Wenn wir mit unseren Solarkochern auf Messen gehen, hören wir immer wieder Aussagen, wie: „Solarkocher sind ja so toll für Afrika“.
„In Afrika scheint ja immer die Sonne und die Afrikaner haben immer Zeit und nichts zu tun“. „Es wäre doch gut, wenn die Solarkocher benutzen könnten, anstatt die Wälder abzuholzen“.
Ein bisschen provozierend gesagt: „Damit die Afrikaner nicht ihre letzten Wälder abholzen müssen, sollte jede afrikanische Familie den gleichen Zugriff haben auf Gas und Strom wie wir“.
„Die Afrikaner sollen ökologisch kochen“. Die Frage nach der Logik müssen wir uns mal stellen. Jedesmal, wenn wir ein Auto tanken, könnte eine afrikanische Familie ein halbes Jahr oder ein Jahr lang damit kochen.
Wir sind immer sehr schnell dabei, Lösungen für andere Leute zu finden. Wir brauchen meistens etwas länger, um Lösungen für unser eigenes Leben zu finden. Das ist der Denkanstoß, den ich geben möchte.
Wir sollten uns fragen, wie denn das Verhältnis ist, zwischen unserem Reichtum und der Armut in der Welt.
Das sind so Fragen, die man sich stellen muss, wenn man mit Solarkochern arbeitet.
Die Geschichte der Gruppe ULOG hat so begonnen, dass Ulli Ohler und seine Frau Lisl in den 70er Jahren an einem Projekt in Botswana mitgearbeitet haben - und da hatte ein Lehrer einen Solarkocher dabei. Den gibt es nämlich schon lange. Und dann hat der Ulli gesagt: „Ach, das ist doch toll, kocht doch so! Das kann man doch gleich verbreiten im ganzen Land!“
Und dann kam die Frage von den Leuten in Botswana auf: „Ja, braucht ihr das denn zuhause auch? Wie kocht ihr denn zuhause?“
Dann hat der Ulli gesagt: „Wir kochen mit Gas und mit Strom“.
Dann haben die Leute im Land gesagt: „Dann wollen wir es auch nicht. Wir kriegen immer solche Ausschussware aus Europa, die ihr selber gar nicht braucht“.
Da hat der Ulli sich gesagt: „Da ist was dran. Jetzt gehe ich zuerst mal nach Hause, entwickle das weiter, mache meine Hausaufgaben, koche auch so zuhause - und dann komme ich wieder“.
Und so hat sich diese Gruppe ULOG gebildet, vor 20 Jahren.
Soweit es geht, möchten wir auch selber leben, was wir den anderen Leuten empfehlen.
Wir setzen uns für solare Kleintechnologien in Europa und in den armen Ländern ein. Es ist uns ganz ganz wichtig - dass wir beides vorantreiben.
Noch eine kleine Anmerkung, die ich machen wollte: Es geht nicht nur darum, einfach den eigenen Kocher anzupreisen, sondern darum, den richtigen Kocher am richtigen Ort einzusetzen - auch wenn EG-Solar draufsteht und nicht ULOG.
Wir sind inzwischen so weit, dass nicht mehr jede Gruppe darum kämpft, den eigenen Kocher einzusetzen. Wir haben uns da schon weiterentwickelt in den letzten 20 Jahren.
ULOG ist sehr locker organisiert von vielen Leuten, die Eigeninitiative haben. Wir haben kein Zentralbüro, das Projekte aufschreibt und die Leute irgendwo hinschickt. ULOG ist mehr ein Netzwerk. Wir treffen uns 1-2 x jährlich, um uns auszutauschen. Wir arbeiten, so gut es geht, zusammen.
Aus juristischen Gründen wurde die Gruppe ULOG in der Schweiz und in Süddeutschland in den Verein GLOBOSOL integriert. Wenn sie also die beiden Namen sehen - die sind verhängt.
GLOBOSOL ist der Verein, der Gelder sucht für Projekte - hauptsächlich im Ausland. Die Gruppe ULOG ist ein kleiner Teil dieses Vereins. Das sind die Leute, die aktiv sind - während die anderen Mitglieder hauptsächlich ihre Beiträge zahlen, um das Ganze zu finanzieren.
Es gibt aber noch andere Kinder dieser Gruppe ULOG. Zum Beispiel ULOG-solar in Deutschland, unter anderen.
