Sehr geehrte Damen und Herren,
ich bin Bernd Hafner. Ich habe Physik in Karlsruhe studiert und bin danach ans Solarinstitut Jülich nach Aachen gegangen – habe dort an der Doktorarbeit gearbeitet. Bin danach noch 2 Jahre dort geblieben. Zusammen war ich 7 Jahre in Jülich.
Ich bin inzwischen in der Industrie, in einer deutschen Firma, die sich auch mit Solartechnik beschäftigt. Ich entwickle dort Solarsysteme und Wärmepumpensysteme.Es geht jetzt heute um die Aktivitäten, die wir seit über 10 Jahren in Burkina Faso haben.
Während meines Aufenthaltes in Jülich haben wir auch andere Länder bereist, andere Projekte in anderen Ländern durchgeführt.
Ich zeige Ihnen als Einleitung ein paar Dias. Thema: Wie sieht man Afrika in Deutschland?
Es ist vielleicht ein bisschen fehl am Platz. Aber wenn man versucht, hier Leuten von etwas zu überzeugen, Unterstützung zu kriegen für ein Projekt, dann muß man sich erst mal deren Brille aufsetzen. Sich Gedanken machen darüber, wie diese Leute das Land und die Region sehen, für die man Unterstützung haben will.
Was wichtig ist: Man spricht über einen Kontinent, nicht über ein Land. Und das sollte man auch klarmachen. Wenn man über ein Projekt diskutiert, dann soll man auch die spezielle Region vorstellen.Eben war ein Bild von einem tropischen Regenwald. Wenn ich da ankomme und sage, ich will Solaranlagen unter die Bäume stellen, erklärt mich jeder für verrückt. Vielleicht auch zu Recht.
Auf der anderen Seite – wenn ich komme, und irgendwo Wasserkraftanlagen installieren möchte, und jedem schwebt das Foto von irgendwelchen Wüstenregionen vor, dann erklärt der einen vielleicht zu Unrecht für verrückt.
Also man sollte ein bisschen differenzieren, für welche Region man in Afrika arbeitet. Wenn man dann vor Ort ist, trifft man erst mal eine vollkommen andere Struktur, als man sie hier kennt.
Es war jetzt in der Nähe von Karlsruhe eine Diskussion über ein Berufsschulzentrum entbrannt, das man von politischer Seite in Burkina aufbauen wollte mit dem Argument: Das ist ja nur 70 km weg von der Hauptstadt. 70 km auf irgendeiner Piste, noch nicht mal befestigt! Das wurde aber nicht dazugesagt. Und das stellt man sich dann in Karlsruhe so vor, wie die Leute da „uff Daimler“ jeden morgen nach Stuttgart pendeln – das sind auch ungefähr 70 km – fahren die dann da raus in die Berufsschule.
Da sollte man dann doch die Wahrheit verraten und sagen: Leute, so geht das dort nicht. Ihr könnt nicht von Euren Strukturen hier ausgehen und die 1:1 übertragen. Das Projekt ist dann von vorneherein zum Scheitern verurteilt.
Man muß also erst mal anfangen, sehr sehr lange die Leute vor Ort zu befragen. Afrikaner, die hier gelebt haben, studiert haben und zurückgehen, oder von hier aus dort Projekte initiieren, haben eine ganz großen Vorteil. Sie kennen ihr Land viel besser, als irgend ein Deutscher es kennen kann.
Aber auch dort müssen sie ein bisschen aufpassen und sich die Brille von den anderen aufsetzen: Wie hätte man vorher selber darüber gedacht?
Kommt jemand aus Europa, egal welche Hautfarbe – egal, ob der vorher der Nachbar war oder nicht, er kommt erst mal aus Europa und hat die Tasche voller Geld. Oftmals wird man dann so angesehen – als Weißer schon zweimal.
Dann muß man ganz arg aufpassen. Wenn ich die Frage stelle: „Wollt Ihr das Projekt haben?“ – wird natürlich keiner nein sagen. So blöd kann man gar nicht sein, daß man da nein sagt.Um ein Projekt dann erfolgreich durchzuführen, bedarf es eines langen Prozesses, einer Abstimmung mit den Leuten vor Ort, damit man auch wirklich herausbekommt: Was erwarten die Leute selber von dem Projekt? Ist das, was man an Technologie dahinter baut wirklich das, was die Leute haben wollen? Das ist ein langer Prozess.
