Solarenergie für Afrika

Konferenz in Düsseldorf vom 4.-6. September 2003

Benutzung von Solarlampen in kleinen Dörfern

Eine kleine Information, bevor ich die Lampe vorstelle: Hier in Deutschland verbraucht ein Bürger ungefähr 5000 Liter Öl im Jahr. Das sind 14 Badewannen voll. In der USA ist es fast das Doppelte.

Ich will nicht viel über Theorie sprechen, denn ich bin ein Praktiker. Kurz über Afghanistan, warum wir diese Entscheidung getroffen haben:

Nur 6% der afghanischen Bevölkerung hat Zugang zu Strom. Aber was heißt Strom? Einmal ist die Spannung nur auf 110 Volt, einmal auf 380 Volt. Dann brennen die Geräte durch.
Nur in den großen Städten gibt es Strom.

96 Millionen Batterien werden in Afghanistan pro Jahr einfach weggeschmissen. Diese Batterien verwendet man in Lampen und in Radios.

Ein Achtel des durchschnittlichen Einkommens einer afghanischen Familie wird für Kerosin und diese Batterien ausgegeben.

Deshalb wollten wir eine Lösung finden und waren damit auch sehr erfolgreich. Das Wichtigste dabei ist, dass es genug Sonneneinstrahlung gibt.

Kurz zu der Technik: In der Regel besteht jede Lampe aus 4 Teilen. Es gibt dann verschiedene Module. Wir verwenden ein 4,5-Watt-Modul, ein 6-Watt-Modul und ein 9-Watt-Modul. Wir haben mit der Zeit Erfahrungen gesammelt und uns entschieden, unterschiedliche Module zu nehmen.

Dann der Akku. Den Strom, den wir erzeugen, muss gespeichert werden. Tagsüber gibt es Sonne und damit Beleuchtung. Deshalb brauchen wir keine Lampe. Abends brauchen wir eine Lampe, aber dafür gibt es keine Sonne. Deswegen muss diese Energie gespeichert wird.

Diese Speicherung geschieht über 2 Akkus. 4,5 Ampèrestunden und 6 Volt je Akku. Z.B. hat diese Lampe 12 Volt und deshalb haben sie mit einem 12-Volt-Akku zusammengeschaltet.

Wir haben eine Sosum-Lampe von Stecker und viele Birnen getestet.
Doch, wir haben uns für diese Lampe entschieden, weil sie 5-Watt bzw. 7-Watt-Strom braucht und eine Beleuchtung gibt, die vergleichbar ist mit einer 50-Watt-Birne. Sie hat eine Lebensdauer von 10 000 Stunden.

Wir haben zuerst unterschiedliche Modelle gebaut - aus einer ganz einfacher Kiste oder aus Plexiglas. Wir haben 3 bis 4 Jahre dran gearbeitet. Aber keine Lampe wurde von der Bevölkerung akzeptiert. Sie wurden nicht angenommen.

Zuletzt haben wir uns gefragt: Was können wir nur machen, damit die Leute die Solarlampe akzeptieren?

Dann sind wir auf die Idee gekommen, dass die Leute sich von der alten Petroleumlampe nicht trennen können. Dann haben wir gedacht. Das Beste wäre, wenn wir diese Lampe in eine Solarlampe umbauen. Und das ist uns dann auch sehr gut gelungen.

Unsere Solarlampe ist  kinderleicht zu warten. Unten haben wir das Blech abgetrennt. Dann haben wir die 2 Akkus placiert. Damit diese Akkus sich innen nicht drehen, haben wir Noppen angebracht.

Wir haben gedacht, diese Lampe muss so einfach gebaut sein, dass sie in jedem Dorf zu reparieren ist. Deswegen haben wir eine ganz einfache Technologie verwendet. Statt Docht haben wir eine Fassung placiert.

Die ganzen elektronischen Bauteile sind in der Birne innen drin. Das Einzige, was wir brauchen, ist den Laderegler. Innen drin sieht man nur diese Akkus, diese Laderegler und paar Kabel, die miteinander verbunden werden.

Wir haben gedacht, es bringt nichts, wenn jeden Monat jemand von Deutschland kommt und den Leuten die Reparatur beibringt. Deswegen haben wir eine Werkstatt in Kabul aufgebaut und die Leute dort ausgebildet. Wir haben vier Leute dort ausgebildet, die in Kabul selber diese ganzen Module löten.

Ein Regler kostet in der Regel zwischen 20 und 40 Euro hier in Deutschland. Und das haben wir für 3 Euro. Die Bauteile kaufen wir für 3 Euro. Einer kann am Tag 10 solcher Regler bauen. Das kostet insgesamt dann 3,10 Euro. Das ist wirklich ganz einfach.