Über was ich heute sprechen will: Es geht wirklich um die Imagepflege des Kochers. Der Kocher hat oft so ein Image vom Arme-Leute-Kocher - und das kann sich schlecht auswirken, weil viele Leute eben nicht einen Arme-Leute-Kocher wollen. Gerade arme Leute möchten ja oft imitieren, was in Europa passiert. Die möchten lieber einen Golf als einen schönen Wagen, ein Arme-Leute-Ding.
Wenn wir auch in Europa damit kochen, dann tun wir was für die Imagepflege der Technologie. Das ist mir ganz ganz wichtig.
Wir setzen es einfach ein, ganz natürlich, so gut es halt geht. Es ist ja klar, wir haben nicht die gleichen Sonnenverhältnisse wie in vielen Ländern Afrikas.
Die Leute fragen oft: „Was kann ich denn tun, um etwas zur Verbreitung beizutragen? Soll ich einen Kocher kaufen und nach Afrika schicken?“
Das Erste, das wir machen können: Auf dem eigenen Balkon beginnen damit zu kochen. Wenn es der Nachbar sieht, denkt er vielleicht auch was dabei.
Den Virus vom Kocher weiterverbreiten, indem man selber kocht und das auch ein bisschen sichtbar macht.
Was oft vorkommt in unserer Arbeit: Wir kriegen Telefonanrufe, wo gesagt wird: „Ich muss ganz dringend die Baupläne von dem Kocher haben, weil ich Sonnenkocher für Afrika so super finde. Ich gehe nämlich gleich für ein Projekt nach Afrika und möchte das dort verbreiten - in dem und dem Land“.
Das kommt immer wieder so vor. Und da sage ich dann immer gleich: „Halt! Schrittweise vorgehen. Erst dir das Kochen selber lernen. Spar dir das Andere für die nächste Afrikareise auf. Erst wenn du das selber kannst, kooperiere!“
Nur wer selber die Benutzung des Kochers kennt, der kann überhaupt glaubwürdig auftreten. Wenn man mit den Bauplänen unterm Arm in einem Dorf in Afrika auftaucht, einen schlechten Kocher baut und alle Anfängerfehler dort macht, ist es gleich vorbei. Dann kann man nicht überzeugungsfähig sein.
Sie sehen, wie ich das bewerte: Der Bau ist ganz klein geschrieben und die Benutzung bedeutend größer. So sehe ich auch die Gewichtigkeit der beiden Punkte. Viele Projekte konzentrieren sich auf den Bau von Sonnenkochern - als wenn der Bau das Wichtigste wäre und danach ginge alles von selbst.
Der Bau dauert einen Tag oder eine Woche, je nachdem. Aber die Benutzung dauert Jahre. Also, die Benutzung muss als ganz wichtig angesehen werden.
Womit ich auf Projekte zu sprechen komme - nicht dass ich nur davon spreche, wie gut der Sonnenkocher für Europa ist. Ich bin natürlich klar davon überzeugt, dass gerade in Afrika der Sonnenkocher sehr viel helfen kann, Holzprobleme, Holznutzung und viele andere Probleme zu lösen.
Es gibt tatsächlich in Afrika Gebiete, die unheimlich gute Sonneneinstrahlung haben - vor allem im Süden. Im Norden an der Küste wohl auch. Wobei man hier in Europa ein bisschen übertriebene Ideen hat. In der Sahara zum Beispiel hat es nicht 10 x mehr Sonne als in Europa. Vielleicht ist es doppelt soviel wie in Süddeutschland.
Es gibt Gebiete, wo wirklich super Sonnenschein herrscht in vielen Monaten. Und was dazukommt, sind die Gebiete, in denen wir Holzprobleme haben. Das ist gekoppelt. Dort, wo die Sonne am meisten scheint, hat es auch schon zu Beginn wenig Bäume gehabt und jetzt hat es eben noch weniger, weil immer mehr davon benutzt werden.
Der Sonnenkocher kann dann doch sehr viel gegen diese Probleme helfen. Es ist also sinnvoll, Solarkocherprojekte durchzuführen.
Ich habe hier meine eigene kleine Liste mit den Punkten, die zu so einem Projekt gehören - auf jeden Fall zu den Projekten, die ich gesehen habe – und ich habe schon viele gesehen in den ganzen Jahren.
