Guten Tag meine Damen und Herren, ich möchte über das Prinzip der sogenannten Schefflerspiegel reden. Die Spiegel werden bei diesen Systemen der Sonne nachgeführt. Um die tägliche Drehung auszugleichen, wird der Spiegel parallel zur Erddrehung ausgerichtet. Über den Tag dreht sich der Spiegel, die Sonne, der Brennpunkt praktisch über die gleiche Achse. Der Kochtopf ist dabei fix.
Die verschiedenen Jahreszeiten werden über die Neigung des Spiegels eingestellt. Wenn die Sonne flacher steht, wird der Spiegel steiler gestellt – und wenn die Sonne steiler steht, wird der Spiegel flacher gestellt. Das ist alles noch recht einfach.
Kompliziert wird es, wenn die Sonne aus einer anderen Richtung kommt. Dann reicht es nicht, den Spiegel einfach in seiner Neigung zu verändern, weil dann der Brennpunkt verschmiert. Das ist, wie wenn man eine Linse schräg zum Licht hält - dann gibt es keinen richtigen Brennpunkt. Genau das passiert auch beim Spiegel. Deswegen muss der Spiegel verbogen werden.
Der Spiegel hat also keine feste Form mehr. Wenn ich ihn nach hinten stelle, wird er in eine Richtung flacher und in eine Richtung tiefer. Und wenn ich den Spiegel dann nach vorne stelle, muss ich das Umgekehrte machen.
Das ist das Trickreiche an diesen Schefflerspiegeln. Sie sind flexible Parabolspiegel, was es sonst überhaupt nicht gibt.
Ich habe das Ganze in Kenia entwickelt, mit Kenianern zusammen. Solche Spiegel sind also in jeder kleinen Dorfwerkstatt machbar. Der Spiegel wird gebaut, wenn er flach am Boden liegt. Dann ist er recht einfach zu bauen.
Die Informationen über den Bau werden auch weitergegeben. Das ist überhaupt kein Problem.
Über das Jahr muss der Spiegel dann verbogen werden, mit einer Mechanik, die über 2 Stangen läuft. Das muss der Koch aber gar nicht wissen. Der Koch muss nur wissen: Das Licht muss zur Mitte hin. Wenn er sieht, dass das Licht daneben liegt, kann er über die 2 Stangen den Focus richtig einstellen. Das geht sehr gut. Die Querkrümmung stellt sich automatisch über einen Hebel ein, der verbunden ist mit der Neigung des Spiegels.
Der große Vorteil der Schefflerspiegel ist, dass der Brennpunkt innerhalb eines Gebäudes sein kann. Sie müssen also nicht in der Sonne stehen, wenn Sie kochen. Sie können ganz normal im Haus arbeiten.
Wenn das Licht allerdings hauptsächlich von der Seite kommt, muss es nochmal am Topf umgelenkt werden, damit es wirklich unter den Topf kommt. Für diesen Fall haben wir 2 Spiegel. Wir haben den großen Primärreflektor und den kleinen Spiegel, der das Licht dann tatsächlich auf den Topf lenkt.
Die Leute können praktisch wie auf dem herkömmlichen Feuer oder auf dem Gasherd kochen, auch mit der entsprechenden Leistung.
Wir haben etwa eine 2000-Watt-Leistung. Das hängt immer auch von der Spiegelgröße ab. Die Temperatur geht bis 700 Grad im Brennpunkt. Durch Türen kann man die Leistung regeln. Wenn es zu heiß wird, werden diese Türen zugeklappt, ganz oder teilweise.
Nochmal zurück zur Nachführung: Das Ganze muss parallel zur Erdachse gedreht werden mit der gleichen Geschwindigkeit wie die Erde – und das macht man am einfachsten mit einer Uhr. Das Uhrwerk erzeugt eine konstante Geschwindigkeit. Es hat eine Kette, die den Spiegel antreibt. Der Antrieb ist ein Gewicht.
Manchmal machen wir die Nachführung auch mit Photovoltaik – meistens aber mechanisch. Mit Fahrradteilen lässt sich das wirklich überall machen. Da gibt es keine Einschränkung. Sie brauchen nichts importieren, wenn Sie diese Kocher bauen wollen. Nur das Wissen.
Weltweit sind bereits etwa 720 Systeme installiert. Davon allein 500 Systeme in Indien. Die Meisten davon sind Großanlagen, die die Inder mit mir zusammen entwickelt haben.
Hier wird im Brennpunkt dieser vielen Spiegel Dampf erzeugt. Ein Sammelgefäß, wo auch heißes Wasser drin ist, dient als Speicher. Mit diesem Dampf wird dann in einer Küche gekocht.
Es gibt 6 Kochtöpfe à 400 Liter und 8 Kochtöpfe à 200 Liter. Hier wird für 18 000 Leuten maximal solar gekocht. Also eine gesamte deutsche Kleinstadt wird hier solar bekocht. Diese Anlage ist jetzt 4 Jahre alt. In Indien gibt es bereits 8 weitere solcher Anlagen. Das ist sozusagen schon ein Selbstläufer geworden.
Grundsätzlich: Die Technik ist jedem zur Verfügung gestellt. Sie kann überall gebaut werden und kostet auch nicht viel, weil sie eben lokal gemacht wird.
Ein 8-qm-Spiegel in Indien gebaut, kostet um die 1000 Euro. Davon ist die Hälfte das Material, die andere Hälfte Arbeit und Organisation und ähnliches.
Dankeschön.
Guten Tag, meine Damen und Herren. Ich bin, wie Wolfgang Scheffler, beim Solarverein ULOG-solar e.V. tätig. Wir bauen Boxkocher und Trockner. Das Grundprinzip aller ULOG-Produkte ist, dass man sie vor Ort baut, mit lokalen Materialien, dass also nichts importiert wird.
Solartrockner funktionieren recht einfach: Die Luft geht über einen Kollektor rein und wird auf etwa 40-50 Grad erwärmt. Der Kollektor hat meistens eine Glasabdeckung, kann aber auch eine Kunststoffabdeckung haben. Im Trockner sind Trockensiebe drin oder Stangen mit Trockenfleisch. Die Luft geht dann durch das Trockengut durch und verlässt nach oben den Trockner.
Draußen steht ein Trockner, den ein Student von der Fachhochschule in Ansbach gebaut hat. Er hat dabei Messungen durchgeführt für sein Studium.