Wozu dient dieser Regler? Der Regler ist zum Schutz des Akkus. Wenn einer vergisst, das Solarmodul abzuschalten, könnte der Akku überladen werden. Das bedeutet, dass sich Gase in der Lampe bilden können, was zur Explosion führen kann. Dieser Laderegler sorgt dafür, dass sobald 13,8 Volt erreicht sind, automatisch abgeschaltet wird.

Was macht er sonst? Manchmal ist es so, dass die Afghanen sehr gerne plaudern. Wenn sie abends zusammensitzen, dann sprechen sie, bis es nicht mehr weitergeht. Und die Lampe brennt. Und wenn die Akkus ganz entladen werden, schadet das der Lebensdauer der Akkus.

Dieser Regler sorgt dafür, dass sobald eine Spannung von 10,8 Volt erreicht ist, automatisch abgeschaltet wird. Dann geht die Lampe nicht mehr, solange das nicht wieder aufgeladen wird.

Über 90% der Afghanen sind Analphabeten. Sie haben keinen Zugang zu Zeitungen und Zeitschriften. Einzige Informationsquelle und Zugang zu der Welt ist das Radio.

Fast jeder von uns hat so ein Radio und abends hört er Nachrichten. Wir dachten uns deshalb: Wenn wir so eine Lampe haben – warum nützen wir nicht diese Energie als ein Energiespender fürs Radio? Deshalb haben wir hier einfach einen Stecker eingebaut.

Abends, wenn wir die Lampe einschalten, können wir auch diesen Stecker dranmachen und damit Radio hören. Also, man kann sowohl die Lampe anmachen, als auch das Radio damit betreiben.

Wir haben seit August letzten Jahres mit der Produktion der Lampen angefangen. Im Jahr 2002 haben wir schon 500 Lampen in Kabul hergestellt. Diese wurden zum größten Teil zu subventioniertem Preis an die Dorfbewohner verkauft, in 3 Provinzen – Kabul, Wardak, Ghazni.

Außerdem haben wir 24 Lehrlinge in 2 Elektronikberufen ausgewählt, die diese Bauteile dort löten. Wir haben auch 12 Leute als Blechner ausgebildet.

6 Ausbilder haben wir geschult, die jetzt Meister sind, und unsere Hilfe nicht mehr brauchen. Sie können jetzt selber die Bauteile zusammenbauen und alle Reparaturen vor Ort durchführen. Natürlich wollen wir auch weitermachen und nicht auf diesem Stand bleiben.

In Afghanistan herrscht eine Regel: Sobald Sie ein elektronisches Gerät oder ein elektrisches Gerät vom Geschäft gekauft haben, können sie es nicht mehr zurückgeben. Auch nicht nach einer Stunde. Es gibt keine Garantie.

Unsere Lampe ist das erste elektronische Produkt, das in Afghanistan montiert und zusammengebaut wird und 6 Monate Garantie hat.

Die Leute waren sich am Anfang nicht sicher, ob sie die Lampe kaufen oder nicht kaufen sollen. Dann haben wir gesagt: „Sie haben 3 Monate Rückgaberecht. Sie können 3 Monate die Lampe verwenden, und wenn Sie nicht damit zufrieden sind, können Sie uns die Lampe ganz zurückgeben und Ihr Geld wieder zurückhaben“.

Also 3 Monate Rückgaberecht - und was noch ganz wichtig ist: Die Lampen werden vor Ort im Dorf repariert.

Diese Lampe haben wir so gebaut, dass man ganz einfach das Glas putzen kann. In Afghanistan ist es sehr staubig. Jedes Kind kennt die Lampe und kann sie auch putzen.

Das Einzige, was an der Lampe kaputtgehen kann, ist dieses Glas. Und das Glas kriegt man in jedem Dorf. Wir haben auch in jedem Dorf, indem wir die Lampen abgesetzt haben, jemanden ausgebildet, der leichte Reparaturen vor Ort durchführen kann.

Wir haben vor, 2003 die Anzahl der Lampen zu erhöhen, weil der Bedarf der Lampen sehr hoch ist. Jeder will unbedingt eine Lampe haben.

Am Anfang war ich sehr erstaunt und skeptisch. Als wir die ersten Lampen verkaufen wollten, waren die Leute sehr unsicher.

In den Dörfern haben wir sie zum subventionierten Preis verkauft, für 30 Euro. Die Leute waren unsicher - 30 Euro ist viel Geld. Aber jetzt sind sie so begeistert, dass in jedem Dorf der Ärmste zuerst kommt und sogar Geld ausleiht um sich die Lampe zu kaufen.

