Der Verein ULOG-Solar e.V. führte vom 18.09.2001 bis zum 11.10.2001 auf Anfrage von "Hilfe für Namibia e.V." ein Solarprojekt in Namibia durch. ULOG-Solar entsandte hierzu ihren Mitarbeiter Dipl.-Ing. Rüdiger Jung in das südwestliche Afrika. Die Kosten des Projekts wurden von "Hilfe für Namibia e.V." komplett übernommen. Ein besonderer Dank gilt Herrn Eckard Nolt, der dieses Projekt vorschlug und unterstützte. Herr Nolt erfuhr von den Sonnenöfen durch einen Baukurs, den ULOG-Solar e.V. in Holzkirchen durchgeführt hat.
Die Planung des Projekts führte Herr Jung zusammen mit Frau Annalie Olivier aus Rehoboth durch. Frau Olivier legte sehr großen Wert darauf, daß die Kursteilnehmer von verschiedenen Volksgruppen kamen. Im Baukurs waren ein Angehöriger der Damara, ein Herero und vier Baster. Die Mischlinge in Namibia bezeichnen sich selbst als "Baster". Auch versuchte Frau Olivier, arbeitslose Jugendliche in das Projekt zu integrieren. Diese beiden arbeitslosen Jugendliche sollen so die Möglichkeit bekommen, eine feste Arbeit zu erhalten.
"Hilfe für Namibia" hatte mittels unserer zugesandten Werkzeug- und Materiallisten schon Angebote für die benötigten Produkte eingeholt. Der Baukurs wurde in der Schreinerei von Thomas van Rensburg in Rehoboth durchgeführt. Wir begannen die Ausbildung mit sechs Personen, die jeder einen Sonnenofen hergestellten. Einen Sonnenofen fertigten wir mit einer wetterfesten Aluminiumverkleidung. Während des Baukurses bemerkten die Kursteilnehmer, daß diese "primitive Holzkiste" doch schwerer zu bauen ist, als es am Anfang aussah. Nach einigen Übungen mit den zum Teil ungewohnten Materialien bewältigte jeder der Kursteilnehmer die gestellten Aufgaben zur vollsten Zufriedenheit.
Im Anschluß an den Baukurs ist gewöhnlich ein Kochkurs geplant. Hier in Namibia war dies nicht nötig. Frau van Rensburg kochte von morgens um 10.00 Uhr bis um 17.00 Uhr durchgehend im Sonnenofen. Während dieses 5-tägigen Baukurses backte sie Brot, Kuchen und Pizza. Gekocht hat sie Reis, Gemüse, Fleisch und Fisch. Laut ihrer Aussage hat sie in dieser Zeit nicht mehr den Elektroherd benutzt, außer zur Zubereitung des Frühstücks.
Insgesamt wurden während des Projektes 9 Sonnenöfen verkauft. Zur Prüfung nach dem fünftägigen Baukurs haben sich alle Lehrlinge bereit erklärt. Da aber die Prüflinge sehr verschiedene Vorbildung hatten, wurden sie in zwei Gruppen unterteilt. Die vier Kursteilnehmer, die schon lange im Beruf standen, machten die Prüfung gleich nach dem Baukurs. Für die beiden arbeitslosen Jugendlichen verlängerte sich die Ausbildung um drei Tage, während derer sie ihre handwerklichen Fähigkeiten erweitern konnten. Die Prüfung bestand aus einem praktischen und einem theoretischen Teil, der mündlich geprüft wurde. Die Prüfungszeit betrug zwei Stunden. Alle Kursteilnehmer bestanden diese Prüfung und erhielten hierfür eine Urkunde überreicht.
Die Materialpreise der Sonnenöfen betragen 30 Euro für ein Standardmodell und 45 Euro für ein Familienmodell. Das Holz, das zur Zubereitung des Essens eines Tages benötigt wird, kostet 1,30 Euro. Das bedeutet, daß das Material für ein Familienmodell in ca. 50 Tagen bezahlt ist, da der Sonnenofen nicht zur Zubereitung des Frühstücks benutzt werden kann.
Gleich am ersten Tag nach der Ankunft von Herrn Jung in Rehoboth wurde ihm die Frage gestellt, was man noch alles mit Solarenergie machen kann und was ULOG-Solar noch außer Sonnenöfen macht. Als die Familie Olivier davon hörte, daß es auch solare Trockner gibt, fragten sie, ob man damit auch Fleisch trocknen kann. Trockenfleisch ist hier eine Nationalspeise. Es kann aber nur im Winter hergestellt werden, da das Fleisch im Sommer verdirbt. Herr Jung entschloß sich dann, eine Pilotanlage zur Fleischtrocknung zu konstruieren.
Die Trockenanlage soll nun 6 Monate getestet werden. Als Testergebnis stehen Trockenfleischqualität, Anwendungsfreundlichkeit, Nachfrage bei Farmern und Kundenakzeptanz des Trockenfleisches im Vordergrund. Bei einem positiven Testergebnis könnte durch ein anschließendes Projekt im Jahr 2002 die allgemeine Ernährungsituation sowie die Situation der Farmer entscheidend verbessert werden. Der erste Testlauf verlief sehr zufriedenstellend.
Für die Zukunft gibt es weitere solare Anwendungen, die in Namibia die Lebensituation verbessern können. Im Sommer 2002 werden wir mit einer Auswertung des Projektes an die Sponsoren herantreten und über weitere Schritte beraten.