Solarenergie für Afrika

Konferenz in Düsseldorf vom 4.-6. September 2003

Interview mit Daniel Priem von SunTechnics

über die "PowerCan" Solar Home Systeme, Erfahrungen mit Investitionen in Afrika und weiteren Themen

Möchten Sie sich und Ihre Firma kurz vorstellen und über deren Kontakte nach Namibia etwas sagen?

Ja gerne. Mein Name ist Daniel Priem von der Firma SunTechnics aus Hamburg. Wir arbeiten europaweit mit Partnerunternehmen aus dem Elektroinstallationsbereich zusammen, die allein im letzten Jahr rund 800 Photovoltaik-Anlagen mit einer Gesamtleistung von mehr als 10 Megawatt unter der Marke SunTechnics installiert haben. Über 120 Partnerfirmen in Spanien, Portugal, Österreich, Luxemburg, der Schweiz und Deutschland sorgen für Kundennähe, natürlich auch in Düsseldorf.

Darüber hinaus installiert SunTechnics auch mit PowerCan leistungsfähige SolarHome Systeme in Namibia, die den Betreibern über eine Vergütung via Prepayment Einheit, ähnlich wie bei Handys in Deutschland, sichert.

Wie kann eine Firma in Afrika erfolgreich arbeiten ?

Um erfolgreich Projekte in ländlichen Regionen in der dritten Welt realisieren zu können, müssen große Konzerne wie auch mittelständische Unternehmen vorab die regionale Situation genau analysieren. Nur wer kulturelle Besonderheiten und die Infrastruktur vor Ort in seine Planung einbezieht, wird nachhaltig agieren können. So verläuft unser Projekt in Namibia nicht zuletzt auch deshalb erfolgreich, weil wir unser Konzept zur Markteinführung gemeinsam mit der UNAM (University of Namibia) weiterentwickelt haben, mit lokalen Energieversorgern eng zusammen arbeiten und Arbeitsplätze direkt in dem Entwicklungsland schaffen.

Wir haben darauf geachtet, daß die solaren Komponenten auch im Land hergestellt und gewartet werden. Das Konzept erhöht die Akzeptanz vor Ort und öffnet viele Türen. So konnte wir bereits erste Folgeaufträge für die Elektrifizierung weiterer Dörfer mit PowerCan realisieren.

Auf welche Erfahrungen haben Sie sich gestützt?

Die Erfahrung vieler ambitionierter Solar- Home - System Projekte in der Vergangenheit hat gezeigt, das Endverbraucher in ländlichen Regionen der dritten Welt fernab des öffentlichen Stromnetzes erst einmal auch die neue Energiequelle als einen Wert zur nachhaltigen Verbesserungen ihrer Lebensbedingungen zu schätzen wissen. Wer ein System ohne Schulung geschenkt bekommt, der weiß schon nach kurzer Zeit nichts mehr damit anzufangen.

Aber die Technik wurde schon eine zeitlang benutzt?

Ohne Wartungskonzept, das auf die regionalen Bedingungen vor Ort angepaßt wurde, werden oftmals kostspielige und hochwertige Systeme nur wenigen Wochen auch tatsächlich genutzt.

Ich kenne ein konkretes Beispiel aus Ägypten – wo ich auch schon war - wo nach einer Zeit das System ausgefallen ist, weil man die Leute nicht geschult hatte.
Die hatten zum Beispiel den Lichtschalter den Tag über brennen lassen, so daß abends keine Energie mehr da war.
Dann hatte sich mal ein Kabel gelockert, und wurde deshalb rausgerissen – und dann funktionierte die gesamte Anlage nicht mehr.
Man hat auch Kleidungsstücke zum Hängen auf die Solarmodule gepackt oder hat die Solarbatterie herausgerissen und für´s Auto benutzt.

Der Wert der Systeme wurde leider nicht genügend vermittelt. Eine Schulung der Anwender und ein entsprechendes Wartungskonzept hätte diese Probleme in der Praxis vermeiden können.