Die Trockner, die wir im Ausland bauen, sind größer als dieser. Der in Namibia ist 4,50 m hoch. Der Solartrockner oder Solardörrer steht in der Nähe von Windhuk. Es ist eine Trockenfleischanlage für 30 kg Trockenfleisch. Inzwischen werden auch weitere Anlagen dort gebaut..
Die Trockendauer ist 1-2 Tage. Der Trockner ist aufgebaut aus Glas, Holz und Aluminiumblech. Alles, was man vor Ort kaufen kann. Das Einzigste, was wir von hier mitgenommen hatten, war Solarlack. Um den Trockner innen zu streichen braucht man ca. 5 Liter. Die Farbe ist ungiftig für die Lebensmittel.
Es gibt da noch den solaren Tunneltrockner von der Universität Hohenheim bzw. von „Innotech“, der nach anderen Prinzipien funktioniert. Er ist bedeutend größer, hat eine Länge von 18 m und eine Breite von 2 m.
Die Luft wird durch Ventilatoren angesaugt – sie mit Strom von Photovoltaikzellen getrieben werden – und durch schwarze Kollektorflächen erwärmt.
Der Unterschied zwischen dem „Innotech-Trockner“ bzw. „Hohenheim-Trockner“ und unserem Trockner ist preislicher Natur.
Ein Trockner von „Innotech“ kostet etwa 5000 Euro – trocknet allerdings auch größere Mengen. Die Trockner werden hier in Europa hergestellt und nach Afrika verschifft. ULOG dagegen möchte, dass die Produkte vor Ort gebaut werden und die Leute auch angeleitet werden, diese zu bauen. Unser Solartrockner für 30 kg Fleisch kostet ungefähr 300 Euro.
Weitere Anlagen von Solardörrern, die ich selbst gemacht habe, stehen in Mali, Togo und Ghana.
Dankeschön.
Guten Tag, ich möchte Ihnen in Kürze unser Konzept für eine solare Dorfversorgung vorstellen.
Die Grundelemente der Technik sind einmal in einem solaren Treibhaus gegeben. In diesem solaren Treibhaus wird die einfallende Sonnenenergie zu etwa 70% in Wärme von 200 Grad umgewandelt. Das geschieht durch ein eingebautes Linsensystem. Diese Wärme von 200 Grad wird übertragen auf das Wärmeübertragungsmedium Pflanzenöl.
Dabei arbeiten wir sehr stark mit Klemens Schwarzer zusammen, der ein Pionier auf diesem Gebiet ist. Er stellt in Solarkochern Speicher her, die mit erhitztem Pflanzenöl arbeiten. Auf dieses Prinzip springen wir also auf - und kooperieren mit ihm.
Wir produzieren heißes Öl von 200 Grad. Es handelt sich um Erdnussöl oder Nimbaumöl. Ein typisches Dorf im Senegal, das wir uns mal vorgenommen hatten, braucht größenordnungsmäßig 2 Kubikmeter dieses Öles - und kann damit über einen Zeitraum von 3 Tagen, also Tag und Nacht komplett mit Kochenergie versorgt werden. Das läuft dann über Sterlingmaschinen.
Wir haben draußen eine kleine Sterlingmaschine als Wasserpumpe aufgebaut. Sie arbeitet direkt mit der Sonne, kann aber auch während der Nacht die Wärme aus gespeichertem Öl entziehen und damit mechanische Energie liefern – und zwar nicht nur zum Wasserpumpen, sondern gekoppelt mit einem Generator, auch zur Stromerzeugung.
Hierbei ein kleines Wort zur Photovoltaik: So elegant die Technologie auch ist - der Schwachpunkt der Photovoltaik besteht nicht in den photovoltaischen Modulen, sondern in den Batterien. Die elektrochemischen Batterien, die in Afrika nach 2-3 Jahren kaputt sind und dann weggeworfen werden, können grundsätzlich ersetzt werden durch einen thermischen Speicher, der noch vor Ort wächst, und durch solare Optiken.
Die Trinkwasserentkeimung kann auf die verschiedensten Weisen geschehen: Thermisch durch Kochprozesse - aber auch besonders elegant durch Lichtentkeimung. Es ist schon lange bekannt, dass der ultraviolette Anteil der Sonnenstrahlung die Bakterien und Viren zerstört.
Wir sehen hier auch ein paar Beispiele auf der Konferenz. Es gibt ganz einfache Systeme, die in der Schweiz entwickelt wurden. PET-Flaschen, die auf der Rückseite schwarz angemalt sind, können innerhalb von 3 Stunden bakteriell verseuchtes Wasser zu Trinkwasser machen. Dieses System haben wir etwas weiterentwickelt, so dass wir damit an der ganzen dörflichen Versorgung arbeiten können.
Nur ganz kurz zu den einzelnen Elementen: Das Prinzip eines Envelope-Treibhauses, wie wir es nennen, ist eine Höhle. Unter dieser Treibhaushöhle befinden sich leichte Linsensysteme. Diese Linsensysteme konzentrieren das Licht auf Brennlinien, und in diesen Brennlinien wird hohe Temperatur erzeugt. In unserem Fall wird es zur Erzeugung von heißem Öl gebraucht.
Die Linsen haben aber noch eine zweite Funktion: Sie bewirken eine Trennung, eine optische Splittung des einfallenden Spektrums. Das direkt einfallende Licht kommt in die Brennlinie, während der diffuse Anteil des Lichtes nicht in der Brennlinie vereinigt wird - und damit eine schöne, homogene, diffuse Ausleuchtung des Treibhauses gibt.
Das hat folgenden Vorteil: Es wird es in diesem Treibhaus nicht mehr sehr heiß, weil ein Großteil der Energie weggefiltert ist. Trotzdem ist genügend Strahlungsenergie da, um Pflanzenwachstum in optimaler Weise zu bewirken.
Wir haben uns dann zusammengetan mit tschechischen Kollegen, mit Pflanzenphysiologen, die in Europa solche selektiven Linsentreibhäuser aufgebaut haben. Wir haben auf unserem Testfeld solche Dinge schon stehen. Im Inneren eines solchen Treibhauses, sind schwarze Absorberrohre, in denen die thermische Hochtemperaturwärme erzeugt wird. Die Pflanzen im Treibhaus wachsen in dieser Atmosphäre wunderbar.
