Guten Tag, ich bin auch ein Mitglied der Gruppe ULOG. Eine lose Gruppe, die nicht einem Verein untergeordnet ist. Ich möchte über ein Projekt in Namibia berichten, das ich von 2000 - 2002 betreut habe. Das Projekt hat bereits existiert, war aber quasi scheintot. Als ich dort ankam, hat nichts mehr funktioniert und meine Aufgabe war, das dann wiederzubeleben.
Das größte Problem, das ich angetroffen habe, war mein Vorgänger - der nicht mehr da war. Aber er hatte sehr viel bewirkt und sehr viel hinterlassen. Ich selbst habe mich gefreut, daß ich endlich mal längere Zeit ein Solarprojekt betreuen kann. Als ich ankam, dachten die Leute: Schon wieder so ein Spinner, der uns da mit den Solarkochern missionieren will.
Mein Vorgänger hatte die Leute regelrecht gezwungen, Solarkocher zu benutzen. Das war für mich dann sehr schwierig, zu zeigen, daß ich anders vorgehen möchte. Und es hat eine Weile gedauert, bis ich beweisen konnte, daß es auch anders geht.
Ich bin sehr dankbar, daß der Michael Götz schon den Vortrag gehalten hat – und schließe mich dem an. Die Projekte sollen nicht nur in Afrika stattfinden, sondern auch in Deutschland. Ich selbst habe 1993 eine mobile Werkstatt konzipiert. Mit der war ich 5 Jahre in Europa, in Schulen unterwegs.
Es ist der „rollenden Solarküche“ ähnlich. Die globale Betrachtung ist ein durchgehendes Prinzip der Gruppe ULOG. Es kann nicht sein, daß Solarkocher nur eine Technologie für Afrika sind.
Ich möchte auch anmerken, daß Afrika nicht der einzige Kontinent ist, der Solarkocher richtig nutzen kann. Auch möchte ich drauf hinweisen, daß es in Afrika einige Orte gibt, wo ich nicht empfehlen würde, Solarkocher einzusetzen.
Es gibt Gegenden, wo sich Solarkocher sehr gut einsetzen lassen, von der Sonneneinstrahlung her, von den klimatischen Bedingungen her. Es gibt Gegenden, wo starke Bewölkung anzutreffen ist und wo es fragwürdig ist, Solarkocher einzusetzen. Es gibt auch holzsparende Herde, darüber kann man auch nachdenken.
Das Solarofenprojekt nennt sich Valombola. Es befindet sich in einer Gewerbeschule in Namibia.
Wir haben auch versucht, möglichst professionell Marketing zu betreiben - und Sie werden sehen, daß wir durchgängig die Farben blau und gelb verwendet haben.
Wir sind in Namibia an der Westküste an der Grenze zu Angola. 1998 gab es einen Workshop mit namibischen und deutschen Frauen. Zu der Zeit war ich noch nicht dort - ich bin erst 2000 ins Land gekommen. Das war eine Initiative aus Bremen gewesen. Das lief sehr gut an, ist dann aber allmählich gestorben.
Es wurden damals Solarkocher gebaut. Jede Frau stellte einen Solarkocher her und konnte den dann auch mit ins Dorf nehmen. Die Frauen haben gesehen, daß es sinnvoll ist, Solarkocher zu benutzen. Auch traditionelles Essen kann in Solarkochern gekocht werden.
Viele Gerichte, die verschiedene Namen haben, bestehen aus Maisbrei oder Getreide. Es ist etwas fester als Kartoffelbrei. Es ist ein sehr wichtiges Element in der afrikanischen Ernährung. Manchmal gibt es das 2-3 x am Tag, wenn nichts anderes da ist.
Viele sagen, daß man gerade das nicht in Solaröfen zubereiten kann - aber das stimmt nicht. Wenn man weiß, wie es geht, dann funktioniert das. Ich habe es erlebt, auch in Namibia. Die Projektleiterin war eine lokale Frau, die hat gekocht bei den Demonstrationen und die Leute waren begeistert.
Es ist keine Weisheit: Solaröfen sparen Brennholz. Ich denke, entscheidender Punkt ist das Geld. Wie kann man jemand dazu bringen, einen Solarkocher zu kaufen? Das ist nämlich die große Frage, wenn man dann welche produziert.
