Solarenergie für Afrika

Konferenz in Düsseldorf vom 4.-6. September 2003

Reintegrationsprogramme

Die Programme der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung zur beruflichen Integration von Ausbildungsabsolventen und Arbeitnehmern aus Entwicklungs- und Transformländern in ihrem jeweiligen Heimatland.

Sie fragen sich vielleicht, was macht eigentlich die ZAV als Zentralstelle für Arbeitsvermittlung der Bundesanstalt für Arbeit im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit?

Die ZAV ist im Netzwerk der Arbeitsämter eine spezielle Dienststelle, die neben vielen anderen Dingen auch den gesamten internationalen Bereich betreut. Unabhängig davon, welcher Nationalität die Menschen angehören, können sie sich bei uns bewerben für eine Tätigkeit im Ausland. Da greifen ganz unterschiedliche Programme.

Umgekehrt können natürlich Ausländer, die nach Deutschland kommen wollen, um hier zu arbeiten oder zu lernen (z. B. im Rahmen von berufsbegleitenden Praktika) sich an uns wenden. Auch da machen wir eine ganze Reihe von Vermittlungsarbeit.

Eins unserer Programme, im Hinblick auf die Vermittlung ins Ausland, ist speziell gemacht für Menschen aus Entwicklungsländern oder aus sogenannten Transformationsländern – das sind die Länder in Osteuropa, die im Moment den Übergang zur freien Marktwirtschaft versuchen. Auch diese Menschen können von den Programmen profitieren.

Wichtig ist, dass wir Programme anbieten auf einer freiwilligen Basis. Es ist ein Angebot und keine Verpflichtung. Wir werben natürlich für unsere Programme. Ich werde dann auch kurz erklären, wie die Strukturen funktionieren.
Hauptsächlich handelt es sich in den Programmen um Hochschulabsolventen - das muss aber nicht sein. Entscheidend ist, dass Menschen eine qualifizierte Ausbildung haben. Das kann durchaus auch ein Facharbeiterbrief sein. Wenn jemand über langjähriger Berufserfahrung eine Qualifikation erreicht hat, gilt das natürlich auch. Wir würden nicht so gerne eine Förderung ins Auge fassen, wenn jemand hier zehn Jahre lang Taxifahrer gewesen ist. Die Zielrichtung der Programme ist eine andere.

Ich will ein Beispiel nennen: Wir haben aus der Türkei eine ganze Reihe Menschen, die ein Rückkehrinteresse haben, die niemals eine qualifizierte Ausbildung hatten, aber z. B. zehn Jahre in einem Maler- und Lackiererbetrieb gearbeitet haben. Auch das können wir als eine Qualifikation anerkennen.

Wie unser Name schon sagt - Zentralstelle für Arbeitsvermittlung - ist unser Anliegen in erster Linie nicht eine Rückkehr-, sondern eine berufliche Integration. Auch da greifen verschiedene Instrumente der Bundesanstalt für Arbeit. Es gibt das sogenannte Netzwerk der Mobilitätsberatungen, die in einzelnen großen Arbeitsämtern eingerichtet sind (z. B. in Hamburg, Berlin, Frankfurt, Köln, München, Stuttgart). Dort werden Ausländer in Hinblick auf die Integration am deutschen Arbeitsmarkt beraten. Wenn diese nicht gewünscht ist, was ja auch vorkommt, dann greifen die Rückkehrprogramme der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung. Die Mobilitätsberater empfehlen dann die Ratsuchenden an uns weiter.

Dieser Satz ist für mich ein ganz wichtiger Punkt. Man kommt manchmal in den Verdacht, diese Programme könnten dazu gedacht sein, Ausländer aus Deutschland hinauszubuchsieren. Das ist nicht unser Ziel. Es ist ein Effekt, dass Menschen in ihre Heimat zurückkehren, aber wir sind nicht dazu da, den Ausländeranteil in Deutschland zu verringern. Das will ich ganz ausdrücklich sagen.

Unsere Programme werden finanziert aus Mitteln der Entwicklungszusammenarbeit aus dem Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Das Ziel von diesen Programmen ist das Know-how von Menschen aus Entwicklungsländern, die zurückkehren wollen, zu nutzen, weil sie da nämlich mehr besitzen als deutsche Experten.

Sie haben ja einen bikulturellen Hintergrund. Sie kennen Deutschland gut, Sie kennen aber auch ihre Heimat gut - und insofern sind sie aus Programmsicht als Mittler zwischen den Kulturen der ideale Zielkreis. Sie können in diesem Kontext die Entwicklungszusammenarbeit entsprechend gut unterstützen.
Es ist unser Wunsch, dass es möglichst viele solcher Menschen gibt, die diesen bikulturellen Hintergrund in die Arbeit der Entwicklungszusammenarbeit einbringen können - dass so etwas wie eine kritische Masse entsteht.

Es ist überall so: Ein bisschen reden hilft nicht, wenn das Land am vertrocknen ist. Häufig braucht man einen ganz ordentlichen Regenschauer, am besten mehrere hintereinander, und so ist es auch mit dem Know-how. Einzelaktivitäten sind zwar schön und im Einzelfall auch hilfreich, aber wenn man sie unter programmatischer Brille einmal sieht, dann sind einzelne Rückkehrer meistens zu wenig.

Die Mittel, die wir für die Förderungsprogramme bekommen, sind Mittel aus der Entwicklungszusammenarbeit. Die personellen Ressourcen, die zum Teil notwendig sind - für die Informations- und Beratungsarbeit, aber natürlich auch für die Vermittlungsarbeit - werden von der Bundesanstalt für Arbeit beigetragen.

