Der Kocher entstand auf Grund der Erfahrungen mit dem LAZOLA-Sonnenofen-Projekt, das ich in den Jahren 1998 und 1999 in Südafrika durchführte.
Der Vorschlag, in Südafrika einen Solarkocher Workshop zu geben, war durch Herrn Oehler, Basel (Ulog), an mich heran getragen worden. Herr Oehler und eine seiner Mitarbeiterinnen hatten zwei Jahre zuvor in einer kleinen Xhosa-Siedlung am Rande der Draakensberge in der Eastern Cape Province einen solchen Workshop durchgeführt. Von dem dortigen Partnerverein, Voleca, einer Freiwilligen-Initiative kam die Bitte, diese Arbeit noch einmal zu vertiefen, da eine hohe Motivation der Menschen bestehe, Solarkocher zu erwerben.
Mir kam dieser Vorschlag gelegen:
Ich beabsichtigte jedoch, die Kocher nicht – wie bisher zumeist üblich – weitgehend von Hand und in Einzelfertigung zu bauen sondern mit preiswerten Kleinmaschinen in größeren Stückzahlen. Zu diesem Zweck veränderte ich auch die Ulogkocher-Konstruktion, so dass die Kocherteile mittels Schablonen usw. mit den Kleinmaschinen sehr passgenau in Kleinserien gefertigt werden konnten. Ein zweites wichtiges Element meines Konzepts war, die Kocher nicht, wie üblich, mit handwerklichen Laien zu bauen, sondern bereits ausgebildete Schreiner zu schulen.
Da Ulog sich meinem Konzept nicht anschließen konnte und sich auch nicht in der Lage sah, mein Vorhaben finanziell zu unterstützen, finanzierte ich 1998 und 1999 je einen fünfwöchigen Workshop mit Spenden von Freunden. Am ersten Workshop (Okt./Nov.’98) nahmen vier Schreiner und drei Ungelernte teil, darunter eine Frau. Der Transfer des erforderlichen Know-How klappte sehr gut und die ersten Kocher sowie die damit gekochten Speisen erweckten in der näheren Umgebung großes Aufsehen. Im Vergleich mit einem (bis dahin noch ungebrauchten) Ulog-Kocher, der im Vergleichstest nur 130° heiß wurde, erbrachten unsere Kocher Temperaturen von über 160°.
Aus privaten Gründen konnte ich das Projekt nicht länger persönlich betreuen. Unter den Teilnehmern war ein weit überdurchschnittlich befähigter Schreiner, den ich mit der Leitung der Werkstatt betraute. Dem Projekt gaben wir den Xhosa-Namen LAZOLA (s. www.lazola.de).
Schon bald zeigten sich erste Probleme mit dem Absatz der Kocher. Obwohl teils stark subventioniert, schienen die Einheimischen (selbst Vereinsmitglieder) weit weniger Interesse dafür aufzubringen als vorher beteuert worden war.
Um dem Projekt einen neuen Anschub zu geben, führten der Werkstattleiter und ich ein Jahr später einen weiteren fünfwöchigen Workshop durch. Vor allem sollten Frauen, die sich um die weitere Verbreitung der Kocher kümmern wollten, die Montage der vorgefertigten Kocherteile erlernen. Aber wieder zeigten sich schon bald nach meiner Abreise ähnliche Probleme wie ein Jahr zuvor. Nicht lange danach verließ der Werkstattleiter das Projekt, so dass auch ich es nicht mehr für sinnvoll fand, es weiter zu fördern. Die Werkstatt wurde im kleinen Stil von zwei Mitarbeitern für allgemeine Schreinerarbeiten weitergeführt.
Ein Grund für das Scheitern des Projekts war seine regionale Beschränkung. Versuche, eine überregional arbeitende, einheimische NGO, die ökologische Ziele verfolgte, zur Kooperation zu gewinnen, scheiterten, obwohl sich der dortige Regionalbeautragte der GTZ darum bemühte.
Es gibt jedoch noch weitere landesspezifische Gründe für die mangelnde Akzeptanz der Kocher: In Südafrika sind noch – im Gegensatz zu vielen anderen Entwicklungs-ländern – Alternativen zum nicht mehr vorhandenen Brennholz zugänglich, vor allem Paraffin; zudem ist die Bevölkerung zumeist nicht so arm. Und viele, besonders besser Situierte, verwenden Gas oder möchten eine Mikrowelle haben.
Auch meine Erwartung, dieses Projekt könnte Beispiel-Charakter für andere Länder haben, erfüllte sich nicht: In weniger entwickelten Ländern wäre das Einrichten ver-gleichbarer Werkstätten und die Materialbeschaffung viel schwieriger als in Südafrika.
