ist eine schöne saubere Fläche - dann sind die Schweine draufgelegt worden und zerschnitten worden usw.
Alles ist möglich.

Warum steht eine Schwarzerküche im Solarpark von Jürgen Kleinwächter?

Klemens Schwarzer: Der Herr Kleinwächter wollte das Ölkonzept nehmen, um diesen Flachsterling zu betreiben. Das Prinzip nehmen, dass man Sonne sammelt über den Stein-Öl-Kreislauf, der auf 150 oder 200 Grad erhitzt wird. Dann könnte er seinen Flachsterlingmotor auch nachts betreiben - mit Speicher. Das ist der Hintergrund.

Wir waren damals zusammen in Mali und haben überlegt, so einen Energieblock zu machen, wo man im Prinzip kochen könnte aber auch eine kleine Stromversorgung aufbauen könnte. Die Leistung ist natürlich enorm, die da drin ist. Man kann in einen Kubikmeter Speicher etwa 40 Kilowattstunden speichern.
Versuchen Sie das mal in einer Elektrobatterie zu machen!

Sind Öl und Stein ein besserer Wärmespeicher als Wasser?

Klemens Schwarzer: Wasser hat zwar die größte Wärmekapazität, aber das Problem ist: Sie können Wasser nur bis 100 Grad erwärmen - dann fängt es an zu kochen und dann baut sich Druck auf. Wenn sie kochen wollen, müssen Sie ein Speichermedium haben, das eine Temperatur hat, die wesentlich höher ist als 100 Grad. Darum nehmen wir Öl und Stein.
Und wenn man Stein nimmt, kommt man etwa an die Wärmekapazität von Wasser heran - weil Stein eine höhere Dichte hat. D.h., wir laden etwa auf 180 Grad und dann können wir bis 100 Grad runtergehen.
Dann können wir kochen.

Welche Probleme entstehen, wenn man die Schwarzerküchen in Afrika selber bauen möchte?

Klemens Schwarzer: Das ist immer das Problem des Transportes. Sie müssen z.B. eine Scheibe transportieren, die z.B. 2 qm groß ist. Und das sind getemperte Glasscheiben. In Südafrika gibt es die getemperten Glasscheiben, weil es dort auch Kollektoren gibt. Sie brauchen auch einen selektiven Absorber. Das ist auch nicht das Problem. Den kann man in Indien kaufen oder in Deutschland.

Und dann müssen Sie eben dann Edelstahl schweißen.
Sie brauchen Edelstahltöpfe. In der Küche ist ja einen Doppeltopf. Man kann es auch mit Holzplanken machen. Nur muss man sehr drauf achten.

Ich habe es in Mali gesehen, dass immer nur der Kochtopf sauber gemacht wurde, aber nicht den Kocher selbst. Am Holz war dann Seife und alles - und das hat das Holz aufgefressen. Nach einer gewissen Zeit waren die Sachen kaputt. Auch bei den Spiegeln - da habe ich zuerst einen Holzrahmen gemacht. Das war dann nicht haltbar. Man muss das mit Aluminiumrahmen machen.

In welchen Ländern Afrikas setzen Sie ihren Schwerpunkt?

Klemens Schwarzer: Ich meine, dass der Bereich Sahelzone am wichtigsten ist für Solarkocher. Die Resonanz ist dort auch sehr positiv.

Arbeiten Sie nur mit Nichtregierungsorganisationen oder auch mit Regierungen?

Klemens Schwarzer: Nur mit Nichtregierungsorganisationen. Das Andere kann man vergessen - grundsätzlich.
Wenn man Großprojekte macht, kann es sein, dass man an die Regierung ran muss. Wir als Verein machen aber kleine Projekte. Da brauchen wir den unmittelbaren Kontakt - auch für die Umsetzung. Anders geht das nicht. Wir haben mit diesen Leuten auch persönlichen Kontakt.
Leute aus Afrika kommen nach Deutschland - wir laden sie ein. Sie halten hier auch Vorträge. Wenn Sie jetzt wirklich maschinell arbeiten wollen und größere Projekte machen wollen, dann muss man die Regierung mit einbinden. Denn dann müssen auch die Gelder von da kommen, oder von der GTZ. Das kommt dann automatisch, dass die Organisationen in Afrika eingebunden werden müssen.

Aber solange wir über Kleinprojekte reden, ist man angewiesen auf die afrikanischen NGO´s, denn nur sie können eine Durchsetzung garantieren. Die Regierung kann nicht auf die Leute zurückgreifen.
Wir gehen ja zum Teil über die BMZ. Es sind ja nicht nur Spendenmittel. Wir kriegen dann 75 % der Gelder vom BMZ. Sonst kann man das gar nicht machen.
Soviel Spenden würden wir ja gar nicht zusammenkriegen.

Gibt es auch schlechte Erfahrungen mit NGO´s in Afrika?

Klemens Schwarzer: Wir haben auch schon schlechte Erfahrungen mit NGO´s gemacht - dass teilweise das Geld in den Taschen des Vorsitzenden des Vereins gegangen ist, der sich ein neues Auto gekauft hat.
Das muss kontrolliert werden.
Jetzt muss ich mich allerdings verabschieden, denn ich habe einen Termin im Krankenhaus. Herr Hafner und Herr Dessel werden später das afrikanische Netzwerk aus Düsseldorf durch unseren Solarpark begleiten.

Herr Schwarzer, ich bedanke mich für das Gespräch.