Wir können das alles nicht alleine machen. Wir sind in Frankfurt eine relativ kleine Truppe. Das sind im Rahmen der Reintegrationsprogramme acht Köpfe, die sich damit befassen. Und das ist sozusagen nur der Kern für die ganze Arbeit.
Wir haben daher ein Netzwerk von Institutionen, mit denen wir zusammenarbeiten: Der "World University Service" in Wiesbaden, der sehr intensiv in der Betreuung ausländischer Studierenden in Deutschland aktiv ist; dann - Herr Dr. Wais hat diesen Verein vorgestellt - die "Asiatisch-Afrikanische Studienförderung" in Göttingen; die "Arbeitsgruppe Entwicklung und Fachkräfte" in Berlin, die ebenfalls die Informationsarbeit in Deutschland, wie aber auch die Nach-Kontaktbetreuung im Ausland unterstützt.

Die Arbeitsgruppe “Entwicklung und Fachkräfte” ist im Grunde entstanden aus der Situation der Wiedervereinigung in Deutschland und hat zunächst mal die neuen Bundesländer vertreten. Häufig auch Menschen, die in der ehemaligen DDR gelebt und gearbeitet haben und nach dem Vereinigungsprozess vor der Frage standen: Kehren wir in das Heimatland zurück oder können wir in Deutschland bleiben?

Eine wichtige Säule ist auch ein Gemeinschaftsbüro - das “Zentrum für Internationale Migration und Entwicklung”. Ich bin als ZAV-Vertreter der stellvertretende Leiter dieser Arbeitsgemeinschaft, die in Frankfurt unter einem Dach mit GTZ-Mitarbeitern sitzt. (Ich nehme mal an, dass der Begriff "Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit" den meisten von Ihnen etwas sagt).
Dort, in dieser Arbeitsgemeinschaft, werden die besonders "hochrangigen" Arbeitsplätze vermittelt, auch für Rückkehrer. In der Regel ist das die Zielgruppe: Hochschulabsolventen mit mehreren Jahren Berufserfahrung.

In diesem Kontext wird bei einer Arbeitsvermittlung die entwicklungspolitische Bedeutung jeder einzelnen Stelle nochmal geprüft, denn da fließen relativ hohe Fördermittel - und da muss man sich sehr genau Gedanken machen, was man fördern kann und was nicht.
Zusammen mit all diesen Partnern bieten wir Informationen an wie z. B. auf dieser Veranstaltung. Man kann sich individuell beraten lassen vor Ort oder am Telefon. Wir machen dann als ZAV auch die Arbeitsvermittlung und haben das Mandat, finanzielle Förderung in einzelnen Fällen ebenfalls anzubieten.

Die finanzielle Förderung ist im Unterschied zum Arbeitslosengeld oder zur Arbeitslosenhilfe eine freiwillige Leistung. Die Mittel sind begrenzt, es gibt keinen gesetzlichen Anspruch darauf. Wir müssen uns danach richten, wie entwicklungspolitisch interessant die Arbeitsstelle ist, auf die wir Menschen vermitteln können oder die sich Bewerber im Ausland gesucht haben. Diese finanzielle Förderung ist eine sogenannte Kannleistung. Man muss erst einen Antrag prüfen, es werden bestimmte Informationen abgefragt, und dann kann es eine Förderung geben, muß aber nicht.

Das Informationsangebot - das wir mit den Partnern zusammen vorhalten - sind in der Regel Seminare oder Workshops. Es kann eine Nachmittagsveranstaltung, wie diese hier sein oder ein Wochenendseminar. Die finden in Deutschland, aber auch im Ausland statt. Im Ausland im Sinne einer Nach-Kontaktbetreuung aber auch - das werden Sie gleich sehen - weil unser Netzwerk an Partnern noch wesentlich größer ist. Ich habe nur den deutschen Rahmen genannt, aber natürlich arbeiten wir auch um mit den Partnern im Ausland zusammen.

Ich empfehle auch gerne die Internetangebote. Ich zeige Ihnen gleich, auf welchen Seiten Sie Information finden. Dazu gibt es auch Broschüren.

Die Arbeitsvermittlung ist für unser achtköpfiges Team in Frankfurt keine leichte Aufgabe, denn wir sprechen von einer weltweiten Vermittlung. Die meisten Länder dieser Erde sind sogenannte Entwicklungsländer. Wir haben mit etwa 120 Ländern regelmäßig Kontakt. Wir pflegen bestehende und suchen neue Unternehmenskontakte.

Wir arbeiten zusammen mit Rückkehrerorganisationen, die von Menschen gegründet wurden, die schon zurückgekehrt sind. Diese Leute arbeiten in keinen finanzierten Institutionen, sondern erfüllen freiwillige und ehrenamtliche Aufgaben. Manchmal können wir auch diese Leute unterstützen - aber im Prinzip sind das ehrenamtliche Aufgaben.

Wir arbeiten auch mit Nicht-Regierungsorganisationen zusammen und mit Arbeitsverwaltungen im Ausland. Ein sehr gutes Beispiel in Afrika ist Kamerun. Dort haben wir eine sehr enge Verbindung zur Arbeitsverwaltung. Wir versuchen dann die Stellen- und Bewerberangebote über Printmedien (über Zeitungen und Zeitschriften), aber eben auch über das Internetangebot der ZAV und der Kooperationspartner öffentlich zu machen.

