Solarenergie für Afrika

Konferenz in Düsseldorf vom 4.-6. September 2003

Eröffnung der Konferenz

durch die Veranstalter (Prof.Weinkauf, Universität und Muepu Muamba, Dialog International), Verlesen des Grußwortes von Frau Wieczorek-Zeul (Schirmherrschaft), Grußwort von Frau Bärbel Höhn, Umweltministerin NRW sowie ein Kurzbeitrag des Netzwerks afrikanischer Gruppen zur Umweltproblematik in Afrika und Erwartungen der Afrikaner an die Konferenz

Bärbel Höhn: Meine Damen und Herren, ich möchte Sie ganz herzlich hier an der Universität Düsseldorf begrüßen. Ich glaube, dass wir hier eine wichtige Konferenz heute haben - „Solarenergie für Afrika“. Wir wollen einen Beitrag leisten, zu einer zukunftsfähigen Energienutzung in Afrika. Und ich habe den Eindruck, dass wir auch gleich mit einer großen Besucherzahl rechnen können.

Es gibt ein großes Interesse an dieser Konferenz und damit auch an diesen Themen.
Eingeladen worden sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Entwicklungsdienste, Afrikanerinnen und Afrikaner, die hier in Deutschland leben und die wir hier über unsere Projektideen informieren wollen - und die auch Multiplikatoren sind.

Eingeladen sind natürlich auch staatliche Institutionen und Herstellerfirmen, um sich über das Thema „Solarenergie für Afrika“ – nicht nur unter technischen, sondern auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten - zu informieren.

Wir haben auch zwei Gäste unserer Partnerprovinz Mpumalanga – und zwar eine Stadtratsabgeordnete des ACN und einen Vertreter der NGO´s.

Ziel dieser Konferenz ist ein Erfahrungsaustausch zwischen Nord und Süd. Nordrhein-Westfalen hat mittlerweile eine Menge Erfahrung mit erneuerbaren Energien. Und der Vorteil meines Ministeriums ist, dass ich nicht nur für Umweltpolitik zuständig bin, sondern in der Landesregierung auch für die Eine-Welt-Politik – und dass wir so diese Themen gut miteinander verbinden können.

Wir wissen natürlich, dass wir nicht einfach die Erfahrung, die wir hier haben, 1:1 übertragen können – sondern es gibt, selbst innerhalb von Afrika, sehr unterschiedliche Situationen. Man muss die Lösung deshalb anpassen, je nachdem ob man in Nordafrika, Südafrika, Nord- oder West- ist.

Aber eines hat Afrika schon – und zwar stärker als Deutschland, wenn man mal von diesem Sommer absieht – und zwar Sonne.
Mir ist das deutlich geworden, als ich das erste Mal in Südafrika war. Da habe ich in einer Begrüßungsrede gesagt: „Ich finde es hier sehr schön. Ich bin aus dem Flugzeug ausgestiegen, die Sonne hat geschienen, es war wundervoll“. Dann haben meine afrikanischen Partner gesagt, das sähen sie ganz anders, denn sie haben eigentlich zuviel Sonne. Und sie freuten sich schon, wenn es mal regnet.
Das ist sozusagen der unterschiedliche Blick einer Nordeuropäerin, die sich über die Sonnenstrahlen freut.

Aber man sieht auf der anderen Seite, dass Sonne nicht nur Dürre bedeutet, sondern dass man diese Sonnenenergie auch energetisch nutzen kann. Und deshalb wollen wir einiges dazu beitragen, dieses Energiepotential zu nutzen.

Die Idee, die dahinter steckt, ist ganz einfach: Auf 1 qm strahlt die Sonne rund 1 Kilowatt in der Stunde. Und mit dieser Gesamtstrahlung liefert sie umgerechnet jeden Tag den Weltenergiebedarf von 8 Jahren.
Also, mit dem was die Sonne an einem Tag liefert, wäre der Energiebedarf der Menschheit momentan für 8 Jahre gedeckt – wenn wir es nutzen könnten. Nur wissen wir auch, dass nur ein Bruchteil davon nutzbar ist. Aber auch dieser Bruchteil, den wir jetzt schon technisch nutzen können, würde dazu führen, dass wir das vierfache der Weltenergie damit decken könnten.

Solarenergie ist also verfügbar – sie ist auch sehr lange verfügbar. Wir können in unseren Dimensionen - als Mathematikerin bin ich immer vorsichtig – fast unendlich damit auskommen.

Heute leben in Afrika etwa dreieinhalb Millionen Menschen, die pro Tag weniger als einen Dollar zur Verfügung haben. Das bedeutet: Wir haben Hunger, wir haben Armut, wir haben Krankheit, wir haben mangelnde Bildung – und wir wissen: Wenn wir das ändern wollen, brauchen wir dafür auch Energie.

