Solarenergie für Afrika

Konferenz in Düsseldorf vom 4.-6. September 2003

Solare Stromversorgung für das Schuldorf Baumgartsbrunn / Namibia

Wir haben Anfang 2000 vom Verein Nütec die Idee gehabt, ein solares Netzwerk zwischen Schulen aufzubauen, die sich mit erneuerbaren Energien beschäftigen.
Und diese Schulen als technische Basis auszurüsten - zunächst mal mit Photovoltaikanlagen.
Diese Idee haben wir dann gemeinsam mit einem Lehrer vom Schillergymnasium in Münster diskutiert. Das war sozusagen die Keimzelle.

Wir haben es erreicht, dass dann 1 Jahr später, im Sommer 2001 mit Hilfe der Stadtwerke - die Stadtwerke sind auch Betreiber mit ihrer Abteilung Ökostrom – dort eine Photovoltaikanlage zu installieren – eine 5 KW Peak-Anlage, die ins Netz einspeist - wie das ja hier in Deutschland die Regel ist.
Damals war bereits der ehemaliger Lehrer Herr Obst an der Schule. Herr Obst ist auch heute hier. Er war um die Unterstützung der Partnerschule des Schillergymnasiums in Namibia bemüht - und hat ständig die Solidarität und Unterstützung dort bewerkstelligt.

Wir haben ihn angesprochen, ob der Aufbau einer solaren Energiestation in Namibia in der Partnerschule machbar wäre. Schließlich ist es, in einem weiteren Jahr und vielen Abstimmungsprozessen, auch möglich geworden, die Kooperation mit der dortigen Schule zu machen. Damit war die Idee eines internationalen Aufbaus mit dieser Schule ins Leben gekommen.
Wir konnten also nach einem Jahr mit finanzieller Unterstützung des Umweltamtes Münster die Anlage finanzieren und in Betrieb nehmen. Das war im März 2000.

Kurz zu den Rahmendaten:
Die Schule befindet sich ungefähr 30 oder 40 km westlich von Windhoek auf einer Hochebene, 1800 m über dem Meeresspiegel. Eine relativ karge Landschaft.
In dieser Schule haben wir 2000 Stunden im Jahr Sonneneinstrahlung. Die nutzbare Energie durch Energiegewinnung durch Photovoltaik ist etwa doppelt so hoch wie in Deutschland.

Zum Schulprojekt Baumgartsbrunn:
Es ist ursprünglich von einer Stiftung gegründet worden. Die Schule hat zwei Teile - einmal eine staatliche Einrichtung und einmal eine von der Stiftung geleitete Einrichtung. Wir haben in dieser von der Stiftung geleiteten, kleineren Einrichtung die Solaranlage installiert. Insgesamt sind da etwa 70 Gebäude.
Das ganze Areal ist ziemlich weitläufig - mehrere Kilometer. Wir haben ein Gebäudeensemble dort ausgewählt, um dort eine Solarversorgung zu errichten.

Wir haben also jetzt eine 1,32 KW Peakanlage installiert durch die Firma Solar Age - als Dieselhybrith-Solaranlage. Vorher war also eine Dieselgeneratorversorgung mit Strom.
Wir haben dort eine Umschaltung von Dieselerzeugung auf Solar ermöglicht.

Die Komponenten bestanden aus den Modulen, dem Laderegler, den Batterien und dem Stromzähler. Für eine Verkabelung der versorgten Gebäude wurde extra ein eigenes Stromnetz errichtet. Und natürlich den Umschalter „Dieseleinspeisung – Solareinspeisung“, damit die Batterien auch im Notfall durch die Dieselgeneratoren versorgt werden können.

Wichtig ist auch, dass wir vorher, um den Dieselverbrauch zu minimieren, etwa 100 Energiesparlampen finanziert und dann auch dort installiert haben. Das ist ja immer eine ganz wichtige Voraussetzung, um die kostbare Solarenergie auch möglichst gut einzusetzen.

Der Nutzen für Schülerinnen und Angestellte wurde erreicht in dreierlei Hinsicht: Es gab also dadurch eine solare Versorgung der Beleuchtung, des Computers, der Telefonanlage. Es war kein Hantieren mehr mit offenem Licht erforderlich - wie das abends hätte geschehen sollen - und es wurden die Belastungen durch den Dieselgenerator - Lärm und Gestank - abgeschafft.