Die Solarkocher können vor Ort hergestellt werden - was mir persönlich ein Anliegen ist - um Arbeitsplätze zu schaffen.
Welche Ziele verfolgen wir? Ganz wichtig ist, nachhaltige Arbeitsplätze zu schaffen - wobei das nicht so einfach ist.
Die Kooperation mit einer Werkstatt lief nicht immer unproblematisch. Es gab dann schon so Behauptungen, daß die Maschinen jetzt kaputt seien, weil das Solarprojekt dort arbeitet usw. Das war dann schon etwas speziell. Zum Beispiel 2 Wochen vor der Gesellenprüfung hat die Kreissäge und die Hobelbank nicht funktioniert. Dann habe ich das halt repariert, um einfach Friede zu bewahren.
Aber jetzt haben wir Gott sei Dank durch Fördergelder eine eigene Werkstatt. Wir konnten eine Werkstatt bauen mit 71 qm Grundfläche. Dort stehen auch die Maschinen drin, die man braucht, um die Solarkocher vernünftig herzustellen.
Es gibt auch ein kleines Büro mit Telefon und Computer. Was auch ganz wichtig ist, um zu funktionieren.
Zum Team: Es ist eine Frau, die überwiegend im Büro sitzt - die macht die Buchführung und verkauft. Sie macht dazu auch sehr viele Kochdemonstrationen. Das ist ganz wichtig. Es sind mittlerweile 3 Schreinerinnen in der Werkstatt, in der Produktion.
Hier auf dem Gelände steht beim Brotbackofen draußen ein etwas größeres Teil mit 2-3 Reflektoren.Das ist das erste Modell, ein Prototyp. Der wurde im Mai/Juni zusammen mit einer Schreinerin gebaut. Die konnte für ein Praktikum nach Deutschland kommen. Und mit ihr zusammen habe ich das Teil gebaut.
Wir haben es getestet. Sie hat die ganzen Pläne mitgenommen, auch das Know-how - und baut jetzt im Moment das gleiche Modell nochmal. Und sie kann das auch selbst verändern und verbessern, wie sie sich das denkt.
Wir hatten großes Glück, daß uns in Namibia der Rektor zur Seite stand. Er fand das Projekt wirklich gut und förderungswürdig. Mittlerweile gibt es dort eine Fachfrau, die ist von einer Schweizer Entsendeorganisation, die sich „Interteam“ nennt. Sie hat sich aber leider mit dem Rektor überworfen.
Da gab es schon einige prekäre Situationen, die mir etwas weh tun. Ich bin zurück seit Dezember 2002 und kriege jetzt mit, wie sich das verändert. Ende September 2003 werde ich deshalb für 2 Wochen nach Namibia fliegen, um einen kleinen Vermittlungsversuch zu machen.
Die Aktivitäten: Teilnahme an verschiedenen Messen ist sehr sehr wichtig, und zwar über das Land Namibia verteilt. Auch die Kochdemonstrationen sind sehr wichtig.
Wir stehen an bestimmten Stellen mit den Solarkochern, kochen Essen und verkaufen das dann. Und das ist ganz entscheidend. Wir haben nie etwas verschenkt. Ich war ganz überrascht: Die Leute haben das immer gekauft. Wir waren ausgestattet mit Teller und Besteck und die Leute haben sich gefreut.
Wir haben uns natürlich auch daran orientiert, was sie gerne essen. Wir haben sehr viel Fleisch zubereitet, und das, was die Leute dort gerne essen. Und wir haben auch einen 2-qm-Parabolspiegelkocher gebaut, mit Nachführung. Den habe ich mit einem Lehrling aus der Metallwerkstatt gebaut - das war dann ein Mann, ausnahmsweise.
Mein Vorgänger war scharf drauf, daß es ein Frauenprojekt ist. Das lässt sich manchmal auch besser verkaufen, da bekommt man leichter Geld, hat er gedacht. Aber als ich dann mit den Frauen gesprochen habe, haben die gesagt, sie hätten mit Männern keine Probleme. Es gäbe auch durchaus welche, die nett sind und qualifiziert wären - also nicht nur Frauen. So kam es, daß dann auch mal ein Mann mitgearbeitet hat.
Weitere Aktivitäten: Verkauf von Kuchen und Brot. Das hat sich wirklich als der Renner erwiesen.