Wir wollen Energie zur Verfügung stellen, die zukunftsfähig ist, die keine Umweltprobleme hervorruft und, vor allem, die auch dezentral ist. Dadurch, dass wir dezentrale Energie zur Verfügung stellen, wollen wir die Energie zu den Menschen bringen, und nicht – wie wir das immer in Ländern des Südens erleben – dass die Menschen zu der Energie und zu den Städten gehen. Man kann diese Energie eben auch zu den Menschen aufs Land bringen. Und deshalb ist diese Energie besonders wertvoll und besonders interessant.

Auf der Konferenz von Johannesburg im letzten Jahr war es so, dass wir zwar nicht den Antrag der EU durchbekommen haben, aber den Anteil erneuerbarer Energien bis zu 15% zum Jahr 2010 festschreiben wollen. Wir haben immerhin einen Entschluss gefasst, um den Anteil erneuerbarer Energiequellen beträchtlich zu erhöhen. Was beträchtlich heißt, das soll auch regelmäßig überprüft werden.

Sie wissen, dass Deutschland in dieser Weltkonferenz über die EU einen Vorschlag zu einem weltweiten Bündnis für erneuerbare Energie gemacht hat, die sog. Johannesburg-Erklärung. Der Weg zu erneuerbaren Energien wird mit konkreten Mengen- und Zeitzielen beschrieben.
Die Bundesrepublik hat ehrgeizige Ziele festgeschrieben: Der Anteil erneuerbarer Energien soll im Jahre 2050 50% betragen. Wir wollen das über Schritte versuchen. Im Jahre 2010 12,5% und im Jahre 2020 20%.

Bundeskanzler Schröder hat auf der Johannesburg-Konferenz zu einer weiteren Konferenz aufgerufen, die nächstes Jahr in Bonn stattfinden wird.
Vom 1. – 4. Juni 2004 wird es eine Weltkonferenz für erneuerbare Energien geben, hier in Bonn, hier in Nordrhein-Westfalen. Die Vorbereitungen dafür sind schon sehr intensiv, und der inhaltliche Schwerpunkt wird natürlich sein: Wie können wir erneuerbare Energien weiter voranbringen? Wir können wir ihren Anteil erhöhen?

Deutschland will dafür – das hat Bundeskanzler Schröder letztes Jahr in Johannesburg vorgestellt – in den kommenden 5 Jahren 1 Milliarde Euro zur Verfügung stellen. 500 Millionen für erneuerbare Energien und 500 Millionen für Energieeffizienz.

Das bedeutet, dass wir in bilateraler Zusammenarbeit auch genau auf dieser Ebene was tun wollen. Deutschland tut auch jetzt schon was, mit konkreten Projekten, z.B. in Südafrika die Verbreitung von Solarhomesystemen für private Haushalte, in Kenia die Errichtung eines Geothermie-Kraftwerkes und in Ägypten die Errichtung eines Windparks.

Hier in Nordrhein-Westfalen gibt es eine gute Zusammenarbeit zwischen dem Wissenschaftspark Gelsenkirchen, der Projektmanager aus dem südlichen Afrika qualifiziert und zur Weiterbildung in deutsche Betriebe vermittelt.
Zwei Konferenzen unter der Überschrift „Zukunftsenergien für den Süden“ haben bereits stattgefunden - und es gibt eine weitere Plattform der „Landesinitiative Zukunftsenergien“ mit der „Arbeitsgruppe Außenwirtschaft“.

Sie sehen, dass wir einiges tun. Wir machen auch einiges Richtung Agenda 21. Es gibt einen Landesprozess hier in Nordrhein-Westfalen. Auch diese Veranstaltung ist eine Aktion der Agenda 21. Deshalb hoffe ich auch, dass von dieser Konferenz aus kommunale Partnerschaften entstehen – mit Kommunen aus Nordrhein-Westfalen und Kommunen aus Afrika.

Ziel ist also, das enorme Potential hier zu verstärken, das, was noch brachliegt, zu aktivieren – und damit auch den Ländern des Südens, insbesondere Afrika, eine Entwicklungsmöglichkeit zu geben.

Wir wissen: Der Weg aus der Armut führt über den Weg von mehr Energie, die wir zur Verfügung stellen müssen – und das sollen natürlich keine zentralen Kraftwerke sein, sondern möglichst dezentrale, möglichst erneuerbare, möglichst umweltschonende. Da ist Solartechnik gerade der richtige Weg.

Ich danke insbesondere „Dialog International“, dem „Netzwerk afrikanischer Vereine und Gruppen in Düsseldorf“ und allen, die sich an der Konferenz beteiligt haben und diese Konferenz möglich gemacht haben.