Teilweise muß man sich auch selber eingestehen und erkennen: Es ist nicht das, was die Leute haben wollen. Dann sagt man lieber: Gut, an dieser Stelle STOP, ich habe jetzt halt ein paar Wochen oder Monate verloren. Es nützt nichts, ein Projekt weiter am Leben zu erhalten, wo die Leute vor Ort sich was anderes drunter vorstellen als das, was man hier mit dem Projekt eigentlich anfangen möchte.
Jetzt gleich mal mittenrein in die Solarthermie: Hier sieht man eine Warmwasseranlage.
Das System funktioniert einfach: Oben ist waagrecht liegend ein Zylinder, ein Warmwasserspeicher – und eine Rohrleitung führt unten in den Kollektor rein. Unter diese Glasabdeckung ist einfach eine schwarze Fläche - mit einer Rohrleitung verbunden. Durch diese Rohrleitung führt das Wasser - kommt hier oben raus und steigt wieder in den Speicher auf.Das ganze System stellt man sich auf´s Dach und es funktioniert ohne Pumpe und braucht keine Hilfsenergie. Sobald der Kollektor unten warm wird, steigt das warme Wasser in den Speicher auf und das kalte Wasser drückt sich unten in den Kollektor rein.
Diese Naturumlaufanlagen – Thermosiphonanlagen - sind einfach, ohne irgendwelche Stromanschlüssen, ohne Regelungen, ohne Pumpen, die kaputt gehen können. Man stellt sie einfach hin und schließt sie ans Wassernetz an und hat Warmwasser. Das setzt aber schon was voraus!
Diese Anlagen setzen voraus, daß ein Wassernetz da ist, das auch einen gewissen Druck hat – um Wasser durch die Anlage durchzudrücken, bis zum Wasserhahn raus. Das ist meistens – in vielen Orten in Afrika überhaupt nicht der Fall.
Diese Wasserversorgung über Druckleitungen hat man nur in den größeren Städten – und teilweise nicht mal das ganze Jahr über. D.h., auch mit solchen Systemen, wo jeder in Europa sagt: Das ist doch überhaupt das Einfachste, was gemacht werden kann – muß man vorsichtig sein. Es ist, je nach Begebenheiten vor Ort nicht einfach übertragbar. Ansonsten sind diese Anlagen eigentlich recht gut geeignet.
Das hier ist ein lokaler Nachbau in Burkina Faso. Hier unten der Kollektor – noch ohne Glasabdeckung, der ist noch im Bau. Das ist ein schwarz gestrichenes Wellblech und das, was hier so senkrecht hochgeht, das sind diese galvanisierten Stahlrohre - die ganz normalen Wasserrohre – auch schwarz angestrichen.Hier oben, in diesem Fall senkrecht stehend – ein zylindrische Warmwasserspeicher.
Da fehlt jetzt noch die Isolation und eben die beiden Rohre, die den Speicher mit dem Kollektor verbinden.
Im Prinzip eine lokale Umsetzung von dem eben gezeigten System. Aber dann fangen auch schon die Probleme mit dem Teil an.
Dieser Kollektor hier hat lange nicht die Leistung von dem eben gezeigten System.
Hier liegt ein Rohr auf einem schwarzen Blech. Das hat so gut wie keinen Kontakt zu dem Blech. D.h., die Leistung, die dieser Kollektor liefert, ist mehr oder weniger das, was die Sonne direkt auf das schwarz gestrichene Rohr einstrahlt. Alles, was daneben fällt, hat erst mal große Schwierigkeiten, bis zu dem Wasser hinzukommen. Das ist schon mal ein Umsetzungsproblem.
Man kann also, gerade bei thermischen Anlagen, sehr sehr viel falsch machen. Aber das war nicht das Problem, woran das System in Burkina gescheitert ist. Der Kollektor ist ein bisschen schlechter – Sonne hat es eigentlich genug – die Warmwassertemperatur wird dadurch nicht ganz so hoch – da fragt aber keiner nach.
Das nächste Problem – wo die Anlage dann wirklich dran gescheitert ist – ist der Speicher.