Unsere Internetadresse, unter der Bewerber- und Stellenangebote gefunden werden können, ist www.zav-reintegration.de. Wenn Sie auf den Suchen-Button klicken, kommt ein Scroll-Down-Menü, in dem alle Länder dieser Erde verzeichnet sind, und wo Sie gezielt in Ihrem Heimatland nach einer Stelle suchen können.

Um Enttäuschungen zu vermeiden: Wir haben nicht in allen Ländern Stellenangebote. Wir haben insbesondere da Stellenangebote, wo wir auch gute Kontaktstrukturen haben. Gute Kontaktstrukturen sind entweder Arbeitsverwaltungen, wie z. B. die in Kamerun. Von dort erhalten wir eine ganze Reihe von regelmäßigen Arbeitsangeboten. Aber auch gute Kontakte zu den Rückkehrervereinigungen, die ja meistens ehernamtlich arbeiten. Wir stellen immer wieder fest: Wenn es dort eine stabile und aktive Gruppe gibt, helfen diese uns sehr bei der Akquisition von Stellenangeboten.

Ein Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit hat zwar wenig mit Afrika zu tun, ist aber ganz interessant. Wir haben festgestellt, dass die Zahl der Rückkehrer nach Peru zunimmt und die Anfragen und das Interesse gestiegen sind. Ich hatte die Gelegenheit nach Peru zu reisen, um dort Kontakt- und Partnerstrukturen aufzubauen. Das ist gelungen und wir hatten innerhalb von 14 Tagen immerhin fünf Stellenangebote mit denen wir erstmal an den Markt gehen konnten und die auch recht eng im Kontext der Entwicklungszusammenarbeit angesiedelt waren.

Das ist natürlich alles ein sehr intensiver Aufwand. Man darf nicht vergessen, dass man erst dorthin reisen und Kontakte aufbauen muss. Diese Kontaktstrukturen müssen auch nachgehalten werden. Da hängt sehr viel von der Eigeninitiative der Partner ab. Wenn diese da ist, funktioniert alles auch sehr gut.

Wir haben auch in verschiedenen afrikanischen Ländern ganz gute Strukturen. Besonders in Ghana, Kamerun, Äthiopien, Eritrea und - wenn die Maghreb-Länder auch zu Afrika zählen - haben wir auch in Marokko und möglicherweise demnächst auch in Tunesien eine ganz gute Kontaktstruktur.

Hier die verschiedenen Internetangebote:

Die Internetseite von AGEF, www.agef.de.
Die Homepage des World University Service, www.wusgermany.de.
Die der Arbeitsgemeinschaft, www.zimonline.de.

Dort finden Sie dann auch wieder Links. Die Internetseite der ZAV hat auch jeweils Links auf die anderen Seiten. Wenn Sie diese vier Seiten haben, haben Sie so viele Vernetzungsoptionen, dass Sie sicher den ganzen Tag beschäftigt sind, bis Sie alles durchgeschaut haben.

Die Zielrichtung der Förderung - wie ich schon gesagt habe - sind entwicklungspolitische Programme. Am liebsten ist uns natürlich eine Vermittlung in eine Beschäftigung, die nah an dem entwicklungspolitischen Konzept und der Zusammenarbeit mit dem betreffenden Land liegt. Das ist aber kein Ausschlusskriterium. Wir können von unserer Programmstruktur her sehr viel breiter auch Fördermittel anbieten, aber der Fokus ist schon auf den entwicklungspolitischen Strukturen

Was wir fördern? Einmal gibt es die Möglichkeit der Rückreise selbst zu bezuschussen. Aber wir bezahlen nicht die komplette Reise. Wir können einen Zuschuss zahlen, um die Rückreisekosten zu lindern. Manchmal reicht der Zuschuss, manchmal reicht er nicht. Es kommt noch ein Transportkostenzuschuss für persönliche Sachen hinzu, der in der Regel ganz ordentlich bemessen ist. Da kann man schon die wichtigsten Dinge, die man in Deutschland angesammelt hat, und die persönliche Dinge die man mitnehmen will, auch nach Hause transportieren.

Der für uns wichtigste Zuschuss ist der Gehaltszuschuss, der über einen Zeitraum von 6 bis maximal 24 Monate gegeben wird. Die Bemessung richtet sich auch nach der entwicklungspolitischen Orientierung der Beschäftigung, bzw. auch nach dem Qualifikationsniveau des Bewerbers oder der Bewerberin. Dieser Gehaltszuschuss wird bezahlt, um den Übergang in die Heimat etwas leichter zu machen. Die lokalen Gehälter sind ja häufig weit weg von dem, was man in Deutschland vielleicht erwartet. Wir können diese Lücke nicht vollständig schließen, aber es ist eine Brücke.

Die Rückkehr ist nie leicht und wir können auch nicht alle Probleme lösen, doch wir können einen Beitrag dazu leisten, dass es nicht ganz so schwer ist. Ich selbst bin zwei Mal nach Deutschland zurückgekehrt, nach längeren Auslandsaufenthalten. Auch wenn die Situation für einen Deutschen vielleicht etwas anders ist, weiß ich, wie problematisch die Reintegration in ein neues soziales Umfeld ist. Es geht ja nicht nur ums Geld, sondern häufig um ganz andere Fragen. Um Familie, um Veränderungen der Situation im betreffenden Land und auch um ganz banale Dinge, wie „sich den Alltag wieder einrichten“.

Eine weitere Möglichkeit der Förderung wird allerdings über den World University Service abgewickelt. Der Antrag müsste bei WUS gestellt werden. Man kann innerhalb der ersten zwei Jahre nach der Rückkehr einen Antrag stellen, um eine Arbeitsplatzausstattung zu erhalten. Arbeitsplatzausstattung heißt nicht, dass man zu einem Arbeitgeber im Heimatland kommt, und dort hat man nicht einmal einen Schreibtisch oder einen Stuhl. Das könnte man mit der Ausstattung von Arbeitsplätzen nicht verbinden.