Mein Dank geht aber auch an die NRW-Stiftung Umwelt und Entwicklung, denn ohne die Förderung der Stiftung in Höhe von ungefähr 64 000 Euro wäre diese Konferenz nicht möglich gewesen.

Hier soll es Kontakte geben – hier soll es Gesprächsrunden geben, hier soll es Impulse geben, hier soll es viele Aktionen geben, die von dieser Konferenz ausgehen und deshalb halte ich diese Konferenz für sehr wichtig. Denn es wird viel darüber geredet: Was kann man für Afrika tun? Wir wollen was tun, wir wollen etwas mit dieser Konferenz erreichen.

Rainer Weinkauf: Als Vertreter der Hochschule möchte ich zunächst alle Anwesenden grüßen, insbesondere Frau Höhn. Diese Tagung, organisiert von „Dialog International“ und dem „Netzwerk afrikanischer Vereine und Gruppen in Düsseldorf“, hat sich zum Ziel gesetzt, über Solarenergie zu informieren und zu zeigen, was man tun kann, um diese Sonnenenergie in praktischen, kleinen Geräten wirklich zu nutzen.

Mir persönlich gefällt hier das Konzept der Organisatoren, dass Afrikaner, die in Deutschland wohnen, miteinbezogen werden - dass man versucht, sie als Multiplikationsfaktoren zu nutzen, damit sie neue Projekte in ihrer Heimat fördern oder neue Projekte gründen.

Die Nutzung der Solarenergie ist an der Heinrich-Heine-Universität kein direktes Forschungsgebiet, aber indirekt forschen wir natürlich, um die Energie effizienter nutzbar zu machen und umweltschonende chemische Verfahren zu entwickeln, die die Umwelt entlasten. Wir verfolgen daher diese Tagung mit sehr großem Interesse – und ich wünsche allen Veranstaltern und Teilnehmern eine schöne Tagung.

Klemens Schwarzer: Meine Damen und Herren, ich bin Professor im Bereich der Solarenergie und Institutsleiter des Solarinstitutes Jülich. Ich habe gleichzeitig eine Doppelfunktion, denn ich bin Vorsitzender der NGO „SolarGlobal“, die sehr viel in Entwicklungsländern macht, was die Verbreitung der Solarenergie betrifft.

Was heißt Verbreitung? Einmal ist da die Organisation von Handwerkskursen und dann die Entwicklung von Solargeräten – und das wird in enger Zusammenarbeit gemacht mit dem Solarinstitut. Ein Teil dieser Geräte kann man auf der Konferenz sehen.

Wir arbeiten auch daran - was sehr wichtig ist – die Problematik, die in den Entwicklungsländern herrscht, hier unserer Bevölkerung kenntlich zu machen. Man weiß: Die NGO´s leben eigentlich von Spendengeldern. Ich bin aber der Meinung, dass die Industrienationen, wie Deutschland oder überhaupt die europäischen Länder, die soviel Technologie haben, auch eine moralische Verpflichtung haben, in den Entwicklungsländern etwas zu leisten.

Das zweite Thema ist heute der Emissionshandel. Das greift sehr stark hier hinein. Wir wissen, wir haben etwa 23 Milliarden Kubikmeter CO2, das pro Jahr freigesetzt wird. Die USA allein ist ein Viertel dran beteiligt. Im Mittel ergibt das etwa 4 Tonnen CO2 pro Person.
In den USA sind es etwa 8 Tonnen. In Afrika liegt man teilweise unter einer Tonne CO2-Freisetzung pro Jahr.

Zum Solarinstitut selbst: Wir arbeiten im Bereich solares Bauen. Da geht es darum, die Anwendung energieeffizienter Gebäude hier durchzusetzen. Auch Altbausanierungen sind immer mehr im Kommen, weil einfach Neubauten stark zurückgehen. Altbauten, die einen hohen Energiebedarf haben, müssen saniert werden.

Das Andere sind die solarthermischen und elektrischen Systeme. Hier arbeiten wir im Bereich der Photovoltaik. Wir haben sehr viele Projekte gemacht mit den Solarhomesystemen. Das ist heute nicht unbedingt das Thema. Aber es geht auch um eine Basiselektrifizierung in den Ländern.

Wir denken immer in Kilowattstunden – aber in Entwicklungsländern denkt man eigentlich in Wattstunden. Da geht es darum, 1, 2 oder 3 Glühbirnen zu haben – wo jede Glühbirne etwa 10-15 Watt hat. Und da kommt man mit einem Solarpaneel und einer Batterie aus – d.h. mit einem elektrischen System für etwa 500-600 Euro. Das ist zwar enorm hoch. Aber vergleichen Sie es mal mit den Heizungssystemen, die wir heute in Deutschland haben: Heute gibt jeder gerne 20 000 Euro aus für ein Heizungssystem im Haus. Und wenn man die elektrische Versorgung nimmt, dann sind 600 Euro für eine Familie in Afrika zwar viel Geld, aber ein unheimlicher Nutzen.

