Solarenergie für Afrika

Konferenz in Düsseldorf vom 4.-6. September 2003

Solarenergie für Afrika ist schön und gut, aber wie kommt Solarenergie nach Afrika?

Vortrag von David Mola (Mola Solaire International GmbH) - Ein Exkurs in den Vertrieb von Solarprodukten.

Guten Tag meine Damen und Herren,
ich werde meistens als Händler bezeichnet. Das ist zutreffend gesagt - aber es gibt ein schöneres Wort dafür: Das Wort Vertrieb. Ich habe viele Lieferanten, die ich gut kenne. Von diesen Lieferanten beziehe ich die Technik. Ich versuche die dann - wo es einen Markt gibt - einzusetzen. Im Rahmen dieser Aktivitäten haben sich viele Sachen herausgestellt. Viele Sachen habe ich kennengelernt.

Ich wollte heute nicht über meine Firma sprechen, sondern den Solartransfer nach Afrika diskutieren. Als ich gefragt wurde, ob ich über die Solarenergienutzung für Afrika referieren könnte, habe ich gesagt: Ist gut - aber wie?
Viele Fragen also.

Die erste Frage ist prinzipiell die politische Frage. Wenn man jetzt sagt: Ich mache Technologietransfer - ich kaufe etwas hier, verkaufe das drüben - schön und gut, aber ich habe andere Erfahrungen gemacht.

Zuerst als Mitglied eines gemeinnützigen Vereins. Ich habe, zusammen mit einer Bank, ein Projekt zur Elektrifizierung meines Dorfes konzipiert. Ich habe alles kalkuliert - die Finanzierung war auch garantiert. Dann bin ich mit diesem Projekt nach Hause gegangen.

So. Natürlich - wenn man jetzt als junger Mensch, der hier in Europa studiert hat, voller Idealismus zurückgeht, möchte was machen.... - erstens wird man runtergeholt. Der erste Standartsatz ist, wenn man mit jemand redet ist: Sie Grünschnabel - was möchten Sie uns zeigen? Das ist das Erste.

Ich habe gedacht: Wie machst du das jetzt? Da musst du anders vorgehen. Ich bin dann zum Präfekt gegangen - er ist derjenige, der für dieses Departement zuständig ist. Ich habe mit ihm gesprochen. Ich habe gesagt: Ich habe dieses und jenes vor. Er sagte: "Gut, ist kein Problem - wenn Sie eine Veranstaltung machen, können Sie bei mir die Einladungen machen". Er hat mir seine Sekretärin zur Verfügung gestellt. Sie hat für mich die Einladungen getippt. Sie haben die Einladungen verschickt und haben einen Termin angesetzt, wo sie dieses Projekt vorstellen wollten.
So. Ich habe gesagt: "Gut, das habt Ihr ganz schön gemacht. Ich habe jetzt den Schutz von oben". Ich habe dann den Termin für Sonntag, 14 Uhr angesetzt - an einer Schule.

Und 3 Tage vorher - plötzlich...
Ich war bei meiner Mutter zu Besuch, sie wohnt 1,5 Kilometer außerhalb. Sie wollten meine Mutter besuchen. Plötzlich war ein Wagen vor der Tür. Ich sagte: Ja, Moment: Ich erwarte keinen Besuch.
Es war der Wagen von dem Präfekt, und man hat mir gesagt: Herr Mola, Sie sollten nochmal in das Büro kommen. Ich habe gesagt: Ja, gut.

Das waren ja 2 Soldaten - sie haben gesagt: "Herr Mola, wissen Sie - wir sind nicht diejenigen, die jetzt etwas anstellen wollen - wir haben genug zu tun". Die wissen ja nicht, wer ich bin. Ich habe eine Position - im Dorf werde ich auch respektiert, aber sie wissen nicht, auf welche Seite sie sich hinstellen sollen. Sie müssen etwas ausführen, was sie eigentlich ungerne machen wollen.