Wenn Sie aber in einem Labor zurückkehren, als Biologe oder Chemiker, und Sie sollen bestimmte Prüfverfahren dort einführen, und die technische Geräte sind dafür nicht da, dann könnte man diese Ausstattung beantragen.

Es gibt ein Maximalbetrag von 10.000 Euro pro Antrag. Damit kann man eine ganze Menge tun, denke ich. Im Bereich der umweltorientierten Forstwirtschaft haben wir einmal einen Rückkehrer ausgestattet mit einem Computer, einer digitalen Kamera, damit er entsprechende Dokumentationen anfertigen und Präsentationen machen kann. Da kann man sich vieles darunter vorstellen. Doch Basisausstattung ist nicht damit gemeint. Der Arbeitgeber muss ein Basisarbeitsplatz zur Verfügung stellen, der dann eben mit entsprechender Technik oder Geräten aufgewertet werden kann.

Wo wird gefördert? In fast allen Entwicklungsländern. Es gibt ein paar wenige Länder, wo es politisch nicht "korrekt" wäre, zu fördern. Das ist der Fall bei solchen Ländern in denen unser Geldgeber, das Ministerium, ausgeschlossen hat, dass eine Entwicklungszusammenarbeit stattfindet.

Es gibt momentan nur ganz wenige Länder, die zwar in die Entwicklungsländer-Kategorie fallen, die aber ein sehr hohes durchschnittliches Einkommen angeben in ihren Wirtschaftsstatuten, wie z. B. Oman oder Barein. Das sind aber auch Länder wie Libyen, mit dem es über Jahre aus politischen Gründen keine entwicklungspolitische Zusammenarbeit gegeben hat. Dann können wir auch nicht dort fördern. Wir werden aber den Libyer nicht diskriminieren, wenn er nach Ägypten oder in die Region zurückkehren will.

MOE-Staaten, das sind die Transformationsstaaten die ich vorher schon erwähnt hatte. MOE steht für Mittel-Ost-Europa. Es waren dort über 50 Länder. In vielen Ländern gab es nur zwei oder drei Förderungen. Indonesien ist interessanterweise ganz vorne dabei mit etwas über 100 Vermittlungen bzw. Förderungen. Das nächstgrößte Kontingent kommt aus Marokko und so setzt sich die Reihe fort, China, Kamerun - aber da sind wir schon bei relativ kleinen Zahlen.

Das meinte ich vorhin, mit der Frage nach der kritischen Masse. Ghana und Kamerun sind in etwa gleich auf, Türkei ist ein bisschen mehr, Syrien ist auch durchaus bemerkenswert. Palästina: Trotz der schwierigen Situation dort regelmäßig Rückkehrer in palästinensische Gebiete. In Lateinamerika ist Chile besonders vertreten. Äthiopien, Jordanien und dann hört die Reihe auf.

Wenn wir die Reihe der Anträge zurückverfolgen von Mitte der 90 Jahre bis 2001, bemerken wir ein rückläufiges Interesse. 2001 war sozusagen der Tiefpunkt. 2002 hat sich die Zahl deutlich erhöht und 2003 liegen bis zum jetzigen Zeitpunkt bereits mehr Anträge vor als 2002.

Das hat ganz unterschiedliche Gründe. Einmal ist die Zahl der aus Entwicklungsländern stammende Studienabsolventen, die für diese Programme in Betracht gezogen werden können, lange Zeit rückläufig gewesen. Es hat sich jetzt wieder langsam nach oben bewegt. Wir haben allerdings auch 2001 und insbesondere auch letztes Jahr sehr intensiv Informationsarbeit betrieben und ein stückweit führe ich es auch darauf zurück.

Die Zahl der Erstanfragen bewegte sich um die 1200 bis1400. Daraus ergaben sich 600 Anträge. Anträge insofern, als Menschen sich für eine Rückkehr entschieden haben und dann einen Antrag bei uns gestellt haben. Die allergrößte Mehrheit konnten wir im Grunde auch positiv bewilligen.

Wann ein Antrag bewilligt werden kann und wann nicht, ist eine komplizierte Frage. Es ist ein relativ komplexes Verfahren, es werden Angaben abgefragt zur Qualifikation, zur entwicklungspolitischen Orientierung der Tätigkeit und auch persönliche Angaben, wie z. B. zum Familienstand. Diese Informationen beeinflussen insgesamt die Förderhöhe.

Es müssen eine ganze Reihe von weiteren Unterlagen wie Diplome, Qualifizierungsnachweise, Tätigkeitsnachweise vorliegen. Ganz wichtig als ein formales Kriterium: Es muss ein legaler Aufenthaltstatus in Deutschland nachgewiesen werden, in der Regel über eine Kopie des Passes und den entsprechenden Eintrag im Pass.

Also, ein ganzes Bündel von verwaltungstechnischen Dingen, die eine Rolle spielen. Es konnten jedoch sehr viele der Anträge positiv beschieden werden.

Zuletzt, wenn die Information, Beratung, Vermittlung und die tatsächliche Förderung und Ausreise funktioniert hat, gibt es ein Nach-Kontaktangebot. Dieses Nach-Kontaktangebot läuft in der Regel über eine Förderung dieser Rückkehrerorganisationen der ehrenamtliche Vereine. Förderung insofern, als wir dann Seminare im Heimatland finanzieren können. Manchmal auch Dinge die mit administrativen Vorbereitungen zu tun haben.

