Alan Bellhomo: Mein Name ist Bellhomo, ich komme aus Kamerun. Ich werde die Runde moderieren. Ich möchte gleich das Wort an Herrn Scheffler geben.
Wolfgang Scheffler: Danke. Ich bin Wolfgang Scheffler. Ich bin Diplomphysiker und arbeite seit 20 Jahren an der Entwicklung der Scheffler-Spiegel. Hauptidee ist, eine Technologie für südliche Länder zu entwickeln, wo eben noch vieles nötig ist. In Deutschland selber haben wir eigentlich genug an allem. Wir müssen einfach nur noch weniger verschwenden, mehr auf erneuerbare Energien setzen und weniger CO2 zu produzieren. Das Hauptproblem dieser Welt sind wieder mal wir - aber trotzdem werden wir anderen gerne helfen.
Wir haben einen Film über diese Scheffler-Spiegel, den ich gerne zeigen würde. Es ist kein Ton dabei, weshalb ich ihn kommentieren werde. Er zeigt die Scheffler-Spiegel in Indien. Es ist ein Werbefilm einer Werkstatt, die sie dort herstellt.
Danach möchte ich gerne verschiedene Anwendungen zeigen, die wir zur Zeit schon machen: Kühlen, Sterilisieren, Dampferzeugung und Wärmespeicherung im Eisenblock.
Diese Firma, die den Film gedreht hat, baut in Indien schon seit fast 10 Jahren Spiegel. Sie hat auch die erste solare Großküche gebaut, die 34 Spiegel hat und 1000 Leute versorgt.
Daraufhin sind weitere Großküchen gebaut worden, wo mit Dampf für bis zu 20 000 Leuten gekocht wird. Eine gesamte Kleinstadt wird damit quasi versorgt.
Das sind dort aber keine Kleinstädte, sondern Yogazentren, die standardmäßig bis zu 25 000 Leute haben, die an Kursen teilnehmen.
Kommentare zum Film: Die Spiegeloberfläche besteht hier aus einzelnen Glassegmenten, die flach sind und nur mit Drähten übers Eck festgebunden werden. Die Parabolform kommt durch diesen Rahmen aus Vierkantrohr. Das sind Rundstäbe aus Vollstahl, die mit dem Hammer in diese exakte Kreisform gebogen werden. Die Herstellungstechnik ist extrem einfach. Man muß nur genau arbeiten. Der ganze Spiegel ist 2m x 4m groß, hat aber nachher, wenn er fertig ist, maximal eine Abweichung von 2 mm.
Die Herstellung ist immer eine Herausforderung. Die Leute müssen einfach lernen, sehr genau zu arbeiten. Aber mit genügend Einführung ist das möglich. Die Leute sind auch stolz drauf, das zu können. Bei uns würde ein Ingenieur sagen: „Das geht alles gar nicht“.
Im Innenraum einer Küche merkt man kaum, daß es eine Solaranlage ist – man sieht es nur am Licht unter dem Herd. Außen vor dem Haus ist der Spiegel, der durch eine Seitenöffnung hineinstrahlt. Im Haus ist dann die Kochstelle.
Das Prinzip ist folgendermaßen: Der Spiegel außen wird durch den Sekundärspiegel ergänzt, damit das Licht nicht von der Seite auf den Topf kommt, sondern von unten. Ein kleiner Anteil geht noch an die Seite vom Topf. Das ist wichtig zu wissen, wenn man frittieren will und der Topf sehr wenig Inhalt hat. Dann darf der Rand nicht zu heiß werden.
Früher haben wir noch sehr viel mit Plastikfolie statt Glas gearbeitet, weil wir dachten, das sei leicht zu transportieren und billig. Der Nachteil war die Haltbarkeit - nur 3 Jahre. Deshalb sind wir jetzt ganz auf Glasspiegel übergegangen.
Das Uhrwerk gleicht mit einer konstanten Bewegung die Erdrotation aus. Die Querstreben – das ist mir wichtig – können in jeder kleineren Werkstatt hergestellt werden. Der Rahmen ist eine Ellipse. Das sind ganz normale Vierkantrohre, wie sie auch für Möbel genommen werden, die auch überall erhältlich sind.
Die Idee, einen Sterlingmotor damit zu betreiben, ist immer im Raum. Hier, auf dieser Konferenz sehen wir 2 Sterlingmotoren, wobei besonders der von EPAS eben sehr gut in Frage käme, auch mit Scheffler-Spiegel betrieben zu werden.
