Es ist ein Teufelskreis: Gerade in den Gegenden, wo die Erde besonders karg ist, brennt die Sonne erbarmungslos. In Trockengebieten sind deshalb vor allem die Frauen tagtäglich viele Stunden damit beschäftigt, die zum Überleben notwendigen Rohstoffe Wasser und Feuerholz herbeizuschaffen. Sie benötigen das Holz vor allem, um für ihre Familien die täglichen Mahlzeiten zuzubereiten.
Vor Ort wird der Rohstoff Holz nach einer Weile knapp. Dadurch werden die Wege, die Tag für Tag zurückgelegt werden müssen, immer weiter und der Zeitaufwand immer größer. Für die Bewohner von Städten, die Brennmaterial kaufen müssen, verteuert sich das Holz erheblich.
Auch die Umwelt nimmt Schaden: Auf die Entwaldung folgt die Erosion und damit der Verlust dieses Bodens als landwirtschaftliche Nutzfläche - das lokale Klima wird noch trockener. Die Schadstoffbelastung in der Erdatmosphäre nimmt durch das millionenfache tägliche Kochen mit Holz zu. Rund zwei Milliarden Tonnen Holz werden jährlich weltweit verheizt - der größte Teil davon eben für das Kochen. Das ist ein Sechstel des Primärenergieverbrauchs - und macht damit einen größeren Anteil aus als Kernenergie und Wasserkraft zusammen.
Mit dem Zeitalter der Solarenergie könnten diese Probleme eigentlich der Vergangenheit angehören. Denn die Sonne liefert kostenlos und unbegrenzt eine saubere Energie. Diese Energie - mit entsprechenden Solar-Kochgeräten genutzt - ist eine Alternative zum Brennstoff Holz. Bisher sind die vielen Versuche, in Entwicklunsgsländern Solarkocher einzuführen, jedoch bis auf wenige Ausnahmen gescheitert. Sie konnten sich gegenüber den traditionellen Kochgeräten nicht durchsetzen.
Die Suche nach den Ursachen zeigt: Die realen Lebensbedingungen der Zielgruppen waren in der Vergangenheit häufig nicht Bestandteil der Projektkonzeption, oder die bereitgestellten Geräte entsprachen nicht ihren Bedürfnissen. Entweder waren die Modelle technisch nicht ausgereift oder kulturelle Eigenheiten bei der Zubereitung von Mahlzeiten wurden nicht berücksichtigt. So fehlte den Projekten die Akzeptanz der Nutzerinnen und Nutzer: Nach Projektende wurden die Solarkocher als Alternative meist aufgegeben.
Dabei könnte gerade in Trockengebieten der Einsatz von Solarkochern die lokalen Umweltprobleme entschärfen und global einen Beitrag zum Schutz der Erdatmosphäre leisten. Die Bundesrepublik Deutschland startete deshalb 1996 zusammen mit der Republik Südafrika ein Solarkocher-Pilotprogramm um viele der ungeklärten Fragen zu lösen. In einer großangelegten Feldstudie wurden verschiedene Solarkocher-Modelle von Familien und kleineren Institutionen getestet. Ziel war es, herauszufinden, unter welchen Rahmenbedingungen der Einsatz von Solarkochern für die Menschen in Entwicklungsländern interessant ist.
Die Anpassung der angebotenen Geräte an die Lebensumstände der Menschen - technisch, finanziell und kulturell - ist die Grundvoraussetzung dafür, dass Solarkocher erfolgreich eingesetzt werden können. Deshalb sollten mit der Feldstudie drei Fragen beantwortet werden:
Seit 1996 testeten 66 Familien und 15 Institutionen wie Schulen oder Kindergärten über ein Jahr lang verschiedene Kochertypen. Begleitet wurde die Felderprobung durch Studien über Kochgewohnheiten und Erfahrungen mit den Solarkochern. Natürlich wurde zunächst überprüft, ob die den Testfamilien angebotenen Kocher sich für traditionelle Gerichte überhaupt eigneten.
Die Kocher wurden in drei unterschiedlichen sozio-ökonomischen ländlichen Gebieten im nordwestlichen Teil Südafrikas getestet:
Insgesamt sind bisher 6 Mio. DM vom BMZ für das Projekt bereitgestellt worden. Im Haushaltsjahr 2000 hat der Projektetat durch das zuständige südafrikanische Ministerium eine Erhöhung um weitere 1,3 Mio. Rand (ca. 210.000 DM) erfahren. Für die letzte Phase wird das BMZ im Jahre 2001 das Vorhaben nochmals um 1 Mio. DM aufstocken.
Die Einsparung von Brennstoff lag im Durchschnitt bei etwa 40 %. In städtisch geprägten Gebieten bedeutet dies eine erhebliche Kostenreduzierung für die armen Haushalte. In ländlichen Gebieten wird vor allem auch Zeit für die Organisation und den Transport von Holz und anderen Energieträgern eingespart. Die vor Ort hergestellten Solarkocher kosten zwischen 60 und 300 DM und haben sich nach durchschnittlich zwei Jahren amortisiert.
Der Feldversuch hat gezeigt, dass Solarkocher dann von den Nutzern akzeptiert werden, wenn ihr Gebrauch an die vorliegenden Lebensverhältnisse angepasst wird. Dazu gehört allerdings auch, daß eine Massenproduktion erreicht wird, um entsprechend niedrige Verkaufspreise zu erzielen. Nur dann ist ein Markterfolg dieser Geräte und damit ihre großflächige Verbreitung möglich.
Derzeit erarbeitet und erprobt das Projekt gemeinsam mit lokalen Herstellern und Händlern Konzepte der kommerziellen Markteinführung und Verbreitung. Ein Erfolg würde für die Menschen vor Ort eine Einsparung an Zeit und Geld bedeuten. Sie können eine Energiequelle nutzen, die ihnen immer kostenlos zur Verfügung steht. Auch die Zahl der Unfälle wie Verbrennungen und Kerosinvergiftungen, die vor allem Kinder treffen, nähme ab. Darüber hinaus können durch lokale Produktion und lokalen Vertrieb neue Arbeitsplätze entstehen.
Die intensive Nutzung von Solarkochern hätte auch einen positiven Effekt auf die Umwelt: Werden nur 5% der jährlich für das Kochen benötigten Holzmenge durch Solarkocher eingespart, entspricht dies dem Teil des jährlichen Energieverbrauches der Bundesrepublik Deutschland, der im Kfz-Sektor durch Benzin gedeckt wird.