So. Sie haben gesagt: "Nehmen Sie Ihren Pass mit, steigen Sie in den Wagen - wir fahren zur Präfektur".
Meine Mutter hatte schon Angst gekriegt, mein Papa auch. Ich habe meine Eltern beruhigt. Ich habe gesagt: "Ist kein Problem - ich fahre hin und ich komme wieder". Als ich dann angekommen bin, hat der Kommandeur der Brigade da gesessen. Da war der Häuptling - das war eigentlich mein Onkel, aber der war auch da. Und dann war der Präfekt da.

So. Ich bin dann reingekommen und der Präfekt hat sich noch nicht gedreht - er hat zu der Tafel geguckt - als ich reinkam. So. Und dann: "Kein Problem - nehmen Sie Platz".
Ich habe Platz genommen und sie sagen: "Möchten Sie dieses Projekt machen?"
Ich sage: "Ja, warum? Ich sehe den Sinn darin, daß ich meinen Landsleuten helfe. Und ich habe dafür schon alles getan. Bevor ich das angefangen habe, war ich bei Ihnen hier im Büro".

Er sagte: "Was? Das interessiert mich nicht, ob Sie hier waren oder nicht. Ob Sie jetzt bei mir diese Einladung verschickt haben - das ist für mich so was von egal."
Ich sage Ihnen das offiziell: "Es gibt keine Veranstaltung an dem Sonntag, 14 Uhr. Und wenn Sie hingehen, dann sind Sie weg".
Dann hat meinen Onkel sich gedreht und sagte: "Wissen Sie, Herr Mola, Sie haben da eine gute Idee gehabt. Aber es gibt eine andere Sache, die ich Ihnen nur unter 4 Augen sagen möchte. Und Sie gehen dann hier aus dem Büro". Ich habe dann meinen Pass wieder genommen und bin raus gegangen.

Es war faktisch so: Das Projekt war gut, das Geld war auch da, was eigentlich schön ist. Ich habe einfach gedacht: Wieso - wenn alles schon getan ist und man braucht nichts zu machen - man muß bescheuert sein, um so ein Projekt gegen die Wand fahren zu lassen.

Aber das spielt in Afrika keine Rolle. Was eine Rolle spielt, sind andere Dinge. Und diese anderen Dinge sind folgendes: Die Bevölkerung wollte eigentlich eine Solaranlage haben. Die Bevölkerung hat dafür Geld gesammelt. Das Geld ist aber irgendwo in dunklen Kanälen verschwunden.
Das Geld ist weg.

So. Und als ich dann in Afrika war, war es so, daß ich zwischen die Räder geraten bin. Es gab auf der anderen Seite die Bevölkerung, die gesagt hat: "Das Projekt ist schön, wir möchten das machen".
Und diese Versammlung, die ich eingesetzt hatte - die war ja schön für die Bevölkerung - die aber jetzt nachfragen wollte, wo das Geld geblieben ist.

So. Und die Leute, die das Geld dann irgendwie verschoben hatten, die wollten mich daran hindern, diese Versammlung zu machen. Das ist der Punkt gewesen.

Aber, das war noch nicht das Ende. Ich musste ja den vielen Leuten sagen, die die Einladung bekommen hatten, warum die Versammlung nicht stattfindet. Dann hat man zu mir gesagt: "Herr Mola, Sie sagen einfach, Sie sind krank geworden - und der Fall ist erledigt".

So. Ich dachte: Sollst du jetzt lügen, oder was machst du jetzt? Aber man konnte die ganze Sache nicht verheimlichen. Die Leute haben das irgendwie mitbekommen.
Ja, und dann habe ich gesagt: "Ich packe meine Sachen - ich habe nur noch 4 Tage - und die 4 Tage werde ich irgendwo, weit weg von hier verbringen".
Meine Mutter sagte: "Das kannst du nicht machen - bleib erst mal hier!"
Ich bin dann erst mal geblieben. Aber es hat nicht geholfen.

An dem Sonntag war ich noch da - da waren 2 Polizisten vor der Schule postiert, wo diese Veranstaltung stattfinden sollte. Die waren den ganzen Tag dort. Damit - wenn ich mich sehen lasse - dann ab!
Ich habe gesagt: "Okay, ich sage nichts".