Bei einem Projekt in einem Waisenhaus wird mit 2 Spiegeln für 70 Kinder gekocht. Dieses Projekt ist allerdings nicht so erfolgreich. Bei der Planung gab es Probleme mit der Ausrichtung dieses Kinderheims. Wir haben gesagt, daß die Spiegel Richtung Süden und die Küche Richtung Norden ausgerichtet werden muß, aber als wir hinkamen, ist das Ganze in 45 Grad gedreht gebaut worden, weil es so besser aufs Grundstück passte. Deshalb gibt es ab 3 Uhr Schatten auf den Spiegeln. Wir haben damals auch noch Plastikfolien verwendet, was Probleme gegeben hat, so daß diese Küche im Moment nicht in Betrieb ist. Es ist generell bei diesen einzelnen Schulküchen so, daß wir immer wieder hingehen, um zu schauen, ob sie benutzt werden. 50% werden tatsächlich regelmäßig benutzt.
Bei den großen Dampfküchen – hier sind 24 Spiegel in einer Reihe aufgestellt – wird in einem Rohr Dampf erzeugt. Der Dampf geht dann durch einen Siebboden ins Essen. Nach einigen Jahren ist durch die Einsparung an Öl die Anlage abbezahlt. Pro Person, die da versorgt wird, kostet so eine Anlage etwa 5 DM oder 2,5 Euro. D.h. in absoluten Werten gesehen, ist es ein Betrag, für den man leicht die Umwelt schonen kann. 2,5 Euro als einmalige Investition. - Das sind sozusagen 2 Gläser Bier.
Nach der ersten Dampfküche wurde eine zweite Dampfküche mit 84 Spiegeln gebaut, die für 18 000 Personen kocht. Diese Anlage erzeugt 3 Tonnen Dampf pro Tag. Dann gibt es noch kleinere Anlagen – so daß insgesamt 8 Anlagen zur Zeit in Indien in Betrieb sind.
Die großen Dampfanlagen sind zu 100% in Betrieb. Die haben auch immer eigene Leute, die dafür sorgen, daß alles läuft. Es sind einfach Selbstläufer.
Es gibt eine Schule, die 12 Spiegel hat und mit Dampf kocht. Da betreuen die Schüler die Anlage.
Die momentan weltgrößte Anlage befindet sich im größten Tempel Indiens. Da sind 106 Spiegel auf dem Dach. Etwa 70 000 Leute besuchen pro Tag diesen Tempel. Es sind also auch Orte, wo sehr viel Publicity erzeugt wird für diese Technik. Das sind jetzt echte Großanwendungen und auch viele viele Leute bekommen es mit. Hier in Deutschland weniger, aber in Indien ist das eigentlich jedem mittlerweile bekannt. Und wir hören eben sehr wenig von Indien.
Für die Leute dort wird das jetzt als Hightech-Prestige-Projekt gemacht. Speziell diese Anlage. Der Ministerpräsident dort ist sehr um ein positives und modernes Image bemüht, auch computertechnologiemäßig. Das war mit ein Grund, diese Anlage dort zu bauen. (Ende des Films)
Wir haben gesehen, daß er nachgeführt wird und daß der Brennpunkt fix innerhalb eines Hauses liegt.
Die Bewegung der Sonne kommt ja durch die Erddrehung zustande. Deswegen stellen wir den Spiegel so auf, daß die Drehachse des Spiegels parallel zur Drehachse der Erde ist. Wir drehen um die gleiche Achse, die parallel ist zur Erdachse. Die Variationen der Jahreszeiten werden genauso ausgeglichen.
Der Spiegel macht alle Bewegungen mit, so daß der Brennpunkt immer an einem Fleck ist. Das Licht muß über den ganzen Tag auf den Brennpunkt kommen. Durch die Nachführung sind über den ganzen Tag die Verhältnisse konstant.
Die ersten Spiegel (bis 1990) wurden manuell nachgeführt. Dann habe ich angefangen, Uhrwerke zu bauen, wo praktisch der Spiegel der Zeiger ist. Ein 24-Stunden-Uhrwerk, das in einem halben Tag eine halbe Umdrehung macht.