Pflanzen sind ganz ähnlich wie photovoltaische Zellen: Sie brauchen Licht, aber sie lieben niedrige Temperaturen. 20 Grad Celsius sind optimal. Beim richtigen Spektrum kann man also Biomasse pflanzen - insbesondere in den Gebieten, wo man es mit Sand und Sturm zu tun hat und die empfindlichen Pflanzenkulturen schützen muss.
Man kann auf diese Weise zwei Effekte kombinieren: Indem man Sonnenenergie sammelt, schafft man unterhalb dieser selektiven Linsensysteme Räume, die besonders gut für das Pflanzenwachstum geeignet sind. Und das Schöne dabei ist, dass die zum Einsatz kommenden optischen Systeme sehr sehr preisgünstig sind. Glas-Fresnell-Linsen, die diese Aufgabe erfüllen, werden bereits in der Größenordnung für 10 Euro pro qm in Tschechien hergestellt.
Ich komme ganz kurz zur Sterlingmaschine. Was wir aufgebaut haben, ist eine Niedertemperaturmaschine, die als Wasserpumpe arbeitet und direkt über die Strahlung oder indirekt über einen Wärmetauscher mit heißem Öl betrieben werden kann.
Dieses System kann sehr kostengünstig hergestellt werden, auch in den Anwenderländern. Wir sind gerade dabei, in Tschechien - das ein typisches Niedriglohnland in Europa ist - die Serienproduktion in Gang zu setzen. Dort kann man so eine Maschine mit ca. 200 Watt hydraulischer Pumpleistung für etwa 750 Euro herstellen.
Wenn man die Vorteile sieht, die darin bestehen, dass sie auch nachts laufen kann, dass man Generatoren anschließen kann und die anderen Dinge machen kann, müsste das eigentlich eine attraktive Technik sein.
Für uns ist es auch sehr wichtig, dass die Technologien - das wurde ja auch schon von Vorrednern betont - die in den Ländern benötigt werden, weitestgehend vor Ort hergestellt werden können.
Hermann Scheer hat das auch schon sehr klar ausgedrückt. Die Landflucht in Afrika stellt ein großes Problem dar. Die jungen Leute finden keine Arbeit und müssen weg - und auf der anderen Seite haben sie diese Energiebedürfnisse und könnten sie vor Ort peu à peu aufbauen, inclusive der Wartungssysteme.
Ich werde noch kurz was zur Pumpe sagen: Wir haben diese Niedertemperatur-Sterlingmaschine kombiniert mit einer tiefen Pumpe, mit einem sog. hydraulischen Widder - der auch schon in Afrika - im Senegal und in Mali - im Einsatz ist. Er ist besonders robust und kann in Tiefen von 60 m mit hervorragenden hydraulischen Wirkungsgraden - fast 90% - pumpen. Auch diese Technik kann vor Ort hergestellt werden.
Wir beginnen gerade im Rahmen einer joint-venture, die wir mit einer indischen Firma haben, diese hydraulischen Widder herzustellen. Als nächstes werden wir diese solarthermischen Niedertemperatur-Pumpmaschinen herstellen.
Unsere generelle Vision besteht darin, dass das Thema „Sonnenenergie für Afrika“ sehr eng mit uns selber verzahnt ist, mit der Situation im Norden.
Wir haben ja schon drauf hingewiesen: Wenn wir nichts machen, geschieht hier auch nichts. Aber wenn die Entwicklung richtig läuft, werden sich die afrikanischen Länder Stück für Stück ihre eigene Autonomie erarbeiten und damit Sicherheit und Arbeitsplätze und Prosperität schaffen. Ich glaube, dass es dann zum Reexport solarerzeugter Produkte nach Europa und den Rest der Welt kommen wird - mit Gewinn für Afrika.
Besten Dank.
Sehr verehrte Damen und Herren. Ich bin schon seit 20 Jahren dabei, mit Entwicklungshilfegruppen in aller Welt zusammenzuarbeiten. Unser Ziel ist es hauptsächlich, Solarkocher zu entwickeln. Sie kennen vielleicht die EG-Solar aus Altötting und Sie kennen vielleicht den SK 14, der in etwa 16 000 Exemplaren weltweit verbreitet ist.
Es ist mir ein Anliegen, hier in dieser Konferenz, zu zeigen, dass es Möglichkeiten gibt, in Flüchtlingslagern und auch an Schulen weltweit Solarkocher zu bauen.
Gestern haben wir schon über CDM gesprochen – heute soll es mehr um die Technik gehen.
Die neuste Entwicklung, die wir gemacht haben mit der Firma Koch, ist eine Vorfertigung der Bauteile. Wir fertigen einen Bausatz für einen Kocher von 1 m Durchmesser. Die Leistung ist etwa 300 Watt. Es gibt den gleichen Bausatz mit 1,20 m Durchmesser und mit 1,40 m Durchmesser. Letzterer entspricht dem SK 14, mit der Nettoleistung von etwa 600 Watt.
Wir werden auch während der Konferenz diesen Kocher bauen. Sie können dabei jeden Teilschritt sehen. Die Kiste kommt mit allen vorgefertigten Teilen, Reflektorblechen, Verbindungsschrauben und sonstiges, an.
Es ist also alles vorgefertigt. Das sichert eine hohe Qualität - und man kann sich auf das konzentrieren, was z.B. die Schüler gut können. Es ist auch eine „Werkstatt“ dabei - sie besteht aus einer Feile und 2 Schraubenschlüsseln. Das ist alles, was man braucht. Vielleicht noch einen Tisch.
Wir haben das erprobt - es ist eine wunderbare Arbeit. Ich sehe immer wieder die riesige Begeisterung der Kinder. Es ist eine Art Erlebnispädagogik. Wir machen das in München im größeren Stil. Aber es ist auch weltweit im Gang. Die Kinder können feilen - sie biegen, sie schrauben zusammen. Besonders schön ist der Augenblick, wenn aus diesem Blechsatz ein Parabolspiegel entsteht.
Man erhält mit dem Parabolspiegelkocher ein Gerät, das sehr sehr haltbar ist. Man sieht so richtig, dass die Zeit reif ist für diese Techniken.
Als ich in Johannisburg war, habe ich ein Bild gezeigt, das den Zusammenbau eines Kochers am Stand von Israel zeigt und gesagt: Wenn das der Herr Scharon wäre und die Kinder wären palästinensische Kinder - dann wäre der Konflikt am gleichen Tag noch zu Ende. Und ich meinte das wirklich ernst.