Nachdem viele ambitionierte Projekte zur ländlichen Energieversorgung an solchen Problemen gescheitert sind, wurden die Komponenten an die Anwender verkauft. Allerdings gibt es gerade in Regionen fernab des Stromnetzes nur wenige Menschen, die sich diese Systeme mit vergleichsweise hohen Investitionskosten auch tatsächlich leisten konnten.

Um dieses Problem in den Griff zu kriegen, wurden die ersten Projekte über sogenanntes Microfinancing realisiert, sprich über Kleinkredite. Die Grameen Bankin Bangladesh konnte über ein solches System erfolgreich Projekte realisieren. Aber auch hier gab es Probleme bei den Rückzahlungen und Sicherheiten - bei Landwirten sind finanzielle Mittel meistens nur zu bestimmten Zeiten, beispielsweise nach der Ernte, verfügbar.

Aus diesen Erfahrungen gilt es, heute die Lehren zu ziehen. Prepayment Systeme, wie PowerCan von SunTechnics, ermöglichen den Verbrauchern, nur den Strom zu zahlen, der auch wirklich genutzt wurde. Schließlich zahlen auch die Verbraucher in den Industrieländern nur ihren Energieverbrauch, und nicht vorab die kompletten Kosten für die Stromproduktion samt aller notwendigen Komponenten hierfür.

Das macht Prepayment Systeme auch für Energieversorgungsunternehmen (EVUs) in Entwicklungsländern interessant. Was beispielsweise für SunTechnics zu Folgeaufträgen in Namibia führte. Die EVUs verfügen über Kapital zur Finanzierung der autarken Photovoltaik-Einheiten und erschließen sich mit den Prepayment Systemen neue Kundengruppen ohne hohen Kosten für den Netzausbau in dünnbesiedelte Regionen.

Und so ist man auf dieses Prepaid-System gekommen.
Weltweit werden durchschnittlich etwa 10 US Dollar monatlich für Licht ausgegebenen. Fernab des Stromnetzes wird Licht durch Kerosin, Kerzen, Dieselgeneratoren, Autobatterien usw. erzeugt. Zu entsprechenden monatlichen Kosten können auch autarke Photovoltaik Systeme abgerechnet werden.

Mit dem PowerCan Konzept konnte SunTechnics eine Ausschreibung zur ländlichen Elektrifizierung an der UNAM (University of Namibia) gewinnen.

Zur Finanzierung der Komponenten wurde ein Partner vor Ort gesucht und gefunden.

Wie viele Anlagen sind denn in Namibia im Einsatz?

Mehrere Hundert autarke PowerCan Inselanlagen mit Solarmodulen sind bereits dort im Einsatz.

Wie stehen die Kosten dann im Verhältnis zu den vorherigen Energiekosten der Leute?

Die Kosten, die die Leute für das Solarhome-System aufbringen, dürfen nicht höher sein als die bisherigen Kosten für Licht. Das ist in dem Konzept für Namibia berücksichtigt worden.

Was hat Ihre Firma für ein Konzept?

SunTechnics ist ein Systemintegrator bemüht ganzheitliche Photovoltaik-Lösungen für spezifische Kundengruppen zu finden und ihnen dabei zu helfen, diese Idee umzusetzen.

Wie wurde das Projekt im Land Namibia vorbereitet?

Dieses Projekt in Namibia entstand durch in enger Zusammenarbeit mit der Universität und durch den gewinn einer Ausschreibung. Der Präsident von Namibia fördert die ländliche Elektrifizierung und verschiedene Ministerien unterstützen bei der Öffentlichkeitsarbeit, beispielsweise durch Ausstellungen und Informationsveranstaltungen zum Thema Solarenergie.

Wurden auch größer angelegte Befragungen der Bevölkerung in Namibia durchgeführt, bevor man das Solar-Home-System einzuführen versuchte? Gab es dazu Feldforschung?

Bei der Ausschreibung hat die UNAM die Lehren aus zahlreichen vorausgegangenen Projekten in Namibia und anderen afrikanischen Ländern gezogen.