Das ist ein ganz normales Stahlblech. Das war mal galvanisiert vom Schweißen. Später ist es zu einem Zylinder geschweißt worden, wo Deckel und Boden draufkamen. Dann war die Galvanisierung – die Schutzschicht gegen Korrosion - an dieser Stelle aber weg.Die Speicher halten bei den dortigen Wasserbedingungen maximal 2 Jahre. Das ist also eine schöne Aufgabe für so eine Firma – ein Wartungsvertrag – alle 2 Jahre den Speicher austauschen – das kann man sich prima vorstellen. Aber die Kunden sind absolut unzufrieden damit. Die Systeme sind aus diesem Grund äußerst in Verruf geraten.
Da bleibt dann trotzdem die Schwierigkeit bestehen, wenn man später mit einem anderen System kommt – was dieses Problem gar nicht hat. Auch wenn man dann einen Korrosionsschutz eingebaut hat – heiß es: Ja, das rostet doch sowieso durch. Man hat ein paar Probleme, zu erklären, daß es in diesem Fall dann nicht durchrostet. Es ist also nicht immer einfach, eine Technologie zu übernehmen.
Wenn man über eine Übernahme der Technologie spricht – ist das schon der richtige Weg. Nur, man soll sich dabei Zeit lassen – sehr sehr viel Zeit. Lieber dreimal oder viermal gucken und fünfmal nachfragen und es dann selber vor Ort langsam umsetzen.Am Anfang Fehler zu machen – das haben wir in Burkina Faso leider auch erleben müssen. Wahrscheinlich hat das jeder erlebt, der schon solche Projekte durchgeführt hat. Fehler am Anfang wirken sich am Ende viel viel schlimmer aus.
Wenn man in der Anfangsphase irgendwie ein halbes Jahr Verzug reinkriegt, ist das nicht weiter tragisch. Das halbe Jahr schiebt sich 1:1 nach hinten durch. Das Projekt geht hinten eben ein halbes Jahr länger.
Wenn man aber am Anfang, weil man schnell sein will, einen Fehler macht, dann hat man hinten nicht ein halbes Jahr verloren, sondern einige Jahre. Da muß man nämlich erst mal wieder klarmachen, daß die Technik doch nicht so schlecht ist, wie sie am Anfang angekommen war.
Ein anderer Ansatz ist, mit mehr mit lokalen Materialien zu bauen - auch wegen der Preise, die solche Anlagen hatten. Im Prinzip entstehen dann überdimensionierter solarer Boxkocher. Der Zwischenraum wird mit Heu und Sägespänen isoliert. Obendrauf kommt eine Doppelglasverdeckung. So steht das Teil dann auf dem Dach. Innen ein Ölfaß, als Warmwasserspeicher.
Bei diesen Fässern kam wieder das Problem der Korrosion auf. Diese Fässer sind noch deutlich dünner, als die Speicher, die ich am Anfang gezeigt habe. Die haben eine Blechstärke im Bereich unter einem Millimeter und sind sehr sehr schnell durchgerostet.
Was dazu führte, daß man die mit einer speziellen Epoxitharzbeschichtung ausrüsten musste, was dann wiederum bedeutet hat, daß das System doppelt so teuer wurde, wie anfangs geplant.
Da trifft man dann im Laufe der Entwicklung einer Kleinstserie auf Probleme, an die man vorher überhaupt nicht gedacht hat und die ein System dann im nachhinein unrentabel machen.Inzwischen ist man in Burkina von diesem System wieder komplett weg.
Das wird nicht mehr gemacht. Inzwischen sind wir soweit, daß wir sagen: Wir importieren einige Komponenten, die wir vor Ort nicht in ausreichender Qualität bekommen – momentan.
D.h., ich gebe lieber das Geld für einen Edelstahlspeicher aus Europa aus, als daß ich jemandem dort was hinsetze, was in 6 Monaten durchgerostet ist. Daß die Dinger durchrosten, passiert in ganz Burkina.
Ich kenne z.B. aus Kenia diese Wassertanks. Die werden aus sehr dünnem Stahlblech einfach gefalzt – das sind praktisch große Konservendosen, einige Kubikmeter fassend. Die stehen neben den Häusern und halten jahrelang. Aber da ist nur kaltes Wasser drin! Sobald ich anfange, das Wasser warm zu machen, hat es ein ganz anderes Korrosionspotential - und macht dünne Bleche in kurzer Zeit kaputt.