Wir haben noch eine weitere Unterstützung, die ganz wesentlich ist, hinbekommen: Diese Anlage wird durch einen bzw. zwei Zivildienstleistenden betreut, die Herr Obst von hier aus über die ganzen amtlichen Wege leiten konnte. Es sind ehemalige Abiturienten des Schillergymnasiums.

Es entstand Ende 2002 eine neue Situation, weil das Schuldorf an das zentrale Stromnetz von "Manpower", das ist der Stromversorger von Windhoek, angeschlossen wurde. Der namibische Staat legt sehr viel Wert auf eine zentrale und flächendeckende Stromversorgung. Da wird mit viel Geld und Weltbankkrediten eine Stromversorgung errichtet. Der Strom wird dann erzeugt in Kohlekraftwerken.

Für die Leute im Schuldorf wird es dann im Vergleich zu den Dieselgeneratoren relativ einfach: Netzstecker - Strom. Technisch gesehen.
Für uns war da also eine neue Situation. Wir wollten den Strom erstmal einspeisen - aber das war nicht möglich, weil der Stromversorger nicht mitgespielt hat. Also entschlossen wir uns, diese gut ausgelastete Anlage als unterbrechungsfreie Stromversorgungsanlage zu erhalten.
Bei Netzausfällen kann dann diese solare Stromversorgung eintreten. Wir haben dann also eine Inselanlage innerhalb der Stromversorgung in diesen Gebäuden.

Wir haben dann auch die Möglichkeit, zusätzlich eine Station zu haben für den Austausch mit unserem Solarnet - einerseits den Anschluss eines Datenloggers, damit man die Daten nicht immer mit der Hand auslesen muss und andererseits durch einen Zugang zum Internet, wo Energiedaten oder andere Informationen mit Münster und anderen Schulen ausgetauscht werden können.

Wir haben dafür - um das ganze technisch stabiler zu machen - den Batteriesatz erweitert. Wir haben einen Datenlogger, einen PC und eine Webcam. Damit sollte im Herbst die Internetverbindung und die persönliche Kommunikation wesentlich verbessert werden können.

Wir haben also mit der Solarstation in Baumgartsbrunn in einem Schuldorf 1.) ein Beispiel für eine Stromversorgung in mehreren Schulgebäuden gegeben und 2.) erleben die Schüler, was mit erneuerbarer Energie und der konsequenten Ausnutzung der Energiesparmöglichkeiten als Energieservice möglich ist. Also nicht nur ein Energiespielzeug. 3.) Es kann der partnerschaftliche Austausch von Solarwissen mit anderen Schulen in Namibia oder in anderen Ländern nun wesentlich wachsen.

Wichtig ist für uns natürlich die Arbeit der Zivildienstleistenden. Dazu können die hier anwesenden Zivis vielleicht noch etwas dazu sagen.

Frage: Gibt es vor Ort Ersatzteile, falls eine Störung auftritt? Und wieviele Leute sind dafür ausgebildet, falls irgendwas kaputtgeht?

Florian Rasche: Ich war ein Jahr dort an der Schule - mein Nachfolger ist jetzt in Namibia. Wir haben dort den George, der die Solaranlage warten kann. Wir hatten damals, mit mir, 3 Solartechniker da.
Falls Störungen auftreten, die wir selbst nicht beheben können oder Ersatzteile nötig sind, haben wir dann in Windhoek „Solar Age Namibia“, die die Anlage auch installiert hat und die entsprechende Reparaturen auch durchführen kann.

Bernd Blaschke: Ich weiß, daß der Solarstrom in Namibia sehr preiswert ist und auch die Versorgung bis in den ländlichen Bereich sehr gut ist. Von daher ist Photovoltaik vielleicht für bestimmte Bereiche sehr sinnvoll - aber nicht mehr für alle Bereiche durchgängig.
Wird in Ihrer Schule auch von Solartechnik allgemeiner Art gesprochen?
Wir haben mit der evangelischen Kirche in Namibia einen Versuch unternommen, solarthermische Anlagen zu errichten. Es sind so um die 100-150 Kinder, die dort beköstigt und versorgt werden müssen.
Ist in Ihrer Arbeit Solarenergie außer Photovoltaik ein Thema?