Wir haben die Amortisationszeit von dieser Lampe ausgerechnet. Sie beträgt 1 Jahr. Und die Lampe gibt auch die zehnfache Beleuchtung von einer Öllampe.

Hier sagt man mir öfters: Oh, diese Lampe gibt es auch bei OBI oder im Bauhaus. Die Leute verwechseln oft diese Lampe mit diesen Gartenleuchten.

Das sind aber nicht dieselben Leuchten, wie wir sie haben. Dieses Beispiel von so einer Lampe sieht zwar sehr schön aus, das muß ich zugeben, hat auch eine gute Beleuchtung. Aber, was für Nachteile hat diese Lampe?

Diese Lampe hat ein Modul von ca. 2 Watt. Wenn Sie nicht genügend Sonne haben, wenn Sie nicht lange sonnige Tage haben, kann dieses Modul sich überhaupt nicht aufladen. Unser kleinstes Modul hat ungefähr die zweieinhalbflache Leistung wie dieses Modell. Was passiert noch, wenn die Lampe da steht und ein Kind kommt und stößt da dran? Das bricht ab.

Wenn das abbricht, können Sie praktisch die ganze Lampe wegschmeißen. Und die Ersatzteile kriegt man nirgends. Wenn etwas dran kaputtgehen sollte, kann man praktisch die Lampe wegschmeißen.

Bei unserer Lampe ist das nicht der Fall. Bei uns sind es  4 Teile. Die Akkus kriegen Sie vor Ort, die Lampe kriegen Sie von unserem Vertreter. Und dieser Regler kann nicht kaputt gehen. Wenn ein Widerstand oder irgendein Verstärker durchbrennen sollte, haben wir genügend da. Das kann wieder gelötet werden.

Das ist die einzige Lampe – wir kennen genügend Lampen auf dem Markt – die mit 2 Akkus versehen ist, und das gibt doppelte Leistung. Die Module haben Mehrzweck. Jetzt komme ich darauf, warum wir so verschiedene Module haben:

Zuerst haben wir diese Module aus der Tschechien geholt. Die sind relativ günstig. Aber der Nachteil ist: Wenn das runterfällt, wenn irgendein Wind weht, dann kann das sehr schnell brechen. Dann kann man es wegschmeißen.

Dann sind wir von diesen Solarmodulen auf andere umgestiegen, die relativ robust sind und nicht brechen können. Allerdings können diese Module nur die Lampe aufladen, und mehr können sie nicht. Deshalb haben wir gedacht, wir sollten eigentlich ein größeres Modul nehmen, damit wir mit dem Modul auch was anderes machen können.

Die Leute in Afghanistan ist sehr erfinderisch. Ich habe in einem Dorf gehört, nachdem wir die Lampen verteilt haben, dass einer mit diesem Solarmodul seinen Fernseher betreibt. Das hat mich erstaunt.

Wie macht er das? Er hat eine Autobatterie genommen und sie über das Solarmodul aufgeladen und mit einem ganz kleinen Wechselrichter hat er seinen ganz kleinen Fernsehapparat angemacht. Und wenn tagsüber die Sonne scheint, hat er den sofort angeschlossen.

Bei direkter Sonneneinstrahlung hat das die Leistung, so dass man größere Kassettenrecorder damit betreiben kann.

Was ganz ganz wichtig ist: Diese Lampe ist sehr robust gebaut. Das ist alles aus Metall. Da ist kein Kunststoff und kein Plastik. Das ist auch ein Vorteil dieser Lampe.

Seit Oktober letzten Jahres bis heute, haben wir für 10 Jugendliche Arbeit geschaffen. Also, 10 Familien können mit der Produktion dieser Lampe und mit dem Vertrieb beschäftigt werden. Wir sind sehr froh, dass diese Familien Arbeit haben und damit ihr Brot verdienen können. Das ist nicht nur Brotverdienen sondern das ist auch das Selbstvertrauen, das wir diesen Leuten geben können. Daß sie auch was wert sind, dass sie auch was machen können.

Ein Teil unserer Arbeit ist Dorfentwicklung. Wir wollen den Leuten auch beibringen, auch andere Produkte auch zu produzieren, damit sie in diesem Bereich eine Arbeit finden können.

Eine Schule hat uns 50 Lampen gespendet. Wir haben diese Lampen gebaut, und Familien kostenlos zur Verfügung gestellt, die kein Einkommen haben oder Witwen, die keine Arbeit hatten und ihren Mann verloren hatten.