In Europa löst man das, indem man die Tanks innen mit einer Emailschicht ausstattet oder indem man direkt einen nicht rostenden Stahl verwendet – oder Kunststofftanks benutzt.
Das hier waren weitere Versuche in Burkina – um eben der Korrosion Herr zu werden. Da oben ein Tongefäß. Das hat schon eine graue Farbe bekommen. Das war eigentlich eine gute Idee, nur leider in der Realisierung dann zu schwierig.Das Problem ist die Töpfereitechnik. Die ist nicht auf dem Stand, wie wir sie von einem Waschbeckenhersteller vermuten. Da sieht ein Topf nicht aus wie der andere.
Bei uns ist es so: Wenn ich ein Waschbecken kaufe, passt der dazugehörige Wasserhahn rein.
Dort kaufe ich einen Topf und kaufe einen Deckel und beim nächsten passt er nicht. Das ist Handarbeit und auch der Brennprozeß im offenen Feuer ist zu ungenau. Die haben unterschiedliche Schrumpfung.
Die Töpfe waren vorher alle gleich groß – kommen aus dem Brand raus und sind dann unterschiedlich groß. D.h. jedes Ding ist eine Einzelanfertigung – und so kommt man dann auch nicht weiter. Also, die ganze Anlage wird dadurch nicht billiger.
Obwohl man sich durchaus vorstellen kann – falls jemand von der Keramikverarbeitung das in den Griff bekommt – daß man Speicher aus Keramik baut. Das ist durchaus nicht abwegig. Nur, mit den Möglichkeiten, die wir dort hatten, haben wir es nicht hinbekommen.
Inzwischen sind wir eben so weit, daß wir Speicher importieren oder Flachkollektoren aus Europa nach Burkina importieren.
Frage: Kann man die Speicher nicht vor Ort aus Plastik herstellen?
Bei Kunstoffspeichern wäre das Polypropylen oder Polyäthylen, was dort meistens eingesetzt wird. Polypropylen geht schon eher, Polyäthylen wird bei 80 oder 90 Grad weich. Von so einer Warmwasseranlage kann durchaus mal 100 Grad kommen. Wenn ich einen guten Flachkollektor dransetze, dann geht der bis 140 oder 150 Grad hoch, bei einem Stillstand auch über 200 Grad. Und das Material muß einfach diese Temperaturen mitmachen.
Frage: Welche Schritte wollen Sie jetzt machen - in Burkina?
Also, was relativ leicht ist, ist dort einen Kollektor zu montieren. Die Materialien für einen guten Kollektor gibt es weltweit sowieso nur an 3 bis 4 Stellen. Also, auch wenn ich aus Europa was importiere, ist das nicht unbedingt europäisches Material. Die großen Glashütten sind in Australien, in den USA - in Europa sitzen ein oder zwei.
Es gibt aber auch in Afrika eine Glasindustrie. Es gibt auch afrikanisches Glas. Nur ist das für einen Solarkollektorbau nur bedingt geeignet.
Das Problem ist immer die Abnahmemenge. Im deutschen Solarkollektormarkt sind letztes Jahr 200 –300.000 tausend qm verkauft worden. Das ist eine Dreitagesproduktion einer einzigen Glashütte. So einen Durchsatz haben die. Das ist der Jahresbedarf für die gesamte Kollektorproduktion in Deutschland.
Und wenn ich jetzt in Burkina 5 Kollektoren bauen möchte, dann kann ich nicht in einer Glashütte dafür extra Material bestellen, sondern muß schauen, wo das Material schon gemacht worden ist und nehme mit davon ein Paket raus.
Wir haben es mehrfach versucht – das heißt nicht, daß wir es irgendwann nicht doch hinbekommen. Bisher haben wir mit den lokalen Möglichkeiten keine akzeptable Qualität zu vernünftigen Kosten hinbekommen. Und das ist man auch den afrikanischen Endkunden schuldig.Der Handwerker, der in Afrika eine Warmwasseranlage verkauft, der kann nicht sagen: Ich bin zwar doppelt so teuer, dafür habe ich es selber gemacht – und es rostet Dir in der halben Zeit durch – aber kaufe es trotzdem bei mir! Das machen die Leute einfach nicht. Das kauft keiner.