Das habe ich persönlich festgestellt, da ich sehr viele Projekte in Afrika oder Lateinamerika gemacht habe. Die Kinder haben abends Licht, können sich weiterbilden, ihre Schularbeiten machen. Und dann ist auch ganz wichtig: Der Bedarf an Kommunikation. Die Leute möchten wissen, was in der Welt los ist. Sie wissen ja auch, was in der Welt los ist.

Ich habe auch festgestellt, dass die Leute auch Batterien kaufen – und die Batterien liegen dann um die Hütten herum. Wenn man ein Solarsystem hat, ist es deshalb auch ein unmittelbarer ökologischer Nutzen.

Ein anderer Bereich, in dem wir tätig sind, ist die Meerwasserentsalzung. Wir arbeiten an Entwicklungsländertechnologien – und Entwicklung bedeutet nicht nur, dass wir die Sachen dort hinbringen, sondern dass wir von dort wieder Ideen zurück mitnehmen und das dann entsprechend entwickeln.

Momentan machen wir in Westafrika mit Unterstützung der Landesregierung eine Bäckerei. Das ist in Westafrika das größte Solarprojekt. Wir integrieren ein Solarsystem in eine Bäckerei – für 2000 Brote pro Tag bzw. Nacht. Die Sonne wird tagsüber aufgefangen – wir erwärmen mit Spiegeln Luft auf etwa 300-400 Grad, die Wärme wird in einem Steinspeicher gespeichert und geht dann nachts in den Großofen hinein – und wir können dann eben 2000 Brote pro Nacht backen. Es ist in Afrika auch so, dass die Bäcker nachts backen, nicht tagsüber. Sonst könnte man sich den Speicher sparen.

Ein anderer wichtiger Punkt, den wir im Institut machen, ist die Ausbildung. Wir bilden Ingenieure aus, die von Afrika oder anderen Ländern kommen. Teilweise sind das qualifizierte Führungsleute, die im Bereich der Solarenergie ausgebildet werden – aber wir sind gleichzeitig auch „Leitstelle des deutschen Handwerks“ und bilden Handwerker aus.

Es ist auch ein Vorteil der Solarenergie – wenn man es auf das solare Kochen bezieht - dass man nicht so eine hohe Qualifikation haben muss, sondern dass man mit einfachen Mitteln Solarkocher herstellen kann, die dann ihre Verbreitung in Afrika finden. Das Problem sind oft nicht die Technologien, sondern die Materialien. Die Materialien sind dort nicht vorherrschend, sondern müssen aus Europa teuer eingeführt werden. Und in der Regel sind sie dann teurer als im europäischen Land. Das macht natürlich die Solarenergie auch noch teurer.

Ich möchte jetzt nicht zuviel erzählen. Ich wünsche dieser Veranstaltung viel Glück und viel Sonne – und ich glaube, dass von dieser Veranstaltung sehr wichtige Impulse herausgehen.

Josef Tumbrinck: Guten Tag, meine Damen und Herren, ich bin stellvertretender Vorsitzungen der „Stiftung Umwelt und Entwicklung in NRW“. Eine junge Einrichtung, die das Land Ende 2001 gegründet hat – aus den Erträgen von Sportwetten. Aus diesen Erträgen werden Projekte im Umwelt- und Entwicklungsbereich in Nordrhein-Westfalen gefördert. Und das sind viele. Das sind bislang schon 162 Projekte mit über 10 Millionen Euro Fördersumme.
Das ist also ganz erheblich, und da hat auch Nordrhein-Westfalen sicherlich eine Vorbildfunktion gegenüber anderen Ländern. Wir sind schon sehr weit vorangegangen, solche und ähnliche Projekte zu fördern.

Das Projekt „Solarenergie für Afrika“ haben wir mit 64 000 Euro gefördert, um hier die gesamte Organisation und auch den Ausstellungsbereich hinzubekommen.
Dieses Projekt ist eines der wenigen Projekte, das Umwelt und Entwicklung zusammenfasst. Bei uns heißen diese übergreifende Projekte dann Z-Projekte. Wir haben nämlich leider bislang viele Projekte im Entwicklungsbereich und viele Projekte im Umweltbereich.
Hier aber kommen beide Themen zusammen: Solarenergie, die Nutzung regenerativer Energien und entwicklungspolitische Zusammenarbeit - und das hat uns sehr gefreut.