Wir haben auch versucht, die Leute davon zu überzeugen, dass man auf dem Tisch besser arbeiten kann, als auf dem Boden. Aber es ist nichts zu machen! Sie sind es so gewöhnt.

Wenn ich nach Deutschland gehe, nehmen sie den Tisch wieder weg und arbeiten weiter auf dem Boden. Jedes Mal, wenn jemand von uns kommt, arbeiten sie am Tisch, aber sonst nicht.

Wenn wir die Lampen produziert haben, bringen wir sie in die Dörfer. Damit wir nicht so viel mit dem Vertrieb beschäftigt werden, bestimmen wir einen Tag und an diesem Tag sollen die Dorfbewohner eines bestimmten Dorfes kommen. Wenn sie an dem Tag nicht kommen, dann werden sie am nächsten Tag die Lampe nicht mehr kriegen. Das haben wir absichtlich so gemacht, um ein bisschen Ordnung zu kriegen.

Die Kleinkinder haben in Afghanistan tagsüber sehr viel zu tun und kommen nicht dazu, ihre Hausaufgaben zu machen. Die Schulkinder können dann abends ihre Hausaufgaben machen.
Bestimmte Handarbeiten werden auch nur abends gemacht. Die Kinder machen die und verkaufen es an Schneider. Und die Schneider benutzen es für Hemden.

In einer Schneiderei haben wir unsere Lampen vorgestellt und hinterher jeder Frau eine Lampe mitgegeben, damit sie auch in den Abendstunden ihren Beruf ausüben können, weil sie tagsüber nicht dazu kommen.

Wir haben auch vor, andere Produkte mit Solarmodulen zu betreiben. Ein anderes Problem bei den Frauen ist das Kleiderwaschen. Diese Aufgabe ist sehr mühsam. Die Kleider werden einfach in die Schüssel gegeben und mit den Händen bearbeitet.

Wir haben eine Art Waschmaschine, eine sich drehende Trommel, wo man die Kleider reintut. So können die Frauen von dieser schweren Arbeit entlastet werden. Dafür haben wir 9 unserer Solarmodule zusammengeschaltet. Es wurde eine Batterie damit aufgeladen, eine 150 Ampèrestunden-Batterie. Und über Wechselrichter wird 12 Volt in 220-Volt-Wechselstrom umgewandelt. Dann kann man diese Waschmaschine betreiben.

Wir importieren nur Solarmodule und die Birnen. Früher haben wir Birnen aus China gekauft -  über Tschechien. Leider haben wir dabei kein gutes Geschäft gemacht. Zwar haben wir diese Birnen nur für 2 Euro gekauft – und heute kaufen wir sie für 9 Euro. Aber jede Birne hatte vorher nur 2 Wochen gehalten und dann waren sie kaputt. Wir haben Gott sei Dank nur 200 Stück als Muster gehabt.

Mit der neuen Birne haben wir überhaupt keine Probleme. Seit einem Jahr sind die Lampen im Einsatz. Wir haben keinen einzigen Fall, wo sie ausgefallen ist.

Wir importieren die Solarmodule. Sie wissen, dass das eine ganz ganz schwierige Technik ist. Sogar in europäischen Ländern kann man das nicht überall produzieren. Das holen wir aus Hongkong, damit das günstiger wird. Qualitativ dieselbe Ware wird in Deutschland zum dreifachen oder vierfachen Preis angeboten. Diese Lampen kaufen wir bei Stecker hier in Deutschland.

Ich habe einen kurzen Film, den ich Ihnen gerne zeigen würde:

FILM: In Kabul ist es abends stockdunkel. Da es praktisch unmöglich ist, in dem riesigen Land ein komplettes Stromnetz aufzubauen, muß eine Alternative her. Solarlampen sollen helfen, und zwar in mehrfacher Hinsicht.

Männer aus einem Dorf im Westen Afghanistans haben neue Lampen erstanden. Entwickelt haben diese Lampen der Verein afghanischer Ingenieure und Techniker in Deutschland, kurz VAIT. Einer von ihnen ist Nadjieb Said-Sada der in Wiesbaden lebt und arbeitet.

 „Wir haben Kenntnisse aus unserem Heimatland. Wir wissen, dass es in vielen Gebieten Afghanistans gar kein Licht gibt, gar keine Energieversorgung vorhanden ist. Aus diesem Grund haben wir versucht, irgendwas zu entwickeln. Und dann kam die Idee mit der Solarlampe. Es soll billig sein, es soll gut sein, es soll dauerhaft sein und sollte der armen Bevölkerung zugute kommen“.