Also: Erst muß die Qualität stimmen. Es bleibt für die Handwerker vor Ort immer noch ein großer Teil der Arbeit übrig. Das, was in Deutschland an den Warmwasseranlagen teuer ist, ist nicht die Herstellung des Kollektors oder des Speichers. Die sind relativ preiswert.
Das, was Sie bezahlen, wenn Sie sich eine Warmwasseranlage auf´s Dach bauen lassen, das sind die Handwerkerstunden, um das Ding auf´s Dach zu kriegen. Aber die sind sehr günstig in Afrika.
Den weiteren Schritt, den wir in Burkina machen werden - sobald bekannt wird, daß die Qualität in Ordnung ist: Wir werden versuchen, die Kollektoren vor Ort montieren zu lassen. Damit eben auch die Arbeitsstunden, die in die Kollektormontage in Europa gehen – die relativ teuer sind – wegfallen und nur Vormaterialien importiert werden. Ich denke, daß man das nicht anders hinbekommt.
Frage: Hat sich die Sache mit den Tontöpfen so schnell erledigt? Kann man das nicht doch hinkriegen?
Sicher. Das ist nur eine ganz andere Technologie. Da muß sich ein Keramiktechniker erst mal ein paar Jahre beschäftigen und größere Investitionen tätigen, um Brennöfen aufzubauen. Wir hatten einfach nicht die Möglichkeit. Da muß man mal auch schauen, was so ein Brennofen kostet. Und dann versuchen Sie mal, das Geld dafür zu bekommen!
Dann ist auch die Frage: Wieviel setzt der um? Vielleicht findet man jemand, der beispielsweise Waschbecken macht. Vielleicht gibt es in Südafrika Unternehmen, die Waschbecken oder so was herstellen. Oder Industrieporzellan. Mit denen kann man wieder reden, ob die nicht ein Gefäß machen können, das für einen Warmwasserspeicher geeignet ist? Was wir bei den lokalen Organisationen an Qualität gefunden haben – ging es nicht.
Wenn man über Solarthermie in Afrika redet, dann kommt sehr schnell der Einwand: Aber der Hauptenergieverbrauch ist doch gar nicht Warmwasser. Der Hauptenergieverbrauch ist eigentlich Brennholz und Kochenergie. Und deshalb jetzt hier die Überleitung, wo eben in Tontöpfen gebraut wird. (Bild einer Brauerei) Daher stammt auch die Idee, Tontöpfe einzusetzen.
Es gibt dann vor Ort durchaus Organisationen, die sich mit Solartechnik beschäftigen. Das zeichnet sich vor allem durch schöne Plakate aus.
Mehr oder weniger aktiv – muß ich dazu sagen. Viele weniger, manche mehr.Frage: Haben Sie nicht die Möglichkeit, Material aus Südafrika zu bekommen?
Südafrika ist meines Wissens nach relativ weit. Aber wir haben jetzt auch aus namibischer Produktion Solarmodule angeboten bekommen.
Frage: Produziert Kenia nicht auch?
Kenia ist aber noch nicht so weit wie Südafrika.
Frage: Welches Land produziert am günstigsten?
Die letzten Materialien im Photovoltaikbereich, die wir gekauft haben, kamen aus Japan und die waren auch gegenüber den südafrikanischen Angeboten unschlagbar billig.
Wir werden gleich noch mal drauf kommen, daß die Technologie vor Ort bekannt sein muß. Daß Leute sich da auskennen müssen. Ganz klar – muß sein – sonst stellt man das da hin und die Leute wissen nicht, was sie damit anfangen sollen.
Frage: Wäre es nicht der beste Weg, daß große Firmen nach Afrika kommen um dort zu investieren?
Durch Investitionen großer Firmen wird nicht unbedingt das lokale Know-how gefördert.
Ein internationaler Investor, der so wie Nestlé oder Del Monte irgendwo da seine Produktionskapazitäten hinsetzt – ist noch nicht das, was man braucht, um eine Technologie in einem Land zu zementieren.
