Solarenergie - Chance für Afrika

Ein anderer Lebensstil

Ulrich Oehler: Wie wir unseren Lebensstil ändern müssen, um die Welt zu verbessern

Mehr als 6 Milliarden Menschen bevölkern heute den Planeten Erde. Und auch wenn in den nächsten Jahren noch etliche Millionen dazu kommen, wird es genug Nahrung, Land und Wasser für alle haben, wenn wir den Segen gerecht verteilen.

Viele Völker leisten sich Prestigeprojekte wie modernst ausgerüstete Armeen, Raketenabwehrschirme und bewohnte Raumschiffe. Unser kapitalistisches Wirtschaftssystem basiert auf der Annahme, daß die Produktion jedes Jahr mehr wachsen muß als die Bevölkerung. Praktisch ist dies ein unkontrolliertes Wachstum, in der Medizin dem Krebs vergleichbar. Und dies geschieht auch in meinem Namen, denn ich bin Schweizer, Europäer und Weltbürger. Das macht Angst und erfüllt mich mit Sorge.

Eine Hälfte der Menschheit nimmt an diesem Wirtschaftswettlauf nicht teil. Diese Menschen leben vorwiegend in südlichen Ländern, wo Subsistenzwirtschaft vorherrscht. Im Gegensatz zu uns tragen sie Sorge zu den Ressourcen und erzeugen keine Müllberge. Aber sehr viele Menschen leiden unter Krankheiten, Hunger, Durst und Obdachlosigkeit. Was wir in den Industrieländern in maßloser Selbstüberschätzung vergeuden fehlt den Armen.

Und um dieses Mißverhältnis zu erhalten, wird in unseren Schulen und Bildungsstätten nicht darüber gesprochen. Unsere Kinder sollen darauf vorbereitet werden, künftig auch obige Spielregeln zu befolgen und teilzunehmen an der Ausbeutung des Planeten und seiner Geschöpfe, am "Terror der Ökonomie" (Viviane Forrester), den wir im christlichen Abendland entwickelt haben. Aber vor 2000 Jahren kam einer, welcher der heutigen Politik wieder ihren Sinn, ihren Geist und ihren Auftrag zurückgeben kann. Statt dessen aber sagen Christen in politischen Führungspositionen noch immer den geistlosen Satz, den sie von Otto von Bismarck übernommen haben: "Mit der Bergpredigt kann man nicht regieren". Als hätten sie es je probiert! (Franz Alt, in: "Der ökologische Jesus").

Wir brauchen einen neuen Lebensstil und ein neues Lebens-Ethos. Wo bisher Profit und Genuß an erster Stelle standen, sollen nun Nachhaltigkeit, Ökologie und Liebe stehen, denn Liebe ist das einzige, das wächst, wenn wir es verschwenden. - Jesus war viel radikaler als Karl Marx. Wenn wir ihn ernst nehmen, dann verändert sich alles in unserem Leben.

Auf dem Gebiet der Technik, welches uns hier besonders interessiert, bedeutet dies eine sukzessive Abkehr von fossilen Brennstoffen und Kernkraft bis hin zu Sonnenenergie, der einzigen, die praktisch unbeschränkt und gratis zur Verfügung steht und keine schädlichen Nebeneffekte hat. Aber auch alle anderen Wissenschaften erscheinen in völlig neuem Licht.

Die verschiedenen Gebiete werden zusammengefaßt unter dem Sammelbegriff ANGEPASSTE TECHNOLOGIE. Was alles dazu gehört wird ersichtlich aus dem beiliegenden Inhaltsverzeichnis des "Appropriate Technology Sourcebook", einer Microfiche-Bücherei der Universität von Stanford, USA. Sie enthält über 128.000 Seiten Text aus über 1000 Büchern und kann bei uns in Basel eingesehen und im Lesegerät gelesen werden. Dieses Wissen ist überlebens-notwendig für die Armen - und vielleicht schon bald auch für uns.

Deshalb muß Angepaßte Technologie (AT) in unseren Schulen und höheren Bildungsinstituten als Lehrfach eingeführt werden. Nur so kann dieses Wissen auch den Menschen in armen Ländern vermittelt werden; denn diese nehmen unseren Lebensstil zum Vorbild.