Ich hoffe, dass irgendwann mal der Zeitpunkt da sein wird, wo man merkt, dass man ganz ganz dringend friedensstiftende Projekte braucht. Wir sollten unsere Kinder animieren, die Solarenergie mit Begeisterung zu nutzen. Und das ist möglich.
Zum CDM ganz kurze Worte noch: Das Ziel des Kyoto-Protokolls, Artikel 12, ist, dass man den Entwicklungsländer hilft, nachhaltige Entwicklung zu bekommen und sie dadurch am Klimaschutz beteiligt - und auch an der Eigenentwicklung. Und dass auch die Industrieländer gefördert werden bei der Umsetzung ihrer Ziele. So entstehen Vorteile für beide Partner. Für die Nachteile, die immer wieder gesagt werden, gibt es Lösungen.
Wir müssen eine Verbindung von Solarkochern, Wiederaufforstung und brennholzsparender Technik schaffen. Und zum Solarkocher gehört ja dringend ein Warmhaltesystem dazu, in Form eines Korbes mit Isolierung. So kann man abends noch warm essen. Man kocht also am Tag und isst am Abend.
Ohne diese Maßnahmen wird der Wald verschwinden. Ghana hat vor kurzem veröffentlicht, dass es in 20 Jahren keinen Baum mehr geben wird. Aber mit diesen Maßnahmen - wenn man es richtig anpackt - kann der Wald sich regenerieren.
CDM - Clean Development Mechanism – ist eine Austauschfinanzierung durch Zertifikate. Gewisse Kriterien müssen erfüllt sein. Dazu gibt es Informationen im Internet. UNHCR ist die Hauptinformation. Den Leitfaden finden Sie auf der Seite des Umweltministeriums. In Berlin ist eine Koordinierungsstelle.
Ein Wort noch zu Solarkochern in Flüchtlingslagern: UNHCR hat veröffentlicht, dass 600 000 Flüchtlinge mehr als 1200 Tonnen Brennholz jeden Tag verbrauchen. Das ist etwa 2 kg pro Person. Wenn sie das hochrechnen, sind das mehr als 500 kg pro Jahr. Das kann man nahezu komplett durch Solarkocher ersetzen - und andere Kombinationen dazu, vor allem die Warmhaltetechnik.
Ich komme zur Zusammenfassung: In bezug auf die Solarkocher gibt es wunderschöne Entwicklungen. Ich würde gerne noch darauf hinweisen, dass es eigentlich keine Konkurrenz gibt - es gibt nur Ergänzungen.
Der Papillon z.B. ist mit 2 qm natürlich nicht für eine Gruppe von 4 oder 5 Leuten geeignet - da braucht man nicht so etwas großes. Für eine so kleine Gruppe wäre der K 10 ideal. Bei Schulen und Kindergärten wird ein großer Kocher besser sein oder ein Scheffler-System. Der SK 14 liegt dazwischen.
Es bietet sich die Chance, dass sich die Technik in großem Maßstab verbreitet. Wir haben praktisch alles vorbereitet, aber es fehlen große Pilotprojekte.
Vielen Dank.
Schönen guten Tag auch von meiner Seite. Ich bin Physiker, habe viele Jahre am Solarinstitut in Jülich gearbeitet und bin inzwischen in der Industrie gelandet, in der Entwicklung. Ich habe mein Herz für die Solartechnik aber nicht verloren und bin weiterhin tätig in einem Verein "Solarenergie für Westafrika" (SEWA). Der Verein hat sich 1996 gegründet, aus einer Gruppe von Leuten heraus, die in Burkina Faso mit lokalen Organisationen Solarprojekte gestartet haben.
Inzwischen ist diese ganze Sache in Burkina etwa 10 Jahre alt. Da sind jetzt verschiedene Sachen gelaufen, wo ich drauf eingehen möchte - es sind ein paar Hinweise auf verschiedene Techniken. Erstens geht es um Photovoltaik - das war noch nicht das Thema bei den Vorrednern. Deshalb passt es ganz gut, dass ich damit mal anfange.
Wir haben von Anfang an, im Land selber, die Elektriker in Photovoltaik weitergebildet. Ich halte das für den wichtigsten Punkt. Es muss nicht sein, dass Leute von hier nach dorthin gehen. Inzwischen finanzieren wir einfach die Kurse, so dass lokale Lehrer die Möglichkeit haben und die Ausbildung bekommen, diese Kurse zu machen und weiterzuführen.
Mitte der 90er Jahre, haben wir die SOLUX-Lampen-Montage eingeübt. Gerade der Kleinbereich der Elektrifizierung ist eine sehr wichtige Sache. Man muss sich vorstellen: In Burkina Faso haben 85% der Haushalte keinen Strom - und auch keine Möglichkeit, irgendwie dranzukommen.
Die andere Sache, die wir im Bereich Photovoltaik seit einigen Jahren machen, ist es, Schulen zu elektrifizieren. Da gibt es 2 Gründe für.
Erstens: Wenn ich hier in Deutschland ein Projekt vorstelle, das Schulen elektrifizieren möchte, bekomme ich sehr viel einfacher Geld dafür, als wenn ich sage, ich will irgendjemandem ein Photovoltaiksystem für den Fernseher kaufen. Dafür bekomme ich hier kein Geld.
Man kann sich über die Berechtigung der beiden Systeme streiten.
Die zweite Sache ist, dass dadurch die Kinder abends zum Lernen nochmal in die Schule kommen können. Sonst lernen sie zuhause bei Kerzenlicht oder Petroleumlampe. Wir halten die Schulen deshalb für einen sehr großen Multiplikationsfaktor. Die Leute, die in so einer Schule waren und später irgendwo hingehen, werden sich daran erinnern: Moment - wenn ich keinen Strom habe, da gab es doch was!
Was wir in diesem Jahr gestartet haben, sind etwas größere Inselsysteme. Die können einen größeren Bereich versorgen. Da möchte ich allerdings dem Hermann Scheer ein bisschen widersprechen: Das System kostet nicht 100 000 DM. Das ist der Betrag, den ich hier an Material kaufen muss für ein 6 KW-Peaksystem. Das haben wir gerade in Burkina Faso aufgebaut. Weitere 100 000 DM gehen in die Installations- und Bauarbeiten, Handwerkerstunden und Materialien vor Ort. Das System wurde letztes Wochenende eingeweiht und ist funktionsfähig. Es beleuchtet einen Viehmarkt, der etwas außerhalb der Stadt liegt und bisher keine Beleuchtung hatte.