Was man erst mal braucht, ist daß vor Ort die Leute sich damit auskennen. Inzwischen findet man überall - wirklich im kleinsten Dorf - Mopeds, Fahrräder, Autos, Casettenrecorder, Radios. Und irgendwie findet man immer jemand, der diese Sachen reparieren kann. Und da muß man hinkommen mit der Solartechnik.
Das Auto muß erst mal gar nicht vor Ort gebaut sein – ist es ja meistens auch nicht. Ist natürlich schön, wenn das danach auch eintritt – okay. Aber das ist keine Voraussetzung. Auf die einfachsten Systeme im Bereich von Solarkochern möchte ich gleich zu sprechen kommen.
Das Brennholzproblem ist Ihnen wohl allen bekannt. Daß viele afrikanischen Ländern immer noch zu 90% und mehr Energieversorgung über Brennholz haben. Gerade im Bereich der Sahelregion, südlich der Sahara, kriegen wir im Moment massive Umweltprobleme. Das brauchen wir hier nicht weiter ausführen. Auf jeden Fall wird hier nach Alternativen gesucht.
Man kann Gas nehmen, man kann irgendwelche anderen fossilen Brennstoffe nehmen, man kann Biogas nehmen, man auch kann versuchen, das Holz in effizienterem Brennverfahren erst mal besser zu nutzen. Das ist sicher der erste Ansatz.
Bevor man an neue Technologien denkt, sollte man mal die Vorhandene auf den aktuellen Stand bringen. Trotzdem reicht dieser aktuelle Stand nicht aus. Man muß in vielen Regionen komplett vom Brennholz weg, einfach weil keines mehr vorhanden ist.
Was gibt es noch für Alternativen? Strom aus Wasserkraft – gut. Das ist aber dann ein Problem in Regionen, wo sich die Wüste gerade ausbreitet.
Kernkraft ist sicher auch eine Möglichkeit, wobei ich darauf nicht näher eingehen möchte. Nur soweit: Wenn irgendein Land, z.B. Burkina Faso, glaubt, daß die internationale Gemeinschaft da Kernkraftwerke aufstellen wird, dann haben sich ein bisschen getäuscht.
Es wird, meiner Meinung nach, erst mal nicht passieren, daß in Ländern, die vom politischen System her noch nicht so stabil sind, Kernkraftwerke aufgebaut werden.
Über die ganze andere Sache – Umwelt uns so weiter – möchte ich überhaupt nicht diskutieren. Kernkraft ist für diese Länder, denke ich, überhaupt keine Alternative.
Frage: Gibt es auch technische Probleme dabei?
Es ist am Anfang gesagt worden: Man will etwas für die Landbevölkerung tun. Jetzt nehme ich mal wieder Burkina Faso, das ich am besten kenne.
Das Land ist ungefähr so groß wie die alte Bundesrepublik Deutschland – ohne die neuen Bundesländer. Burkina hat 10 Millionen Einwohner. Eine Bevölkerungsdichte, die auf einem sehr niedrigem Niveau ist. Und diese Bevölkerung verteilt sich über das ganze Land. D.h., ich müsste eine ähnliche Verteilerstruktur wie in Deutschland aufbauen, um überhaupt von einer Zentrale aus – was so ein Kernkraftwerk darstellt – ins Land zu bekommen.
Und diese Verteilerstruktur wäre um das mehrfache teurer als das einzelne Kraftwerk. Und diese Investition wird das Land nicht stemmen können. Ich nehme an, wenn man über Kernkraftwerke nachdenkt, dann ist es sicher nicht leicht, ein flächendeckendes Netzwerk aufzubauen.
Frage: Ginge das mit nicht kleinen Kernkraftwerken?
Irgendwann müssen sie so klein werden, daß in jedem Dorf eines steht. Und das ist dann wieder technisch ein Problem.
Da bietet sich eigentlich die Solarenergie an, neben anderen Sachen, wie Biogas oder so. Wobei Biogasnutzung sehr strikte Bedingungen an das Material, das eingebracht wird. Das ist also nur regional anzuwenden. Das ist nicht so, daß man überall in Afrika Bedingungen vorfindet, wo Biogasanlagen funktionieren.
Die Solartechnik hat generell den Vorteil– die kommt wirklich in jedem Dorf an.
Die Sonne scheint einfach überall hin. Und jetzt ist die Frage: Was brauchen die Leute eigentlich erst mal?
