In Afrika wird überwiegend an offenen Feuerstellen gekocht. Um genügend Brennholz zu finden, sind die Menschen zum Teil mehrere Stunden am Tag unterwegs. Viele Stadtbewohner haben zudem noch nicht einmal Zugang zu Holz und müssen deshalb etwa bis zur Hälfte ihres Einkommens für Brennstoff ausgeben. Mit einem Solarkocher würde das Holzsammeln bzw. die hohen Kosten für Brennstoff wegfallen. Hier seien einige Geräte genannt, die herkömmliche Kocher in Afrika ersetzen könnten.
Boxkocher: Dieser einfache Kochertyp bietet den Vorteil, dass große Mengen langsam und gleichmäßig erhitzt werden können. Die Höhe der Temperatur - bis zu 150 Grad Celsius können erreicht werden - hängt ab von der Anzahl der Reflektoren und der Oberflächen-Neigung zur Sonne hin. Als Faustregel gilt, dass das Kochen mit einer Kochbox und einem Reflektor etwa doppelt so lang dauert wie mit einem herkömmlichen Ofen. Allerdings: In einem Boxkocher - einer Art Wärmefalle - bleibt das Essen nach dem Kochen warm und verbrennt nicht, deshalb muss es auch weniger überwacht werden. In einer Kochbox kocht das Essen auch dann, wenn nur 20 Minuten pro Stunde die Sonne scheint. Als Baumaterial kann sogar Pappe verwendet werden.
Parabolspiegelkocher: Die Parabolspiegelkocher bestehen normalerweise aus konkaven Platten, die das Licht auf dem Boden eines Gefäßes bündeln. Mit einem Parabolspiegel zu kochen, unterscheidet sich nicht wesentlich vom Kochen auf einer Herdplatte. Da die gebündelten Sonnenstrahlen auf den Boden des Kochgefäßes fallen, wird das Gefäß sehr heiß und kocht entsprechend schnell. Allerdings muss er hin und wieder nach der Sonne ausgerichtet werden. Bei unsachgemäßer Benutzung kann es zu Verbrennungen und Augenverletzungen kommen. Manche dieser Probleme wurden durch das Design von Dr. Dieter Seifert (Referent bei der Konferenz "Solarenergie für Afrika") jedoch verringert. Darüber hinaus hat Jochen Dessel gemeinsam mit Klemens Schwarzer und Bernd Hafner (ebenfalls Referenten bei der Solarkonferenz) ein Papillon entwickelt, der sogar fahrbar und klappbar ist. Außerdem sei an dieser Stelle der Scheffler-Reflektor (entwickelt von Referent Wolfgang Scheffler) erwähnt, der außerhalb beweglich angebracht, auch einen Kocher im Haus mit Sonnenenergie versorgen kann. Das Material für den Bau (z.B. Glasspiegel) ist nahezu überall erhältlich.
Mit allen Kochertypen ist es möglich, Wasser zum Kochen zu bringen und somit zu sterilisieren. Um Trinkwasser zu gewinnen, bedarf es dieser hohen Temperaturen aber nicht unbedingt. Für die Wasseraufbereitung gibt es noch viel einfachere Methoden - ebenfalls mit Hilfe der Sonnenenergie!
Die häufigste Methode, durch Bakterien und Viren verunreinigtes Wasser keimfrei zu machen, ist das Abkochen. Doch für dieses Prozedere wird viel Energie benötigt. Holz, Gas und Kohle sind den Afrikanern häufig zu kostbar, um große Mengen Wasser damit aufzubereiten. Bei der bestechend einfachen SODIS-Methode (Solar Water Disinfection) werden die Bakterien sowohl durch Wärme als auch durch die UV-Strahlen des Sonnenlichts abgetötet. Dadurch, dass beide Einflüsse gleichzeitig wirken, ist diese Methode sehr effizient: Um verschmutztes Wasser zu reinigen, wird es bei etwa 50°C für 60 bis 90 Minuten der Sonnenstrahlung ausgesetzt. Und so funktioniert's: Man nehme eine PET- oder Glasflasche und male die Rückseite mit schwarzer Farbe an. (Statt einer bemalten Flasche kann auch ein durchsichtiger Plastiksack benutzt werden, der auf eine schwarze Oberfläche gelegt wird.) Die Flasche wird dann mit Wasser gefüllt. Weil das Wasser gut mit Luft durchmischt sein muss, sollte es beispielsweise vor dem Abfüllen in einem Gefäß kräftig gerührt werden. Danach wird die verschlossene Flasche mit der durch-sichtigen Seite nach oben in die Sonne gelegt. Nach rund drei Stunden sind dank der Wärme im Innern und dank der Sonnenstrahlung die Bakterien und Viren abgetötet. Diese Methode wurde in Forschungslabors verschiedener Länder getestet. Die Resultate belegen laut Martin Wegelin vom Swiss Federal Institute for Environmental Science and Technology, dass sich mit SODIS gesundheitlich völlig unbedenkliches Trinkwasser gewinnen lässt.