In der afghanischen Hauptstadt Kabul haben die VAIT-Ingenieure letztes Jahr eine Werkstadt errichtet, die sie auch regelmäßig besuchen. Hier arbeiten junge Leute, die zuvor durch die VAIT-Ingenieure und deren Partnerorganisationen SJAWO (Sayyed Jamaluddin Afghani Welfare Organisation) eine Ausbildung zum Elektriker oder Blechner erhielten.

Nadjieb Said-Sada: „Wir versuchen auch dadurch, dass die Leute eine Beschäftigung haben. Und wenn die jungen Leute sich beschäftigen, das ist wichtig und gibt auch so einen Frieden. Das ist eine Arbeitsmaßnahme, die L mit der die Leute ihr Brot hier verdienen können und entsprechend ausgebildet werden, so dass sie dann auch die Anderen ausbilden. Das ist so ein langjähriger Prozess. Wir versuchen auch, die jungen Leute hier zu beschäftigen und eine vernünftige Ausbildung anzubieten“.

Seit August letzten Jahres haben die jungen Männer mehr als 500 Lampen hergestellt. Die einzelnen Bauteile der Solarlampe, z.B. der Akku oder das Solarmodul kommen aus verschiedenen Ländern und werden hier montiert.

Im Boden der Lampe, wo sich traditionell eigentlich Benzin oder Öl befindet, wird der Akku verstaut. Und die Energiesparlampe, die hier zum Einsatz kommt, hat eine extra lange Lebensdauer. Die Ingenieure haben Wert darauf gelegt, dass die Solarlampe wirtschaftlich ist und leicht zu warten.

Doch die Lampe spendet nicht nur Licht. Durch den Anschluss an die Lampe braucht das Radio keine Batterien. Umweltfreundlicher und ebenso einfacher Informationszugang für Menschen in einem Land mit über 70% Analphabeten.

Rabi Abas stellt die Solarlampe auch an der Uni Kabul vor. Hier sitzen die zukünftigen Ingenieure des Landes, die selbst einmal solche Produkte entwickeln sollen, so die Hoffnung von VAIT und der Partnerorganisation SJAWO.

„Die Studenten waren sehr begeistert und sie wollen gerne auch diese Technik lernen. Wir wollen auch demnächst die Studenten einladen, bei uns in SJAWO, damit sie auch die anderen Geräte, die wir entwickelt haben betrachten, und sehen“.

Eine wichtige Bedingung für Technik in Afghanistan: Sie muß erschwinglich sein. Etwas 12 Euro zahlen die Menschen für das ganze Set. Die restlichen 50 Euro der Herstellungskosten müssen die VAIT -Ingenieure durch Spenden finanzieren.
Aber der Einsatz lohnt sich. Die Lampe erfreut sich großer Beliebtheit, was auch daran liegt, dass sie in ihrer Form der traditionellen Öllampe ähnelt. Und sie ist alltagstauglich. Improvisation gehört zwar dazu, aber die Solarzelle erfüllt ihre Aufgabe und stellt den Strom für den Lampenbetrieb bereit.

Auch die Familie von Mohammad Sadik hat ihre Ölleuchte abgeschafft und sich eine Solarlampe zugelegt.

Frage: „Wie gefällt Ihnen die neue Lichtquelle?“
Mohammad Sadik: „ Sehr gut. Diese Lampe raucht nicht und ist leicht durch einen Schalter zu bedienen. Sie ist auch billig. Die Öllampen dagegen sind sehr teuer. Eine Ölfüllung reicht gerade für eine Nacht. 6 Liter Öl brauchte man für eine Woche. Und noch etwas: Diese Lampe leuchtet auch viel stärker.“

Die Solarlampe – ein kleiner Lichtblick für die Menschen in Afghanistan.

ENDE DES FILMS

Ahmadudin Wais: Herr Achtari ist jetzt bereit,  Fragen zu beantworten.

Frage: Ich heißt Diallo. Ich komme aus Guinea, Westafrika. Ich finde, es ist eine sehr gelungene Maßnahme und ich wünsche mir, dass eine Entwicklungshilfe, nicht nur vom Norden zum Süden, sondern im Süden selber stattfinden sollte. Mein Interesse ist, um so eine Technologie auch nach Afrika zu transferieren, damit die Leute ebenfalls in den Genuss von Ihren Ideen kommen. Meine Frage wäre, ob es Möglichkeiten gibt, dass diese Technologie gelernt wird. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass man von Afrika nach Afghanistan fahren soll. Gibt es da andere Möglichkeiten?