Die einfachen Boxkocher sind sicher eine prima Möglichkeit - sind in Burkina auch versucht worden – hat sich aber nicht durchgesetzt. Die Leute dort sind an die Kochgewohnheiten, die ein Boxkocher voraussetzt – nicht gewöhnt und auch nicht bereit, sich darauf einzulassen.
Wobei man dann immer sagen muß: Wenn die Not noch größer wird, dann sind sie irgendwann bereit. Nur, das muß man ja nicht unbedingt so weit kommen lassen.
Man kann auch andere Techniken anwenden, die ähnlich gut sind, und kommt zu einem Ziel, das die Leute auch akzeptieren.
Hier wurden die Sunfire-Kocher gebaut. Das war in Indien. Der funktioniert so ähnlich wie die Warmwasseranlage auf dem ersten Foto. Ein Flachkollektor mit einem Absorber drin und zwei Rohrleitungen. Durch die eine Rohrleitung steigt heißes Medium zu den Töpfen und durch die andere Rohrleitung fließt das kalte Medium wieder zurück.Nur kann man zum Kochen kein Wasser nehmen als Transportmedium, sondern da ist Öl drin – weil es über 100 Grad heiß werden soll. Ansonsten sind diese Systeme sehr effizient und sind vor allem sehr sehr komfortabel in der Benutzung.
Das war von Jülich aus ein Projekt in verschiedenen Ländern, um diese Systeme zu testen.
Ein Vorteil ist die komplett getrennte Kochstelle. Den Sunfire-Kocher kann man auch in ein Haus einbauen und hat dann ein prima Solarkochsystem. Den Kollektor draußen, die Kochstelle drinnen.
Ein weiterer Vorteil: Die Systeme lassen sich mit einem Speicher ausstatten. D.h., wenn er tagsüber geladen wurde, kann man auch abends oder nachts kochen.
Wir hatten diese Systeme, weil wir in Indien ganz gute Erfahrungen gemacht hatten, auch in Burkina versucht zu bauen. Die funktionieren auch in Burkina ganz gut – nur leider kommen wir da auf Preise, die jenseits von gut und böse liegen. In Indien kostet so ein System etwa 400-500 Euro – und in Burkina das Dreifache.
Frage: Warum?
In Indien ist alles Material, das für diesen Kocher benötigt wird, lokal verfügbar. Aus Produktionen vor Ort. Indien hat eine relativ große Solarkollektorindustrie auf einem Stand, der zwar nicht ganz deutsches Qualitätsniveau ist, aber durchaus mit einer europäischen Produktion mithalten kann.
In Burkina ist das meiste Material, das ich dafür brauche, nicht verfügbar. Ich muß es importieren. Da kommen dann hohe Transportkosten drauf, hohe Importzölle usw. Das macht es absolut unrentabel.
In Mali wurde es versucht, da stehen solche Systeme. Aber über die Anzahl, die in dem Projekt dort aufgebaut wurde, ist man nie hinausgekommen. Aus der gleichen Problematik. Wenn ich ein System vor Ort aufbaue, sind sie erst mal zu teuer.
In Südafrika sind solche Systeme im Einsatz. Auch größere Systeme. Da muß man sich vorstellen – ich mache den Kollektor 5 x so groß – und habe die Töpfe auch 5 x so groß – und kann entsprechend mehr Leute versorgen. In Südafrika gibt es an einer Schule so ein System.
Mehrere solcher Familienkocher, sag ich mal.
Man hat sich aber in Südafrika bei dem Feldtestprojekt dann doch für ein anderes System entschieden. Weil auch dort das Preis-Leistungsverhältnis von dem Kocher doch zu schlecht war.
In Indien ist das anders. In Indien sind diese einfachen kleinen Boxkocher ziemlich verrufen und die Spiegel funktionieren unter den Wetterbedingungen sehr sehr schlecht. Indien hat ein sehr feuchtes Klima, sehr viel Wasserdampf in der Luft, sehr hohen diffusen Strahlungsanteil. Und da sind die Spiegel einfach schlecht – weil die direkte Sonne brauchen.