Peter Deininger: Das wäre jetzt ein nächster Schritt. Da wäre die Erwähnung des Wassers - was aber der pure Luxus wäre. Da gibt es solarthermische Techniken mit ganz verschiedenen Möglichkeiten, die auch relativ günstig sind.

Florian Rasche: Solarthermische Anlagen waren in der Schule schon installiert. Wir haben versucht, das zu optimieren. Teilweise sind sie beschattet, teilweise gibt es andere Probleme, so daß einige Angestellte und Lehrer zur Zeit wieder kalt duschen. Wir sind dabei, da was zu machen.
Wir hatten auch kürzlich über eine Woche Stromausfall. Da ist es natürlich hilfreich, wenn man trotzdem abends noch Licht hat.

Vorher lief der Generator vormittags, um in den Klassenräumen und in den Werkstätten Strom zu haben. Abends haben wir versucht, ihn nicht bzw. nur ganz gering laufen zu lassen - und ansonsten die komplette Beleuchtung über die Photovoltaik laufen zu lassen.
Jetzt mit dem Netzanschluss ist der pure Luxus an den Schulen ausgebrochen - muss ich sagen. Dagegen zu konkurrieren, ist natürlich schwierig. Deswegen wird jetzt auch nur noch die Messtechnik angelegt und ansonsten die Photovoltaik nicht mehr erweitert.

Frage: Ich habe generell eine Frage zum Zivildienst. Gibt es irgendwo Anlaufstellen, wo man da rankommt, speziell für Namibia oder Afrika?

Florian Rasche: Zwei Möglichkeiten: Das Bundesamt für Zivildienst veröffentlicht regelmäßig die Liste der Organisationen, die Zivildienst anbieten. Das heißt dann "anderer Dienst im Ausland". Die andere Möglichkeit ist die, daß man selbst im Internet nach Zivildienststellen im Ausland sucht. Die meisten Organisationen, die das anbieten, haben meistens eine Webseite, wo das erwähnt wird. Die Stellen sind heiß begehrt.
Ich war der erste Zivi in diesem Projekt in Namibia.

Werner Obst: Ich bin der vorher erwähnte Lehrer. Ich habe einfach mal versucht, durch das Ministerium Stellen zu bekommen. Man muss sich entweder von der Schule oder von einer anderen Organisation an das Bundesministerium für Familie usw. wenden.

Dort ist Frau Elverskirch, die das bearbeitet. Da kann man sich auch schon mal telefonisch hinwenden. Es ist besser, man hat die Stellen selber in der Hand - dann kann man auch darüber verfügen.

Vielleicht nochmal speziell zu Ihrer Frage: Wenn Sie das Zivildienstamt anschreiben - die haben eine vollständige Liste. Im Internet ist nicht die vollständige Liste, weil eben viele Einzelstellen von bestimmten Organisationen besetzt werden. Die wollen nicht, daß das ins Internet kommt. Die werden sonst überschüttet mit Hunderten von Bewerbungen.
Aber, wie gesagt, die Liste bekommen sie zugeschickt. Dort steht drauf, wieviele Stellen und welche Voraussetzungen man mitbringen muss - z.B. kirchliche Aspekte, die gewünscht werden.

Frage: Die Netzeinspeisung hat doch irgendjemand verhindert. Wer war das?

Peter Deininger: Das hat der Energieversorger verhindert, der das Netz gelegt hat, jemand von "Manpower".

Frage: Aber sie sind doch im Haus, sie können doch machen, was Sie wollen!

Peter Deininger: Wir können ja nicht in das bestehende Stromnetz einspeisen. Da haben sich die Energieversorger in Deutschland ja auch ganz lange gegen gewehrt.
Natürlich nutzen wir weiter den Photovoltaik-Strom und die gesamte Beleuchtung wird über die Photovoltaik-Anlage gespeist.
Dann besteht die Möglichkeit, das auf Netzstrom umzuschalten. Wir benutzen also auch weiter den Solarstrom, wir speisen ihn nur nicht ins Stromnetz ein.

Frage: Der Versorger bestimmt bis ins Hausnetz hinein! Ist das so?

Peter Deininger: Ja.