Wir beschäftigen uns natürlich auch mit Solartechnik - aber wir beschäftigen Jugendliche damit, und das vor allem in der Schule. Die Idee ist sehr simpel: Solarenergie als Thema in der Schule hineinzuziehen. Das ist neu. Die ganze Idee ist auch neu.
Wir als Schule machen das schon relativ lange, seit 1996. Die Verknüpfung mit Entwicklung gibt es an unserer Schule seit 1997.
Wenn man den Herrn Scheer gestern zugehört hat, versteht man vielleicht auch ganz schnell warum. Wir denken, dass das im Moment Teil der Schulausbildung sein muß. Das Treibfenster das er aufgemacht hat beträgt bei Erdöl 40 Jahre. Möglicherweise geht es uns noch so, dass wenn wir diese Erdkugel verlassen, es immer noch dasselbe Energiesystem geben wird. Bei den Jugendlichen trifft es nicht mehr zu. Meines Erachtens sind sie die eigentlichen Akteure die das umbauen müssen. Deswegen muß es ein Thema in der Schule sein. Das ist ein pädagogisches Kredo.
Vor zwei, drei Jahren ist das Projekt EduaRD entstanden. Es ist natürlich ein Wortspiel. Es setzt sich zusammen aus Education and Renovable Energie and Development. Das sind die drei Säulen auf die es fußt.
Dieses EduaRD-Projekt verknüpft nordeutsche Schulen mit Schulen aus dem Sonnengürtel dieser Welt, sei es in Lateinamerika oder Afrika. In Asien ist es nicht der Fall.
All diese Schulpartnerschaften haben ein einheitliches Thema. Wir behaupten, es gäbe eine Interessensidentität zwischen den Jugendlichen dort und uns. Es geht immer um den Einsatz der Solartechnik. Auf dieser Basis werden Schüler und auch Studenten in einem gemeinsamen Projekt zusammengeführt, das im Zielland durchgeführt wird.
Wir haben natürlich ein eminent starkes eigenes Interesse daran, unsere Schüler hier in Deutschland auf diesem Gebiet auszubilden - in moderner, zukunftsfähiger Energietechnik.
Zu diesem Zweck tun wir gut daran, auf diesem Gebiet mit Unternehmen zusammenzuarbeiten die sich ebenfalls mit diesem Thema beschäftigen. Der Grund ist einfach, dass in Schulen dieses Wissen nicht vorliegt, die Ausbildung ist nicht entsprechend. In der Physik wird Solarenergie nur stiefmütterlich behandelt und in der Technik kommt es gar nicht vor.
Inzwischen gibt es etwa zwölf, dreizehn Schulen, wesentlich aus Hamburg und Schleswig-Holsein, die solche Partnerschaften durchgeführt haben. Andere werden vorbereitet. Wir hatten es seinerzeit konzipiert auf fünf Hamburger Schulen und fünf schleswig-holsteinische Schulen. Das müssen natürlich Schulen sein die im Sekundarstufen-II-Bereich arbeiten, oder die zumindest schon 10. Klassen haben. Es ist nicht für Grundschulen gedacht. Die Schulen müssen auch ein relativ starkes Potential an Schülern und Lehrern haben.
Es gibt mehr Schulpartnerschaften mit Schulen in Lateinamerika. Wenn Sie so wollen, gibt es ein Missverhältnis zwischen afrikanischen und lateinamerikanischen Schulen.
Das Projekt selber ist finanzaufwendig, wird aber unterstützt weil es sehr medienwirksam geworden ist. Es gibt eine ganze Reihe von staatlichen Stellen aber auch von Stiftungen bis hin zu Firmen die das Projekt unterstützen.
Vorläufer gab es für dieses Projekt bei uns selber, vor allem mit unserer Partnerschule, die wir schon seit 1997 haben, die Secondary School in Ibungila, das ganz im Süden von Tanzania in den Bergen liegt. Also ganz weit ab vom Schuß. Ein sehr ländliches Gebiet in den Bergen. Meistens leben dort Kaffee- und Teebauern. Dies ist schon das zweite Projekt.
Beim ersten Projekt ging es nur um die Elektrifizierung der kleinen Schule. Wir haben da vor Ort das Zweite konzipiert. Das kam dadurch zustande, dass wir gesehen haben mit unseren tanzanischen Kollegen, dass es dort in den Bergen einen Wasserfall gibt. Seit Millionen von Jahren fällt dort Wasser aus etwa zehn Meter Höhe. Die Idee im Kopf hat uns nicht mehr losgelassen: Wir bauen zusammen ein Wasserkraftwerk hin.
Wieder zu Hause haben wir dann gemerkt was für ein Unterfangen das überhaupt ist. Vom Know-How her ist es eher was für eine Berufsschule, finde ich. Wir haben uns dann aber drangesetzt und gesagt, das müssen wir jetzt hinkriegen. Es gab technische Probleme zu bewältigen, wie z. B. beim Turbinenbau. Bei der begleitenden Schulausbildung ging es hier natürlich um Wechselspulen - ein ganzes System das ein Generator simuliert bis hin zum Container, den wir selber ausgerüstet haben und der nach wie vor steht und als Werkstatt dient. Der hat ein landesübliches Dach mit Strohbedeck, damit er nicht so heiß wird. Dann die Staumauer, die wir auch gemeinsam gebaut haben. Wir haben ca. 60 m. Stahlrohr verlegt.
Zwei Exschüler der Secondary School bedienen zur Zeit als Wasserkraftwerker das Wasserwerk. Sie haben sich eine Einkommensquelle über die Energie des Wasserkraftwerkes gesichert. Dabei geht es um das Mahlen von Mais. Bis dato gingen vorrangig die Frauen acht bis zwölf Kilometer mit einem 20-28 Kilo Sack zum Müller und den Weg auch wieder zurück. Jetzt können sie das in der Nähe der Schule machen und haben viel mehr Zeit und diese beschwerliche Arbeit sind sie los.
Die junge Frau und der junge Mann waren neun Monate in Hamburg und sind dort ausgebildet worden in den Grundlagen der Elekrotechnik um aus diesem ehemaligen Schulprojekt ein eigenständiges Handwerksbetrieb machen zu können. Sie können die daraus gewonnene Energie einsetzen um produktiv zu sein. Das war die Idee dahinter.
Das zweite Vorläuferprojekt war das in Costa Rica gemeinsam mit der deutschen Auslandsschule dort. Da ging es darum eine indianische Schule mitten im Regenwald zu elektrifizieren und die Schule selber effektiver zu machen. Costa Rica hat ein ausgeprägtes Bildungsprogramm, das über TV gesendet wird. Die Schule kann es jetzt empfangen und ihre Videokassetten einsetzen. Zwei Lehrerinnen sind dort. Sie wohnen über die Woche in einem der Schulgebäude. Sie sind gut ausgebildet und modern ausgestattet mit Notebook, das sie jetzt auch im Regenwald nutzen können. Ganz mal abgesehen von dem Licht, das jetzt in der Schule zur Verfügung steht.
Uns selber hat dieses Gerät sehr begeistert. Das ist eine Ein-Kilowatt-Solaranlage, die komplett in dieser blauen Kiste verstaut werden kann, mit der gesamten Elektronik und Regelung. Eingebaut wie eben ein Akkusatz, ist vielfältig einsetzbar und leicht transportierbar. Mit der Firma SET zusammen haben wir das EduaRD-Projekt entworfen. Der Geschäftsführer war auch gestern hier. Er selber ist auch begeistert davon, mit Schulen zusammenzuarbeiten. Sie sehen uns, und das wissen wir auch, als guten Werbeträger an für ihre Produkte. Verschiedene Interessen können sich somit Hand in Hand bewegen.
Ich beschränke mich auf die Dinge die wir als Schule gemacht haben. Bei einem anderen Projekt in Tanzania stand an ein Internat zu bauen. Das war die Idee der Schule selber, weil die Schülerzahl immer größer wurde und immer mehr Schüler den langen Schulweg nicht mehr gehen konnten. Sie sollten sich selbst verpflegen.