Mittlerweile konnten wir auch eine weitere Person beschäftigen, die regelmäßig einfach nur Brot und Kuchen backt und das dann auf dem Markt und in der Schule verkauft. Der erste Absatzmarkt war eine Schule. Wir haben regelmäßig zwischen 20 und 25 Brote gemacht. Und das ging dann schon allein in der Schule weg. Deshalb haben wir den größeren Ofen gebaut - um einfach die Produktion zu steigern und den Gewinn zu verbessern.
Die Konservierung von solaren Früchten und Gemüse mit dem Solarofen haben wir gestern auch gezeigt. Da haben wir Pflaumen eingemacht. Das eignet sich auch für Deutschland ganz gut. Das funktioniert hervorragend mit den Solaröfen.
Es ist viel einfacher als bei meiner Oma. Da wurde erst das Glas sterilisiert, dann wurde das heiß eingefüllt und zugemacht. Beim Solarkocher stellt man einfach alles rein. Weil es im Ofen steht und heiß wird, wird alles zur gleichen Zeit sterilisiert. Man macht dann den Deckel drauf und alles ist erledigt.
In dem Gebiet, wo wir waren, gibt es auch wenig Kühlschränke. Nur die wohlhabenden Leute haben Kühlschränke. Von daher ist das Konservieren ein Wirtschaftsfaktor, den wir gerne ausbauen würden. Ich kann nicht sagen, daß wir da einen Markt erschlossen haben, aber es ist immerhin eine Idee.
Unser Ziel ist es, das Produkt weiter zu verbessern und im Gespräch zu bleiben mit den Verbrauchern und im Idealfall den Preis zu reduzieren bzw. den Preis nicht anzuheben. Es gibt ja eine hohe Inflationsrate. Wenn man es schafft, den Preis nicht anzuheben, kommt das einer Reduzierung gleich.
Die Lebensmittel werden extrem teuer. Als ich nach Namibia gekommen bin, habe ich einen Käse in einem Supermarkt für 9 Rand gekauft. Als ich gegangen bin, hat derselbe Käse zwischen 16 und 17 Rand gekostet.
In Tsumeb, das ist eine Stadt in Namibia, wurde ein Solarrestaurant eröffnet. Wir haben dort Solarkocher und Parabolspiegel verkauft. Das ist so ein Art & Craft Center. Die Leute sind ja auch angewiesen auf Touristen. Das ist jetzt so eine Kombination entstanden, weil Touristen Solartechnik sehr interessant finden. Gleichzeitig wird traditionelles Handwerk angeboten und verkauft. Es gibt Kurse und Workshops und es wird auch Kaffee und Kuchen angeboten.
Außerdem gibt es dort auch eine Kupfermine. Die Arbeiter bekommen dort traditionelles Essen aus dem Solarkocher.
Zu den Produkten: Das ist unser größeres Modell, das nennt sich „goatsize“ und zwar deshalb, weil dort einfach eine Ziege reinpasst. Die passt nicht nur da rein, man kann sie dort auch zubereiten und essen. Das dauert ungefähr dreieinhalb bis vier Stunden, und dann ist die Ziege langsam und perfekt gegart.
Es ist der absolute Renner. Wenn wir die Leute der high society in Afrika überzeugen wollen, dann gehen wir zu einer Party und dann wird so eine Ziege gemacht und dann hat man auf jeden Fall gewonnen. Die Leute sind dann wirklich überzeugt. Es ist sehr wichtig, daß man sowas auch tun kann.
Der Kleinere ist dann ein „chicken-size“, da passt also mindestens ein Huhn rein. Ich möchte Vegetarier nicht ausgrenzen - man kann natürlich auch was anderes reintun. Die Namen sind aber schon bewusst gewählt, weil die Leute das wichtig finden, Fleisch zu essen. Das ist halt auch ein Marketingkonzept.
Ich war 14 Jahre lang Vegetarier - habe dann eine Afrikanerin geheiratet und wir sind nach Namibia gegangen. Da habe ich dann beschlossen, mein Vegetarierdasein zu beenden - auch ein stückweit, damit es miteinander funktioniert.
Ich komme zum Ende des Vortrages:
Es ist wichtig, die Qualität des Produktes zu fördern. Ich habe z.B. aufgehört, die Solartouristen zu unterstützen. Ich verkaufe keine Bauanleitung an Leute, die sagen: Ich gehe für 3 Wochen nach Tansania und würde gerne eine Bauanleitung mitnehmen. Ich mache das nicht mehr.