Sabur Achtari: Zuerst kurz zu dem Verein: Wir sind wirklich ein Verein, deren Mitarbeiter nur ehrenamtlich arbeiten. Wir verdienen unser Brot bis 5 Uhr und ab 5 Uhr fangen wir an mit solchen Sachen. Deswegen: Wir verdienen daran nichts, wirklich nichts. Wir zahlen sogar unsere Flüge nach Afghanistan selber. Und deswegen freut es mich wirklich sehr, wenn es auf der ganzen Welt verbreitet wird.

Ich kann Ihnen im Namen des Vereins versichern, dass wir ohne jeden Pfennig, egal wohin, hingehen und den Leuten das beibringen.

Dieser Regler ist wirklich das Herz dieser Lampe. Wir haben bereits genügend Erfahrung gesammelt, wo wir günstige Teile kaufen können. Wir behalten das nicht für uns. Wir haben für die Menschen diese Entwicklung gemacht, nicht nur für Afghanen. Deswegen begrüßen wir das, wenn auch in anderen Ländern diese Technologie eingeführt wird. Wir stehen bei Rat und Tat zur Seite.

Frage: Ich heiße Sam Essiamah und komme aus Göttingen. Wir sind auch sehr daran interessiert. Meine Frage ist: In Ghana haben wir solche Petroleumlampen auch. Kann man diese Lampen nur bauen oder kann man sie auch als Solarlampen umbauen?

Sabur Achtari: Wir haben versucht, nicht hundert Kabel hier reinzubauen und hundert Bauteile zu verstecken, damit es die anderen nicht nachbauen können. Ich habe Ihnen gesagt: Wir haben 4 Teile, wirklich nur 4 Teile. Das ist der eine Teil. Wir haben den Elektrikern das jetzt soweit beigebracht, dass sie jetzt selber löten.

Wenn Sie die Lötstellen anschauen – einer in Deutschland hat mir nicht geglaubt, dass man das von Hand gelötet hat. Es sind wirklich saubere Lötstellen. Die Leute bekommen also Routine. Innerhalb von 4 Wochen bekommen wir die Leute soweit, dass sie es machen können. Sie müssen es natürlich auch wollen.

Dann ist die Birne und dann sind die Akkus. Ob Sie das hier bauen, in einer Kiste bauen oder die Lampe hängen, das hängt von Ihnen ab. Das können sie machen, wie sie wollen.

Die Herstellkosten sind 80 Euro. Mit Montage und Teile, aber ohne Profit. Die Montage haben wir in Afghanistan gemacht. Für die Montage dieser Teile brauchen wir 2 Euro elektronische Löhne und 1 oder 2 Euro für Blechnerarbeit. Natürlich kommt dann die Miete noch dazu und die administrativen Kosten.

Aber reine Herstellkosten mit Löhnen kostet 80 Euro mit diesem größeren Modul, mit dem man auch was anderes machen kann und Autobatterien aufladen kann.

Diese Module beziehen wir aus Hongkong. Die kosten uns in Hongkong, ohne Transportkosten ca. 30 Euro. Mit Transportkosten kosten sie 35 Euro. Sowas kostet in Deutschland 90-120 Euro. Die Lampe 10-12 Euro. Die Akkus kaufen wir vor Ort, das ist dort spottbillig, weil diese Akkus dort überall verwendet werden.

In jeder Solarlampe, werden solche Akkus verwendet, deshalb sind die sehr billig. So ein Akku kaufen wir in Afghanistan für 3 Euro das Stück. Das sind Gel-Akkus, 4,5 Ampèrestunden je. Die Lampe läuft 8 Stunden, je nachdem, was für eine Birne Sie drin haben: 5 Watt, 7 Watt oder 9 Watt.

Wir haben für die Lampe mit diesem kleinen Solarmodul 12 Euro als Eigenanteil bestimmt, weil das am Anfang von der GTZ so gewollt war. Das haben wir dann aufgestockt. Wir haben schnell gemerkt, dass das zuwenig ist. Jetzt subventionieren wir fast die Hälfte.

Aber in Kabul verkaufen wir zum vollen Preis, weil die Leute dort in der Lage sind, 80 Euro zu bezahlen. Diese Leute zahlen auch 80 Euro. Aber wir verkaufen nur eine bestimmte Anzahl in Kabul. Unsere Zielgruppe sind die Dorfbewohner.

In Kabul würden die Leute gleich 5000 Stück kaufen. Aber das ist nicht unsere Zielgruppe. Auf dem Land sind solche Leute, die wirklich nicht in der Lage sind, jeden Tag 5 Afghani für Kerosin pro Öllampe zu zahlen. Deswegen subventionieren wir.