Das Gebäude ist von dem Dorf gebaut worden. Ein Teilprojekt war für uns - wir sollten ein Herd für das Internat bauen, das effizienter das Holz verbrennt. Gleichzeitig haben die Schüler die Pflicht eine Aufforstung zu machen, damit das Holz, das dem Dorf gehört, nicht benutzt wird. Das ist ein kubanisches Vorbild, und wurde in kubanischen Schulen entwickelt.
Die Brennkammern sind alte LKW-Felgen, die findet man oft in Tanzania am Straßenrand. Ansonsten wird das ganze ummauert und die Wärme direkt an diesen Brennkammern vorbeigeführt und über dem Abzug abgeführt. Das eigentliche Haus ist 2002 drumherum gebaut worden.
Das war auch schon eine kleine kulturelle Revolution die - ich glaube - nur mit Jugendlichen zu machen war, denn man kommt jetzt erstmals vom Kochen weg, auf die Füße.
Normalerweise gibt es ein offenes Feuer in der Hütte und die Leute sitzen drumherum und kochen sitzend. Diesmal kocht man stehend, bewegt sich und hat die Hände frei. Das Dorf war natürlich sehr interessiert daran, die Jugendlichen waren begeistert. Ich finde es eine sehr einfache Möglichkeit Änderung oder Verbesserung einzuführen. Mit landesüblichen Mitteln ganz einfach herzustellen.
Das Internatsgebäude wurde gleichzeitig elektrifiziert. Es gibt einen Wirtschafter, der dieses Internat betreibt. Er ist auch quasi zuständig für den Betrieb des Hauses und über Miete versucht das zu erreichen, was Herr Dimpl erzählt hat - eine gewisse Wirtschaftlichkeit in dieses Projekt hineinzuziehen.
Wir selber sind dann 2002 mit dem Physikkurs in Nicaragua gewesen. Dort ging die Kooperation zusammen mit der Universität von Leon. Man muß dazu wissen, dass Hamburg eine ausgeprägte und agile Städtepartnerschaft mit Leon hat. Sie existiert schon seit 20-25 Jahren schon. Speziell mit dem Institut für Agrikultur an der Universität, die ganz eng an den Fragen der Landwirtschaft im Lande arbeitet. Von ihnen kam die Idee: Nicaragua braucht Feldbewässerung.
Dafür haben wir die Solarenergie eingesetzt. Der Kurs hat das ein Jahr lang vorbereitet. Das ist bei uns Institution geworden - jedes Jahr Physikergänzungskurs mit dieser Thematik. Das ist ein freiwilliger Kurs. Damit werden die Schüler vertraut gemacht und angeworben. Sie können das wählen oder auch nicht tun.
Leon liegt an der Pazifikseite von Nicaragua. Diese Seite hat ein extremes Problem. Das Institut für Agrikultur hat eigene Anlagen zu Forschungszwecken. Sie haben ganz viel getan für die biologische Schädlingsbekämpfung. Jetzt haben sie einen Zweig aufgemacht, der sich mit der Feldbewässerung beschäftigen soll.
Anfang Mai beginnt eigentlich die Regenzeit. Die Bauern beobachten schon seit acht, neun Jahren, dass das Zeitfenster, wo der Regen fällt, extrem verknappt - von sechs auf drei Monate. Wir haben dann selber in unserem Kurs ein bisschen recherchiert und stießen auf die Prognose eines englischen Klimaforschungsinstitutes darüber, wie sich die Niederschlagsverteilung weltweit ändert, wenn die Erwärmung weitergeht.
Die Beobachtungen der Bauer deckten sich mit denen der Forschung, die derzeit läuft. Über das Jahr fehlen 3/4 Meter Wassersäule in der Region. Das ist etwa die Menge die in Hamburg runter kommt. Die gehen aber aus von einem Normalzustand von 2200 mm. im Jahr, glaube ich. Es soll sich so entwickeln, wenn sich nichts ändert und wir befinden uns möglicherweise schon in diesem Wandel, denn die Beobachtungen der Bauer läuft jetzt konstant über die letzten acht, neun Jahre. Der Regen wird nicht nur weniger, sondern wenn er kommt, dann maßiver, unverteilter, gröber. Er fließt sofort ab, weil der Boden das Wasser nicht speichern kann.