Ich habe dann meinem Kollegen gesagt, er soll den Leuten sagen, was vorgefallen ist, und daß die Veranstaltung nicht stattfindet. Aber das ist für mich nicht die Rettung gewesen. Die Rettung kam woanders her.
Die Lage hat sich nicht geändert, weil ich diese Veranstaltung nicht gemacht habe, sondern noch was anderes: Zu dem Zeitpunkt, als ich da war, waren da auch Geheimdienstleute von dem Präsidenten, der jetzt im Amt ist. Und diese Geheimdienstleute haben gesagt: "Herr Mola, kommen Sie mal".

Wir haben uns dann auch getroffen - meine Mutter hat uns dann eine Ecke reserviert. Sie haben mich gefragt: "Erzählen Sie mal!" Ich habe dann alles erzählt, was ich vorhatte. Dann haben Sie einen Bericht geschrieben, der dann nach Jaunde gegangen ist und von da kam dann das Resultat: Der junge Mann wollte eigentlich etwas gutes für sein Dorf machen und die sollten mich nicht kaputtmachen - die sollten mich in Ruhe lassen. Und von da an hatte ich meine Ruhe. Die haben nur geguckt, daß ich so schnell wie möglich da verschwinde.

So. Das habe ich auch gemacht. Und als ich dann zurückgekehrt bin, habe ich gedacht: Gut, das hat nicht geklappt, du brauchst eine andere Idee.
Die andere Idee war dann, dass ich sage: Gut, ich mache es für mich. Ich verkaufe das dann, ich verdiene Geld damit und der Fall ist für mich erledigt. Ich habe keine Hilfesyndrom mehr - das ist weg. Das heißt aber auch nicht, daß ich Kapitalist geworden bin, aber das heißt eigentlich für mich, daß ich gucke. Ich bin ein Filter sozusagen, zwischen hier und zu Hause. Filter in dem Sinne, daß ich die Technik gut kenne. Ich weiß, was für mein Land gut ist. Nicht, daß ich kaufe und verkaufe, was es auf dem Markt gibt. Das ist nicht der Sinn der Sache. Kaufen und verkaufen - das ist Risikosache. Wenn ich eine Reklamation habe - bin ich weg.

So. Das war erst mal die Erfahrung mit der Politik. Aber es gibt ja auch ganz andere Dinge. Diese anderen Dinge sind die Finanzen. Ich würde sagen: Finanzen, Finanzen, Finanzen. Weil das das größte Problem ist. Ich habe im Rahmen meiner Unternehmertätigkeit Sachen verkaufen wollen - die Qualität war sehr gut.
Das Problem ist nur: Wenn ich sage: Das kostet so viel - dann sagt der: Ja, behalte mal dein Ding. Und ich habe gesagt: Überlege mal, wie du das hinkriegst. Ich habe mich hingesetzt und zusammen mit einem Unternehmensberater ein Unternehmenskonzept auf die Beine gebracht. Dieses Konzept sagt: Egal, welche Zielgruppe ich vor mir habe - ich muß eine Lösung finden, wie der Mann oder die Frau an ihre Anlage kommt.

Ich hätte auch nicht gedacht, daß das klappt - aber es funktioniert.
Ich habe Finanzierungsmodelle auf die Beine gestellt - wo ich sage: Wenn ich jemanden vor mir habe, der kein Geld hat - entweder gucke ich, daß jemand anderes für ihn einspringt - oder, wenn die Anlage nur 300 oder 500 Euro kostet, sage ich: "Ich stelle die Anlage für dich hin - nehme aber eine monatliche Rate".

Aber das hat seine Tücken.
Die Leute sagen einfach: Ja gut, stell mal hin.
Aber - bezahlen? Das kam nie. Aber wenn das Geld nicht kommt - was machen Sie? Was machen Sie? Mein Gott, ja.
Dann dachte ich: Wenn das Geld nicht kommt, muß man eine Lösung finden. Es gab dann 2 Lösungen.
Die Erste war: In der Kiste ist eine kleine Karte. Das ist eine kleine Chipkarte. Wenn mir jemand Geld gibt, dann kann man diese Chipkarte laden. "Dann kannst du die einstecken und dann hast du deinen Strom". "Ja, gut". "Wenn du einen Monat nicht bezahlst, dann ist das dein Problem". Diese Karte ist eine Chipkarte, genauso wie in der Telefonzentrale. Die gibt es zu kaufen. Und wenn jemand eine Solarhomestation von mir will, stelle ich die auf, installiere die Lampen, die er will und dann sage ich: "Das ist jetzt die erste Karte". Das funktioniert.
Das Problem ist nur: Wenn man das in großem Maßstab machen will, ist das schlecht. Viele Leute haben gesagt: Wenn das so ist, dann verkaufe mir mal 5000 Karten - aber dafür ist das Geld nicht da.