Es ist wichtig, dass wir eine Initiative vor Ort haben. Wenn wir Schweizer oder Deutsche nur in ein Dorf reisen, einen Kocher machen und wieder abreisen, kann es nicht funktionieren. Wir müssen jemanden vor Ort haben. Es muss eine Initiative oder eine Organisation in dem Land vor Ort sein. Wir selbst sind ja nur die Helfer, damit das richtig funktionieren kann.
Ein Projekt muss längerfristig angelegt sein. Ich spreche manchmal von Entwicklungstourismus. Man kann nicht eine Woche hinreisen und einen Kocher bauen und denken, man hätte das Problem im Land gelöst. Ein richtiges Projekt muss längerfristig angelegt sein.
Es darf sich nicht nur auf den Bau konzentrieren, sondern auch auf die Benutzung. Das bedeutet: Es muss Kochdemonstrationen geben und eine Betreuung der Leute, die während einer gewissen Zeit kochen.
Der Vertrieb muss irgendwie organisiert werden und, ganz klar, der Verkauf, das Kreditwesen. In sehr sehr vielen Gebieten werden Sie niemanden finden, der so einfach 50 Euro hinblättert für einen Sonnenkocher. Das Projekt muss immer auch mit dem Vertrieb und dem Kreditsystem gekoppelt sein.
Und natürlich muss man auch versuchen, die Technologie zu finden, die sich am besten für diesen Ort eignet.
Ich kenne den Fall von Mauretanien, wo einfach alles in Dampf gekocht wird. Der Reis wird im Dampf gekocht und Couscous wird im Dampf gekocht. Mit einem Boxkocher kann man dort also relativ wenig machen. Mit einem Parabolspiegel aber wesentlich mehr.
Da muss man dann einfach die Technik anwenden, die sich am besten für die lokalen Rezepte, für die lokalen Begebenheiten eignet.
Und die letzte Linie: Natürlich darf man auch einen Kocher an Freunde verschenken, auch wenn das im Gegensatz zu einem längerfristigen Projekt steht. Ich will nicht sagen, dass Sie Ihren afrikanischen Freunden nicht einen Kocher schenken dürfen. Das ist sicher auch erlaubt.
Dann komme ich schon zu meiner ersten Zusammenfassung: Warum kochen wir in Europa überhaupt mit Sonnenenergie?
Ein Punkt, der oft vorkommt, ist Solidarität mit dem Süden. Sehr sehr viele Leute, die solar kochen, sind mit Afrika oder mit Entwicklungshilfe beschäftigt und möchten damit ein Zeichen der Solidarität setzen.
So ein Kocher macht auch Spaß. Es gibt keine einfachere Möglichkeit, zu kochen. Man kann nichts falsch machen, es brennt nicht an, es kocht nicht über. Wenn man sich ein bisschen organisiert, gewinnt man viel Zeit - weil man nicht dabeistehen muss. Man muss nicht warten, bis es fertig ist.
Man füllt den Kocher morgens, geht arbeiten, kommt mittags nach Hause, öffnet den Kocher und isst. Man kann sich das Leben also vereinfachen mit einem Solarkocher. Das kenne ich aus persönlicher Erfahrung.
Solarkocher sind auch eine Möglichkeit für Mieter, Sonnenenergie einzusetzen. Viele Leute sagen: „Ich kann ja keine Solaranlage auf mein Haus bauen, weil ich nur in einer Wohnung wohne“. Aber man kann den Sonnenkocher sehr gut auf den Balkon stellen. Das ist bei den meisten Leuten möglich.
Solarkocher eignen sich auch sehr gut für Schulen. Ich denke, man kann sehr viele Gebiete oder Fächer in einen Solarkocherbau integrieren. Ich denke, mit einem einzigen Kocher, der in einer Schule gebaut wird, können mehrere Lehrer zusammenarbeiten.
Der muss zuerst mal gebaut werden in einer Werkstatt mit den Schülern. Man kann damit Geographie und Entwicklungshilfe besprechen. Im Physikunterricht kann man die ganzen Wirkungsgrade berechnen: Wieviel Sonne kommt rein und wieviel Wasser kochen wir damit? Wie ist überhaupt die Sonneneinstrahlung? Man kann damit im Kochunterricht kochen.
Damit gehe ich über zu dem „wie?“ Welche Arbeit betreiben wir denn jetzt seit mehreren Jahren in Europa um die Sonnenkocher zu verbreiten?
Da sind einmal die Baukurse. Wir bauen immer wieder Kocher mit den Leuten zusammen. Wir halten Vorträge. Wir verkaufen die Kocher, die Baupläne, die Accessoires, die Töpfe, die Thermometer.
Wir haben Kocher, die ein bisschen mehr für Europa gedacht sind, wie den Campingkocher. Zwischen Juni und September demonstrieren wir das Kochen, so gut es geht. Wir sind immer wieder unterwegs mit der rollenden Solarküche - die Sie draußen vielleicht schon gesehen haben - die meistens als Solar-Crêperie unterwegs ist. Und natürlich gehen wir auch über das Internet. Das ist ja ein wichtiger Informationskanal heute.
Wir fragen uns jetzt einfach: Welche anderen Leute können wir noch ansprechen?
Das wären einmal Leute, die Camping machen. Dazu haben wir den Kocher etwas umgebaut, vom Design her - dass er außen diesen Rucksackstoff hat. Der ist auch leichter geworden: 5 kg statt 9 kg. Von der Benützung her ist es aber der gleiche Kocher geblieben. Er kostet als Bausatz gegen 200 Euro und ist in der Schweiz hergestellt.
Die meisten Leute, die den Kocher benutzen, sind entweder ökologisch interessiert oder an Entwicklungshilfe interessiert. Das sind die beiden Gruppen, die wir ansprechen.
Michael Götz:
Die Kochkiste kann immer beides: Backen und kochen. Getreide, Reis, Gemüse und Fleisch, das man kocht. Braten geht auch, grillen nicht. Also alles, was man im Ofen macht: Kuchen, Brot, Kekse.
Durch die Kocher, die wir in Europa vertreiben, wollen wir andere Leute ansprechen. Da gibt es den Eurokocher aus dem Hause Scheffler. Da ging es darum, dass wir einen schönen Kocher für Europa haben wollten - so ein Topmodell, das vielleicht auch etwas teurer ist. Es geht darum, Leute durch ein wirklich tolles Design anzusprechen.
Ich sehe auch den Papillon hier auf der Konferenz stehen, der ganz aus Edelstahl gefertigt ist.
Michael Götz:
Nur die Schefflerspiegel haben ein Nachführsystem integriert. Es gibt in der ganzen Palette der Kocher wenige, die automatisch nachgeführt werden. Nur die High-End-Kocher sozusagen.
Was wir den ganzen Sommer über machen, ist die Arbeit mit der rollenden Solarküche, der Solar-Crêperie.
Die Idee war einfach, zu den Leuten zu gehen. Nicht zu warten, bis jemand anruft, jemand einen Brief schreibt oder sich über die Kocher informieren möchte.
Wir gehen zu den Leuten hin mit unserem Hänger - auf eine Messe oder auf ein Festival. Wir kochen dort, um die Leute anzusprechen.
Wir haben inzwischen 2 Anhänger, die von Herrn Koch gespendet wurden. Dort sind die ganzen Kocher drin. Wenn wir irgendwo draußen stehen, soll das Ganze ja wirklich groß und ein Blickfang sein. Man soll von weitem sehen, dass da große Kocher stehen.
Die größere Küche wurde 1997 in Betrieb genommen, mit noch einer kleineren dazu.
Die Idee war, eine Küche zu machen, die man ausleihen kann. Aber, wir haben leider nicht erreicht, dass sich die Küche auch von selbst erklärt. Man kann die Küche also nicht ausleihen, ohne gut ausgebildet zu sein. Normalerweise leihen wir die Küche gar nicht ohne Personal aus.
In der Küche sind 2 Schefflerspiegel drin, mit denen wir die Pfannkuchen machen. Die Spiegel haben inzwischen beide eine Photovoltaik-Nachführung. Früher hatten die eine Nachführung durch ein mechanisches Uhrwerk.
Wir haben auch einen Boxkocher drin, für Kuchen. Dann einen Warmhaltekorb - mit dem man zum Teil die Kapazität eines Kochers verdoppeln kann. Wenn man nur ankocht und dann im Korb weitergaren lässt, kann man gleich die nächste Ladung im Kocher aufheizen.
Es ist eine komplett eingerichtete Küche. Wir haben die ganzen Utensilien drin. Es ist auch ein Spülbecken drin.
Es ist ziemlich kompliziert, wenn wir auf eine Messe fahren. Dann wollen wir einen guten Platz kriegen, weil wir ziemlich anspruchsvoll sind. Die Küche muss genau von Osten nach Westen zeigen, damit die beiden Parabolspiegel perfekt Richtung Süden zeigen. Wir müssen einen Ort finden, wo von morgens bis abends Sonne ist. Und wir müssen auch überlegen, wo dann Schatten kommt.
Tatsächlich ist es so: Wenn am späten Nachmittag eine große Schlange Leute falsch vor der Küche stehen, haben wir viel Schatten auf den Spiegeln. Dann geht es noch bedeutend länger. Dann stehen die Leute also noch länger an.
Schön ist, dass wir von innen her kochen. Das Prinzip der Schefflerkocher ist ja eigentlich, dass man im Haus drinnen kocht und der Spiegel draußen steht.
Wir imitieren das Prinzip, indem der Kocher draußen steht und wir dann von der Küche her arbeiten, also vom Hänger her. Wir stehen da drin, im Schatten, und können da in guter Arbeitshöhe kochen.
Die Kapazität der Küche ist etwa 30 Pfannkuchen pro Stunde, auf den beiden Kochern zusammen - wenn gute Bedingungen herrschen. Man darf es auch nicht überschätzen, was wir machen können.
Wir haben Einsätze in der Schweiz, Deutschland, Frankreich - einmal sogar in Kroatien.
Ein typisches Beispiel für den Einsatz dieser Küche ist ein Musikfestival in der Schweiz. Ein Festival, das ganz mit erneuerbaren Energien gespeist wird, auch was die Musik betrifft. Es ist ein mittelgroßes Festival mit 9000 Besuchern. Wir haben Pfannkuchen verkauft und - was speziell war - heißer Käse und Kartoffel aus dem Boxkocher. Das ist eine Spezialität aus der Westschweiz.
Andere Beispiele sind Ökomessen und Märkte. Es gibt einen sehr schönen Markt bei uns in der Nähe - bei Neuchâtel. Das war früher ein Bauernmarkt. Inzwischen ist er als Ökomarkt sehr groß geworden.
Normalerweise ist es so, dass wir auf einer Seite des Hängers kochen und auf der anderen Seite verkaufen. Gestern haben Sie den Kaffee von der Spiegelseite her geholt. Aber meistens ist es einfacher, die Leute hinten zu bedienen.
Wir haben auch Großeinsätze. Manchmal werden wir von Greenpeace oder von WWF in der Schweiz gemietet. Da haben wir einmal innerhalb eines Nachmittags 250 Portionen Couscous gekocht. Das war ein harter Einsatz, weil wir erst um 13 Uhr auf das Gelände durften.
Wir waren auf dem Bundesplatz in Bern - genau vor der Schweizer Regierung.
Bei diesem Einsatz mussten wir die Warmhaltekörbe einsetzen. Wir hatten 3 Kocher zur Verfügung - und mussten um die 60 kg Gemüse durchkochen. Da mussten wir rotieren: Eine Portion heiß machen, in den Korb, nächste Portion heißmachen. Hin und her. So haben wir es geschafft - um 18 Uhr war alles bereit.
Ein letztes Beispiel sind Schullager oder Jugendgruppenlager. Wir haben in der Schweiz Projektwochen, wo Schulklassen Solarkollektoren bauen, z.B. auf ihrem Schulhaus. Das sind wirklich sehr tolle Einsätze, wo die Klasse eine Woche lang die halbe Zeit auf der Baustelle auf dem Dach arbeitet um Solarkollektoren aufzubauen. Die restliche Zeit haben sie Spezialkurse zu Energiefragen.
In diesen Lagern wird zum Teil auch gekocht. 2-3 Schüler von der Klasse kochen dann mit uns zusammen das Mittag- oder Abendessen. Da kochen wir dann für 15-25 Personen mittags und abends.
Wir haben also mit der Solarküche ein Instrument, das - solange die Sonne scheint - wirklich super überzeugt. Wenn die Sonne nicht scheint, steht die Küche halt im Regen draußen. Dann schauen die Leute ein bisschen komisch.
Diesen Sommer hatten wir natürlich Glück. Meistens war es Superwetter, wenn wir im Einsatz waren. Ein Problempunkt ist aber, dass wir sehr lange brauchen, um auf- und abzubauen. Bis die Küche steht und die Kocher ausgerichtet sind, vergehen schon 1-3 Stunden. Und, wie gesagt, wir können die Küche nicht ausleihen, ohne selber dabei zu sein.
Man stellt sich natürlich auch die Frage, ob sich die viele Autofahrerei lohnt. Hier hochzufahren nach Düsseldorf aus der Schweiz war schon ein bisschen verrückt, ehrlich gesagt.
Wir fahren natürlich auch sonst viele Stunden. In normalen Jahren kommen wir auf etwa 3 km pro Crêpe. Man muss das ganz klar sehen. Aber ich hoffe, dass die Fahrerei nicht vergebens ist.
Natürlich ist auch immer der Stand, der daneben ist, ein paar km gefahren. Es ist ja nicht so, dass die Anderen nicht fahren würden. Das sind so Fragen, die man sich manchmal stellt.
Was jetzt ganz neu ist, seit letztem Jahr: Wir arbeiten mit einem Hitzespeicher. Den haben wir allerdings nicht mitgenommen.
Die Leute haben oft mittags, wenn es heiß ist, noch keine Lust auf Pfannkuchen, und gegen 5 Uhr, wenn die Sonne schwächer wird, haben sie Lust auf Pfannkuchen. Deshalb haben wir diesen Hitzespeicher gebaut, den man tagsüber gut aufheizen kann um dann am späten Nachmittag weiter Crêpes zu machen - bis der Speicher dann eben leer ist. Man kann nicht die ganze Nacht weiter Pfannkuchen machen - soviel Energie steckt da nicht drin. Aber auch wenn eine Wolke kommt, kann man schön weitermachen.
Technisch gesehen ist das ein Speicher, der mit Zinn gefüllt ist und mit dem Phasenübergang arbeitet. Das bedeutet: Das Zinn schmilzt bei 230 Grad, nimmt dabei Energie auf - und wenn das Metall wieder fest wird, kommt diese Energie wieder raus - bei der gleichen Temperatur. Das Zinn ist natürlich in einem Gefäß aus Stahl drin, das sehr gut isoliert ist.
Wir können entweder den Speicher nur mit Wärme füllen, mit einem Deckel drauf, gut isoliert. Wir können gleichzeitig den Speicher von unten heizen und oben Wärme abziehen, indem wir Pfannkuchen machen.
Wenn dann die Sonne weg ist, können wir den entweder aufbewahren, in dem wir unten und oben isolieren, oder unten isolieren und oben solare Pfannkuchen backen, bis der Speicher wieder leer ist.
Wir kommen auf bis zu 450 Grad im Speicher - was natürlich schon zu heiß ist für Pfannkuchen.
Wir haben zuerst dieses Speichergefäß geschweißt und dabei ein kleines Loch gelassen. Wir haben ihn dann im Focus eines großen Schefflerspiegels aufgeheizt und das Zinn stäbeweise durch das Loch reingeschoben. Danach bei 400 Grad zugeschweißt.
Die Idee war, eine Kilowattstunde über 180 Grad zu schaffen. Eine Kilowattstunde wäre 10 Liter Wasser ohne Verluste zum Kochen zu bringen.
Wenn ich den Speicher auf 400 Grad heize und einen Pfannekuchen nach dem anderen mache, dann kann ich etwa 30-35 Pfannkuchen hintereinander machen - bis der Speicher 180 Grad hat. Dann ist es aus für die Pfannekuchen. Drunter geht es nicht mehr.
Damit wäre ich schon beim Sonnenuntergang angekommen.
Ich hoffe, ich habe Ihnen Lust gemacht, selber auch zu kochen oder auch nur Crêpes zu essen.
Michael Götz: Das ist hier ziemlich einfach, weil die Prospekte alle draußen liegen - mit Preisen. Ich persönlich habe eine Preisliste aus der Schweiz. Ich verschicke mehr Kocher nach Frankreich als nach Deutschland - weil es in Deutschland andere Adressen gibt.
Wir haben das ganze Angebot von den Plänen über die Bausätze bis zu den fixfertigen Kochern. Die gibt es zu erwerben bei gewissen Werkstätten. Die Prospekte liegen draußen. Auf meiner Internetseite (www.cuisine-solaire.com) finden Sie alles, was aus der Schweiz kommt. Dort sind auch die Preise drauf.
Ich danke Ihnen für Ihr Interesse.