Alain Bellhomo (Referent bei der Solarkonferenz) und sein Verein Kamerunscher IngeneurInnen und InformatikerInnen setzen sich für eine Sanierung von 500 verrotteten mit Diesel betriebenen Trinkwasserversorgungsanlagen in Kamerun ein. Diese sind nach 15 bis 20 Jahren heute außer Betrieb. Mit Hilfe der Solartechnologie entwickelte der Verein ein technisches Konzept, womit die Anlagen wieder in Betrieb genommen und dauerhaft genutzt werden können.
In Entwicklungsländern besteht ein großer Bedarf an Lebensmittel- und Medikamentenkühlung. Doch herkömmliche Kühlschränke sind in diesen Ländern Luxusgüter, und zum Betrieb benötigen sie eine elektrische Energieversorgung, die es oft nur in Ballungszentren gibt. Die Sonne aber scheint überall und liefert - besonders in südlichen Ländern - Wärme im Überfluss. Mit Hilfe eines Absorptionsaggregats und eines Parabol- Sonnenkollektors kann die Wärme in Kälte umgewandelt werden. Bei der Konferenz "Solarenergie für Afrika" wird deshalb ein Prototyp eines Solar-Kühlschranks vorgestellt: die Solarkühlbox. Den Erfindern der EG Solar ist es gemeinsam mit der Firma ZEO-TECH gelungen, mit Hilfe eines Kühlaggregats und eines Parabol-Sonnenkollektors solare Wärme stromlos in Kälte umzuwandeln. Das solare Kühlsystem ist in dieser Form eine Weltneuheit. Das mobile und preiswert herzustellende System besteht aus einem Kühlbehälter mit eingebautem Verdampfer, in dem sich als Kältemittel Wasser befindet. Dazu kommen eine Handvakuumpumpe, ein oder mehrere Behälter mit dem ungiftigen Mineral Zeolith, sowie einem ebenfalls von der EG Solar entwickelten Solarkocher. Etwa 84 Stunden bleibt die Kühlbox zwischen null bis sechs Grad Celsius kalt. Nach dieser Zeit kann der Zeolith-Behälter vom Verdampfer getrennt und durch einen frischen ersetzt werden. Die Vorteile: Die Anschaffungskosten für das Kälteaggregat sind wesentlich geringer als die Kosten für einen vergleichbaren Kompressor-Kühlschrank, der mit elektrischen Solarzellen betrieben wird (1.500 Euro). Und das Kälteaggregat ist so konzipiert, dass es ohne großen Werkzeug-Aufwand in den betreffenden Ländern hergestellt werden kann.
Wenn es abends dunkel wird, bedeutet das für die meisten Menschen in den Dörfern Afrikas auch das Ende der Geschäftigkeit. Das Flicken von Kleidern, Schreib- und Handarbeiten, Gemüse schälen, lernen oder lesen muss oft auf den nächsten Tag verschoben werden. Ohne Stromanschluss sind Lichtquellen rar gesät, die wenigen Kerosinlampen mit dem teueren Brennstoff rußen, verursachen Augenentzündungen, schaden der Umwelt. Eine Lösung dieser Probleme bieten Solarlampen mit Akku, die sich tagsüber aufladen und dann ohne Sonneneinstrahlung leuchten können. Auch diese werden bei der Solarkonferenz vorgestellt.
Solar Home Systeme sind Geräte, die ausreichend Strom für Kleinverbraucher (Lampe, Radio, s/w-TV, Wasserpumpe, Kassettenrecorder etc.) liefern. Nicht geeignet sind sie für die Versorgung von Elektroherden, Waschmaschinen, Kühlschränken, Fernseher etc. Durch diese Einschränkung und dem für afri-kanische Verhältnisse hohem Kaufpreis ist die Verbreitung von Solar Home Systemen in Afrika relativ gering. Dennoch besitzen die SHS enorme Vorteile. So spenden sie beispielsweise sauberes und helles Licht und können damit in Schulen, Krankenhäusern und in den Familienhaushalten die Zeit zum Lesen, Lernen und Arbeiten erheblich verlängern. Als Nebeneffekt machen sie die Nutzung gesundheitlich bedenklicher Petroleum- und Öllampen sowie den Gebrauch von Trockenbatterien überflüssig.
Die Weiterentwicklung des schon seit dem 19. Jahrhundert bekannten Stirling Motors ist eines der Kernstücke von Jürgen Kleinwächter (Referent bei "Solarenergie für Afrika"). Wer das Funktionsprinzip kennt, kann den so genannten "Sunpulse" für relativ wenig Geld und ohne High-Tech-Verfahren fast an jeder Stelle der Welt bauen. Mit dem Motor lässt sich ab Sonnenaufgang Wasser pumpen, kühlen und Strom erzeugen. Heute ist "Sunpulse" so weit ausgereift, dass er in Indien in Serienproduktion geht. Bereits Anfang der 90er Jahre hatte Kleinwächter zusammen mit dem Max-Planck-Institut zudem einen nahezu verlustfreien Speicher für Sonnenenergie in chemischer Form entwickelt. Sein auf Magnesium basierender Speicher bewahrt die Wärme über mehrere Monate oder sogar Jahre, die dann auf Knopfdruck abgerufen werden kann.