Wir haben vor, diese Preise noch weiter zu erhöhen, so dass diese Lampe sich in 2 Jahren oder in einem Jahr sich selbst trägt.

Frage: Wie lange ist die Garantie auf die Teile?

Sabur Achtari: Bei den Solarmodulen gibt der Hersteller zwischen 15 und 20 Jahre Garantie. Wir haben aber noch keine Erfahrung über 15 Jahre. Bei den Akkus sind es 3-5 Jahre.

Wir haben vor, dass wir der Bevölkerung sagen: Man kriegt nur dann einen neuen Akku, wenn man den alten zurückbringt. Und dann müssen wir gucken, wie wir die Entsorgung hinkriegen. Wir sind ein relativ kleiner Verein. Wir haben auch nicht die Möglichkeit, alle Umweltprobleme zu lösen. Zumindest aber haben wir es im Griff. Die anderen Batterien werden einfach weggeschmissen. Darauf haben wir keinen Zugriff.

Frage von Diallo: Laufen Sie nicht Gefahr, wenn Sie verschiedene Preise anbieten, dass ein Schlaumeier welche auf dem Land aufkauft und sie in Kabul teuer verkauft?

Sabur Achtari: Wir kennen die Struktur unseres Landes und wir kennen ganz genau die Dorfbewohnerfamilien. Die Familien werden vorher aufgelistet. Wer eine Lampe kaufen will, wird aufgelistet.

Ich habe bisher noch nie erlebt, dass einer auf dem Dorf das gekauft hat und wieder verkauft hat. Die Leute kennen sich untereinander. Wenn einer so was tut, dann macht er eine Schande für sich. Und sein Ansehen wird er verlieren.

Frage: Wie stehen Sie dazu, dass Ihre Idee Nachahmer findet?

Sabur Achtari: Wir sind heilfroh, wenn andere das nachmachen. Machen Sie es nach! Dafür ist das. Wir helfen Euch, das nachzubauen! Wir profitieren ja nicht daran.

Frage: Wird eine Lampe immer mit einem Solarmodul abgegeben?

Sabur Achtari: Ja, heute läuft das so. Geplant hatten wir es so, dass man mit einem Solarmodul zwei Lampen betreibt. Wir hatten das damals auch so verkauft. Das Ergebnis war, dass jede Familie 2 Lampen gekauft hat.

Aber, wir hatten eigentlich vorgesehen, dass eine Familie eine Lampe kauft, damit so viele Familien wie möglich an diese Lampen drankommen. Aber zwei Familien haben sich dieses Modul nicht geteilt.

In einer Burg leben 5-10 Familien zusammen. Und wir haben gedacht, dass ein Solarmodul für zwei Lampen da ist. Aber das Ergebnis war anders. Deswegen haben wir das umgestellt auf eine Lampe und ein Solarmodul. Dann können die Leute mit dem Solarmodul auch was anderes machen.

Frage: Hat das Prinzip rein technisch funktioniert, 2 Lampen mit einem Modul aufzuladen?

Sabur Achtari: Ja, das reicht völlig aus, weil in Afghanistan viel Sonne ist und die Tage lang sind. Viele Leute wollten damit ihren Kassettenrecorder betreiben, aber damit können sie das nicht machen.

Frage: Was passiert, wenn es tagelang bewölkt ist?

Sabur Achtari: Afghanistan ist ein Land, das wenige Tage keine Sonne hat – auch im Winter ist schöne Sonne. Aber was machen wir, wenn kein Strom da ist? Die Solartechnik ist als Alternative gedacht.

Außerdem bleiben die Leute nicht so lange wach. Sie bleiben nur 2 Stunden wach. Wenn sie das einmal aufgeladen haben, reicht das für 3 Tage völlig aus. In den Tagen, wo es wolkig ist oder regnet, hat man gewöhnlich noch was übrig.

Vorstandsmitglied VAIT: Als Vorstandsmitglied von VAIT möchte ich gerne ergänzen: Wir haben eine Vision langsam in die Tat umgesetzt und freuen uns sehr darüber.

Ich bin der Meinung: Ein gutes Produkt kann nur Erfolg und Nachhaltigkeit haben, in unserer Gesellschaft oder irgendwo anders auf der Welt, wenn das kommerziell betrieben wird. Alles andere hat keinen Sinn und hört auf. Solange nicht Einnahmen fließen, können wir das Produkt in unserer Phantasie in beschränktem Maß in unseren Dörfern verteilen und dann hört es auf. Das wissen wir alle.