Ein weiteres Projekt, das wir machen, bezieht sich auf Batterien oder Akkus, die ihre komplette Ladeelektronik direkt mitintegriert haben.
Sie ersetzen genau, von der Dimension her, 6 Monozellen. Es gibt in Burkina im Bauwollanbau diese Düngemittel-Spritzen. In der normalen Baumwollsaison schmeißt ein Bauer alle 3 Tage einen kompletten Batteriesatz weg. Der liegt dann irgendwo in der Landschaft rum.
Wir wollen das aber über Photovoltaik und diesen Akkupack machen – weil das Akkupack zurückkommt, wenn es irgendwann, nach 1000 Ladezyklen kaputt ist. Der Bauer kann das dann tauschen - es ist immer noch was wert. Das Geld, das die Ladeelektronik kostet, wird ihm dann auch vergütet, wenn er das Neue mitnimmt. Er ist eher gehalten, das System zurückzubringen als bei leeren, wertlosen Batterien.
Eine ganz wichtige Sache ist, dass dieses System im Land entwickelt wurde, zusammen mit einer Elektronikfirma im Land. Die gesamte Montage der Elektronik erfolgt im Land. Diese Entwicklung der Produkte im Land zusammen mit den Leuten halte ich für einen ganz wichtigen Punkt.
Herr Scheffler hat das am Anfang auch schon gesagt: Es ist sehr wichtig, dass sich die Leute damit auch identifizieren, dass sie selber wissen, was es ist und dass sie sich darum kümmern müssen.
Ein weiterer Bereich, indem wir arbeiten, ist der Solarkocherbereich. Draußen steht ja der Papillonkocher.
In Burkina haben wir in den 90er Jahren angefangen, alle Solarkocher, die damals bekannt waren, dort vorzustellen, und die Leute selber entscheiden zu lassen, welchen sie haben wollen. Sie haben sich damals für einen SK 14 oder baugleichen Typ entschieden, wobei da auch schon die Montage der Bauteile vor Ort erfolgte. Die ganzen Gestelle wurden lokal von Handwerkern geschweißt. Der Spiegel ist allerdings genau vom SK 14 genommen worden.
Damit wurde einige Jahre gearbeitet.
Dann haben die Leute, die damit gearbeitet haben, gesagt: Ist ja ganz schön, was ihr da macht, aber wir hätten es ganz gerne etwas größer von der Leistung her, etwas kleiner von den Abmessungen her. Es kam ein ganzer Anforderungskatalog.
Und daraufhin wurde dann in mehreren Anläufen mit den Leuten vor Ort dieser Papillonkocher entwickelt. Er ist jetzt seit Ende 2001/Anfang 2002 dort in Produktion. Bis Ende letzten Jahres wurden ungefähr 100 Stück gebaut. Dieses Jahr werden es auch 100 Stück werden.
Das Spiegelmaterial ist leider nicht in Burkina erhältlich, das muss man importieren. Der Rest, also der Baustahl, ist im Land erhältlich.
Noch ein Wort zu den Solarkochern: Die solaren Boxkocher haben durchaus auch einen Markt in Burkina, wobei die solaren Boxkocher eher von Leuten gekauft werden, die es als Backofenersatz nutzen. Das ist nicht der große Markt in der breiten Bevölkerung, aber es gibt eine gewisse Schicht von Leuten, die gerne einen Backofen hätten, und manche kaufen jetzt so einen solaren Boxkocher.
Jetzt kann ich gleich zu Professor Schwarzer überleiten. Wir bauen in Burkina einen Heißluftofen für eine Großbäckerei, einen Umluftbackofen. 16 Schefflerspiegel machen die heiße Luft, die dann in den Ofen reingebracht wird.
Einen weiteren Bereich, indem wir arbeiten, sind die Heißwasseranlagen. Das ist ein ganz einfaches Speicherkollektorsystem, das etwa vor 8 bis 9 Jahren in Burkina entwickelt wurde. Inzwischen hat sich aber herausgestellt, dass man bei einigen Kunden durchaus besser beraten ist, ein System teilweise zu importieren. Wir nehmen teilweise deutsche Edelstahlspeicher, weil es in Burkina Wasserqualitäten gibt, die einen einfachen Stahlspeicher sehr schnell durchrosten lassen. Da lohnt sich die Investition in einen Edelstahlspeicher. Das können wir im Moment vor Ort nicht verarbeiten.
Vielleicht noch eine Anmerkung. Es war heute morgen mal die Diskussion über High-tech und Low-tech.
Gerade die Akku-Packs sind ein gutes Beispiel: Dieses Produkt wurde zuerst nach deutschem Standart entwickelt. Es ist aber in Afrika kaputtgegangen.
Die höheren Anforderungen an die klimatischen Bedingungen, an die Umgebungstemperatur, an die Elektronik, an die Akkus, sind nicht hier, sondern in Afrika. Und trotzdem soll das Produkt preiswert sein, erschwinglich für die Leute. Es ist also eine ganz große Herausforderung, für diese Märkte Produkte zu entwickeln.
Es ist nicht ratsam, hier im Baumarkt Sachen zu kaufen, um sie nach Afrika zu bringen. Die sind innerhalb kürzester Zeit kaputt.
Vielen Dank.
Meine Damen und Herren, eine kurze Vorstellung meinerseits für die Leute, die gestern nicht hier waren. Ich bin Thermodynamiker und Leiter des Solarinstitutes Jülich, wo auch Herr Hafner Mitarbeiter war. Gleichzeitig gehöre ich dem Verein "Solar Global" an. Ich habe auch ein paar Broschüren mitgebracht, wo die verschiedenen Projekte, die wir in den verschiedenen Ländern durchführen, kurz skizziert sind.
Ich beschäftige mich hauptberuflich nicht mit Solarkochern. So ein Institut macht natürlich ganz andere Sachen. Es geht hier um solares Bauen, Altbausanierung, Meerwasserentsalzung, Photovoltaik und Wind.
Ein großer Punkt ist die Ausbildung. Wir haben jedes Jahr eine Sommerschule. Mittlerweile ist es schon die 18. Eine Sommerschule, wo Ingenieure oder Studenten kommen, die dann in 14 Tagen den ganzen Bereich der Solarenergie referiert bekommen. Das geht von Wasserkraft bis zu den einzelnen Solarkochern.
Gleichzeitig haben wir eine Handwerkerausbildung. Da kommen dann, teilweise von den Handwerkskammern geschickt, Handwerker zu uns, die aus Entwicklungsländern stammen. Die können dann, je nachdem welche Wünsche sie haben, ausgebildet werden.