Es gibt noch einen weiteren Aspekt, der auch vorher schon angeklungen ist. Es wird der Weg versucht, über Afrikaner hier in Deutschland diese Technik auch in deren Heimatländer zu tragen. Das halte ich auch für einen sehr guten und sehr interessanten Ansatz, solche verbrauchernahe Technik, solche gut nutzbare Technik über den Menschen direkt laufen zu lassen und diese Technik zu exportieren. Das freut uns auch, dass dieser Weg gegangen wurde – und deshalb haben wir uns sehr leicht getan, diese Konferenz zu fördern.

Was uns dabei als Stiftung freut, hat die Ministerin auch schon erwähnt: Im nächsten Jahr ist die Weltkonferenz erneuerbarer Energien in Bonn. Das freut uns deswegen sehr, weil wir als Stiftung sicherlich auch da einen Schwerpunkt setzen wollen. Nordrhein-Westfalen hat viel zu bieten – Frau Ministerin hat das schon erwähnt – und wir werden auch als Stiftung diese Weltkonferenz – die Vorbereitung und Begleitung dieser Konferenz, mit den Aktivitäten in NRW in den Mittelpunkt setzen – und diese Konferenz hier ist schon einer der Vorläufer. Es freut uns besonders, dass Sie jetzt schon mit diesem Thema vorangehen.

Ich will Ihnen jetzt noch viel Erfolg wünschen. Wir können „Dialog International“ und dem „Netzwerk afrikanischer Vereine und Gruppen in Düsseldorf“ nur wünschen, dass sie diese Energie behalten, die Sie jetzt schon an den Tag gelegt haben - auch dieses bürgerschaftliche Engagement, was wir sehr gerne als Stiftung unterstützen. Bleiben Sie dran am Thema, nützen Sie den Rückenwind bei der Solarkonferenz, um dieses Thema und diese Techniken in die Welt zu tragen. Wir freuen uns, dass es hier in Nordrhein-Westfalen stattfindet. Viel Erfolg unsererseits und gutes Gelingen!

Muepu Muamba: Ich bin sehr zufrieden, hier bei Ihnen zu sein und bei den Leuten, die mit uns kooperiert haben, um diese große Konferenz zu ermöglichen, die erste Konferenz dieser Art.

„Dialog International“ arbeitet schon seit vielen Jahren an umweltbezogenen Projekten. Innerhalb unsere Arbeit arbeiten Afrikaner und Deutsche zusammen Wir haben viele Kontakte innerhalb Deutschlands und innerhalb Afrikas. Wir arbeiten daran, ökologische Projekte zu fördern. Unsere Arbeit ist Friedensarbeit und Entwicklungsarbeit.

Erlauben sie mir, kurz auf die Situation im Kongo einzugehen. Dort herrscht schon lange Krieg. Ich möchte darauf hinweisen, dass nicht nur wir Menschen dort sterben, sondern die ganze afrikanische Umwelt stirbt, ob Bäume, Pflanzen oder Tiere. Alles leidet sehr stark unter diesem Kriegszustand.

Wir beteiligen uns in diese Konferenz auch deswegen sehr gerne, weil wir hoffen, dass sehr viel Multiplikatoren da sein werden, die über die ökologischen Zustände in Afrika berichten werden und Verbindungen schaffen werden.

Ich habe kürzlich einen Bericht gehört, dass die Weltbank Projekte unterstützt, die tropische Wälder in Kamerun, in Gabun, im Kongo weiter abholzen. Deshalb ist unsere Arbeit sehr wichtig.

In der alten afrikanischen Tradition - und das muss ich leider betonen, weil es immer mehr verloren geht - lebten wir wirklich in Einheit mit der Umgebung, mit der Umwelt, mit den Tieren, mit den Bäumen, mit den Pflanzen. Aber jetzt gilt nur noch, was verkäuflich ist. Alles, was man verkaufen kann - ob das Tiere, Bäume, Wasser ist – verkaufen wir.

Afrika ist leider wie eine Art Müllhalde geworden. Wenn wir uns dran erinnern, was angerichtet worden ist in Nigeria, und die Geschichte über Ken Saro-Wiwa - müssen wir uns bewusst sein, dass wir zu einer einzigen Welt gehören.

Vielleicht werden Sie afrikanische Regenwälder zerstören, vielleicht werden wir als Afrikaner als Erste sterben. Aber ich bin gar nicht sicher, ob das nicht auch das Unglück und den Tod für den Rest der Welt bedeutet.
Wenn wir uns jetzt versammeln, und mit gemeinsamen Kräften was dafür tun, um vor allem die Umwelt in Afrika zu schützen, und dafür Multiplikatoren auszubilden, dann haben wir schon einiges in der richtigen Richtung getan.

Ich möchte mich auch ganz herzlich beim Land Nordrhein-Westfalen bedanken, die finanzielle und moralische Hilfe geleistet haben. Ich möchte hinzufügen, dass dies nicht nur für diese Konferenz gilt, sondern auch für unsere restliche politische Arbeit, die wir in Afrika machen – Aufforstungsprojekte, Solarkocherprojekte und Heilpflanzenprojekte. Für alles, was wir schon 10 Jahre machen, haben wir immer wieder Unterstützung bekommen.