Wir schaden uns da selbst, wenn schlechte, nicht funktionierende Produkte irgendwo rumstehen.
Da gibt es aber unterschiedliche Meinungen, auch innerhalb der Gruppe ULOG. Aber das können wir akzeptieren. Wichtig ist uns eben die Nachhaltigkeit, die Betreuung des Projektes. Ich war 2 Jahre dort, und es ist wichtig, daß jetzt immer noch jemand dort ist. Es geht einfach nicht so schnell.
Wenn man mal überlegt, wie bei uns der Elektroherd eingeführt wurde: Da haben die Elektrofirmen, also die Energieerzeuger, richtige Küchen in die Großstädte gebaut. Es wurden ganz viele Herde dort aufgestellt und dann sind die ganzen Hausfrauen eingeladen worden - und man hat dann miteinander elektrisch gekocht, um sie von der Skepsis zu befreien.
Ähnliches versuchen wir. Wir haben natürlich nicht soviel Geld, aber wir haben große Erfolge, indem wir einfach sehr viele Kochdemonstrationen machen, und die Leute dann das Essen bekommen - aber nicht umsonst. Ich finde das auch einen ganz wichtigen Faktor. Die haben bezahlt und sind trotzdem begeistert und essen immer wieder daraus.
Was ich noch gar nicht erwähnt habe: Das Projekt hat jetzt damit angefangen, Solar-Catering zu machen - ähnlich wie die rollende Solarküche. Es wird möglichst alles solar gemacht. Wenn nicht, dann gibt´s ein Gas-back-up.
Wenn man dem Kunden etwas anbietet, dann muss natürlich das Produkt auch stimmen. Deshalb ist da Gas dabei. Man stellt einfach den Kunden damit zufrieden. Wenn mal Wolken da sind oder die Sonne nicht ausreicht, kann man weitermachen.
Das Solar-Catering wird sehr gern genutzt, besonders von internationalen Organisationen. Die sagen einfach: Das ist eine tolle Sache, die wollen wir unterstützen. Bei denen bestellen wir unser Frühstück, Mittagessen und Kaffeetrinken für unseren Workshop, der 3-4 Tage geht.
In einen „goalsize“ passen gut drei 5-Liter-Töpfe rein. Man kann da wirklich große Mengen Reis kochen. Wir waren z.B. in einem Flüchtlingslager und haben dort mit 5 Solarkochern für 40 Personen gekocht. Und damit sind alle satt geworden.
Hier in Deutschland verkaufe ich keinen „goalsize“. Wir haben draußen einen „Familia-Kocher“ stehen. Er ist etwas kleiner, 75 cm breit. Der „goalsize“ hat 1,05 m, damit auch die Ziege reinpasst. Das entspricht dann auch den afrikanischen Erfordernissen. Die Familien sind größer - die müssen einfach mehr kochen.
Ich bin etwas kritisch bei den Produkten, die zum Teil auch von der GTZ, in Südafrika entwickelt wurden. Da steht ein Kocher draußen, der wurde vor 2 Jahren neu entwickelt. Das sollte so eine Symbiose sein von allen Kochern, die bisher gebaut wurden. Aber der ist einfach zu klein. Ihr könnt den gerne mal angucken, draußen.
Die meisten Leute in Namibia wollen den großen Kocher kaufen und nicht den kleinen. Wir hatten selbst 2 von den „goalsize“ zu Hause und meine Frau hat fast jeden Tag damit gekocht. Für die Entwicklungshelfer hat sie immer Vollkornbrot gebacken - weil es das nirgends gab. Das hat sie dann als Auftrag gemacht. Die Entwicklungshelfer waren ihr dafür sehr dankbar.
Frage:
Ich wollte fragen, wie das Projekt finanziert wird. Ihr verkauft doch die Öfen und habt Leute angestellt. Wie ist der Zusammenhang - was wird subventioniert?Rolf Behringer: Das Projekt ist aus verschiedenen Töpfen finanziert. Ein Topf ist "Globosol". Dann hat die Stadt Bremen finanziert, zu der Zeit, als ich nicht da war. Der deutsche Entwicklungsdienst hat ein Faxgerät und einen Computer zur Verfügung gestellt. Und jetzt hatten wir über die deutsche Botschaft Geld bekommen für die Maschinen und für das Gebäude. Wir haben einen Arbeitsplatz für ein Jahr auch finanziert. Die Frau, die im Büro arbeitet und die ganzen Demonstrationen macht, die hat ein garantiertes Gehalt und die anderen Vier, die zum Projekt gehören, werden vom Projekt selber finanziert.