Es gibt noch eine andere Lösung: Es gibt zum Beispiel in Bangladesh eine Bank, die hat Kontakt zur Weltbank. Das ist die Gramehn-Bank. Die hat die Aufgabe - daß wenn jemand kommt und will eine Solaranlage haben - daß er dann zu kostengünstigen Krediten kommt. Und das ist ab 100 Euro pro Monat. Und das ist machbar. Und das wird in Frankreich umgesetzt. Und das wäre ein Ansatz, mit dem man auch in Afrika anfangen könnte.

Es gibt auch noch ein anderes Problem - das ist das Soziale. Die soziale Seite von den Solaranlagen. Das Konzept mit der Chipkarte ist ja so: Ich kann nicht auf ein Dorf gehen und sagen: Na ja, ich installiere mal hier eine Solarstationanlage und hier ist die Karte. Damit ist es ja auch nicht getan. Weil, man nimmt die Karte und legt die dann auf seinen Fernseher oder so. Und die entlädt sich dann.
Und dann sagen die: "Du hast mir die falsche Karte verkauft". "Wieso?"
Da muß man dann zusätzlich noch Investitionen betätigen, um diese Sachen sicher zu machen.

Das ist der eine Punkt. Der zweite Punkt, ist das Soziale. Die Leute haben ein Problem damit, wenn sie Solarenergie nutzen. Damit hatte ich auch nicht gerechnet - ich kannte das nicht.
Das Problem war, daß die Leute sich schlecht fühlten, weil sie dachten, Solarenergie ist eine minderwertige Energie - weil im Kopf drin ist, daß die Energie, die vom Energieversorger kommt, die beste Energie ist.

Als Unternehmer kann ich Ihnen nur sagen: "Es ist die einzige Möglichkeit, für dich, Strom zu kriegen, sonst musst du warten".
Warten heißt in Afrika nicht nur ein Jahr. 2 Jahre, 3 Jahre - kann man 20 Jahre warten und kriegt keinen Strom. "Ich meine, ich muß es Dir nicht verkaufen. Wenn Du nicht kaufen möchtest, hast Du keinen Strom". Man kann die Leute ja nicht unter Druck setzen, als Kaufargument. Man muß sich auch etwas anderes einfallen lassen.

Die Sache war dann, daß ich gesagt habe: Na gut, man kann das anders machen. Man kann zum Beispiel die Anlagen, diese Solarhomestations, direkt an den Energieversorger verkaufen. Dann habe ich die Investitionen raus, habe mein Geld sofort und das ist für mich erledigt. Das wäre für mich das Beste.

Oder ich sage: Wir installieren die Sachen gemeinsam, aber irgendwann, wenn derjenige, der die Solarhomestation nutzt, seine Stromleitungen dann gekriegt hat - was ich nicht glaube - werden die Solarhomestations vom Energieerzeuger zurückgenommen. Und die werden dann in andere Dörfer transportiert, wo sie noch nicht angeschlossen sind. Das geht.

Und das betrifft die Technologie, die eigentlich wichtig für Afrika ist - die Photovoltaikanlage.
Wenn der sagt: "Wenn ich jetzt Leitungen verlege, kostet mich das viel Geld. Und wenn ich jetzt eine Solarhomestation kaufe - das kostet mich 500 Euro. Und die Anlage hält 10 Jahre".
Da wüsste ich nichts, was dagegen spricht.

Ich meine, die Energieversorger in Afrika müssen ehrlich zu der Bevölkerung sein. Die müssen den Leuten sagen, daß sie nicht in der Lage sind, diese Energie zur Verfügung zu stellen.
Und das ist Fakt. Das ist so.

Es gibt Beispiele, wo das funktioniert - aber nicht in Afrika. Mein Beispiel ist Guadeloupe. Guadeloupe ist eine karibische Insel. Ich habe eine Firma in Martinique - das ist sozusagen meine Tochtergesellschaft. Es arbeiten 5 Menschen dort. So. Und diese 5 Menschen bearbeiten alles.

Es war so, daß EDF (Electricité de France) öffentlich gesagt hat: "Leute, ich bin nicht in der Lage, alle Leute in Quadeloupe zu elektrifizieren. Das schaffe ich nicht. Ihr müsst gucken, daß Ihr Solarenergie oder Windkraftwerke oder jede andere Energie, die Euch hilft,nehmt".
Plötzlich gab es einen Boom von Solarenergie. Die Privatleute, die sowieso wissen, daß sie in den nächsten Jahren keinen Strom kriegen können, sagten: "Gut, wir kaufen diese Anlagen". Und das läuft.

Es gibt eine Sache, mit der man auch kämpfen muß - gegenüber seinen eigenen Leuten selbst. Zu sagen: "Ich habe Ahnung von dem, was ich mache".
Weil, bei uns sagt man: Keiner ist ein Prophet bei sich zu Hause. Das heißt, wenn ich komme und erzähle irgendwas, glaubt mir keiner. Das ist eine Tatsache. Und besonders, wenn man noch jung ist. Das kann man vergessen.

So. Ich habe dann das Problem anders gelöst. Wie das in Afrika so ist, muß man den Leuten was geben und sie feiern lassen - dann ändert sich die Meinung. Die Leute sehen mich so als Geldsack. Sie sagen: Der Euro ist gekommen! Und wenn der Euro da ist, muß der Euro auch etwas machen. Dann organisiere ich eben irgendwelche Feierlichkeiten dort. Ich bin dann nicht da.
Man muß auch aufpassen, daß man nicht vergiftet wird. Das ist eine Tatsache - das ist so! Das ist Realität - das ist keine Theorie.

Aber, trotz alle dieser Probleme schaue ich immer nach vorne. Wenn man als Pionier arbeitet und man hat nicht die Möglichkeit, zu sagen: "Ich habe einen geregelten Tag und am Ende des Monats kommt irgendwie was".
Und ich denke, es gibt immer ermutigende Beispiele, auch aus der Politik. Nicht aus Afrika - das muß ich noch dazusagen. Das kommt aus Kuba.

Der Fidel Castro hat beispielsweise - ich bin keine Sozialist oder Kommunist - aber auf jeden Fall hat er gute Gedanken. Der Fidel Castro hat gesagt: Ich weiß sowieso - wenn der Chef nicht sagt, es soll gemacht werden, dann läuft es sowieso nicht.
"Also - ich bin für Photovoltaik - ich mache diese Photovoltaik zur Chefsache". Und das hat plötzlich dazu geführt, daß in Kuba die Solartechnik vorangekommen ist. So daß es in Kuba heutzutage Module aus kubanischer Produktion gibt, die in Deutschland verkauft werden.

So. Ich denke mal - in Afrika muß es auch so sein - daß es Leute gibt, die dann auch aufstehen und sagen: Diese Technologie ist eine gute Sache und das muß gemacht werden. Die müssen sich trauen.

Und nicht aus ökologischen Gründen.
Es ist wahr - in Deutschland kann man damit Geld verdienen. In Afrika kann ich damit kein Geld verdienen. Ökologie interessiert die Leute überhaupt nicht. Der sagt: "Was ist Ökologie eigentlich?" Der sagt: "Gibt es Strom?" - "Ja". Dann ist Ende.

So. Von der gesellschaftlichen Seite her und von der politischen Seite muß man sagen: Es wird ja sowieso nicht elektrifiziert, es gibt ja sowieso keine Möglichkeit, normalen Strom herzubringen. Die Leute sollen dann Solarhomesysteme auswählen, die für sie günstig sind.

Also, ich bedanke mich bei den Organisatoren, daß ich mich über diese Problematik äußern konnte und ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.

Frage aus dem Publikum: Mit welchen Mitteln haben Sie angefangen, Ihre Firma aufzubauen?