Und auch bei anderen Kooperationspartnern, wie Agenda 21, dem afrikanischen Netzwerk in Düsseldorf, möchte ich mich bedanken für diese großartige Kooperation und Vorarbeit. Ich hoffe, dass wir gute Tage haben, gute Diskussionen und in Zukunft auch weiter einiges positives bewegen können.

Grace Obot: Guten Tag, ich bin Vertreterin es afrikanischen Netzwerkes, komme aus Nigeria und lebe seit über 6 Jahren in Düsseldorf. Ich studiere an der Universität Düsseldorf.
Das Netzwerk afrikanischer Vereine und Gruppen in Düsseldorf ist sehr stark aktionsorientiert. Es gibt schon in Deutschland viele Vereine und es gibt in Düsseldorf viele afrikanische Vereine.

Aber das Netzwerk singt nicht und tanzt nicht und trommelt nicht und macht auch keine Feiern. Wir sind aber auch nicht rein politisch. Wir machen Öffentlichkeitsaktionen in Düsseldorf. Dadurch wollen wir Afrikaner direkt ansprechen - und die Deutschen auch.
Unsere Aktionen dienen der Aufklärungsarbeit, weil wir für viele Deutsche alle nur als Schwarze angesehen werden. Egel, ob man aus Kenia, Südafrika oder Marokko kommt.

Wir haben schon viele Aktionen in Düsseldorf gemacht. Der Worringer Platz ist unser Schwerpunkt – die Düsseldorfer wissen auch warum. Letztes Jahr haben wir dort ein Anti-Drogen-Kampagne gemacht – weil wir uns daran stören, wenn andere Afrikaner dealen. Damals bedeutete Schwarzsein in Düsseldorf, Dealer zu sein. Und wir haben bewiesen, dass nicht alle Afrikaner diese Dealerei unterstützen.

Trotzdem stehen noch viele Dealer am Worringer Platz. Viele Afrikaner wissen aber von unserer Arbeit und wollen mitmachen bei dieser Kampagne. Das war uns sehr wichtig. Die Deutschen wissen inzwischen auch, dass nicht jeder Afrikaner in Düsseldorf diese Dealerei unterstützt.

Wir machen auch zur Zeit wieder im Rahmen dieser Konferenz Aktionen auf dem Worringer Platz und dort im „Glashaus“. Wir kochen mit Solarenergie, wir zeigen, was man mit Solarenergie machen kann. Wir zeigen das nicht nur den Afrikanern, sondern auch den Deutschen.

Die Idee der Konferenz, ist es erst mal, die Afrikaner hier anzusprechen, weil wir es schade finden, dass Projekte in Afrika stattfinden, und die Afrikaner, die hier leben, gar nicht wissen was Solarenergietechnik überhaupt ist. Wir hoffen, dass über diese Konferenz eine Zusammenarbeit entstehen wird.

Es gibt sehr viele Afrikaner, die nach Hause gehen wollen. Viele Afrikaner haben uns gesagt, sie würden gerne nach Hause gehen. Sie wollen keine Entwicklungshilfe, sie wollen Geld verdienen. Sie wollen Solarprodukte verkaufen. Aber sie kennen diese Technik nicht, sie wissen nicht, wie das aussieht.

Wir hoffen, dass viele Informationen auf dieser Konferenz weitergegeben werden und wir hoffen, dass am Ende – und in den kommenden Jahren – große Projekte mit Afrikanern entstehen werden und dass wir Partner bleiben werden, Vermittler, Helfer – und selbst aktiv bleiben werden.

Ich danke Ihnen sehr, dass sie heute gekommen sind und ich hoffe, dass jeder hier etwas nach Hause mitnehmen wird.

Morro Ceesay: Ich möchte mich im Namen des afrikanischen Netzwerkes dafür bedanken, dass Sie heute hier sind. Es ist das erste Mal, dass auf afrikanischer Initiative hin eine solche Konferenz veranstaltet worden ist. Es ist auch zum ersten Mal, dass wir auch Gespräche führen – mit der höchsten Ebene im Lande – mit der Politik und mit dem Entwicklungsdienst.

Ich denke, das ist auch ein Signal an unsere Gastgeber: Afrika und Afrikaner ändern sich langsam. Nicht in dem Sinne, dass wir unsere Kultur hinschmeißen, sondern dass wir selbstbewusster werden. Wir werden technischer in unseren Gedanken und wir versuchen auch, eigene Verantwortung zu tragen.