Wir haben auch von der GTZ oder der Carl Duisberg Gesellschaft Leute, also Ingenieure aus Entwicklungsländern, die dann bei uns in diesem Bereich ertüchtigt werden.
Zu dem Verein „Solar Global“: Wir beschäftigen uns mit Solarkochern, aber auch Wasserpumpen und Solarheizungen. Die funktionieren mit Flachkollektoren, in dem Fall Luftkollektoren und einen Steinspeicher. Die Luft wird etwa auf 70 Grad erhöht und dann können wir die Heißluft in die Räume hineinleiten - oder, wie die alten Römer das gemacht haben, mit Fußbodenheizungen.
Dadurch haben wir die Raumtemperatur in den Schulen um 10-15 Grad angehoben. Die liegen jetzt bei 10-15 Grad Raumtemperatur, aber das ist dann warm für die Leute.
Ich möchte jetzt zu dem sog. Schwarzerkocher übergehen. Ich selbst hatte ihn damals "Sonnenfeuer" genannt. Dazu eine kurze Geschichte: Die Ursprünge liegen etwa 12 Jahre zurück. Die Idee war, einen Kocher zu entwickeln, mit dem auch nachts gekocht werden kann. Das war damals allerdings eine falsche Annahme. Man hatte gesagt: Die Leute essen immer abends. Das stimmt zwar in der Regel - aber kochen tun sie auch tagsüber.
Es war damals die falsche Idee, die auch von der GTZ herangetragen wurde, dass man einen Speicherkocher haben müsste, der auch regelbar ist. So ist aber nun mal die Entwicklung dieses Kochers entstanden.
Es war die Idee, einen Kocher zu entwickeln, der speichern kann, wo man mehrere Töpfe mit betreiben kann, den man im Haus und auch außerhalb des Hauses betreiben kann.
Wir haben dieses Speichersystem vor etwa 12 Jahren in Chile installiert. Es handelt sich um einen Flachkollektor, der Spiegel hat, um die Strahlen zu verstärken. Es ist ein ganz normalen Kollektor, wie auch für die Warmwassererzeugung verwendet - allerdings mit dem Unterschied, dass wir 2 Glasscheiben brauchen, um die thermischen Verluste zu reduzieren.
Wir haben eine selektiv beschichtete Oberfläche, wie bei normalen Kollektoren - allerdings wird das nicht mit Wasser betrieben, weil das Wasser bei der Temperaturerhöhung einen starken Druck verursacht. Ich wollte das drucklos machen, und das Einzige, was übrig blieb, war Öl.
Wir betreiben das hier mit Pflanzenöl. Das Öl erwärmt sich und steigt nach oben zu regelbaren Töpfen - das sind so genannte Doppelraumtöpfe. Man hat da Ventile und kann den Energiefluss in die einzelnen Töpfe hineinsteuern.
Der Flachkollektor hat in der Regel 2 qm. Es gibt auch kleinere Kollektoren mit 1 qm. Die sind dann aber ohne Speicher.
Das Öl wird im Kollektor erwärmt und steigt hoch. Wir haben oben einen regelbaren Topf mit Ventil. Das heiße Öl steigt hinein, gibt seine Wärme ab und fließt dann wieder zurück zum Kollektor.
Wenn man keine Energie mehr braucht, öffnet man das Ventil und das Öl fließt in den Speicher. Da sind Steine drin - etwa 60% Steinvolumen. Die Steine werden erwärmt und das kalte Öl wird unten rausgedrückt und geht wieder zurück. So funktioniert der Speicher.
Das Ganze kann man natürlich beliebig groß machen. Es ist modular aufgebaut. Man kann auf einen Kubikmeter oder auf zwei Kubikmeter gehen. Bei einem Kubikmeter hatte Bernd Hafner eine Untersuchung gemacht bei der Promotion - da waren 30 Kilowattstunden drin.
Wir haben das Ganze – wie gesagt - auch ohne Speicher gemacht. Dann wurde es natürlich einfacher.
Hier sehen wir einen Kocher in Mali. Die Töpfe müssen, wenn man das Essen herausgenommen hat, anschließend sauber machen.
Bei großen Töpfen ist das kein Problem - da kann man einen Ablass machen, wie das auch die großen Küchen haben.
Wir bauen auch solare Großküchen mit einem 100-Liter-Topf. Auch 60-Liter-Töpfe, 30-Liter-Töpfe oder Pfannen.
Das Ganze hat dann natürlich mehr Kollektorfläche. Der Kollektor liegt dann meist außerhalb des Hauses.
Das Ganze System läuft ohne Pumpe. Wir wollten es über das Thermosiphon-System laufen lassen – also über den Naturantrieb. Das heiße Öl wird leichter, steigt nach oben in die Töpfe, kühlt sich ab, wird schwerer und läuft zurück. Das funktioniert sehr gut.
In den Anden ist es so, dass fast jede Familie mittlerweile so einen Kocher hat. Die Leute bauen die Kocher jetzt auch selbst – nachdem der Verein Kurse durchgeführt hat. In Burkina Faso machen wir das mit anderen Vereinen zusammen. Gerade war jemand von uns drüben. Wir haben jetzt auch große Küchen gemacht mit den Schefflerspiegeln.
Die Nachteile will ich auch ganz deutlich erwähnen: Immer wenn wir diese Systeme in Afrika bauen wollten - wir haben das versucht in Burkina Faso – merkten wir, dass viele Materialien gar nicht zu haben sind.
Es ist ja nicht eine einfache Glasscheibe, die wir brauchen. Sie wissen, daß die Glasscheiben in der Kollektorindustrie getempert sind. In Burkina Faso bekommen sie keine getemperten Glasscheiben. Hier sind die Scheiben eisenfrei, in Afrika sind sie aber grünstichig - haben also einen sehr hohen Eisenanteil. Dadurch ist die Transparenz geringer und natürlich auch die Leistungsfähigkeit.
Ein anderer Nachteil: Es ist nicht mit einer einfachen Werkstatt zu machen. Außerdem sind diese Systeme relativ schwer zu transportieren. Sie wissen selbst: Flachkollektoren sind relativ schwer zu transportieren.
Ganz anders sah es in Chile und Indien aus. In Indien sind die Systeme dann auch produziert worden - da gab es keine Probleme. Bernd Hafner war damals in Indien gewesen und hat diese Systeme gebaut.
