Solarenergie für Afrika
Konferenz in Düsseldorf vom 4.-6. September 2003
Interview mit Ekkehard Barchewitz
Vorstand von Solux e.V., dem Produzenten der Solux-Lampe
Ekkehard Barchewitz
Vorstand SOLUX e.V.
D-85521 Ottobrunn
Tel:0049 (0) 89 608 11026
Fax:0049 (0) 89 609 9731
Email:barchewitz@solux.org
Homepage:www.solux.org
Wie lange schon produzieren Sie die SOLUX-Leuchte?
SOLUX Leuchten werden seit Anfang der Neunziger-Jahre produziert. Gründer ist der ehemalige Siemens Ingenieur Rolf Martin, der das SOLUX Projekt seit mehr als 10 Jahren im Rahmen und mit Unterstützung der Ludwig-Bölkow-Stiftung auf den Weg gebracht hat.
Wer entwickelte die Technik ?
Die Leuchten wurden von ehemaligen Siemens- und MBB-Ingenieuren in Zusammenarbeit mit der Firma Praezis-Werkzeugbau-Dresden und der Solarwatt GmbH Dresden entwickelt. Inzwischen haben wir ein Technik-Team aus ehrenamtlichen Aktiven, welche die Weiterentwicklung der Leuchten vorantreiben.
Sind die SOLUX-Leuchten für hier in Deutschland lebende Afrikaner käuflich zu erwerben?
Ja, wir verkaufen sowohl die Bauteilesets (in Kisten mit jeweils 100 Leuchten) für die Werkstätten in den Entwicklungsländern, als auch die fertig montierten Musterleuchten aus unserer Dresdner Produktion im Direktversand.
Gibt es Gründe dafür, daß Sie Ihre Leuchten nicht von Händlern vertreiben lassen?
Unser Ziel ist die preiswerte Versorgung von Entwicklungsländern mit photovoltaischem Licht. Um das Produkt durch weitere Handelsspannen nicht zu belasten, verkaufen wir unsere Musterleuchten in Deutschland bisher nur im Direktversand. In den Entwicklungsländern werden unsere Leuchten teilweise von kommerziellen Händlern vermarktet, denen es freigestellt ist, an den Endkunden oder an andere Händler zu verkaufen.
Können sich hier lebende Afrikaner bei Solux über Möglichkeiten informieren, Solarleuchten in größeren Mengen nach Afrika einzuführen?
Ja selbstverständlich beraten wir unsere Abnehmer und bleiben mit Ihnen über Jahre in Kontakt. Nicht zu vergessen auch die Ersatzteilversorgung, die wir in den vergangenen 13 Jahren ohne Unterbrechung gewährleisten konnten.
Welche Vertriebswege kommen für die SOLUX-Leuchte in Afrika in Frage?
Grundsätzlich unterscheiden wir zwei Werkstatt-Typen:
- Die Lehr- und Beschäftigungswerkstatt, die vor Ort von einer kirchlichen, staatlichen oder humanitären Organisation betrieben wird und zum Ziel hat, Leuchten zu produzieren, Arbeit zu beschaffen und Know-how an möglichst viele Lernende zu vermitteln. Hier wird die Leuchte in vielen Fällen verschenkt, oder subventioniert verkauft oder verliehen.
- Die kommerzielle Werkstatt, die wie ein gewöhnlicher Handwerksbetrieb mit möglichst geringem Einsatz unsere Leuchten montiert, vertreibt und wartet. Der Erfolg dieser Werkstätten hängt stark vom Petroleumpreis und den regionalen Gegebenheiten ab.
Können Sie den Prozess von Anfang an beschreiben, der zum Vertrieb der Solux-Leuchte führt?
Die Prozesskette sieht wie folgt aus:
- Der Kunde bestellt eine Grundausstattung, bestehend aus einem Bauteileset von 100 Leuchten und den dazu erforderlichen Werkzeugen.
- Üblicherweise ist der Warenimport mit hohen Zöllen belastet. Gute Beziehungen zu den lokalen Zollbehörden sind vorteilhaft. Karitative Organisationen können teilweise zollfrei einführen.
- Der Kunde macht entweder persönlich (z.B. Rückkehrer) eine Schulung zur Leuchtenmontage in Dresden bei unserer Partnerfirma Praezis Werkzeugbau-Dresden mit oder der Kunde und sein Werkstattpersonal werden von einem Trainer (Senior Experte) im Entwicklungsland in einem dreiwöchigen Kurs in Punkto Montage, Fehlerbehebung und Wartung geschult.
- Die Anforderungen an die Werkstatt sind minimal. Die SOLUX Leuchten können mit einfachsten Werkzeugen montiert werden.
- Bisher schulen wir unsere Partner nicht in Punkto Vertrieb, Werbung und Finanzierung.