Es liegt uns auch sehr daran, dass schriftliches Material von diesen Rückkehrervereinigungen erstellt wird - sogenannte Rückkehrerhandbücher. Mittlerweile gibt es sie aus vielen Ländern. Darin enthalten sind Firmenadressen, Kontaktadressen aller Art, die auch regelmäßig aktualisiert werden. Für die Rückkehrer ist die erste Stelle oft nicht von sehr langer Dauer. Man will sich ja auch weiterentwickeln und da sind Firmen- und Kontaktadressen sehr hilfreich.

Die Auslandsseminare sind manchmal auch dafür gedacht, um erste Kontaktstrukturen aufzubauen, um z.B. auf der politischen Ebene für die Rückkehrer zu werben. Das findet meistens statt, wenn man sich zu einer intensiveren Kooperation in einem Land entschieden hat. Das Beispiel Peru habe ich eben genannt. Dort hatten wir auch in unserem Programm: Termine mit Vertretern des Senats oder des Parlamentes, Kontakte zum Auswärtigen Amt, zur deutschen Botschaft, zu Handelskammern, zur GTZ, zum Deutschen Entwicklungsdienst. Damit unterstützen wir die Programme vor Ort im Sinne einer Schaffung von Akzeptanz.

Es gibt noch ein eher kleiner, doch interessanter Beitrag für Rückkehrer: Der World University Service. Sie können darüber auch weiterhin regelmäßig Fachbücher erhalten. Das ist begrenzt auf 100 Euro im Jahr. Wir haben im Jahresdurchschnitt 600 bis 700 Menschen, die von uns eine Förderung erhalten. Da kommt dann schon einiges zusammen, wenn jeder für 100 Euro Fachbücher erhält.

Das war meine Präsentation, wenn Sie Fragen haben, können Sie es auch in englischer Sprache machen.

Mich interessiert natürlich auch - nachdem ich Sie mit Informationen versorgt habe - Informationen von Ihnen zu erhalten. An erster Stelle: Woher kommen Sie? Wären Sie bereit, sich ganz kurz vorzustellen? Fände ich prima.

aus dem Publikum: Mein Name ist Achtari und komme aus Afghanistan. Ich bin Maschinenbauingenieur und leite die Konstruktion- und Entwicklungsabteilung einer kleinen Firma in Freiburg. Ich wohne in Bad Kreuzingen und werde später über die Solarlampen, die wir selber über den Verein Afghanische Ingenieure und Techniker in Deutschland entwickelt haben und in Deutschland eingeführt haben, einen kleinen Vortrag halten.

Mein Name ist Saifi und komme auch aus Afghanistan. Wir waren sogar in der gleichen Klasse und zufälligerweise haben wir uns auch hier getroffen. Ich bin auch Vorstandsmitglied des Vereins und selbst Unternehmer.

Mein Name ist Diob Abdallah und komme aus dem Tschad. Ich bin Vorstandsmitglied bei "5 x A" und werde später auch ein Referat darüber halten.

Mein Name ist Ulrike Sandner und bin Seelsorgerin und habe deswegen mit Rückkehrern zu tun.

Mein Name ist Kabine Traore und komme aus Guinea in Westafrika. Ich studiere an der Hochschule im Niederrhein und werde mein Studium auch bald absolvieren. Ich bin auch tätig in einer Organisation genannt "Mere", die sich um ausländische Studenten hier kümmert.

Ich komme aus Somalia und heiße Hersi. Ich bin eingebürgerter Deutscher.

Hubert Ackermann. Ich komme aus Düsseldorf und ich bin in der Ausbildung tätig und von daher auch an diesem Thema interessiert.

Mein Name ist Saiburt Ramen und komme aus Gambia. Ich bin gelernter Kaufmann im Groß- und Außenhandel und habe eine Weiterbildung als E-Commerce-Berater absolviert. Seit sechs Monaten bin ich selbstständig und vertreibe Solarmodule und Komponente im Internet.

Mein Name ist Gabriel Possanti Okelo und komme aus Uganda. Ich bin Psychotherapeut und arbeite ehrenamtlich im Gefängnis.

Mein Name ist Adamo und komme aus Bielefeld und arbeite bei einer Organisation mit Partnerschulschaften in Mosambik. Wir vermitteln deutsche Kinder, die in Mosambik was unterstützen wollen - und da bin ich im Vorstand. Ich bin hier, weil ich mich für Solarenergie interessiere.

Bah ist mein Name, ich komme aus Guinea und bin Ozeanograph. Jetzt bin ich in einer Bank tätig.

Ich heiße Essiamah, komme aus Ghana. Ich habe in Deutschland Volkswirtschaft studiert und mache ein Projekt zwischen Kindern in Ghana und Deutschland, die Bäume auf dem Schulhof pflanzen und pflegen. Ich vermittele Schulpartnerschaften zwischen Deutschland und Ghana. Gerade haben wir drei Studenten nach Ghana geschickt um bei diesem Projekt zu arbeiten. Ich werde hier einen Vortrag über Schulkooperation zwischen Deutschland und Afrika am Beispiel Ghana morgen halten.

Ich bin Maurice A. Daja und komme aus dem Tschad. Ich lebe in Münster seit 1990. Ich bin freier Journalist, gehe in die Schulen und versuche Kindern Afrika näher zu bringen. Wir haben einen Verein, der heißt Afrika e.V. Münster. Der ist auch sehr interessiert an Dialog mit den Menschen hier, vor allem mit den Kindern. Wir haben zwei Projekte in Tschad. Wir fördern die Nutzung und Verbreitung von Solarkochern in Städten. In kleinen Dörfern fördern wir Schulen.