Neue Motivation, mich erneut für die Verbreitung von Boxkochern einzusetzen, erhielt ich vor zwei Jahren durch eine Begegnung mit Prof. K. Schwarzer. Der Gründer und Leiter des Solarinstituts Solar Global, Jülich betonte, er sehe eine große Zukunft für Boxkocher, wenn neue Wege zu ihrer Fertigung und Verbreitung beschritten werden. Seine Impulse schienen mir sehr einsichtig:
Auf der Basis dieser Impulse ging ist erneut an die Arbeit. Den ersten - noch sehr verbesserungsbedürftigen - Blechkocher konnte ich auf der Solarkochertagung 2001 in Burghausen vorstellen. Inzwischen hat der Blechkocher viele weitere Entwicklungs-stadien durchlaufen. Dank des Rates unterschiedlicher Fachleute und Freunde ist der Kocher nun serienreif. Der neue Kocher entspricht nicht nur allen von Prof. Schwarzer genannten Kriterien. Er ist auch sehr handlich, weitgehend verschleißfrei und erbringt eine für Boxkocher hervorragende Wärmeleistung.
Ursprünglich war daran gedacht gewesen, den Kocher mit in das Altöttinger Kocher-programm aufzunehmen, da er eine gute Ergänzung zu den Parabolspiegelkochern darstellt. Inzwischen konnte in der Nähe von Paderborn ein sehr günstiger Hersteller gefunden werden, der mit hochmodernen Maschinen die Bausätze fertigt. (Anfang des Jahres wurde die erste Serie von 100 Stück produziert.)
Es schien deshalb sinnvoller, auch Lagerung, Vormontage oder Montage und Ver-sand der Kocher von Paderborn aus zu bewerkstelligen. Eine Paderborner Werkstatt für Langzeit-Arbeitslose hat diese Aufgabe übernommen.
Parallel dazu wurde im März 2003 die LAZOLA Initiative zur Verbreitung solaren Kochens e.V. gegründet, die sich die Verbreitung dieses Kochers zum Ziel gesetzt hat.
Im neuen LAZOLA-Kocher lassen sich dank einer neuartigen Kombination der Nut-zung von Wärmestrahlung und Wärmeleitung Speisen wesentlich schneller erhitzen als in bisherigen Boxkochern.
Kocher mit geschwärzter Innenwanne erhitzen, wie unter 1. beschrieben, das Kochgut überwiegend mittels Wärmestrahlung. Dagegen erfolgt die Wärmeübertragung beim neuen LAZOLA-Kocher dank der eingelegten Kochplatte vorwiegend durch die wesentlich effektivere Wärmeleitung:
Auf Grund der direkten Wärmeübertragung (Wärmeleitung) von der Kochplatte auf den Topfboden können auch helle Töpfe verwendet werden, sofern sie einen schwarzen Deckel haben. Dann ergibt sich immer noch eine Leistungssteigerung gegenüber dem herkömmlichen Kocher (mit schwarzen Töpfen) um 25 %.
Je mehr die Kochplatte von zwei oder gar drei Töpfen zugestellt wird, umso weniger kann der Vorteil der Kochplatte zum Tragen kommen. Aber selbst wenn die Kochplatte von drei Töpfen weitgehend verdeckt ist, erbringen helle Töpfe im neuen Kocher immer noch die gleiche Leistung wie schwarze Töpfe im herkömmlichen Kocher.
Bei schwarzen Töpfen wäre sie immer noch etwa 10% besser. Trotzdem kann auf die Anschaffung schwarzer Töpfe verzichtet werden.
Die Lazola-Initiative ist überzeugt, dass der neue Kocher dank seiner Vorteile geeignet ist, die Akzeptanz für Solar-(Box)kocher zu erhöhen. Insbesondere eignet er sich dazu , ihn in Entwicklungsprojekten in kleineren Stückzahlen zu testen. Auch dieses Modell wird mit Akzeptanzproblemen zu kämpfen haben. Angesichts der immer wei-ter zunehmenden Knappheit an fossilen Brennstoffen besteht jedoch die Hoffnung, der neue LAZOLA-Kocher könne die Bereitschaft, sich zum Kochen auf Solarenergie umzustellen, erhöhen.
Zwei Strategie-Konzepte stehen bei dem Einsatz für die Verbreitung von Solarkochern einander gegenüber: Weitgehende Produktion der Geräte im Lande versus Lieferung der Geräte oder ihrer Teile aus Industrieländern.
Wenn es gelingt, mit attraktiven Kochern zu erschwinglichen Preisen deren Akzeptanz unter der Bevölkerung zu erhöhen, kann durch Montage der Kocher vor Ort gleich viel oder gar mehr Arbeit geschaffen werden als durch im Land gefertigte Kocher in kleineren Stückzahlen.
Vor allem für das Testen der Akzeptanz in Pilotprojekten scheint das zweite Konzept geeigneter zu sein. Zu diesem Zweck kann der Lazola-Kocher in Stückzahlen von 5 oder 10 Stück teilmontiert auf einer Europapalette geliefert werden. Fertige Kocher in größerer Stückzahl zu versenden, ist aus Kostengründen wegen des dann größeren Platzbedarfs nicht empfehlenswert.
Die Lazola Initiative beabsichtigt nicht, eigene Projekte durchzuführen. Vielmehr bietet sie Vereinen, Gruppen und NGOs, die in der Entwicklungshilfe tätig sind, bei der Bereitstellung der Kocher ihre Dienste an.