Unser Produkt ist ein Qualitätsprodukt und tut den Menschen gut. Es ist kein Geschäft, wie bei dieser anderen Lampe aus Hongkong. Die hat zwar eine gute Optik und kommt bei den Leuten gut an, bringt aber dann nichts.

Unser Produkt ist ein gutes Produkt und muß auf einer breiten Basis, nicht nur in Afghanistan, auch in Afrika, verbreitet werden. Wir wissen alle, als Fachleute: Solange kein Kapital dahintersteckt, Investitionen, Infrastruktur, kann nichts funktionieren.

Wenn wir mal Maßnahmen ergreifen, dass wir das weit und breit verbreiten, dann müssen wir uns im klaren sein, geht das nur über wirtschaftliche Markteinführung. Das ist schon offen, als eine Option.

Frage einer dt. Frau: Ich möchte mich für Ihre Darstellung bedanken. Das eröffnet völlig neue Perspektiven. Ich lebe und arbeite seit 9 Jahren in Südafrika. Ich arbeite auch mit ländlichen Kooperativen. Ihre Lampe gibt natürlich neue Lichtblicke.

Ich möchte Sie jetzt schon einladen, eine Werkstatt in Südafrika zu machen, weil ich finde: Gerade diese Anpassung an die Bedürfnisse der Bevölkerung, gerade auch in ihre Geschmacksrichtung – dass sie etwas vertrautes wiederfinden, anstatt dass sie etwas aus Europa importieren - ist ganz wichtig.

Um die Verbreitung weltweit zu machen, ist es wichtig, kommerziell zu arbeiten. Aber als Einführungsmaßnahme, um es  überhaupt unter die Menschen zu bringen und ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass es diese solaren Möglichkeiten gibt, ist natürlich Ihre Vorgehensweise ganz wichtig – um erst mal die ersten Schritte der Öffnung zu machen. Wenn sich die Leute daran gewöhnt haben, wird es zu einem Bestandteil des täglichen Lebens und kann dann auch auf kommerzieller Basis betrieben werden.

Sabur Achtari: Vielen Dank, wir nehmen gerne die Einladung an. Sie können im Internet unter www.afghan-vait.de unsere Webseite anschauen. Unsere Email-Adresse: info@afghan-vait.de

Nur eine kleine Information: Bis zum 1.August haben wir genau 1306 Lampen produziert und 150 haben wir schon verkauft und sind dabei, sie zu produzieren. Wir sind wirklich stolz drauf, dass so ein kleiner Verein wie VAIT in der Lage war, 1300 Familien Zugang zu Licht zu ermöglichen. Und ich hoffe, dass bis Ende des Jahres, unser Ziel, 1800 Stück, erreicht wird.

Frage: Bauen Sie die Lampen auch hier in Deutschland?

Sabur Achtari: Nein, die bauen wir vor Ort. Wir haben die Leute ausgebildet, die jetzt selber bauen. Nur alle 3 Monate geht einer von uns hin und nimmt die Ware ab. Weil, die Qualität muß stimmen. Wir geben Acht, dass die Qualität so bleibt, wie sie ist. Unter Afghanen ist verbreitet, dass es eine deutsche Lampe ist. Obwohl das in China gebaut wurde, ist immer noch eine deutsche Marke dabei. Und wir wollen deutsche Qualität beibehalten.

Frage: Haben Sie ein Patent drauf?

Sabur Achtari: Ich habe schon gesagt: Wir sind froh, wenn jeder das nachbaut. Deshalb brauchen wir kein Patent dazu.

Frage: Was passiert, wenn die Lampe auf den Boden fällt?

Sabur Achtari: Wenn das auf den Boden fällt, geht vielleicht gar nichts kaputt. Wenn, dann geht dieses Glas kaputt. Das Glas bekommen Sie für 60 Cent. Sonst kann nichts geschehen, weil das schön in dieser Fassung drin ist. Und diese Fassung ist hier schön festgeschraubt. Da haben wir 2 Muttern gekontert. So kann die Lampe nicht von der Fassung wegfliegen.

Wenn Sie keine Fragen mehr haben, dann bedanke ich mich für Ihre Aufmerksamkeit.

Ahmadudin Wais: Vielen Dank, das waren sehr gute Beispiele für Asien und Afrika. Die Gruppe VAIT hat von Deutschland aus diese Technik nach Afghanistan gebracht. Ich habe auch selber die Werkstatt in Kabul besucht.

Es ist schwierig, so was anzufangen und wenn man dranbleibt, wird es eine gute Sache. Solarenergie soll man nehmen. Am Ende des Monats kommt keine Rechnung von der Sonne.