Mein Name ist Jutta Lehman-Kranenburg. Ich bin hier weil ich in einer Gruppe aktiv bin, die eine Schule in Ghana aufbauen will und das Thema Solarenergie interessiert uns, weil wir die Vorstellung haben, dass wir nicht nur eine Schule sondern anschließend auch eine Berufsausbildung anbieten möchten.

Mein Name ist Sesimo. Ich komme glücklicherweise aus Kamerun, weil Sie viel über Kamerun gerade gesprochen haben. Mein Wunsch wäre zu wissen, wie man mit den Organisationen die schon in Kamerun arbeitet mitmachen kann.

Mandé ist mein Name. Ich bin aus der Elfenbeinküste. Ich bin Unternehmer hier in Deutschland.

Mein Name ist Tilnasuarambo aus Äthiopien, ich bin Student an der Uni Bonn.

Mein Name ist Ursula Engelhardt. Ich vertrete eine afrikanische NGO. Wir sind in Bonn und unsere Organisation ist in Benin.

Mein Name ist Gijbril Touré und komme aus dem Senegal. Ich lebe hier seit 20 Jahren.

Frage: Sie haben gesagt, dass die Rückkehrer Mittler zwischen den Kulturen sind. Ich kann mir das schwer vorstellen in Ländern in denen politische Verstimmung gegen Deutschland herrschen. Sie haben Rückkehrer in die Türkei erwähnt, aber es ist doch bekannt, dass zur Zeit Türkei zu keinem Kontinent gehört. Wie können diese Rückkehrer dann Mittler zwischen den Kulturen sein?

Gregor Schulz: Ich finde: Gerade dann können diese Rückkehrer eine Mittlerfunktion wahrnehmen. Die Situation zwischen Deutschland und der Türkei ist geprägt von einer langen Zusammenarbeit - manchmal friedlich, manchmal nicht so friedlich. Menschen die den Hintergrund beider Kulturen gut kennen, können in jeder Situation durchaus einen wichtigen Beitrag leisten, ganz besonders dann, wenn die Kommunikation nicht so leicht ist. Insofern verstehe ich Ihren Einwand nicht ganz.

Frage: Ich bin ein Jungunternehmer und habe konkrete Vorstellungen: Ich möchte irgendwann in mein Heimatland Gambia zurückkehren und dort meine unternehmerische Tätigkeiten weiter ausüben. Meine Frage ist, kann ich als Unternehmer auf Förderungen durch die ZAV hoffen?

Gregor Schulz: Was wir fördern können, sind Arbeitnehmertätigkeiten und nicht Geschäftsgründungen. Es gibt im Kontext der Entwicklungszusammenarbeit die Deutsche Entwicklungsgesellschaft, die in vielen Ländern Kreditfonds führt mit interessanten Konditionen für Geschäfts- und Existenzgründungen. Was wir sicher tun können: Wenn Sie eine Geschäftsgründung zu Hause vornehmen, und Sie haben Bedarf an qualifizierten Arbeitnehmern, die Sie vor Ort nicht finden können. Also, wenn Sie zwei oder drei Leute beschäftigen wollen, und einer von ihnen käme nach Ihrem Wunsch aus Deutschland zurück, könnten wir diesen Arbeitnehmer fördern und Sie damit ein bisschen entlasten in Hinblick auf Gehaltszahlungen.

Frage: Meine Frage ist zum Teil schon beantwortet. Es geht genau in die Richtung der eben gestellten Frage. Ich habe im Internet vor langer Zeit im Vorfeld recherchiert, weil ich mich schon lange mit dieser Thematik befasse. Es gibt viele Studenten die nach Hause zurückkehren möchten, aber keiner weiß, wie dieser Prozess genau abläuft. Der Informationsbedarf ist da, aber die Leute wissen nicht, wie sie an die Information rankommen können. Oder man stellt sich alles unheimlich kompliziert vor.

Wie wir aber von Ihnen gehört haben, wurden bereits viele Anträge gestellt und bewilligt. Die Deutsche Entwicklungshilfe fördert zwar - aber ganz wenig in Afrika. Das wäre vielleicht mein Kritikpunkt. Man sollte versuchen, Förderungsmaßnahmen wirklich zustande zu bringen, die auch Leute unterstützen, die eine Existenz gründen wollen.

Sie haben sicher schon gemerkt: Viele der Existenzgründungen oder Fördermaßnahmen sind den Bach runter gegangen. Da ist sicher die Frage berechtigt, warum das überhaupt so gelaufen ist. Wenn ich z. B. zu Hause etwas mit Solartechnik aufbauen möchte, gibt es dort Lobbys ohne Ende. Manchmal muss man sich sogar gegen den Staat durchsetzen können. Genau auf dieser Ebene brauchen wir Unterstützung, damit wir wissen, da ist wirklich jemand hinter einem oder eine Struktur, die einem unter die Arme greifen kann, wenn das nötig ist.

Frage: Es gibt Ausländer, die jahrelang in Deutschland gearbeitet haben, meistens 20 oder 30 Jahre mit Rentenanspruch. Wenn aber Leute an diesem Programm mitmachen möchten, dann müssen sie sich in Deutschland abmelden. Wenn ein 58-Jähriger sich abmeldet um in sein Herkunftsland zurückzukehren und dann zwei oder drei Jahre arbeitet, doch ohne Anspruch auf Rente in diesem Land - wie kann das funktionieren?