In diesem Gebiet waren normalerweise drei Ernten möglich. Derzeit sind die Bauer froh, wenn sie eine durchbringen. Die Feldbewässerung ist zur Existenzfrage für sie geworden. An der Sache sitzen wir dran.
Das erste Projekt war letztes Jahr eine Versuchsanlage für die Universität selber. Wieder mit dem Kometen realisiert, den sie eben schon gesehen haben. Ich zeige Ihnen einen Ausschnitt aus dem Film darüber.
Es gab Schwierigkeiten. Wir mussten ein unheimliches Getue beim Zoll anstellen. Inzwischen gibt es in Leon eine Solartechnikfirma, die für Wartung und Reparatur das Rückgrat bildet, von dem Herr Dimpl eben erzählt hat.
Diese Projekte laufen immer über Mittler. In Tanzania ist es ein Tanzanier gewesen, der 15 Jahre in Deutschland gelebt hat und mittlerweile auch zurückgekehrt ist. Er hat das Projekt sogar initiiert und hat uns dann immer begleitet. In Nicaragua genauso. Diese Kontaktperson ist auch zurück und baut jetzt gerade die Firma auf, die alle Reparatur- und Wartungsarbeiten für die Solaranlage übernehmen wird. Das ist von Schule zu Schule nicht mehr zu machen. Da müssen andere kommen.
Dieses Jahr geht es direkt um dem Einsatz von Pumpen bei zwei Bauern. Wir arbeiten mit der Universität zusammen. Dabei kommt zum Einsatz eine Pumpe der Firma Pumpenböse bei Braunschweig. Diese Pumpe stützt sich auf einer ganz alten Technik, der Handschwengepumpe. Sie wurde aber komplett überarbeitet.
Ich glaube sie haben damit eine Ausschreibung von Unicef gewonnen. Es ging darum eine einfache aber robuste Pumpe zu bauen, die weltweit zum Einsatz gebrach und immer noch manuell bedient werden kann. Sie hat aber schon ihren Motoraufsatz. Mit einem Schwungrad um die einzelnen Pumpbewegungen abdämpfen zu können. Das ganze wird betrieben mit einem 150Watt-Modul.
Das arbeitet jetzt bei einem Bauern auf dem Hochtank. Das ist sehr sauberes Wasser und der Bauer will das gleichzeitig als Trinkwasser benutzen. Die Pumpen arbeiten sehr gut.
Zum Einsatz kommt auch eine moderne Taupumpe, ein dänisches Modell, kennt jeder der sich mit Pumpen beschäftigt. Die arbeitet auf einer Tropfwässerung. Ein 0,5-Solargenerator. Wir haben etwa 4800 Tropfstellen gelegt. Das sind letzten Endes 4800 Pflanzen.
Die Überlegung ist auch wichtig für uns selber geworden, dass man dann die Solarenergie sogar bevorzugt einsetzt, wenn sie produktiv genutzt werden kann. Hier wird sie unmittelbar dem bäuerlichen Betrieb helfen seine Produktionsart zu verbessern und entscheidend zu erhöhen.
Thema unseres Kurses ist immer die regenerative Energietechnik. Wir wenden uns existentiellen Zukunftsfragen zu. Wir machen das praxisbezogen. Wir halten nichts davon, wenn man Jugendlichen eine Katastrophenstimmung nahe bringt, das wollen sie auch selber nicht. Wir denken, dass die Jugend eher so gestrickt ist, dass sie sagen: Das wird zwar schwer, aber wir packen das mal an. Dieses Thema erlaubt es. Sie können sich an dieser Energiewende unmittelbar beteiligen.
Es hat für uns als Schule noch einen weiteren Zweck. Wir wollen natürlich auch die Physik attraktiv machen. Wir wollen nicht über Pisa reden.
Das ganze können Sie auch lesen auf der Internetseite, die aber nicht mehr ganz aktuell ist. Ich hoffe Sie haben einen Eindruck gekriegt.
http://www.gsbl-hh.de/Schwerpunkte/Solarenergie.php
Vielen Dank.