Man kann mit dem 1-qm-System, das in ein Haus integriert ist, etwa eine Familie bekochen.
Wenn Sie ohne Speicher arbeiten, sind in dem 2-qm-Kollektor 4-5 Liter Öl drin, mehr nicht. Die Kollektoren haben relativ wenig Öl, weil sie ja nur kleine, 12mm-Rohre haben. Die Töpfe haben einen Spalt von etwa 1 cm.
Das Öl kann da jahrelang drin bleiben. Bei mir im Haus habe ich einen Kocher installiert - der läuft seit 10 Jahren. Draußen steht auch einer, der ist schon über 10 Jahre alt.
Ich habe aber auch viele Fehler gemacht. Ich würde heute die Systeme nicht mehr mit Speicher machen – sondern nur noch größere Systeme mit Speicher ab 4-6 qm. Denn je größer eine Speichermasse ist, umso länger können sie die Wärme halten.
Die Fehler, die wir hier gemacht haben, muss ich ganz deutlich sagen: Bei einem 2-qm-Kollektor einen Speicher einzubauen, war verkehrt gewesen.
In Mali haben wir für ein SOS-Kinderdorf diese Kocher installiert. Am Anfang waren die sehr skeptisch gewesen und haben gesagt: Wir wollen erstmal sehen, ob wir alle Gerichte damit kochen können - und erst danach wurden diese Kocher installiert.
In Südafrika waren wir an einem größeren GTZ-Projekt beteiligt, das nach meiner Meinung nicht richtig organisiert war. Diese Systeme sollten in Schulen zum Einsatz kommen. Dann war es so, dass das Geld für die Lebensmittel, die zur Schule gebracht werden sollten, unterwegs verschwunden ist. Die Kocher sollten eingesetzt werden in einem Kochprogramm - aber das Kochprogramm hat nie stattgefunden.
Ich habe dann ein Gymnasium mit 4 Schwarzerkochern eingerichtet. In diesen Schulen findet auch Unterricht in solarem Kochen statt. Das ist in Tiger Kloof.
Das ist eine Geschichte für sich. Damals, nach der Wiedervereinigung, ist das BMBF an mich herangetreten und hat gesagt: Wir machen etwas mit Ertüchtigung in der ehemaligen DDR. Es sollten Ingenieure im Bereich der Solarenergie vorbereitet werden. Es sollten 100 Kocher gebaut werden und in Entwicklungshilfeprojekte hineinkommen.
Aber, sie wissen: Kurz nach der Wende ist das Geld knapp geworden. Dann hat ein Gespräch zwischen BMZ und BMBF stattgefunden. Und dann wurde gesagt, sie hätten nur noch Geld für 10 Kocher. Als ich von einer Besprechung dann nach Hause kam, haben sie angerufen und gesagt: Sie haben nur noch Geld für 2 Kocher. Und dann habe ich gesagt: Ich schenke euch die.
Ich hoffe, ich habe soweit ist das System erklärt. Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.
Wolfgang Scheffler: Wegen der elektrischen Zusatzheizung: So etwas wird zum Beispiel in Indien gemacht, aber es hat sich nicht wirklich durchgesetzt. Es ist ja auch nicht unbedingt ein ein elektrischer Anschluss da. Aber man kann das machen.
In Indien war es so, dass die Kocher dann thermisch schlechter waren. Die Solarkocher mit Nachheizung waren schlechter, weil sie elektrisch eben noch isoliert sein mussten. Da waren Vorschriften, dass das dicht sein muss. Dann gab es einen Metall-Metall-Übergang von der heißen zur kalten Seite. Als Solarkocher haben die dann weniger getaugt.
Wegen dem Herumrühren: Da muss man eben den passenden Kocher auswählen. Es gibt Kocher, da kann man problemlos umrühren.
Je nach Nahrungsmittel muss man eben den passenden Kocher nehmen.
Bernd Hafner: Noch etwas zu der Nachheizung: Meine Erfahrung hat bisher gezeigt: Bei den kleinen Systemen sollte man das lieber vergessen. Diese Systeme werden entweder viel zu teuer oder in der Effizienz zu schlecht. Bei den großen Systemen, bei dem Dampfsystem oder auch bei der Bäckerei ist sowas natürlich drin.
Dieter Seifert: Bloß ganz kurz - ich habe es gestern schon erwähnt: Das ist eine wunderbare Ergänzung. Da ist viel mehr möglich, als dass man nur Methan gewinnt. Man kann das kombinieren. In Indien beispielsweise ist es weit verbreitet - in allen Ländern eigentlich. Und Sie haben recht, dass man da viel mehr drauf hinweisen sollte.
Klemens Schwarzer: Das liegt natürlich daran, dass wir hier den Schwerpunkt "solares Kochen" haben. Es ist natürlich genauso wichtig, die Biogas-Entwicklung voranzutreiben. Und es wird auch gemacht. Aber wir alle hier sind eigentlich keine Biogas-Fachleute.
Auch in Deutschland ist das Biogas sehr stark im Kommen. Es natürlich wichtig, wenn man in die ländlichen Bereiche kommt, wo man sehr viele pflanzlichen Abfälle als Biogas verarbeiten kann - und das dann nutzt zur Elektrifizierung. Nur, wie sind wohl nicht die richtigen Leute dafür. Müssen Sie entschuldigen.
Klemens Schwarzer: Ich möchte dem Beitrag von dem Herrn da oben (Bellhomo) total wiedersprechen - aus folgendem Grund: Sie können das nicht vergleichen mit der Autoindustrie in Afrika, die Mercedes oder sonst was in Afrika verkauft. Das ist eine Käufergruppe, die Geld hat. Aber da, wo die Solarkocher im Einsatz sind, ist in der Regel kein Geld vorhanden. Das sind die Schwierigkeiten in der Umsetzung von Solarkocherprojekten.
Ich glaube, keiner von uns hat gesagt, dass es nicht funktioniert. Gerade die Erfahrungen, die wir haben als NGO´s sind äußerst positiv. Als Beispiel die Handwerkerausbildung: Dass die Handwerker die Technik verstehen lernen und auch die entsprechenden Geräte dann bauen können.
Das Problem ist nur: Wenn einer vorher Gitterfenster oder Blechtüren gemacht hat - und kann die Solarkocher nicht verkaufen - dann macht er nach einem halben Jahr aus ökonomischen Gründen anschließend wieder seine Gitterfenster und seine Blechtüren.