Gregor Schulz: Das passt ja sehr gut zusammen. Eine grundsätzliche Bemerkung: Das Angebot, das wir machen können, kann nicht alle Aspekte abdecken, das ist klar. Es gibt viele Wünsche, die auch ich persönlich hätte, um das alles auszuweiten. Wir müssen uns da aber den Realitäten stellen. Wir machen das was möglich ist.

Jetzt zu der ganz konkreten Frage. Unser Programm ist ein Programm zur beruflicher Integration im Heimatland, möglichst und wünschenswerterweise in eine Tätigkeit, die im Kontext der Entwicklungszusammenarbeit, ein - wenn auch kleiner - Fortschritt bei der Entwicklung des Landes sein kann.
Das muß man vielleicht auch langsam durchdenken. Was ist damit gemeint? Damit ist natürlich gemeint, dass jemand über einen längeren Zeitraum vor Ort ist und sich einbringt.

Wenn sich bei uns jemand bewirbt, der 58 Jahre ist, dann ist es zwar formal möglich, ihn auch noch zu fördern, aber im Sinne des Programmansatzes ist das nicht die Kernzielgruppe.
Wir können auch nicht das deutsche Sozialversicherungssystem in die Rückkehrländer "exportieren". Das würde unseren Finanzrahmen vollständig sprengen. Stellen Sie sich mal vor, wir haben ungefähr 600 Förderungen im Jahr und wir nehmen die letzen zehn Jahre, dann haben wir leicht 6000, 7000 Leute, die in der Förderung sind.

Wir kämen ganz schnell zu dem Punkt, an dem wir nur noch Sozialversicherung bezahlen und nichts neues mehr tun könnten. Insofern ist das eine Schwäche. Aber wir können nicht über ein solches Programm die Sozialversicherungsstandards Deutschlands in die Entwicklungsländer exportieren.

Es ist ja auch ein freiwilliges Programm. Jemand, der sich für die Rückkehr interessiert kehrt in unserer Sicht in sein Heimatland zurück, um sich dort zu integrieren. Sich dort integrieren heißt eben auch die lokalen Bedingungen so zu akzeptieren, und sich dann zu Hause eine Existenz aufzubauen. Das betrifft auch die Wünsche, die Sie geäußert haben, nach Unterstützung im Kontext der Existenzgründung. Das höre ich überall.

Wir können aber aus institutioneller Sicht das gar nicht tun. Das ist nicht unser Auftrag. Dafür brauchen Sie eine Partnerstruktur vor Ort. Für eine Existenzgründung, die ja immer ein Geschäftsgründungsplan braucht, müssen Sie ein Prüfungsverfahren haben, durch das man eben vermeiden kann, dass es den Bach runtergeht. Viele der Existenzgründungen der Vergangenheit hatten genau diesen Mangel, dass man trotz einen vergleichsweise hohen Prüfaufwand nicht wirklich sicherstellen konnte, dass die Existenzgründungen einigermaßen tragfähig waren.

Die politische Situation spielt eine ganz entscheidende Rolle, die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Leider haben wir gerade in vielen Ländern Afrikas erlebt, dass Ansätze der Entwicklungszusammenarbeit durch lokale Konflikte zunichte gemacht worden sind. Das ist mit ein Grund, warum in Afrika relativ wenig in diesem Bereich getan wird, weil mittlerweile die Angst besteht, dass das, was man beginnt, keine Nachhaltigkeit haben würde. Deswegen guckt man ganz genau, was man überhaupt beginnt. Ob dies ein richtiger Ansatz ist, will ich hier gar nicht bewerten, doch da sind viele Defizite und da müsste man mehr tun.

Frage: In einem Punkt hatten Sie sicherlich recht, Deutschland hat seine Regeln und kann diese Regeln nicht in die Dritte Welt exportieren. Ich vermisse aber von deutscher Seite das Zuhören. Wenn wir Afrikaner hierher kommen, müssen wir die deutschen Regeln akzeptieren.
Wollen wir nach Hause mit ein bisschen Unterstützung, um etwas dort anzufangen, dann sagen die Deutschen: Nein, das müssen wir prüfen, sowieso geht was man dort anfängt, nicht weiter. Im diesem Sinne: Was für eine Chance hat überhaupt ein Afrikaner der hier gelernt und wirklich einen Willen, einen Wunsch und eine Kapazität hat?

In seiner Heimat wird ihm geglaubt, doch hier müssen wir nach bestimmten Regeln antworten und diese Regeln machen die Deutschen. Wir haben da nichts mitzureden. In unserer Heimat könnten wir zumindest etwas anfangen, wir kennen die Strukturen, die Mentalität, die Tradition. Was uns aber fehlt, ist die finanzielle Unterstützung des Gastgeberlandes. Doch Deutschland sagt: Nein, wir haben kein Vertrauen. Welche Chance haben wir da noch?

Gregor Schulz: Sie gestatten mir, ganz offen zu sprechen. Ich möchte auch nicht, dass sich jemand verletzt fühlt. Insofern bremsen Sie mich, wenn ich zu offen bin.
Erstens, wenn Sie sich die Förderungen angucken, die wir haben machen können, dann macht der Anteil Afrikas, Marokko ausgenommen, ein Drittel aller Förderungen aus. Afrika ist in unserem Rückkehrerprogramm gut vertreten, deswegen kann man nicht sagen, da passiere nichts. Es passiert zu wenig, da gebe ich Ihnen recht, aber das was wir tun, liegt im Rahmen unserer Möglichkeiten. Jeder Mensch hat Wünsche und viele können nicht in Erfüllung gehen. Doch wenn von zehn Wünschen zwei in Erfüllung gehen, ist es ungerecht, am Ende zu behaupten, es wäre nichts passiert. Diese Ungerechtigkeit kann man vermeiden, indem man offen dazu steht, dass zwei Wünsche von zehn in Erfüllung gegangen sind. Das wäre aus meiner Sicht ein konstruktiver Anfang. Der andere Ansatz führt zu keinem Ziel. Manchmal muss man kleine Brötchen backen. Ich gebe aber Ihnen sehr recht, das wäre auch ein Wunsch von mir, wenn man bei der Programmgestaltung mehr auf die Zielgruppe hören könnte. Soweit ich Einfluss nehme kann, versuche ich das auch in die weitere Programmgestaltung miteinzubringen, doch ich kann nur an kleinen Stellen etwas bewegen. Da gilt für mich genauso wie für Sie. Von den zehn Wünschen, die ich habe, wird dann einer oder zwei umgesetzt. Dann bin ich aber ganz zufrieden, wenn das gelingt.

Frage: Hier geht es scheinbar nicht darum, dass Sie etwas tun, sondern darum, dass der Eindruck eines fehlenden Vertrauens entsteht. Das ist das A und O. In dem Augenblick, wo Vertrauen nicht da ist, gibt es kein menschliches Zusammenleben. Die jungen Afrikaner, die hier sind, möchten dieses Vertrauen bekommen. Dass, wenn Sie fertig sind, ihre Zukunft einigermaßen gesichert ist. Und nicht zu sagen: Da wird Krieg gemacht, da passiert nichts, ihr fährt gegen einen Baum und das Auto ist kaputt. Das bringt nur Misstrauen und dieses ist scheinbar deutlicher geworden - und jeder Afrikaner spürt das hier am eigenen Leib und das bleibt an ihm hängen. Das heißt nicht, dass Sie nichts tun, doch das Wichtigste fehlt: Das Vertrauen zu erwecken und zu zeigen. Ob man heute oder übermorgen damit anfängt, weiß ich nicht. Jetzt ist unser Eindruck wie ich ihn beschrieben habe.

Gregor Schulz: Ich kann jetzt nicht direkt darauf antworten. Ich bin auch der Meinung, dass es zu einer Zusammenarbeit natürlich Vertrauen gehört. Wie man das im einzelnen hinkriegt, das ist keine einfach zu beantwortende Frage, aber im Grundsatz stimme ich Ihnen da zu. Wie könnte es auch anders sein? Ich weiß nicht, ob es bei Ihnen speziell mit der ZAV bei einem Verfahren oder Antrag Vertrauensprobleme gab. Da könnte ich vielleicht was dazu sagen, aber generell würde ich jetzt nicht weiter darauf eingehen. Gab es mit ZAV direkt Probleme?

Frage: Zu dem Programm, das Sie vorgestellt haben, gab es einige Fragen und wir hörten Sie sagen, da gehen Sie doch ins Internet. Das ist keine menschliche Beziehung. Wir freuen uns, dass kompetente Leute wie Sie für uns etwas vorstellen und wenn wir mit Fragen kommen und sagen, zum Beispiel, unser Wunsch wäre das, dass Sie sagen: Gut, kommen Sie, reden wir darüber, geben Sie mir Ihre Adresse. Das ist an der Stelle mehr eine menschliche Beziehung. Dass wir noch ins Internet gehen müssen und dann weiß man nicht wer da steht, das ist, wovon wir reden. Richtig hören, uns zuhören, will man nicht. So entsteht bei uns der Eindruck von Misstrauen. Ich wäre froh, sofort mit Ihnen so zu reden: Wissen Sie, ich mache das und ich mache das. Diese menschliche Beziehung wünschen sich die Deutschen nicht. Sie kommen zu uns und sagen: Sie können das und das machen, diese Bedingung erfüllen. Das ist schon richtig, aber dieser eine Schritt mehr, das menschliche Miteinander. Wovor hat man so viel Angst?

Dr. Wais (Moderator): Ich glaube, ich muss den jungen Mann hier ein bisschen in Schutz nehmen. Man kann alles kritisieren aber nicht die Art und Weise, wie er hier seine Programme vorgestellt hat. Das kann man wirklich nicht kritisieren, denn, was ist unmenschlich daran, wenn der junge Mann sagt: Das sind unsere Programme, alles weitere können Sie im Internet finden. Das finde ich wirklich nicht unmenschlich und mehr kann er auch nicht tun, denn die ganzen Sachen die im Internet sind kann er hier nicht vorstellen. Das können wir von ihm nicht verlangen.

Ich werde die Diskussion hier als beendet erklären. Das Programm ist vorgestellt worden, das ist nicht von heute und morgen möglich. Wir als Verein in Göttingen stellen seit mehr als 20 Jahren das Programm vor. Die Änderungen die dazukommen, kann man nicht schwarz auf weiß auf einem Papier bekommen. Man muss sich auch selber bemühen. Das ist normal. Wenn ein Formular da ist, kann Herr Schulz nicht auch noch dieses für jeden ausfüllen. Das muss man selber machen. Und da es zur Zeit Technologien gibt und viele Sachen übers Internet schneller gehen und man schnell an die Information kommt, hat der Herr Schulz auch netterweise drei Organe genannt, die sich da vorstellen und Ihre Fragen beantworten können. Man muss sich da bemühen und ich sehe keine Frage daran.

Ich bedanke ich mich bei Ihnen, Herr Schulz, für Ihre Geduld und ausführliche Information.