Guten Tag, meine Damen und Herren, ich möchte mich kurz vorstellen. Ich komme aus Ghana, habe hier in Deutschland studiert und arbeite in der Ökosystemforschung.
Ich arbeite an zwei Fronten: In Deutschland arbeite ich über das Thema Waldsterben und in Ghana arbeite ich gegen die Abholzung der Regenwälder.
Ich habe ein Schulprojekt vorzustellen. Gestern hatte ich schon einen Film gezeigt über Abholzungsproblematik in Ghana.
Über allgemeine Information über Ghana will ich verzichten, aber über das Schulwesen möchte ich folgendes sagen: Unser erster Ministerpräsident Kwame Nkrumah hat 10 Jahre im Ausland studiert, und wollte, als er zurückkam, alles so machen, wie er es vom Ausland her kannte.
Damals gab es sehr wenig Schulen. Er hat eine Schulpflicht eingeführt. Alle Kinder mussten in die Schule gehen. Das war damals nicht einfach, denn die Eltern wollten ihre Kinder nicht loslassen.
Kwame Nkrumah hat dann das Problem sehr geschickt gelöst: Entweder die Eltern schicken ihre Kinder in die Schule oder sie bezahlen Steuern. Da die Eltern keine Steuern bezahlen wollten, haben sie ihre Kinder dann in die Schule geschickt. Ich habe damals auch davon profitiert. Sonst wäre es nicht möglich für Kinder gewesen, einfach in die Schule zu gehen.
Damals waren es viele Schüler auf einmal und überhaupt keine Schulklassen. Deswegen haben wir unter Schattenbäumen Unterricht bekommen. Nur wenn es regnete, gingen wir in Klassenzimmer. Unter Bäumen war es ein gutes Klassenzimmer für uns.
1995 ging ich nach Ghana in meine alte Schule - und habe festgestellt, daß es überhaupt keine Bäume mehr auf dem Schulhof gab.
Deswegen habe ich erstmal den Lehrern gesagt, wie es damals war und bin dann in die Forstverwaltung gegangen, um Bäume einzukaufen. Die habe ich den Kindern gegeben, damit sie die einpflanzen und pflegen. Ich wollte, daß die Kinder selber diese Bäume pflanzen, pflegen, schützen, damit sie ein anderes Verhältnis zu Bäumen und zum Regenwald bekommen.
Erstmal müssen die Kinder Schattenbäume bekommen. Es ist für die Schüler schöner, unter Bäumen zu sitzen, als wenn es kahl ist. Auch das Gebäude schützt es gegen Unwetter und den Boden vor Erosion.
Noch ein Punkt: Die Erweiterung von Wohneinrichtungen durch Schulhöfe.
Damals hatten die Schulen ganz große Grundstücke gekriegt - aber jetzt expandieren die Ortschaften und man will einen Teil von den Grundstücken wiederhaben, wo nichts draufsteht. Ich bin sehr daran interessiert, alle diese Grundstücke mit Bäumen zu bepflanzen, damit diese Grundstücke nicht bebaut werden können und als Schulhöfe bleiben.
In Ghana verschwindet der Regenwald, Schulhöfe sind ohne Bäume und ohne Gras. Deswegen haben wir einen Verein in Göttingen gegründet (AK Regenwald in Afrika) für die Einrichtung von Schulwäldern in Westafrika.
Wir gehen in Ghana in die Schulen und erklären den Schülern, warum sie dieses Projekt mitmachen sollen. Danach bekommen sie die Bäumchen und müssen die pflanzen und beschützen. Bei uns laufen ja die Tiere herum, und wenn die Bäume nicht beschützt werden, fressen die Tiere sie auf.
Sobald die Bäume größer sind, braucht man das aber nicht mehr zu machen.
Es ist von Schule zu Schule verschieden, was die dann pflanzen. Wir nehmen mit Absicht Bäume, die schnell wachsen, damit die Kinder das sehen können. Erstmal Schattenbäume und Bäume, die schnell wachsen. Die meisten sind Akazien. Akazien wachsen schnell und sind immergrün. So haben die Kinder immer Schatten.
Wir haben die Kinder in einer Schule gefragt, was sie gerne haben wollen. Sie haben gesagt: Wir wollen einen Fußballball haben. Ghana ist eine Fußballnation – Samy Kuffor spielt zum Beispiel für Bayern München. Dann habe ich einen Fußball für diese Schüler gekauft. Plötzlich kamen viele Schüler von anderen Schulen zu mir und wollten auch Bäume pflanzen um einen Fußball zu bekommen.
Die Regierung macht bis jetzt gar nicht mit. Sie haben aber gesehen, daß plötzlich alles grün wurde – und dann wollte die Regierung auch teilhaben. Deswegen ist sie in die Schulen gegangen und hat einen Aufforstungspreis an die Schüler verliehen. Aber was hat die Regierung gemacht? Sie haben nur die Lehrerschaft in ein Hotel eingeladen und dann haben sie gegessen und sonst was gemacht - und die Kinder hatten gar nichts davon.
