‚Technik ist der Auftrag, für den Menschen und durch ihn die Schöpfung fortzusetzen'
Diesen Ausspruch von Prof.Gustav Eichelberg (1891-1976) las ich in seinem Traktat AUFTRAG TECHNIK. Damals war ich Mechaniker-Lehrling, und er bestärkte mich im Entschluß, Maschinenbau zu studieren.
Sind wir wirklich aufgerufen, mit dem Einsatz der Technik Gottes großartiges Schöpfungswerk fortzuführen? - Ich bin fest davon überzeugt. Und deshalb konstruierte ich Land- und Baumaschinen, Druckpressen, Maschinen für die chemische Industrie und Geräte für die Medizin und die Nachrichtentechnik. Wurde ich damit oben formuliertem Anspruch gerecht?
Ich war 50 Jahre alt, als mir klar wurde, daß mein berufliches Schaffen zwar ein kleiner Beitrag zur Hebung unseres Lebensstandards sein kann. Aber mir liegt viel mehr an der Lebens-QUALITÄT. Die technische Entwicklung hat uns ungeahnten Reichtum und Luxus beschert. Aber die Schöpfung (und den Schöpfer) haben wir vergessen. Wir treiben Raubbau an den natürlichen Ressourcen, erzugen immense Müllhalden und vergiften das Erdreich, das Wasser und die Luft. Wenn wir so fortfahren, dann wird der Planet Erde in einigen hundert Jahren für Menschen unbewohnbar sein. Die Erde kann freilich auch ohne Menschen weiter existieren. Lebewesen wie Ratten und Kakerlaken sind viel anpassungsfähiger als wir. Sie ertragen höhere Dosen an Schadstoffen im Boden, in der Luft und im Wasser. - Aber dürfen wir es so weit kommen lassen? Was für eine Erde wünschen wir denn?
Ich will endlich etwas tun zur Bewahrung der Schöpfung. Zusammen mit meiner Frau zog ich 1974 ins südliche Afrika. Wir arbeiteten sechs Jahre als Entwicklungshelfer in Botswana. Dort lernten wir hautnah die Energiekrise der Armen kennen. Und ein junger Lehrer aus Kanada zeigte uns auch eine Lösung: SONNENENERGIE. Sie steht praktisch unbegrenzt und kostenlos zur Verfügung. Und ihre Nutzung hat keine schädlichen Nebenwirkungen. Die Einheimischen waren sofort begeistert vom Sonnenofen. Das mühselige Brennholz sammeln sowie der beissende Rauch in der Küche belastete sie sehr. Als sie jedoch erfuhren, daß da, wo ich herkomme, keine Sonnenöfen benutzt werden, wurden sie mißtrauisch. Sie nehmen den Lebensstil in den Industrieländern zum Vorbild und lehnten deshalb des Sonnenofen ab.
Wir kehrten 1980 heim in die Schweiz und bauen seither hier Sonnenöfen zum kochen und backen, Solartrockner zum konservieren von Lebensmitteln und Solarkühlgeräte für die Frischhaltung letzterer. In Basel, wo ich lebe, kann an hundert Tagen im Jahr solar gekocht werden. Das bringt eine erhebliche Energieeinsparung. Zusammen mit einigen FreundInnen gründeten wir die ULOG-Gruppe und ein Jahr später den Förderverein GloboSol. Kurz darauf entstand ULOG Suisse Romande in Neuchâtel, und heute gibt es ähnliche Gruppen in Indien, im Sudan, in Burkina Faso und in Deutschland; weitere werden bald dazukommen.
Am meisgten Sonnenöfen gibt es heute in Tibet, und mit über 8.000 Öfen nimmt die Schweiz den zweiten Platz ein. Das heißt, daß in unserem Land von 900 EinwohnerInnen mindestens eine einen Solarherd besitzt, oder daß von 350 Familien mindestens eine mit Sonnenenergie kocht und bäckt.
Natürlich kann Sonnenenergie auch Prozeßwärme erzeugen. Unsere Freunde in Indien bauen momentan das erste Solarkrematorium. Auch die größte Solarküche steht in diesem Land. Sie versorgt seti zwei Jahren über 10.000 Menschen mit 2-3 gekochten Mahlzeiten täglich im spirituellen Zentrum "Brahma Kumaris" in Abu Road, Rahjasthan.
Ich bin jetzt 78 Jahre alt und werde langsam müde. Mit Freuden sehe ich, daß das begonnene Werk auch ohne mich weitergeht, und dafür bin ich von Herzen dankbar.