Das ist einfach eine Fahrradkette, die über einen Kranz läuft, dann ein kleines Ritzel, ein großes Ritzel, wieder ein kleines Ritzel und ein großes. Und in das Große greifen 2 Stifte, die an einem Pendel hängen, so daß immer nur 1 Stift weitergehen kann. Bei jeder Pendelschwingung kann sich das um einen Zahn weiterdrehen. So wie bei einer Pendeluhr. Die Geschwindigkeit des Pendels stelle ich genau so ein, indem ich die Länge des Pendels verändere, daß es sich genau mit der Sonne synchron bewegt. Der Antrieb läuft über ein Gewicht, wie bei einer Pendeluhr früher. Da Gewicht wird hochgezogen, und dann geht es langsam runter.
Bei diesem Beispiel sind 50 kg Gewicht drangehängt. Wenn ich den Spiegel nach „morgens“ drehe, geht das Gewicht hoch – es hängt an einem Stahlseil – und dann geht das langsam über den Tag runter. Abends muß ich den Spiegel für den nächsten Tag einmal rumdrehen, auf die Sonne ausrichten – und dann lasse ich ihn los. So bleibt er den ganzen Tag auf die Sonne ausgerichtet.
Die Sonne ist ja jeden Tag ein bisschen anders. Sobald der Brennpunkt nicht mehr stimmt, regelt man das über eine Stange. Man macht eine Klammer auf, verschiebt es ein bisschen und macht es wieder fest. Unten ist eine zweite Klammer.
Wolfgang Scheffler: Richtig. Die Jahreszeitliche ist manuell, weil sie nur alle paar Tage erforderlich ist.
Für die tageszeitliche Nachführung braucht es nur einen Antrieb für die 24 Spiegel. Die haben das selber alles geregelt. Die haben einfach einen Motor, der soundso viel Sekunden pro Minute läuft.
Wolfgang Scheffler: Wir arbeiten ja eng mit Herrn Seifert zusammen - schon seit vielen vielen Jahren. Wenn man jetzt anfängt, das zu automatisieren, dann ist es einfacher, man baut gleich so einen Spiegel. Es gibt SK 14, die um 2 Achsen gedreht werden - mit Solarzellenmotoren. Aber dann ist es eigentlich weniger Aufwand, gleich das zu bauen.
Wolfgang Scheffler: Je nach Staubanfall werden die Spiegel mit Wasser gewaschen, dem ein bisschen Spülmittel zugesetzt ist, damit das Wasser dann wieder glatt abläuft, ohne Tropfenbildung.
Wolfgang Scheffler: Sie können verkratzen, wenn man bei der Reinigung nicht genügend Wasser verwendet. Bei der Plastikfolie war das noch wesentlich wichtiger, weil die sehr kratzempfindlich ist. Deshalb haben wir es auch gelassen mit der Plastikfolie.
Die Inder machen auch Spiegel aus Plexiglas drauf. In Burkina Faso sind es Spiegel aus Aluminiumblech, wie beim SK 14. Das Glas ist am robustesten. Nur durch Steinschlag können die Spiegel beschädigt werden.
Wolfgang Scheffler: Die Hand werden Sie schnell zurückziehen, wenn sie die Hitze spüren. Das kann man auch so ausprobieren. Da passiert nichts.
Aber man sollte immer vermeiden, ohne Sonnenbrille in konzentriertes Licht zu gucken. Das ist dem Schweißen ohne Schutzglas vergleichbar.
Wenn Sie weit wallende schwarze Kleidung aus Kunststoff anhaben, kann es passieren, daß die Kleidung irgendwo schmilzt. Man merkt das nicht – und irgendwann fängt es an zu rauchen. Das ist schon 2 x passiert. Denn auch neben dem Focus ist das Licht noch recht konzentriert.
Wolfgang Scheffler: Wir hatten in Indien schon mal 120 km pro Stunde Windgeschwindigkeit. Das wurde damals gemessen. Es ist dabei aber nichts umgefallen. Bis jetzt hatten wir keinen Schaden durch Wind. Und die Spiegel stehen schon seit 15 Jahren.
Bei einem Hurrican in Burkina ist allerdings das Dach der Schule schon mal auf den Spiegel geflogen. Dasselbe ist auch in Bangladesh schon passiert.
Früher haben wir mit weniger großen Spiegeln gearbeitet. Diese Spiegel waren mit Plastikfolie bezogen. Die Größe war 60 x 60 cm. Jetzt machen wir Spiegel von 150 mm x 250 mm aus Glas. Der Brennpunkt hat dann etwa 300 mm Durchmesser.