Wenn man irgendwo in einem Land mit einem Solarkocherprojekt starten möchte, dann sollte man nicht den Leuten vorschreiben, was für einen Kocher sie zu benutzen haben. Sondern, man sollte eher sagen: Ich investiere die Zeit und das Geld am Anfang und stelle alle Möglichkeiten vor und lasse die Leute dann selber entscheiden, was sie haben möchten.
Und was sie auch kaufen können.
In Burkina ist das gemacht worden – und es sind eben die Boxkocher hinten runtergefallen – mit dem Kommentar: „Ist zwar schön billig, kann ich aber trotzdem nicht gebrauchen“.
Der Sunfire-Kochen ist prima angekommen – klasse, super. Aber bezahlen? „Können wir nicht“. Und dann ist man letztendlich bei so einem Flügelsystem gelandet.
Es gibt dann noch andere Spiegel - die Fix-Focus-Spiegel mit etwa 10 qm Fläche. Die sind für Großküchen konzipiert worden. Ein relativ großer Spiegel strahlt auf einen Brennpunkt, wo ein Heißwasserspeicher steht.
Diese Systeme sind inzwischen in Burkina recht gut angekommen. Allerdings überhaupt nicht als Solarkocher. Das große System ist als Solarkocher für eine Familie überhaupt nicht geeignet. Es ist vie zu voluminös, stellt einen ganzen Hof voll – auch viel zu teuer – und hat eine viel zu hohe Leistung. Man hat also versucht, das Ding auf 2 qm zu verkleinern.
Frage: Wäre nicht die Technik der Photovoltaik auch für Afrika geeignet?
Es ist ja heute nicht das Thema, die Photovoltaik. Ich möchte es nur insoweit ansprechen, weil immer, wenn man in Afrika auftaucht bzw. überall, wo ich gewesen bin, das ist Kenia und Burkina und ein bisschen die Länder drumrum – wird man immer nach Strom gefragt.
Das ist eines der Grundbedürfnisse. Nach Solarkochern wird man überhaupt nicht gefragt. Da muß man erst mal erklären, was das Ding ist und was man damit einsparen kann. Das ist ein längerer Prozeß. Die erste Frage ist: Ich brauche Strom.
Es ist natürlich sehr gut nachvollziehbar. Es ist eine prima Sache, wenn man reinkommt, und knipst das Licht an. Photovoltaik ist im Moment aber noch sehr teuer.
Teuer ist aber relativ. Wenn man Alternativen hierzu betrachtet – man kauft sich hier im Baumarkt so einen kleinen Honda-Diesel-Generator oder Honda-Benziner-Generator, dann kommt man auf einen Preis für den elektrischen Strom, der zieht einem die Schuhe aus.
Da kostet nämlich die Kilowattstunde dann nicht – wie man hier gewöhnt ist – irgendwas zwischen 10 und 15 Cent, sondern kostet 1,50 Euro bis 2 Euro. Aus diesem kleinen blöden Benzingeneratoren.
Die haben hohe Wartungskosten. Das Ding hat 800 Vollaststunden. Das ist ein Zehntel von einem Jahr. Danach ist das Ding kaputt oder bedarf einer Grundwartung, was im Prinzip einem Neukauf gleichkommt. D.h., Sie müssen das Ding auch mit Akkus betreiben, mit Autobatterien oder ähnlichem. Sie haben genau die gleichen Probleme wie bei der Photovoltaik, haben aber außerdem noch Brennstoffkosten und Wartungskosten - und nicht zu knapp.
Während man bei den Photovoltaiksystemen, bei den Inselsystemen inzwischen in Deutschland bei den Solarstromanlagen auf 50 Cent und drunter die Kilowatt-Stunde kommt.
In Afrika hat man bei den Inselsystemen den Preis einer Kilowattstunde bei einem Euro etwa, und das eben über 20 Jahre lang - so lange ist die Lebensdauer dieser Systeme gerechnet.
Aber jetzt ist wieder das Problem: Wo bekommt man den Geldgeber her, der für so was die Investition erst mal vorlegt? Den findet man so leicht nicht.
Wir haben noch ein anderes System. Die SOLUX-Lampe.
Die SOLUX 1 und 2, als wirklich rudimentärste Elektrifizierung. Aber selbst so eine Lampe ist für jemand, der überhaupt kein Licht hat, ein großer Fortschritt.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.