Frage: Trägt sich das Solarrestaurant selber?
Rolf Behringer: Das ist halt einfach ein Teil von einem Art & Craft Center. Das ist so ein Kunstmarkt und das Solarrestaurant ist einfach ein Segment. Die sind in der Lage, die Geräte zu kaufen und verkaufen jetzt auch Kuchen, Kaffee, Tee und normales Mittagessen.
Ob sich jetzt das Geld schon amortisiert hat oder nicht, kann ich nicht sagen. Der Gedanke ist halt auch, mehr Touristen anzulocken. In dem Reiseführer steht, dass es da ein Solarrestaurant gibt. Die Touristen kaufen dann eben auch Handwerksachen, die dort ausgestellt werden.
Es gibt noch andere schöne Beispiele. Da war ein Entwicklungshelfer unterwegs, ziemlich weit im Nordwesten im Kakaofeld und hat dort irgendwo 3 Solaröfen in so einem Camp angetroffen. Dort sind große Wasserfälle und da fahren viele Touristen hin. Da gab es eine Frau, die mit 3 Solaröfen Brot gebacken hat. Die hat sie dann an die Touristen verkauft. Da wussten wir gar nichts davon. Das hat uns jemand erzählt.
Es ist natürlich sehr schön, wenn man hört, daß Solarkocher auch benutzt werden. Es gibt auch namibianische Farmer, die sehr konsequent die Solaröfen nutzen.
Bernd Blaschke: Ich war auch in Namibia, habe aber nicht diesen überzeugenden Erfolg mitgebracht. Meine Frage: Braucht man eine Begleitperson, eine permanente Begleitung? Wie schätzen Sie das Wissen der Bevölkerung ein? Wir waren überrascht, daß die schwarze Bevölkerung über Solartechnik in Namibia überhaupt nicht informiert war. Die Leute hatten beim Solarspiegel an Wunder und Voodoo geglaubt.
Wir haben aber gemerkt, daß die weißen Farmer sehr wohl Solartechnik einsetzen, damit sie autark sind. Das war sozusagen ein zweigeteilter Wissenstransfer.
Ist das auch Ihre Erfahrung?
Rolf Behringer: Ich beantworte mal die erste Frage bzw. ich beantworte sie nicht. Ich kann sie nicht wirklich beantworten. Ich kann nicht sagen, daß es immer eine Begleitperson aus einem Industrieland braucht. Ziel ist ja, daß es das nicht braucht. Das soll das Ziel sein. Es ist auch ganz wichtig, daß man versucht, sich selber überflüssig zu machen. Es ist nur die Frage, wie lange es dauert.
Dazu passend ist auch die zweite Frage: Die Geschichte von Namibia ist eine sehr turbulente Geschichte. Einmal was den Kolonialismus anbelangt und dann die Unabhängigkeit. Die kam zur gleichen Zeit, als bei uns in Deutschland die Mauer fiel.
Wir sehen ja, was bei uns noch für Diskrepanzen und Probleme bestehen - nur war es in Namibia noch viel extremer. Da war eine weiße Bevölkerungsschicht, die die Schwarzen unterdrückt hat. Das war ein Apartheidsystem, das von Südafrika her eingeführt wurde. Entsprechend war auch der Bildungsunterschied. Die Schwarzen hatten kaum Zugang zu Bildung.
Man braucht sich auch nicht zu wundern, daß nach so kurzer Zeit - 12 Jahre - die Schwarzen so wenig über Solartechnik wissen. Und wenn sie dann auch noch auf´s Dorf gehen, dann ist es klar, dass Sie da auch kaum physikalisches Verständnis antreffen. Niemand kann sich da erklären, dass der Parabolspiegel einen Brennpunkt erzeugt, wo es dann heiß wird. Das können diese Leute gar nicht wissen. Deshalb sind auch Demonstrationen so wichtig.
Danke für´s Zuhören.