Ich habe dann einen Preis ausgestaltet und eine Kommission gebildet für Schulen, die dieses Projekt mitmachen. Die wurden benotet. Und der erste Schüler hat einen Preis von 100 Mark, damals 1997, bekommen. Der Zweite 70 Mark und der Dritte 50 Mark.
Am Anfang hatten wir überhaupt keine Unterstützung bekommen. Ich habe viel selber reingesteckt, weil ich selber in Deutschland arbeite und mit dem, was ich verdiene, habe ich viel. Das habe ich dann ins Projekt gesteckt.
Ich habe den Kindern in Ghana versprochen: Wenn ich nach Deutschland gehe, werde ich auch in die Schulen gehen, um Partnerschaften zu vermitteln. Deswegen haben wir zur Zeit fast 7 Schulen in Deutschland, die Partnerschulen in Ghana haben. Wenn eine Institution eine Spende gibt, suchen wir eine Schule in Ghana aus und dann richten die Kinder diesen Wald auf.
Der Drittweltladen in Dettingen, in der Nähe von Konstanz, hat als Partnerschule die Nyakrom Methodist Primary „B“ School in Agona Nyakrom. Wir haben diesem Projekt dann den Namen von Dettingen zugeteilt. Ein Dettingerwald in Ghana.
Am Anfang haben wir erst die Bäumchen gekauft. Inzwischen haben wir unsere Kleinbaumschule eingerichtet. Unser Gärtner ist für 3 Wochen nach Deutschland gekommen, um ein Praktikum bei der Landwirtschaftskammer zu machen. Er ist jetzt wieder in Ghana, um dieses Projekt weiterzuführen.
Von der Umwelt-Lotterie-Bingo haben wir Hilfe bekommen und 10 Hektar Wald gekauft. Auf diesem 10-Hektar-Grundstück wollen wir eine Baumschule einrichten. Deutsche oder Ausländer, die nach Ghana gehen, oder Ghanaer wählen dort einen Baum aus, Mahagoni oder Teak. Die spenden dafür und dieser Baum wird dann gepflanzt und wenn der Baum groß ist, bekommt er den Namen zugeteilt. So wollen wir dieses Grundstück einrichten.
Dazu wollen wir einen Kräutergarten einrichten für medizinische Pflanzen. Dann wollen wir einen Schau-Garten einrichten. Da wollen wir zeigen, daß man verschiedene Baumarten auf einem Grundstück kombinieren kann.
In Ghana fordert die Regierung die Leute auf, nur Teak zu pflanzen. Überall ist Teak gepflanzt. Wenn aber einmal Feuer kommt, dann sind alle Pflanzen wegen der Monokultur weg. In diesem Show-Garten wollen wir zeigen, wie man verschiedene Bäume kombinieren kann, um das Ökosystem zu stabilisieren.
Ich habe den Kindern in Ghana, wie gesagt, versprochen, hier in Deutschland Schulen zu sensibilisieren, dieses Projekt mitzumachen. Vor 3 Monaten war ich in Hamburg eingeladen, um dieses Projekt vorzustellen, mit Erfolg. Deshalb ist es für mich interessant, mit Herrn Krühler zu sprechen, damit wir dieses Projekt zusammen machen können.
Auf dem Grundstück, das wir gekauft haben, wollen wir auch eine Solaranlage einrichten, um mit dieser Anlage dann die Pflanzen zu bewässern.
In Ghana wird fast 70% der Energie aus Holz gewonnen. Die Abholzung des Regenwaldes hat auch mit Brennholzgewinnung zu tun. Deswegen wollten wir mit der Einführung von Solartechnik den Druck auf den Regenwald reduzieren.
Ich habe zusammen mit Schülern in Ghana einen Parabolspiegelkocher zusammengebaut. Wir haben versucht, erstmal Wasser und Reis zu kochen. Am Anfang klappte es nicht, weil der Himmel wolkig war. Am zweiten Tag war Regen und am dritten Tag hat es geklappt.
Ich habe diesen Solarkocher dieser Schule gegeben. Nach einem Jahr war ich wieder da. Sie haben mir gesagt: Dieser Solarkocher funktioniert gar nicht.
Und warum? Die haben den Solarkocher einfach an eine Stelle gestellt, gar nicht richtig in die Sonne. Dann haben wir das nochmal zusammen gemacht und der Sonne nachgeführt. So daß es funktionierte.
Aber dann sind wir übergegangen zu Solarkästen. Diese Solarkästen werden dort gebaut. Das ist viel erfolgversprechender als die Parabolspiegelkocher.
Bei den Solarkästen braucht man nur alles vorzubereiten wie beim Brotbacken, und nach einer bestimmten Zeit wird das dann gekocht.
Wir haben dann alles in Ghana bauen lassen - nur die Folie kam nicht aus Ghana. Sonst haben wir alles. Es wurde auch in der Zeitung darüber berichtet.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit.