Solarenergie für Afrika

Konferenz in Düsseldorf vom 4.-6. September 2003

Solarthermische Wasserentsalzungsanlage für dezentrale Anwendung in Sfax / Tunesien

Ein Gemeinschaftsprojekt der Philipps-Universität (FB 15, Institut für Physi-kalische Chemie) und der Behindertensportgemeinschaft Ebsdorfergrund e.V.

Dr. Hermann Uchtmann

Eine lebensnotwendige Ressource wird knapp. Klimaveränderungen, wachsende Weltbevölkerung und zunehmende Industrialisierung führen insbesondere in den Entwicklungs- und Schwellenländern zu teilweise dramatischer Wasserknappheit. Die Zahl der heute ohne Zugang zu sauberem Wasser lebenden Menschen wird weltweit auf 2 Milliarden geschätzt.

Handlungsbedarf

Nur mit Hilfe erneuerbarer Ressourcen kann das Wasserproblem nachhaltig gelöst werden, und dies muss im Rahmen eines integrierten Gesamtkonzepts erfolgen, das auch den effektiven Einsatz des Wassers einschließt. Marktwirtschaftliche Konsequenz einer Verknappung sind steigende Preise und diese werden sowohl für Energie wie für Wasser darüber entscheiden, welche Konzepte in der Zukunft Bestand haben.

Projekt:

Für eine landwirtschaftliche Kooperative, die geistig und körperlich behinderte junge Menschen versorgt und ausbildet, wurde ein neues Konzept für eine solare Wasserentsalzungsanlage entwickelt. Die Notwendigkeit ergab sich daraus, dass der eigene Brunnen der Kooperative durch die permanente Wasserentnahme zunehmend versalzte. In Verbindung mit einer ebenfalls installierten Tröpfchenbewässerung kann die Anlage die landwirtschaftlichen Flächen hinreichend mit Wasser versorgen.

Technische Daten:

Verdampfermodul mit Titan-Wärmetauscher und Kontrolleinheit
Solareinheit bestehend aus:

Kosten der Anlage:

Unter der Annahme einer Lebensdauer der Anlage von 15 Jahren, einem Zinssatz von 5 % und Kosten für Instandhaltung von 1 % ergibt sich ein Wasserpreis von 28 € / m3 für diese Pilotanlage.

Serienfertigung und weitere Optimierung der Komponenten würden den Preis für einen Kubikmeter auf unter 10 € / m3 senken. Kombiniert mit effektiver Wassernutzung (Tröpfchenbewässerung) ist dieser Preis insbesondere für Insellösungen konkurrenzfähig.

GOR ( Modul)
Kollektoren, Wärmespeicher, Ausrüstung
Aufstellungskosten

Summe
35 000 €
18 500 €


5 500 €

59 000 €
Ausblick

Die Anlage erfüllt in vollem Umfang die an sie gestellten Erwartungen: Sie wurde in der zweiten Projektphase bezüglich Destillatproduktion, energetischer Effizienz und Wartungsfreundlichkeit an die lokalen Gegebenheiten angepasst. Der Wasserpreis der Pilotanlage ist vergleichsweise hoch.
Trotzdem sind die Gesamtwasserkosten der Kooperative nach Abschluss des Projekts stark gesunken, da gleichzeitig der Wasserverbrauch deutlich zurückgegangen ist.
Gegenüber früher ist eine Reduktion des Wasserverbrauchs um etwa 40 % zu verzeichnen. Das Projekt hat den Umgang der Menschen mit dem Wasser bewusster gemacht. Die Konsequenz sind effektivere Verwendung und deutliche Einsparungen im Verbrauch.
In einem laufenden Anschlussprojekt mit der Firma GFM Geo-Forschungsgruppe Marburg GmbH wird zur Zeit untersucht, inwieweit auch geothermische Energie anstelle von Solarenergie zur Wasserentsalzung genutzt werden kann und welche Voraussetzungen für eine wirtschaftliche Nutzung erfüllt sein müssen.


Zum vollständigen Text des Vortrags