- Wir bleiben mit den Werkstätten dauerhaft in Kontakt. Dazu gehört: Nachbestellung von Bauteilen, Ersatzteilbestellung und Beratung zur Fehlerbehebung und Wartung
Können Sie ein Beispiel geben für den Mindeststandard, der nötig ist, um die Solux-Leuchte in Afrika zu vertreiben?
Die Montagewerkstatt soll Leuchten montieren, verkaufen, eventuell verleihen und warten. Falls der Leuchtenverkauf nicht durch ein Gutscheinsystem subventioniert wird, beschränkt sich der Verkauf auf staatliche und humanitäre Organisationen und auf eine einkommensstarke Mittelschicht. Besser sind Verleih- und Mietsysteme im Zusammenhang mit unseren Ladezentren. In einem Dorfzentrum, Klinik oder Schule werden die Leuchten (jeweils 10 Stück) an einem 40 W Modul aufgeladen und gegen eine geringe Gebühr, die sich am Petroleumpreis orientiert, verliehen.
Stellt es eine Gefahr dar, wenn dieser Mindeststandard nicht mehr gegeben ist?
Unsere Mindeststandards sind sehr gering. Elektrischer Netzanschluss ist für unsere Werkstatt nicht erforderlich. Ohne Netz verwenden wir Handbohrmaschine und photovoltaischen Lötkolben.
Haben Sie schon mal daran gedacht, eine Art Kundenservice aufzubauen, z.B. für Benutzer von Leuchten, die nicht in ein funktionierendes Projekt eingebunden sind?
Üblicherweise dient die Werkstatt als Service-Station. Wir haben in den Entwicklungsländern bisher keine Benutzer, die nicht bei einer Werkstatt ihre Leuchte gekauft oder geliehen hätten. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass unsere Leuchten für 10 Jahre Betrieb (Akku-Austausch nach 5 Jahren) dimensioniert und konzipiert sind.
Wie viele Leuchten setzen Sie ab, die nach Afrika gehen?
Wir haben rund 21000 Leuchten an 36 Werkstätten ausgeliefert, ca. 80 % aller Leuchten gehen nach Afrika.
Welche Projekte in Afrika geben ein besonders gutes Beispiel für die Verbreitung der SOLUX-Leuchte - und wie sind diese Projekte konzipiert ?
- Sansibar: Mit Unterstützung der Deutsch-Tansanischen Gesellschaft wurde eine Werkstatt an einer Schule in Sansibar installiert, wo Schüler die Leuchten-Montage erlernen können.
- Gilgil/Kenia: Mit kräftiger Unterstützung durch die Comboni-Missionare wurden bisher 1500 Leuchten montiert und verkauft. (Siehe auch „registered project“ bei der EXPO 2000)
Gibt es eine Institution, die Solarleuchten speziell für den Einsatz in Afrika (oder vergleichbare Länder) getestet hat?
Die SOLUX-II bekam beim Vergleichstest von Solarleuchten im Solar-Testzentrum Almeria/Spanien die Note „Excellent“ und wurde damit Klassenbester.
Das gesamte Design wurde auf Stoßsicherheit, Spritzwasserfestigkeit und hohe Schalthäufigkeit ausgelegt. Der TÜV Rheinland hat in einem umfangreichen Test folgende Nachweise erbracht:
- Mechanische Schwingungs- und Schockfestigkeit
- Klimatauglichkeit
- Lampenschaltfestigkeit
und attestiert SOLUX damit die volle Einsatztauglichkeit.
Könnten Sie sich vorstellen, mit afrikanischen Netzwerken (bzw. Vereinen oder Gruppen) aus Deutschland eine Zusammenarbeit anzustreben, die der Verbreitung der Solarleuchten in Afrika dienen soll?
Ja, das ist auf jeden Fall interessant. Wir wollen alle Möglichkeiten nutzen, die unserem Ziel dienen, Solar-Licht in die Entwicklungsländer zu bringen.
Kennen Sie Beispiele zurückkehrender Afrikaner, die Ihr Produkt mitnehmen, um damit ein Projekt in Afrika zu starten?
Ja wir haben gerade einen Herrn, der nach langjährigem Aufenthalt in Deutschland nun in den Sudan zurückgeht, um dort eine SOLUX-Werkstatt zu eröffnen. Leider ist es noch zu früh, um über die weitere Entwicklung zu berichten.
Gibt es schon rein afrikanische Organisationen, die SOLUX-Leuchten vertreiben? Wenn ja, welche Absatzstrukturen werden dann bevorzugt?
Die nachfolgend genannten Firmen versuchen rein kommerziell zu arbeiten:
- Mr. Tekhle Asmara, Eritrea
- TEC, Cochabamba, Bolivien
- M.Guuma, Khartum, Sudan
- Mr. Batbayar, Monmar Co. Ltd., Ulan Bator