Als ich anfing, hatte ich nicht genug Eigenkapital. Ich habe mit 15 000 Euro angefangen. Ich habe auch meine normale Arbeit gemacht - ich bin Ingenieur von Beruf, habe in Bochum studiert und habe mich da mit dem Thema Energie beschäftigt, so um 1996. Die schlechte Erfahrung habe ich 1997 gemacht in Kamerun. Als ich zurückkam, habe ich gesagt: Ich arbeite jetzt an dem Unternehmen. Im ersten Jahr hatte ich 300 000 Euro eingenommen. Und rausgekommen sind 500 000 (?). Im zweiten Jahr bin ich schon bei 750 000, und das ist für mich eine gute Zahl. Ich habe zur Zeit etwa 60 000 fixes Geld, das liegen muß, damit ich über das ganze Jahr liquide bin.

Mit dem Geschäft in Afrika ist kein Geld zu verdienen. Das muß ich ehrlich sagen. Wenn jemand in Afrika Geld verdienen möchte mit Solarenergie, wird er das nicht machen, zumindest nicht in der Anfangsphase. Die Vertriebskosten sind zu hoch.
Wenn ich einmal hin- und zurückfliege, muß ich schon 2000 Euro hinblättern. Wenn meine Mutter sagt: "Bring mir mal was mit" - dann sind 5000 Euro irgendwie verschwunden, ohne daß ich das merke.

Zweitens muß man viele Strukturen aufbauen. Ich habe nur auf Strukturen aufgebaut, wo ich den Partner sehr gut gekannt habe. Ich habe mit der Person gesprochen, ich habe mir die Örtlichkeiten angeguckt und ich wußte, daß ich mit dieser Person Geschäfte machen kann. Es basiert vieles auf Vertrauen - und das setzt eine risikobereite Geschäftsführung voraus.

Auf der Stirn des Geschäftspartners steht ja nicht: Ich werde Dich bescheißen. Das steht nicht drauf.
Man muß sagen: Ja, wir machen das erst mal auf Vertrauensbasis und wenn das läuft, ist es gut. Diese Person muß aber auch entsprechende Lager haben.

Ich kenne jemand, der hat Telekommunikation studiert, der war noch auf der Elektrikerschule. Ich habe mit ihm gesprochen und gesagt, daß ich etwas mit ihm zusammen machen möchte. Aber er hatte nicht diese Möglichkeiten.
Dann habe ich gesagt: Gut, ich investiere erst mal in die Einrichtungen - und wenn ich Dir vertraue, dann können wir was machen.
Und das funktioniert.

In Afrika habe ich erst mal Geld reingesteckt. Ich habe kein Geld rausgekriegt.
Jetzt die andere Seite: Meine Firma ist MSI, also Mola Solar International. Ich bin nicht an Afrika gebunden - ich kann auch woanders Geschäfte machen.

Ich habe Kontakte zu einigen Koreanern - die Erfahrung ist zwar sehr hart, die ich gemacht habe, weil die überall in der Welt suchen - und somit die Preise drücken. Zum Beispiel sind die chinesischen Preise wahnsinnig unten.
So. Aber ich habe gesagt: Deutsche Qualität - made in Germany - kaufst Du? Dann sagte er: Ich bin bereit 15 % für die Qualität zu bezahlen.
Aber es klappt jetzt langsam, und ich bekomme Aufträge aus Korea. Da ist halt Geld da und damit stopfe ich die Löcher, die ich in Afrika mache.

Und ich habe ein drittes Standbein in Martinique. Da habe ich einen Laden. In diesem Laden vertreibe ich nicht nur Solartechnik, sondern habe andere Sachen im Programm. Ich habe Wassertechnik studiert. Ich versuche, Wassertechnik und Solartechnik zu kombinieren. Und das ist eine sehr sehr gute Kombination. Ich habe Strom und ich habe Wasser. Das sind die 2 wichtigsten Sachen, die in Afrika gebraucht werden.

In Martinique haben die Leute Probleme - es hat in den letzten Jahren wenig geregnet. Die Leute nehmen das Wasser vom Meer und entsalzen es. Und dafür habe ich kleine Anlagen. Die kosten so um 1300 Euro und damit können die kleinen Bauern ihre Probleme lösen. Und damit verdiene ich dann das Geld.