Was fehlt, ist eine Infrastruktur für Kleinkreditsysteme, um überhaupt Solarkocher verkaufen zu können. Denn es lohnt sich - nach etwa anderthalb bis zwei Jahren hat sich der Solarkocher amortisiert. Nur, es gibt keiner einen Kredit.
Die andere Frage war: Was macht man mit Solarkochern, wenn keine Sonne da ist? Da muss ich ganz ketzerisch zurückfragen: Was macht einer mit einem Elektroofen, wenn kein Strom da ist? Das ist genau das Gleiche.
Ich sagte das auch gestern schon: Der Solarkocher kann nicht das ganze Jahr betrieben werden. Wo das ganze Jahr Sonne ist, ist Wüste. Da wohnt keiner.
Aber wir haben Gebiete, wo 70 - 80% des Jahres der Solarkocher genutzt werden kann.
In der Zeit, wo der Solarkocher nicht genutzt werden kann, wird in der Regel Holz benutzt. Ich erwähnte schon, dass in Mali etwa 95% des Energieverbrauchs Holz ist. Da muss man eben in verbesserte Holztechniken hineingehen.
Normalerweise ist es so, daß ein offenes Steinfeuer einen Wirkungsgrad von 12% hat. Wenn Sie einen verbesserten Herd haben, hat der einen Wirkungsgrad von 25 - 30%. In der Regenzeit müssen also verbesserte Herde eingesetzt werden. Man spart das Holz in der Sonnenzeit, wenn Solarkocher eingesetzt werden. Das ist mein Beitrag zu den drei Fragen.
Jürgen Kleinwächter: Ich wollte auch noch kurz zu den Fragen Stellung nehmen.
Erst zu dem Herrn dort oben (Bellhomo): In einem Punkt, würde ich sagen, ist unsere Erfahrung nicht dieselbe, die sie ausgedrückt haben. Die afrikanischen Länder haben in der Regel nicht sehr viele Auslandsdevisen, um einzukaufen. Deshalb ist es sehr wichtig, im Land selbst Produktionen aufzubauen. Das ist uns immer wieder geschildert worden, und kann auch gelingen.
Dann wollte ich anknüpfen an das Holz, das man verwenden muss, in gewissen Regionen, wenn gar keine Sonne zur Verfügung steht. Es ist grundsätzlich natürlich auch möglich, in den solaren Kocher gleich einen Holzbrenner zu integrieren. Und dann hat man keine 2 Systeme. So etwas haben wir mal für Mauretanien gemacht.
Vorhin wurde Biomasse angesprochen, da würde ich gerne nochmal drauf eingehen: Natürlich ist die Kombination von Biomasse und Sonne ein ganz interessantes Thema. In Indien sind sehr viele Biomasse-Anlagen im Einsatz, zum Kochen vor allem.
Die indische Regierung hat vor einigen Jahren mal einen Wettbewerb ausgeschrieben für das „Dorfkraftwerk Indiens“. Da wurde Photovoltaik mit solarthermischer Erzeugung verglichen. Außerdem Sterlingmotoren und optische Systeme.
Und man kam dann zum Schluss, dass die ideale Kombination darin besteht, einerseits mit Sterlingmotoren die Sonne anzuzapfen und andererseits, wenn die Sonne nicht scheint, denselben Sterlingmotor mit Biomasse zu betreiben. Die Kombination Sonne - Biomasse ist also was sehr wichtiges.
Insofern auch noch kurz eine Bemerkung: Sie haben vorher gesagt, dass wir bewusst segmentieren und das eine Thema ansprechen und das andere Thema nicht. Dem möchte ich bisschen widersprechen. Denn diese Summe der solaren Energien - und dazu gehört Biomasse auch - in Kombination und pro Land richtig kombiniert, kann besondere Effekte bringen. Das sollte man unbedingt berücksichtigen.
Wolfgang Scheffler: Eine kurze Bemerkung auch zu dem Herrn da oben (Bellhomo). Der Vergleich mit dem Auto ist natürlich sehr schief. Das Auto ist was gewünschtes. Das, was die Leute einfach wollen, wo sie bereit sind, viel dafür zu tun. Und deshalb klappt das auch sehr leicht.
Was aber der Mensch einfach will, ist ja nicht unbedingt das, was gesamtgesellschaftlich sinnvoll ist. Durch die Autos haben wir ja gerade das große Problem der CO2 und Umweltverschmutzung. Wir müssen also mehr dran arbeiten, Solarenergie zu etwas gewünschtem zu machen. Und dann kann sich das System auch aufbauen, das diesen Service bietet. Aber der Wunsch muss erstmal da sein. Und dafür muss noch sehr viel gearbeitet werden. Einen Solarkocher will fast niemand. Das muss man einfach auch sehen.
Wenn ich mit dem Solarkocher irgendwo ankomme und sage: Das ist jetzt zum Kochen, dann sagt man: Oh, wir haben gedacht, das wäre für Strom, für Licht.
Also, es ist etwas, was ganz schlecht an den Mann zu bringen ist. Und da müssen wir noch viel arbeiten, dass einfach der Wunsch, erneuerbare Energie und umweltschützende Energien zu benutzen, viel stärker wird. Und dann wird es auch einen Durchbruch geben.
Dieter Seifert: Darf ich noch kurz etwas sagen? "Der Herr da oben" sagen wir immer - Sie haben wunderbar dargestellt, dass wir das nicht so einseitig sagen sollen: Es muss nicht alles im eigenen Land gemacht werden. Es kommt darauf an, dass man das fair macht. Dass man die Menschen nicht abhängig macht. Dass sie die Wahlmöglichkeiten haben und nicht von einer Zulieferstelle abhängig sind, wenn sie sich entschieden haben.
Bei unserem SK 14 war es immer schon der Plan, dass wir möglichst alles dort machen. Aber unsere Baukästen sind ja weitgehend vorgefertigt. Das ermöglicht ganz neue Arten der Verbreitung. Sehr schnell kann man dann in diesen Ländern das verwirklichen.
Also, es geht um Fairness. Um eine gute Kooperation - und ich glaube, das war auch so gemeint.
Wenn man sagt: Es muss unbedingt alles dort herstellbar sein, dann kommt am Ende so ein ganz ungeschicktes Gebilde heraus, das keine Lebensdauer hat, weil eben diese hochwertigen Reflektorbleche nicht verfügbar sind. An dem sollte man es nicht scheitern lassen.
Also: Eine gute Zusammenarbeit und wir werden sehr weit kommen.