Wir brauchen aber in diesem Frühstadium sehr viel Unterstützung von Europa, von Industrieländern. Aber auch die Industrieländer sind jetzt aufgefordert, mit afrikanischen Ländern zu arbeiten.
Vor allem ist uns die Ausbildung der Afrikaner vor Ort wichtig. Diese Leute sind Vermittler zwischen den Kulturen. Sie können in ihre Heimatländer gehen und Solartechnik dort bekannt machen.

Die hier lebenden Afrikaner sind mit dem Thema Umwelt ständig konfrontiert. Wir wissen, was es bedeutet, wenn wir von Umwelt reden. In unseren Heimatländern fehlt dieses Bewusstsein und fehlen diese Strukturen. Wir können nur immer wieder sagen: Setzen Sie auf Afrikaner, die hier vor Ort leben. Wir Afrikaner haben für diese Konferenz hier die Sonne bestellt - für heute und in den nächsten Tagen. Wir müssen jetzt nur noch feststellen, ob Eure Technik was taugt.

Frage aus dem Publikum: Warum kann die Fertigung der Solarkocher nicht selbst nach Afrika verlegt werden? Gibt es Probleme, das Material dort zu beschaffen, so dass ein Import notwendig oder billiger ist?

Klemens Schwarzer: Wir haben natürlich die Massenfertigung hier in Europa. Hier haben wir große Fabriken, die Bleche relativ billig herstellen.

Ich mache das mal an einem konkreten Beispiel klar: In Burkina Faso haben wir Solarkocher gebaut. In der Regel schneiden wir die Bleche hier zu und nehmen sie dann dort hin. Dort sind Handwerker ausgebildet, die die Bleche dann montieren. Der Transport macht die Bleche natürlich wesentlich teurer.
Wenn was kaputtgeht, dann kriegen wir ein Fax und dann werden die Bleche hier wieder zugeschnitten – und man schickt das Ganze wieder dort hin.

Ähnliches ist natürlich auch im Bereich der Photovoltaik. Wenn irgendwelche Paneels oder Pumpen kaputtgehen, dann müssen die Leute die halt wieder kaufen. Das Problem ist, dass die Infrastruktur in diesen Ländern nicht so ausgebildet ist. Auch die Handwerker oder Ingenieure sind nicht so ausgebildet, so dass der Transfer wieder zurückgeht nach Europa und man beginnt wieder von vorne.

Aber das Ziel muss eben sein, dass die Infrastruktur so ertüchtigt wird, dass es in den Ländern Afrikas alleine geht. Wenn man größere Mengen an Material kauft, dann wird es natürlich auch billiger. In der Regel ist es aber so, dass die NGO´s kleine Projekte machen und kleine Materialströme haben. Dementsprechend hoch sind die Kosten.

Ich hoffe, ich habe das damit erklärt. Wir haben auch festgestellt, dass es ganz wichtig ist, in bestehende, stabile Strukturen hineinzugehen. Wir haben in Burkina Faso die Erfahrung gemacht, dass die besten Strukturen die Fraueninitiativen waren. Denn die versorgen die Familie.

Wichtig ist auch, dass man ein Finanzierungskonzept macht. Einen Solarkocher auf Kredit können die Leute nicht kaufen, weil sie kein Konto haben. In der Regel haben diese Leute keinen Job. Wenn man keinen Job hat, hat man auf der Bank auch kein Konto, bekommt keinen Kredit. Das ist so ein Teufelskreis.

Unsere Partner, die Initiativen bekommen teilweise von uns ein Startkapital – und geben die Kredite weiter. Das wird dann von den afrikanischen Frauen an die Initiative zurückgezahlt. Und davon kaufen sie dann Kocher. Man muss also auch ein Finanzierungssystem finden.

Bärbel Höhn: Sie haben das ja gerade den Punkt schon angesprochen: Wenn die Zahl steigt, wenn wir über Kommunikation und über gute Beispiele dazu beitragen, dass mehr nachgefragt wird, dann kriegen wir das Problem auch in den Griff.

Im Prinzip ist das ja bei allen erneuerbaren Energien so: Man braucht eine sehr lange Anlaufphase. Wir sind ja bei Solar noch lange nicht soweit. Zum einen, was die Wirkungsweise angeht – dass wir über große Stückzahlen auch zu billigeren Produktionskosten kommen – und zum anderen, was die Nachfrage angeht. Wenn die in solchen Ländern größer wird, sind die Menschen dort eher in der Lage, das Ganze selber herzustellen. Das muss ja das Ziel sein, weil dann die Transportkosten nicht mehr anfallen würden.

Was wir hier tun, ist, in diese Anfangsphase zu unterstützen. Da müssen wir helfen, auch von der Politik her. Da wird ja auch geholfen von ehrenamtlichen Gruppen – um diese Anfangsphase überhaupt zu überwinden – und über eine größere Produktion in eine größere Nachfrage zu kommen.