Die Töpfe haben wir früher auch größer gemacht. Jetzt machen wir 30-Liter Töpfe. Da kocht das Wasser innerhalb von einer halben Stunde. Dann sind auch die Leute psychologisch viel mehr bereit, das zu benutzen.
Zur Aufstellung muß man immer einen Platz finden, wo kein Schatten ist. Meistens ist das auf dem Flachdach. Da wird dann eine Treppe hochgeführt. Es braucht aber die zusätzliche Motivation der Köche, das auch zu benutzen. Das Essen muß dann ja runtergetragen werden.
Die Großanlage für 18 000 Leute besteht aus 84 Spiegel, die 9,6 qm groß sind und aus 260 Kleinspiegel bestehen. Das Rohr oben ist zur Hälfte mit Wasser gefüllt – die andere Hälfte ist Dampf. Das Wasser geht runter, erhitzt sich und geht wieder hoch (Thermosiffon). Das geht bis 10 bar Druck und 180 Grad.
In der Mitte ist ein Rohr, wo der Dampf abgezogen werden kann. Wenn man kochen will, macht man in der Küche das Ventil auf – und der Dampf geht in den Kochtopf. Dann sinkt der Druck ab. So wird ständig neuer Dampf nachproduziert. Im Temperaturbereich von 110 bis 180 Grad kann ich die Energie von 2 Stunden Sonnenschein speichern.
Die Köche schätzen es sehr, bei dieser Küche, daß sie kurzzeitig sehr hohe Lasten abziehen können. Die Anlage leistet etwa 300 Kilowatt – aber man kann auch 1000 Kilowatt kurzzeitig zum Kochen abziehen. Die werden dann langsam wieder aufgeladen.
Das war vorher mit dem dieselbetriebenen Boiler nicht so. Wenn man da alles aufgedreht hat, ging der Druck in die Knie. Zwischenspeicher erhöhen die Bequemlichkeit für den Koch sehr. Die Köche sind mit dieser Anlage und dieser Kochtechnik wesentlich zufriedener als mit der ölbefeuerten Anlage.
Hier ein Beispiel für die räumliche Trennung von Reflektoren und Küche. Das sind 30 Meter - vom Nachbardach geht das runter in die Küche. Dort sind 400-Liter-Töpfe und 200-Liter-Töpfe. Dieselboiler gibt es auch noch zum Kochen am Morgen oder wenn die Sonne nicht scheint. Pro Tag werden bei dieser Küche 400 Liter Kerosin eingespart. Die ganze Anlage amortisiert sich so in 2-3 Jahren.
Jetzt zum Eisenblock: Er besteht aus 300 kg Eisen mit 15 cm Isolierung aus Steinwolle. Die Eisenblöcke werden bis 400 Grad Celsius aufgeheizt und stehen dann als heiße Platte zur Verfügung. Auf dieser heißen Fläche können abends die Fladenbrote gemacht werden.
Das sind also Kleinanlagen mit Speicherung. Der Eisenblock hat Bohrungen. So kann von unten Wasser reinfließen. Der Block wird durch den Focus aufgeheizt bis 400 Grad. Sobald das Wasser reinkommt, wird gleich Dampf draus. Der Dampf geht dann durch das Sicherheitsventil in den Topf. Der ist doppelwandig. Der Dampf kondensiert und erhitzt das Wasser.
Man braucht ungefähr 5 Liter, um 30 Liter Wasser zum Kochen zu bringen. Sobald man das Ventil zudreht, wird das Wasser wieder rausgedrückt und das System ist sozusagen im standby. Wenn ich abends nicht mehr kochen will, mache ich zu, so daß die gesamte Leitung abkühlt. Es ist ein äußerst einfaches und leicht zu bedienendes System. Die Inder haben das nach meinen Plänen selbst gebaut. Und dieses Frühjahr haben wir es ausprobiert. Die 30 Liter Wasser kann ich in einer halben Stunde zum Kochen bringen.
Der Vorteil ist: Ich brauche das Wasser nicht mehr zu behandeln. Die 5 Liter Wasser hinterlassen zwar Kalk in den Bohrungen. Da braucht man aber nur die Deckelschrauben wegzumachen, mit dem gleichen Bohrer wieder reinzubohren, den Kalk rauszutun und wieder zuzuschrauben. Das macht man, sobald die Kalkschicht dick geworden ist. Dann verringert sich die Leistung etwas. Das ist nach ungefähr ein bis zwei Wochen.
Eine weitere Anwendung von Dampf sind Krankenhäuser – für den Sterilisator der medizinischen Geräte.
Hier wurde ein handelsüblicher Sterilisator umgebaut. Die Heizung wurde entfernt – sie kommt jetzt direkt vom Dach. Da werden 4 x am Tag die Sachen sterilisiert, bei 130 Grad 20 Minuten lang. Daneben steht noch ein anderer, der mit Gas betrieben wird, wenn die Sonne nicht scheint.
Zur Meerwasserentsalzung: Sie ist für Küstengebiete wichtig oder bei Brackwasser.
Wir haben 2 Systeme, die noch in der Erprobung sind. Der Spiegel heizt Salzwasser, das verdampft. Hier haben wir 4 Zelte ineinandergestellt – das Material ist Edelstahl – später sollen es aber nur noch Plastikfolien sein. Auf der anderen Seite des Edelstahls ist ein Gewebe, das von oben her mit Salzwasser befeuchtet wird. Das Salzwasser verdampft, kondensiert innen. Dadurch wird Wärme frei. Die Wärme verdampft in diesem feuchten Tuch – wiederum Salzwasser. Der Dampf ohne Salz schlägt sich auf der Innenseite nieder - gibt wieder Energie ab – und verdampft auf der nächsten Stufe.
Hier innen haben wir 100 Grad, sukzessive sinkt die Temperatur dann auf 40 Grad ab. Wenn wir 1 Liter verdampfen, kondensiert hier ein Liter, hier kondensieren vielleicht 0,9 Liter - hier 0,7 - hier 0,6. Für 1 Liter, den wir hier verdampfen, bekommen wir 3 Liter Frischwasser (Trinkwasser).
Wir können mit einem Spiegel von 2 qm mit diesem System am Tag 20 Liter Trinkwasser erzeugen. Mit einem 8-qm-Spiegel etwa 80 Liter Trinkwasser.
Es gibt ein anderes System, das von Christof Müller in Jülich entwickelt wurde. Das Prinzip ist aber das Gleiche. Der Dampf, den man solar erzeugt, kondensiert an einer Wanne. Wir haben 4 solcher Behälter übereinander. Für 1 Liter Dampf, den wir reinleiten, bekommen wir etwa 3 Liter Trinkwasser.
Zur Kühlung: Mit Hitze kann man auch Absorptionskühlanlagen betreiben. Hier haben wir das Heizelement eines handelsüblichen Kühlschranks mit Ammoniak-Wasser-Absorber durch einen kleinen Spiegel ersetzt. So kommen etwa 80 Watt Hitze rein. Im Kühlschrank haben wir etwa 10-20 Watt Kälteleistung. In der Kältekammer hatten wir hier –15,4 Grad Celsius gemessen. Mit größeren Anlagen bekommt man mit 100 Watt so etwa 70 Watt Kälte.
Das hier ist einer der Solarhersteller in Indien. Ein Jesuitenpater, der sich das praktisch zur Berufung gemacht hat, in den letzten 5 Jahren. Er hat ein Solarzentrum mit allen möglichen Anwendungen aufgebaut. Da sind Warmwasserkollektoren, Dampfsysteme, SK 14, Scheffler-Spiegel, Dampfspeicher mit Kochtopf, Eisenspeicher und Backofen.
Das baut er alles und entwickelt es weiter. Er baut das mit „benachteiligten Jugendlichen“ aus den umliegenden Dörfern. Dies Jugendliche bildet er auch aus. Die Gewinne werden wieder in die soziale Arbeit gesteckt.
Das war jetzt der Abschluß dieses Vortrags. Diese Dinge sind also heute schon alle möglich und werden auch an vielen Stellen schon umgesetzt - mit stark wachsender Tendenz.
Wolfgang Scheffler: Ich weiß es auch nicht. Ich habe ja viel mehr Zeit in Afrika verbracht als in Indien. Und in Afrika ist viel weniger dabei herausgekommen. Da müsste man vielleicht auch die Afrikaner fragen, wie sie das sehen. Ich weiß es auch nicht. Da ist vielleicht ein Unterschied in der Mentalität, wie man Sachen anpackt oder macht.
In Afrika sind die Lebensumstände auch schwieriger. Man muß sich um vieles andere kümmern, als nun gerade ums Kochen oder um die Entwicklung von Techniken. Ich habe sehr viel Energie investiert in Afrika. Ich war zusammengerechnet 5 Jahre in Kenia. Und es ist wenig dabei herausgekommen. Andere Personen, die ich kenne, haben eigentlich die gleiche Erfahrung gemacht. Vielleicht kommt es jetzt langsam.
Wir brauchen einfach lange für viele Entwicklungen. Ich sehe auch, daß das CO2-Problem seit 25 Jahren in Deutschland bekannt ist. Und was haben wir schon gemacht? Wir haben auch fast nichts gemacht. Jetzt langsam wachen wir auf. Ich meine, das ist der gleiche Effekt auf verschiedenen Levels. Wir müssen einfach weiter zusammenarbeiten und probieren. Was anderes geht da gar nicht.
Wolfgang Scheffler: Ich kann vielleicht die Frage auch an Sie weitergeben... Wie sehen Sie das?
Alan Bellhomo: Ich habe darüber nicht besonders geforscht. Ich kenne auch nicht alle sozialen Bedingungen in Asien.
Wenn Sie das so sagen, kann ich eigentlich nur darauf zurückgreifen. Aber in Afrika ist auch jedes Land unterschiedlich. Die Solartechnologie ist in Kamerun erst die letzten 5-10 Jahre in Gang gekommen. Es gibt in Kamerun viele Leute, die noch nie so ein Solarpaneel von nahem gesehen haben.
Vorher hatten die EVU´s (Energieversorgungsunternehmen) das Monopol in der Stromerzeugung und Stromtransport inne. Man durfte nicht allein Strom produzieren – das war illegal. Solche Sperren verhindern, daß in diesem Bereich was gemacht werden kann.
Aber es liegt jetzt an uns, das voranzutreiben. Ich habe aus der ganzen Erfahrung in Deutschland gelernt, daß einzelne Menschen viel in Bewegung setzen können. Die ganze Solarbranche ist aus der Arbeit einzelner Leute entstanden, die aus Liebe und Engagement tätig waren – und heute ist es eine Energiebranche, die sich sehen lassen kann.
Solange wir selber nicht anpacken, wird sich da nicht viel tun. Gleichzeitig habe ich auch die Frage an Sie: Das sind doch immer so sperrige Anlagen. Was passiert abends? Werden die aufgeräumt? Wenn die bei uns draußen stehen bleiben, ist das gefährlich. Man weiß ja, das ist von Nutzen.... Dann ist es bald nicht mehr da.
Wolfgang Scheffler: Die Anlagen für die Schulen sind natürlich sehr groß. Sie sind fest am Boden verschraubt und bleiben da stehen. Es kann vorkommen, daß die Spiegel geklaut werden. Das ist auch schon vorgekommen. Aber äußerst selten. In Burkina ist es allerdings sehr oft vorgekommen.
Alan Bellhomo: Viele Entscheidungsträger - in Kamerun habe ich das selber so erlebt - hatten bis vor kurzem nicht an Solartechnik geglaubt. Ich kann mich noch an meine Studienzeit erinnern, wo ich diese Idee aufgegriffen hatte und auch verwirklichen wollte. Es ist mir gesagt worden: „Nein, das funktioniert bei uns nicht“. Und das, obwohl es in Kamerun schon eine sehr hohe Ausbildungsquote gibt. Man hat dort sehr viele Leute, die eine sehr gute Ausbildung haben.
Es war im Ministerium, wo mir ganz klar gesagt wurde: „Hör mal damit auf! Du kannst deine Forschungen für dein Studium machen. Aber glaub bloß nicht, daß so was hier bei uns funktionieren wird. Es wird niemals funktionieren!"
Wir müssen versuchen, in diesen Entscheidungsgremien, in diesen sogenannten Eliten, das Thema durchzubringen. Es wird auch immer sehr skeptisch gesehen, wenn Europäer kommen – und gehen einfach mal durchs Land und versuchen, irgendetwas zu machen. In so einer Konstellation ist schon vieles zum Scheitern verurteilt. Ich denke, wir sollten da viel mehr Dialog reinbringen.
Wenn es keine Fragen mehr gibt, dann können wir jetzt Schluß machen. Vielen Dank Herr Scheffler für die ganzen Informationen und die ausführlichen Details.