Frage aus dem Publikum: Was kann die Politik tun? Können wir die Strukturen, die aus der Vergangenheit stammen, überwinden?

Klemens Schwarzer: Ich bin der Meinung, dass die Strukturen, wie sie jetzt in Afrika herrschen, auch mit der Ausbeutung durch die westlichen Länder zu tun haben. Man muss sich nur die Einkommensunterschiede bewusst machen. Ich kenne eine Zahl von 1990: Als man die 20 ärmsten Länder mit den 20 reichsten Länder verglichen hat, war da der Faktor 30. Und wenn man die Zahlen von heute nimmt, hat sich der Faktor auf 60 erhöht.

Wenn man richtige Rohstoffpreise bezahlen würde, könnte man das ändern. Man sieht es ja an der Baumwolle. Die wird in der USA mit etwa 1 Milliarde US-Dollar subventioniert, ich glaube, in der EU sind es etwa 800 Millionen. Und in Afrika, wo es keine Subventionen gibt, bleiben die Leute oft auf ihrer Baumwolle sitzen.

Wenn man anständige Rohstoffpreise zahlen würde, würden die Afrikaner mehr verdienen. Da würde man vielleicht gar nicht über Solarkocher reden. Dann hätten die Afrikaner auch die Möglichkeit, Öl oder sonst was zu kaufen. Wenn man Geld hat, kommen die Produkte überall hin. Und dann wäre das Problem auch nicht mehr so massiv – mit Holzabfällungen usw.

Ich bin der Meinung: Die Strukturen müssen besser geschaffen werden, die Leute in Afrika müssen mehr verdienen aufgrund ihrer Rohstoffe - denn dann haben sie auch ein größeres Kapital. Und dann würde sich die Solarenergie, die ja aufgrund der Einstrahlung schon da ist, viel eher durchsetzen. Bisher ist es ja so, dass es immer nur relativ kleine Projekte sind, die gemacht werden.

Bärbel Höhn: Was kann die Politik tun? Ich sage das mal so: Es gibt auch unterschiedliche Deutsche mit unterschiedlichen Interessen. Das gilt für Europa, für Amerika, eigentlich weltweit.
Deshalb gibt es die Einen, die ein betriebswirtschaftliches Interesse haben, selber möglichst viel zu verdienen. Und die gucken, wo man das tun kann. Dazu gehört dann auch, dass die mit dem Holz aus Afrika Geld verdienen.

Und dann gibt es die Anderen, die sagen: Nur dann, wenn wir eine solidarische Weltwirtschaft machen, dann werden wir damit auch die Voraussetzung für Frieden schaffen - und dann werden wir damit auch gemeinsam eine Zukunft gestalten können.

Wir haben deshalb, von der Politik her, gesagt: Ganz entscheidend ist, dass wir nicht nur Projekte in Ländern des Südens unterstützen, sondern dass wir hier in Europa – hier in Deutschland oder hier in Nordrhein-Westfalen – versuchen, das Bewusstsein zu verändern und auf bestimmte Probleme hinzuweisen.

Vor allem wollen wir auch darauf hinweisen, dass wir als ganz normale Menschen, als Verbraucherinnen und Verbraucher, eine bestimmte Nachfrage gemacht haben. Nur deshalb, weil wir bestimmte Produkte auch kaufen, funktioniert das Ganze auch. Es sind ja nicht nur diejenigen, die diese Produkte verkaufen, sondern auch diejenigen, die diese kaufen. Ohne, dass sie vielleicht wissen, was sie tun oder dass sie damit anderen schaden.

Dann gibt es z.B. die „Stiftung Umwelt und Entwicklung“, die speziell den Auftrag hat, hier etwas zu machen, hier Veranstaltungen zu machen, hier zu einer Bewusstseinsänderung zu kommen. Deshalb gibt es so etwas, wie Fair-Trade-Kampagnen, die wir hier in Nordrhein-Westfalen unterstützen - damit wir auch der Bevölkerung, den Verbrauchern, Möglichkeiten geben können, selber ihren kleinen Beitrag zu leisten.

In der Tat ist es so, dass sich gerade in Afrika die Situation massiv verschlechtert hat, und dass die westliche Welt sich nicht mehr um Afrika gekümmert hat. Das hat ja auch zu den Zuständen mit beigetragen, die wir jetzt dort haben.

Trotzdem hat es ja keinen Sinn, zu verzweifeln. Wir sollten immer gucken: Wo stehe ich, was kann ich selber in meiner Position tun und wie kann ich versuchen, die Voraussetzung so zu verändern, dass wir zu einer solidarischeren Weltordnung kommen.
Und das macht jeder in seiner Initiative und jeder in seiner Position und ich in diesem Fall als Ministerin.
Dankeschön.